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Beilage zum Demokratischen Wochenblatt Nr. 41.

Der internationale Arbeiter- Congreß.

( Fortsetzung aus dem Hauptblatt.)

Murat( Paris  ) spricht von den Polizeichitanen und Verfolgungen, denen die Mitglieder der Internationalen in Paris   und überhaupt in Frankreich   zu begegnen haben. Einen Bericht über Sektionen könne er nicht geben, da deren Bildung nicht erlaubt sei. Desto eifriger be­theiligten sich die französischen   Arbeiter als persönliche Mitglieder an der In­ternationalen, wie schon daraus erhelle, daß sie eine Menge von Vertre­tern nach Basel   geschickt hätten. Er beschwert sich darüber, daß der Reveil" eine sehr verläumderische Korrespondenz über die Internationale Bewegung in Spanien   speziell über den Strike in Barcelona   gebracht habe. Es werde darin gesagt, der Strike sei von den Anhängern der Königin Jfabella mit Hülfe der englischen Fabrikanten, die die spanische Industrie schädigen wollten, in Szene gesetzt worden und die Internatio­nalen hätten sich mißbrauchen lassen.

Farga( Barcelona  ) bemerkt, daß der ,, Reveil" nur die Lügen der spanischen   Blätter wiederholt habe, also wahrscheinlich getäuscht sei. Die spanischen   Arbeiter seien nicht für Isabella, und würden dies bei Gelegenheit durch die That beweisen. Was den Strike anbelange, so gehörten die Arbeiter, welche ihn gemacht, den Internationalen gar nicht an.

Becker berichtet für die Genfer   Sektion und die Centralgruppe deutscher Sprache. Die Genfer   Sektion war die erste auf dem Kontinent, fie wurde schon 1864 gegründet, und hatte den besten Fortgang; da die Organisation in Deutschland   selbst sehr schwierig war, so gründete man die Centralgruppe deutscher Sprache, um den Deutschen   einen Krystalli­sationspunkt außerhalb zu geben. Im Frühjahr 1866 hatte die Gruppe bereits 45 Seftionen in Deutschland  , die aber durch den Krieg theilweise zerstört wurden. Die Settionsgruppe unterstützte die von der Nürnberger  Majorität vertretene Bewegung, welche im Eisenacher   Kongreß ihren Triumph vollendete.

Es bestehen in Deutschland  , der Schweiz   und dem Ausland fol­gende Sektionen: Newyork  , Genf  , Zürich  , Basel  , Lachaurdefond, Murten  , Berdun, Lützelflüth, Eptingen  , Binningen  , Brünn  , Wiener Neustadt  , Lör­ rach  , Hüningen  , Solingen  , Magdeburg  , Wien  , Graz, Elberfeld  , Pest, Temeswar  , St. Francisto, Paris  , Leipzig  , Dresden  , Berlin  , Braun­ schweig  , Asch, Barmen- Elberfeld  , Köln  , Nürnberg   und Fürth  , über 3600 Briefe und 26 verschiedene Agitationsschriften wurden geschrieben und

berbreitet.

Nach den Privatmittheilungen eines belgischen Delegirten hat die Internationale Arbeiterassoziation   in Belgien   folgende Preßorgane: 1) Internationale," amtliches Centralorgan ,,, Au Cygne Grand' Place," Brüssel  ( ein Mal wöchentlich).

2) ,, Le Mirabeau," Organ der Sektion Verviers  ( zwei Mal per Monot).

3) ,, De Werker," Organ der Sektion Antwerpen  ( einmal die Woche).

Dazu kommen noch die ,, Liberté" in Brüssel  , welche, von Mitglie­dern der Internationalen redigirt, alle Mittheilungen der Internatio­nale" aufnimmt, und ,, Le Devoir  ," der die Mittheilungen der Sektion Lüttich   empfängt.

Grosselin berichtet über mehrere Genfer   Sektionen.

Quinche über die Baseler   Bandweberei und deren Strike. Er be­merkt, daß sie die ,, Segnungen der Republik" erfahren hätten. Wären die Arbeiter nicht klüger gewesen, als die Kohlengräber von Seraing  , so wären auch sie niedergeschossen worden. In Folge der schweren Be­drängniß, in welche die Sektion durch den Strite gerieth, wurde sie von 300 auf 32 Mitglieder reduzirt. Die Zahl ist aber wieder im Steigen und hat sich bereits verdoppelt. Die Gesellschaft hat noch vom Strike her 500 Fr. Schulden, für die Schuldscheine, rückzahlbar auf Neujahr, ausgegeben sind. Redner bemerkt, daß die Baseler Bandweber darauf rechnen, daß ihre internationalen Collegen ihnen diese Last theilweise ab= nehmen werden.

Flahaut berichtet für die Marmorarbeiter von Paris  . Das alte Lied aller franzöfifchen Delegirten: Schmachvolle Polizeibrutalität auf der einen, schmachvollere Bestechungsversuche auf der anderen. Abwech­selnd Drohungen und Schmeicheleien. Die Papiere der Marmorarbeiter wurden gewaltsam von der Polizei weggenommen, die Kasse nur durch Zu­fall von den Diebsfingern gerettet. Jetzt, sagt Redner, tämpfen wir für das ist aber nicht unser letztes Ziel: wir Ver­

eine Lohnerhöhung

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treter der französischen   Arbeiter find hergekommen, um unseren Brüdern zu zeigen, daß wir nicht entartet sind, daß wir fest stehen zu der Fahne der Sozial- Demokratie. Und wir geben unser Wort: die französischen  Arbeiter werden mit ihrem Leben für ihre Prinzipien einstehen.

Barlin, Mitglied des ehemaligen Ausschusses der Internationalen Arbeiterassoziation  in Paris  ( derselbe wurde bekanntlich vor Jahren aufgelöst und die Mitglieder, auch Barlin, zu achtmonatlichem Gefängniß verurtheilt), theilt mit, daß die Auflösung des Ausschusses das Signal zu einem massenhaften Eintritt der Pariser   Arbeiter in die Internationale Arbeiterassoziation   gab. Die Internationale Arbeiterassoziation   zählt gegenwärtig weit mehr Mitglieder als vorher, und zwar sind dieselben schaften: die Gesellschaft für das Studium der Sozialwissenschaf­

ten( Cercle d'Études Sociales) und die Gesellschaft der Vereinigten Arbeiter( Société des Travailleurs Unis).

Neumayer berichtet für die Sektion Wiener Neustadt  ; sein Be­richt umfaßt die ganze österreichische Arbeiterbewegung die Unter­drückungsversuche Seitens der Regierung und der Bourgeoisie, den jugend­frischen Geist der Arbeiter, die sämmtlich auf dem Boden der Internatio= nalen stehen. Redner fordert am Schluß Bakunin   auf, seinen Einfluß auf die slavischen Arbeiter zu benutzen, um ihnen die panslavistischen und pfäffischen Neigungen auszutreiben.

Bakunin   verspricht dies thun zu wollen.

Flocquet berichtet über die Sektion Locle.

Applegarth erstattet Bericht über die Thätigkeit der Internationalen Arbeiterassoziation   in England und überhaupt über die dortige Arbeiter­bewegung. Zunächst beschreibt er die Einrichtung der Trades Unions. Seine eigene Gesellschaft", die der Zimmerleute, wurde 1860 mit 20 3weigen gegründet. Jetzt hat sie 230 3weige in dem Vereinigten Königreich   und zwei in Amerika  , mit zusammen 9500 Mitgliedern und einem Fonds von 17,000 Pf. St. Seit ihrem Bestehen hat die Gesell­schaft 30,000 Pi. St. ausgegeben für Krankenunterstützung, Unterstützung im Fall der Arbeitslosigkeit, Hilfe in Unglücksfällen, Förderung der Auswanderung, Unterstützung von invaliden Arbeitern, nach ihrer Wahl entweder auf einem Brett 100 Pf. St. oder eine wöchentliche Unterstützung von 5, 7 oder 8 Sch. Aehnlich sind alle Trades Unions organisirt. In neuerer Zeit sind die Trades Ünions auch mehr als bisher in die politische Bewegung eingetreten. Der Sieg der letzten Reformbewegung ist wesentlich den Trades Unions zu verdanken, die das ganze Gewicht ihres Einflusses, ihrer 800,000 Mitglieder in die Wagschale der Reform­liga warfen. Redner spricht dann von den Gewerkverbrechen"( Trade outrages) in Sheffield  , der vom Parlament angeordneten Untersuchung, die ein für die Trades Unions so günstiges Resultat lieferte, von den Bestrebungen der Trades Unions, gesetzlichen Schutz zu erlangen. Zum Schluß fordert Applegarth die Arbeiter des Continents auf, sich mehr mit praktischen Maßregeln als mit theoretischen Luftgebilden zu beschäf= tigen und erklärt im Namen seiner ,, Gesellschaft" und der übrigen Trades Unions, daß er nach Basel   gekommen sei, um eine Allianz der englischen Trades Unions mit den kontinentalen Gewerksgenossenschaften( sociétés de résistance) anzubahnen. Es ist eine Verleumdung, daß wir eiser­süchtig seien auf die ausländischen Arbeiter. Wir haben verstanden, daß wir unsere Interessen nur im Bunde mit unseren Brüdern auf dem Kontinent zu wahren vermögen. Und daß die englischen Arbeiter dies begriffen haben, ist wesentlich das Verdienst der Internationalen Arbeiter­ assoziation  ."

( Anknüpfend an die Rede Applegarth's kann ich mittheilen, daß die Kommission über die Gewerksgenossenschaftsfrage Vorschläge behufs inter­nationaler Verbindung der Gewerksgenossenschaften ausarbeitet, die ohne Zweifel die Zustimmung des Congrejjes erlangen werden.)

Verlesung der Namensliste. Schluß der Sitzung Abends 63 Uhr.

Basel  , 9. Septbr.

Die heutige Vormittagsfitzung wird um 9 Uhr eröffnet. Nach verschiedenen geschäftlichen Mittheilungen berichtet Brismée, daß die Mandatprüfungs- Commission, welche zu diesem Zweck sämmtliche deutsche   Delegirten zugezogen hatte, das Mandat Goegg's vollständig in der Ordnung befunden hat und über die( ganz frivole) Anklage einiger Genfer   Mitglieder zur Tagesordnung übergegangen ist.

Im Namen der Commission, welche über die Einrichtung der fünftigen Congresse eine Richtschnur auszuarbeiten hatte, erstattet nun Robin Bericht. Vorgeschlagen ist: Der Congreß beginnt den ersten Montag im Monat September, Vormittags 9 Uhr. Ein provisorisches Comitee, gewählt von der Lokalsection, hat vom Samstag an bis zur definitiven Constituirung des Bureaus zu fungiren, und die Mandate in Empfang zu nehmen, Namen und Adresse der Delegirten aufzu­zeichnen.

Montag Vormittag 9 Uhr erste Sitzung: Wahl einer Commiffion, bestehend aus zwei Mitgliedern jeder Nationalität, welche sofort die Mandate zu prüfen hat. Mandate, die bei der Verlesung eine Bean­standung Seitens der Mitglieder erfahren, werden an die Commission zurückgegeben. Nach Verification der Mandate erfolgt Constituirung des Bureaus, bestehend aus 1 Präsidenten, 1 Vicepräsidenten und je 3 oder 4 Sekretären der verschiedenen Sprachen. Hierauf Ernennung der Commissionen über die 6 Monate vorher von dem Generalrath auf die Tagesordnung zu setzenden Fragen. Eine Commission wird niedergesetzt für die Correspondenz des Congresses und eine weitere für die administra­tiven Angelegenheiten. Für die Commissionen über die Principienfragen haben die Mitglieder sich selbst zu defigniren. Die auf der Tagesordnung stehenden Fragen gehen allen anderen vor.

Montag Nachmittag werden die Berichte verlesen. Ueber diese darf aber nur in den Administrativsizungen( Morgens) discutirt werden. Berichte, deren Verlesung mehr als 10 Minuten erheischt, werden von der Correspondenz- Commission abgekürzt( resumirt). Aus einem Land oder von einer Gruppe kann nur Ein Bericht verlesen werden.

Jeden Abend haben die Commissionen zu sitzen, denen auch die ein­gelaufenen Denkschriften zu überweisen sind.

Dienstag bis Samstag von 9-12 Uhr Administrativsitzungen. An