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jederzeit von der über ihm stehenden Kontrolkommission in Wien zurecht­gewiesen werden fann, ein wahrhaftes Organ der Partei geschaffen

worden.

Wir empfehlen das Abonnement auf dasselbe. Braunschweig- Wolfenbüttel, 9. September 1869.

Der Ausschuß der sozial- demokratischen Arbeiterpartei: Im Auftrage W. Bracke jr."

Die Annoncengebühren waren mit 2 Thlr. beigeschlossen; trotzdem ift die Veröffentlichung der Annonce nicht erfolgt, weshalb der Eigen­thümer des Sozial- Demokrat", Hr. v. Schweizer , hiermit öffentlich aufgefordert wird, die sofortige Insertion der bereits bezahlten Annonce zu veranlassen.

Braunschweig , 10. Sept. Bolling hat schon über unsere Agi­tation in Staßfurt am 27. vor. Mts. berichtet. Wir gaben uns na­türlich mit den damaligen Resultaten durchaus nicht zufrieden, sondern veranstalteten in Gemeinschaft mit Bremer auf Sonntag den 4. ds. eine abermalige Versammlung. Bei dieser Gelegenheit war es denn auch, daß sich die Agitationsmanier der Hrn. Lübkert, Grändorf und Ge­nossen völlig entpuppte. Wenn ich auch von dem am 27. vor. Mts. zu­fällig in Staßfurty anwesenden Hurlemann von Halberstadt , schon An­deutungen erhalten hatte, so glaubte ich denn doch nicht, daß die Art des Agitirens jener Herren eine solch gemeine, politisch heruntergekom­mene sein könne. Zwischen Halberstadt und Staßfurth hatte ich mich am 27. vor. Mts. mit mehreren älteren Leuten in unserem Coupé über die beste Form des Staates unterhalten und zeigte ihnen, daß sich die Gesammtheit wie der Einzelne jedenfalls am Besten bei einer republi­fanischen Verfassung befinden würde. Der anwesende Hr. Hurlemann schnappte das auf und entwickelte Abend's nach der Versammlung in einem Privatgespräch zwischen Lübkert, Grändorf und mir, ich hätte unterwegs schon partikularistische Tendenzen entwickelt. Einige Tage nachher, wenn ich nicht irre, in Kochstedt , suchte er unsere Partei als den politischen Wauwan in der Weise darzustellen, daß er sagte: Uns sähe die Revolution zu allen Knopflöchern heraus". Kleiner Real­tionär in der Westentasche, Sie wollen sich vermessen, bei dem Fort­bestand der heutigen Staatsverfassung eine gründliche Verbesserung der Lage des Arbeiterstandes zu erzielen?

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Nun, daß die in Staßfurth ertheilten Lehren ganz derselben Natur gewesen sind, beweist uns das Auftreten der Arbeiter bei Gelegenheit unserer Agitation am 4. ds. Mts. in Staßfurth.

Bremer von Magdeburg , welcher mit dort war, erhielt nur mit Mühe das Wort zur Eröffnung. Als ich sprechen wollte, entstand ein folcher Tumult, daß es mir nicht möglich war, durchzudringen. Ich jah, wie 2-3 Leute von Tisch zu Tisch rannten und ihre Kollegen Maurer und Zimmerer animirten, jedes weitere Sprechen von nun an unmöglich zu machen. Noch eine Weile, und unser Vorsitzender löfte die Bersammlung auf.

Darauf begann denn die Privatagitation und bei dieser Gelegenheit entwickelte mir gegenüber unser Vorsitzender( ein Zimmermann), Graf Bismarck, das sei der Mann des Voltes, der habe den Arbeiterstand noch nie bedrückt, wir seien nur Partitularisten, wollten den abge­dankten Fürsten wieder auf den Thron helfen, indem wir eine Revolu­tion anzettelten. Auf meine Frage, ob er denn das ,, Arbeiterlese= buch" und die indirekten Steuern" von Lassalle schon gelesen habe, antwortete er mir, ,, daß er sich jest erst Laffalle's Werke bestellt habe". Das ist Lübkert's" Material, womit er seinen Zukunftsstaat auf­

bauen will.

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Hrn. Bremer fagte im Verlauf des Gesprächs ein Maurer fast das­felbe und fügte er noch hinzu: Was thun wir mit allen Vereinigungen, die haben uns Nichts genützt und werden uns Nichts nützen unser König Wilhelm soll uns vertreten.

Profit Herr Lübkert! ich gratuliere!

Da ficht es denn doch in Groß- Ottersleben und Magdeburg ein wenig beffer aus.

Bei der Agitation am 5. und 6. ds. Mts. an diesen Orten ge­wahrte ich einen männlichen, selbstständigen Sinn. Die Leute hat man nicht nöthig zu gängeln, da denkt so ziemlich Jeder für sich, und am allerwenigsten sind sie geneigt, in Denen Partikularisten und Aehnliches zu erblicken, die die Wege des Hrn. von Schweitzer nicht wandeln wollen, der den Arbeitern vorschwindelt, er zeige ihnen die Wege, welche Laffalle eingeschlagen haben würde.

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Wir waren nicht zum letztenmal in Staßfurth, und werden auch noch Gelegenheit finden, den Leuten von dort zu beweisen, daß bei uns teine Organisation im Sinne eines Leo Fränkel herrscht, daß aber mit Maurer- und Zimmerstrikes allein die Arbeiterfrage noch nicht ge= Töft ist. ,, diese Strikes zögen aber doch die Arbeiter

Herr Lübkert meinte,

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in unsere Bewegung herein"." Gut! das gestand ich ihm zu, fragte aber, was dann? Herr Lübkert ist mir die Antwort noch schuldig.

Bonhorst.

Reichenberg in Böhmen , 12. September. Am 8. ds. Mts., Nach­mittags 3 Uhr hatte im Garten des hiesigen Feldschlößchens", also unter freiem Himmel", eine Voltversammlung statt. Gegenstände der Tagesordnung waren: 1) das allgemeine und direkte Wahlrecht; 2) Coalitionsfreiheit; 3) Verkürzung der Arbeitszeit; 4) Preßfreiheit; 5) freies Vereins- und Versammlungsrecht.

der um 3 Uhr sich bereits als zu flein erwies. Der Garten und die Schon um 2 Uhr strömte das Volf nach dem Versammlungsplatze,

deren ruhiger Ernst die Größe der Bedeutung einer Versammlung des Volkes anzeigte. Mindestens 3500 Männer waren anwesend.

Um 3 Uhr eröffnete Hr. Krosch die Versammlung. Seine Begrü­ßungsrede, in welcher er die Bedeutung des Tages hervorhob, bewirkte die tiefste Ruhe, worauf der Genannte der Versammlung die Vorsitzen­den vorschlug, welche mit Afflamation gewählt wurden.

Hierauf bestieg Hr. Mühlwasser aus Brünn die Tribüne und überbrachte der Versammlung die herzlichsten Grüße von den Brünner Arbeitern, die mit donnernden Hochs auf dieselben entgegengenommen wurden. Der Redner besprach dann den ersten Punkt der Tagesordnung: das allgemeine und direkte Wahlrecht. Seine überaus gehaltvolle, für Freiheit und Recht glühende Rede ward häufig durch stürmische Hochs unterbrochen. Bei Verlesung der von Hrn. Mühlwasser abgefaßten Re­folution, die der Hr. Regierungskommiffär als ,, Wünsche" dargestellt ver­langte, entstand eine bedeutende Bewegung; die Resolution wurde je­doch, nachdem der Redner erklärt, daß derartige Beschlüsse doch nur Wünsche sein könnten, da uns die Macht abgehe, sie als Gesetz einzu­führen, einstimmig angenommen.

Den zweiten Punkt der Tagesordnung: die Coalitionsfreiheit, be­sprach Hr. Krosch aus Reichenberg. Er setzte der Versammlung die Bedeutung derselben auseinander. Nachdem er noch Einiges über die Abkürzung der Arbeitszeit gesprochen, erschien Hr Rüdt aus Leipzig , mit stürmischen Hochrufen begrüßt. Derselbe entschuldigte sich, augen­blicklich auf eine Rede nicht vorbereitet zu sein, doch habe er öfter Ge­legenheit, zu den Arbeitern zu sprechen und kenne die gerechten Wünsche derselben. Auch sein Vortrag wurde häufig von Hochs unterbrochen, und als er die Tribüne verließ, wollten die begeisterten Zurufe tein Ende nehmen.

Für Preßfreiheit, freies Vereins- und Versammlungsrecht sprachen abwechselnd die Herren Mühlwasser, Rüdt und Krosch. Aber auch unfre Gegner hatten ihre Helden gegen uns ins Feld geschickt. Ein Herr aus Prag , der sich der Versammlung als Journalist vorstellte, entschuldigte fein Auftreten mit bedecktem Kopfe dadurch, daß er nicht gekommen sei, um Höflichkeiten zu sagen, sondern um für Freiheit und Recht zu sprechen. Diese Worte riefen allgemeine Begeisterung hervor: man er­wartete nichts Geringeres als einen amerikanischen Freiheitshelden zu hören. Doch bald erkannte die Versammlung den wahren Jakob, und der Ruf: Schweigen!", verbunden mit Unruhe hinderten den überdies sehr plumpen Redner am Weitersprechen; auch schien es uns fast, daß er nur hergekommen sei, um Unruhe hervorzurufen, in der Voraus­setzung, dadurch die Auflösung der Versammlung herbeizuführen. Doch die Menge merkte das, und nach seinem Abtreten war die Ruhe angen­blicklich hergestellt.

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Von den Herren Krosch, Rüdt und Mühlwasser wurde dem Herrn Journalisten tüchtig heimgeleuchtet. Als die Resolution zur Abstim­mung gebracht wurde, erhoben sich Aller Hände für dieselbe mit Ausnahme des Prager Journalisten; nicht einmal feine Collegen hatten den Muth, bei der Gegenprobe gleich ihm die Hand zu erheben, der in der Versammlung herrschende Geist hatte sie niedergeschmettert.

Noch will ich der 13 telegraphischen Depeschen erwähnen, die wäh­rend der Versammlung eintrafen, darunter eine in czechischer Sprache. So endete unsere Volksversammlung seit 21 Jahren die erste in Reichenberg. Die edelsten Gefühle für Freiheit und Recht wurden in der Brust der Theilnehmer owie der Wunsch wachgerüfen, recht bald wieder in einer Versammlung den höchsten Gütern der Menschheit: Frei­heit und Gerechtigkeit, Ausdruck zu geben.

Mit fozial- demokratischem Gruß Wenzel Groß. Nachträglich ist uns durch Herrn Krosch brieflich mitgetheilt worden, daß der sozialdemokratische Verein zu Reichenberg schon 500 Mitglieder zähle, was uns mit großer Freude erfüllt. Glück auf! Die Red.

Mühlheim am Main . Ich zeige hiermit den Parteigenossen freudig an, daß sich hier auch eine Mitgliedschaft der sozial- demokratischen Ar­beiterpartei gegründet hat und steht unsere Sache hier vortrefflich. Wir werden Alles aufbieten, um in hiesiger Gegend unserer Partei neue An­hänger zuzuführen und von Schweizer , Tölcke und Genossen die Arbeiter zu befreien. Haustein gibt sich zwar viele Mühe, Schweitzer den Anhang zu erhalten, es wird ihm aber Nichts müßen, wir kommen vorwärts trotz Schweitzer- Tölcke. Auf zum Kampf! hoch lebe die Sozial-­Demokratie. Ph. Schäfer, Cigarrenarbeiter. on Crimmitschau , 9. Sept. Die gestrige Hauptversammlung des Bolksvereins hat einstimmig beschlossen, den Glauchauern brieflich und ferner im Demokratischen Wochenblatt" zu erklären:

Die Forderungen der sächsischen Lehrerversammlung zu Meerane , so wie sie in der Glauchauer Petition ausgesprochen werden, sind eben so vollberechtigt, als sie für den wahren Volksstaat unentbehrlich sind.

Einer Petition an die sächsische Ständeversammlung aber kann sich der hiesige Volksverein nicht anschließen, da er nach gemachten früheren Erfahrungen, sowie nach der neueren Zusammensetzung des sächsischen Landtags, sich nicht den geringsten Erfolg davon versprechen zu können

meint.

Allen Parteigenossen wird dagegen empfohlen, in Vereinen und Versammlungen, wie durch die Presse, zur Verbreitung der Meeraner Beschlüsse beizutragen, um die Massen des Volkes flar darüber zu Ganz besonders mit Bezug auf unsere Landesversammlungsbeschlüsse mit der darauf folgenden Wahlenthaltung, ist allseitig dagegen gestimmt

machen.

und Sin Oxsite nach nhenhin au pergenden.