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Chemnitz . Die ,, Freie Zeitung" unterläßt in feiner Nummer auf solche Leute zu schimpfen, die es gewagt haben sich der gräflichen Diktatur zu widersetzen und in Folge dessen von dem damaligen Präsident des Lassalleschen allgem. deutschen Arbeitervereins, Fritz Mende , abfielen. So gefiel fich diese Zeitung vor einiger Zeit darin, zu erklären, ein gewisser Nendel und der Unterzeichner dieses Berichts hätten einen Diebstahl an Mende's Eigenthum begangen, weshalb Herr Mende gegen uns flagbar werden würde, was er auch ausgeführt hat. Es wird nun endlich Zeit, dem Publikum den ganzen Sachverhalt klar vorzulegen: Das Erste was ich in dieser Angelegenheit der Deffentlichkeit gegenüber thun will, sei die Veröffentlichung folgenden Briefes, den ich an Herrn Mende schrieb, ,, Chemnitz , den 5. Juli 1869.
datirt:
Herr Mende!
Sie haben sich erlaubt in der vorletzten Nummer Ihrer Freien Zeitung" mich als Dieb zu erklären und ich bin über die darin ausgestoßenen Gemeinheiten hinweggegangen, weil ich vermuthete, Sie seien falsch unterrichtet gewesen und würden in der nächsten Nummer Ihren Irrthum eingestehen, aber es ist mir heute von sehr glaubhafter Seite erzählt worden, daß Sie in derselben ihre gemeinen Ausfälle wiederholt haben und dieselben Beschuldigungen gegen mich ausgestoßen haben. Ich muß Ihnen deshalb einige Aufklärungen geben.
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Ich bin am 4. Juni Mittags 12 Uhr 20 Minuten mit dem Eisenbahnzuge von Leipzig nach Chemnitz gefahren, habe vorher meine, aber nur meine Kleidungsstücke eingepackt, aber Nichts von Jbrem soge= nannten Eigenthum mitgenommen, dafür habe ich Zeugen, und das mußten Sie wissen, als Sie die zweite Verläumdung gegen mich losließen! Nichts destoweniger fuhren Sie in gewohnter Weise fort zu schimpfen, und hätte ich nicht schon am 28. Juni Klage gegen Sie erhoben, ich wäre heute nicht mehr im Stande, es zu unterlassen. Am 5. Juni haben die Herren Nendel und Röthing, die wenigen von Ihnen zurückgelassenen, von mir erst angelegten Aften eingepackt und die zum Sekretariat doch wohl gehörigen Utensilien mit verpackt, wovon der Rest erst am 9. Juni hier anfam, in einer Kiste, in welcher sich allerdings die von Ihnen als unersätzlich bezeichneten Zeitungen befanden, die sich aber noch hier befinden und die Sie zurückerhalten werden. Die Schuld, daß diese Zeitungen mit hierher gegangen sind, trägt Herr Röthing, der, ohne sie erst herauszunehmen, sie darin ließ und andere Sachen darauf legte.
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Ich kann Ihnen aber auch das Recht nicht einräumen, Hrn. Nendel zum Dieb machen zu wollen, denn sowohl er als ich und Alle, die Sie näher kennen, wissen, daß Sie mit dem Worte ,, Eigenthum" wohl recht zu prahlen verstehen, ein solches aber nicht besitzen. Wenn aber die von Ihnen genannten Utensilien der Frau Gräfin von Hazfeldt ge= hören sollten und nicht dem Sekretariat bei welchem sie doch durchaus vorhanden sein müssen so konnte das wenigstens Herr Nendel nicht wissen, da Sie bei Ueberführung der Aften nach Berlin , doch wohl auch ein Inventarienverzeichniß mitgenommen haben, welches, wenn es in Leipzig gewesen wäre, Nendel sofort überzeugt haben würde, worin Ihr Eigenthum bestand, und er würde sich gehütet haben, dasselbe anzugreifen.
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Röthing beschuldigt mich in seiner sogenannten Vertheidigung, einen Brief unterschlagen zu haben, der mich angewiesen hätte, die von Ihnen mir übersandten 50 Thlr. der Hauptkasse aus Ihren Mitteln leihweise zu übergeben, er habe nun zwar die 50 Thlr. von mir erhalten, aber feinen Brief. Hier hat er allerdings Recht, denn ich muß hierbei Ihrem Gedächtniß noch einmal zu Hülfe kommen und Sie daran erinnern, daß Sie in dieser angelegenheit keinen Brief geschrieben haben, und daß Sie der Hauptkasse teine 50 Thlr. geliehen haben. Es hat mir vielmehr die Frau Gräfin v. Hatzfeldt einen Fünfzigthalerschein übergeben, über welche ich ihr Quittung von Röthing behändigt habe alles andere ist mündlich abgemacht worden und Sie haben jeden Falls erst Kenntniß von den 50 Thlen. erhalten, als Ihnen die Frau Gräfin nach Berlin nachgereift war.
Ich bin, wie ich höre, ferner von Ihnen beschuldigt worden, Zeitungsberichte unterschlagen zu haben, das ist ebenfalls eine Lüge. Es find seit dem 25. Juni, feit welchem unser Verein nichts mehr mit nen zu thun hat, hier über Leipzig zwei Berichte eingegangen, diese gabe ich zurückgeschickt, weil unser Verein mit Ihrer Zeitung ebenfalls nichts mehr zu thun hat.
Herr Mende! Sie haben einige Arbeiter zum Kampfe wider Ihre Prahlerei und Schimpferei herausgefordert, diesen Arbeitern steht zwar fein gräfliches Geld zu Gebote, aber dafür etwas Besseres: ihre Ehrlichkeit, und es werden deshalb wohl auch diese Arbeiter den Kampf mit Ihnen aufnehmen können!
Kann ich Sie durch diese Zeilen nicht dazu bewegen, in der nächsten Nummer Ihrer Zeitung Ihre Lügen zu widerrufen, so wähle ich abermals, wie Sie, den Weg der Oeffentlichkeit, unbeschadet der gegen Sie schon eingereichten Klage. Friedrich Schultheiß.
Auf diesen Brief habe ich nicht nur keine Antwort bekommen, es hat im Gegentheil die Freie Zeitung" sich ebenfalls noch nicht entschließen können, ihre Schimpfereien gegen die Arbeiter einzustellen, die sich von der Schweitzer- Mende Hatzfeldt - Partei losgesagt haben. Deßhalb habe ich mich entschlossen, obigen Brief zum Abdruck bringen zu lassen. Zum besseren Verständniß für solche Arbeiter, die nicht mit den oben erwähnten Vorgängen vertraut sind, will ich noch bemerken, daß erwähnter Herr Heinrich Nendel von Herrn F. Mende als Vice- Präsident eingesetzt war, und zwar mit allen ihm selbst zustehenden Rechten und Befugnissen. In diese Zeit des Vice- Bräfidiums fällt die Berleauna des
Sekretariats nach Chemnitz und es mußten selbstverständlich die zum Sekretariat gehörigen Aftenstücke, Schreibmaterialien 2c. mit hierher genommen werden; und diese Gegenstände behauptet Hr. Mende aus feinen Mitteln angeschafft zu haben und beschuldigt Herrn Nendel und da ich mit der Berwaltung des Sekretariats betraut war des Eigenthumsvergehens!
mich
Das Resultat der von beiden Seiten angestrengten Prozesse werde ich nach deren Beendigung in diesem Blatte mittheilen
an
Friedrich Schultheiß. Leipzig , 12. September. Unser ,, Tageblatt" enthält heute Folgendes: In dem Arbeiterbildungsvereine zu Dresden hat sich ein wohlthätiger Umschwung der Stimmung vollzogen. Unter der Leitung des Herrn Vahlteich war derselbe mehr und mehr zum Spielball volksparteilicher, nunmehr sozial- demokratischer Umtriebe herabgefunken, bis daß, gelegentlich der Theilnahme einiger seiner Mitglieder am Eisenacher Arbeitercongreß, die Mehrheit, wie man sagt unter Führung des recht strebsamen Tischlers Hendel, sich gegen ein weiteres Eingeben auf die rein politischen Absichten der Herren Bebel , Liebknecht 2c. ver wahrte und es jetzt durchgesetzt hat, daß der Verein wieder seinen unpolitischen Bildungszwecken zurückgegeben ist. Es ist mit Sicherheit zu erwarten, daß alle die Lehrkräfte, welche sich ihm, gewidert durch das politische Treiben, entzogen hatten, sich fortan ihm wieder willig zu Gebote stellen werden. Wir erwarten daß die Dresdner Parteigenossen im Bildungsverein drin bleiben und den Kampf mit aller Energie weiter führen. Ganz anders ist die Rolle, welche der Arbeiterbildungsverein zu Leipzig spielt. Unser" sozial republikanischer Drechsler scheint die Mitglieder des hiesigen Vereins als willenlose oder doch wenigstens als durchaus fügsame Werkzeuge behandeln zu dürfen, denn das ,, Demokratische Wochenblatt" erzählt selbst in naivster Aufrichtigkeit, daß ,, mit den Mitgliedern des Arbeiterbildungsvereins zusammen die Zahl der Partei genossen sich hier bereits auf mehr als 300 beläuft." Die Leipziger Stadtverordneten werden also bei Berathung des nächsten städtischen Haushaltplans sich zu vergegenwärtigen haben, was sie thun würden, wenn sie den Myrmidonen des sozialrepublikanischen Achilles wieder Zuschuß aus städtischen Mitteln verwilligen wollten. Die Zuschüsse besorgt der unerschöpfliche Revolutionsfonds des Herrn Ladendorf und ähnlicher Capitalisten viel nachhaltiger als Leipzigs Stadtrath es könnte!"
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Der hiesige Arbeiterbildungsverein erhält aus städtischen Mitteln 200 Thater Unterstützung für Bildungszwecke jährlich, diese will der nationalliberale Angstphilister genommen sehen, er findet unzweifelhaft zur Unterstützung dieses Wunsches zahlreiche Glaubensgenossen im Stadt verordneten- Collegium. Wir werden sehen, was Letztere seiner Zeit machen, der Verein wird im geeigneten Zeitpunkt seinen Standpunkt zweifellos darlegen und eine materielle Beihülfe, die er eher, wie vers schiedene andere, sogenannte Bildungszwecke verfolgende Institute, bean spruchen kann, nicht leichthin preisgeben. Das Lob, das dem Arbeiters bildungsverein Dresden gezollt wird, mag diesem zeigen, wem er mit seinem Beschluß einen Gefallen gethan. Was die Herren National liberalen unter sogenannten„ unpolitischen Bildungszwecken" meinen, hat der Leipziger Arbeiterbildungsverein kennen gelernt. Die Mitglieder sollen sich als Statisten bei Volksversammlungen und als Stimmvich bei Wahlen im Interesse der Nationalliberalen benutzen lassen. lange der Leipziger Arbeiterbildungsverein vom Nationalliberalismus sich nasführen ließ, war er liebes kind" und wurde gebührend gelobt, Bebel wurde damals, gleich dem ,, strebsamen" Tischler Hendel für den ,, streb samen Drechsler" erklärt, jetzt ist die Titulatur eine andere- so ändern sich die Zeiten.
SO
Briefkasten. Wiesbaden : Anonyme Einsendungen können nicht berücksichtigt werden. Mehrere Artikel von B., Y., S. u. s. w., sowie Berichte aus Dresden , Eisenach , Buckau , Lugau , Nürnberg , Frankfurt , Höchst u. f. w. sind für das nächste Blatt zurückgestellt. Sozial- demokratischer Arbeiter- Verein zu Braunschweig . Sonnabend, am 18. September, Abends 8 Uhr im„ Odeon": Deffentliche Mitglieder- Versammlung.
1) Die Nothwendigkeit der internationalen Einigung der Gewerkvereine und Arbeiterschaften. Vortrag von H. Ehlers.
2) Der Congreß der internationalen Arbeiterassoziation zu Basel . Referent C. Lüdecke.
3) Bericht über das Fortschreiten der Organisation der sozial- demofratischen Arbeiterpartei von W. Brace jr.
4) Allgemeine Mittheilungen.
Montag, den 20. September, Abends 8 Uhr im„ Odeon": Gefchloffene Mitgliederversammlung.
1) Die Einrichtung der Vereins- Caffenverwaltung durch C. Walter. 2) Bericht der Revisions- Commission.
3) Besprechung über das auf Sonntag, den 24. Oftober c. festgesetzte Stiftungsfest der Arbeiterpartei.
4) Vereinsangelegenheiten aller Art. Braunschweig , 14. Septbr. 1869.
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Der Vorstand.
Das Barteiorgan Der Volksstaat" wird vom 1. Oktober ab von mir für 15 Sgr." frei ins Haus besorgt. Bestellungen werden bei Bonborst, Wendenstraße 30 und W. Brace, H. Brüdern 9 ange Die 3 Sgr. Bringerlohn, welche in diesem Preise enthalten
nommen.
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