wendige Hülfe von den Arbeitern Rouen's  , der Nachbarorte und von Paris   verschaffte. Gegen Ende Dezember wandte sich das Rouener Comité an den Generalrath, in einem Augenblicke äußerster Noth in den englischen Sißen der Baumwollindustrie, beispiellosen Elends in London   und allgemeinen Drucks in allen Produktionszweigen. Dieser Zustand dauert bis zu diesem Augenblick in England fort. Troß so durchaus ungünstiger Umstände glaubte der Generalrath, daß der eigenthümliche Charakter des Rouener Konflikts die Englischen   Arbeiter zu besonderen Anstrengungen aufstacheln würde. Es war dies eine große Gelegenheit, den Kapitaliſten zu beweisen, daß ihr inter­nationaler Industrie- Krieg, geführt durch Niederschrauben des Arbeitslohns, bald in diesem Lande, bald in jenem sich endlich brechen werde an der internationalen Vereinigung der Arbei­terklassen. Die englischen Arbeiter antworteten unserm Aufruf sofort durch einen ersten Beitrag für Rouen  , und der Londoner  Centralrath der Trades'- Unions beschloß mit uns ein Monstre­meeting zu Gunsten der normännischen Brüder zu berufen. Die Nachricht vom plötzlichen Aufhören des Sotteville- Strikes verhinderte weiteres Vorgehen.

Für den materiellen Fehlschlag dieser ökonomischen Revolte entschädigten große moralische Resultate. Sie warb die Nor= männischen Baumwoll- Arbeiter für die revolutionäre Armee der Arbeit, gab den Anstoß zur Stiftung von Trades'- Unions zu Rouen  , Elboeuf, Darnetal u. s. w., und besiegelte von Neuem den Bruderbund zwischen den englischen und französischen   Arbeiter­klassen. Während des Winters und Frühlings 1869 blieb un­sere Propaganda in Frankreich   gelähmt durch die 1868 erfolgte Unterdrückung unsres Pariser Comités, die Polizeichikanen in den Departements und das überwältigende Interesse der allge­meinen Wahlen.

Die Wahlen waren kaum vorüber, als zahlreiche Strifes ausbrachen in den Minendistrikten der Loire  , zu Lyon   und an vielen andern Plätzen. Die startgefärbten Phantasiegemälde von der Prosperität der Arbeiter unter dem zweiten Kaiserreich verschwammen wie Nebelbilder vor den ökonomischen Thatsachen, welche diese Kämpfe zwischen den Kapitalisten und Arbeitern an's Licht brachten. Die Forderungen waren so bescheiden und so unabweisbar, daß sie nach einigen oft schamlosen Ver­suchen des Widerstands alle eingeräumt werden mußten. Es war durchaus nichts Auffallendes an diesen Strikes außer ihrer plötzlichen Explosion nach scheinbarer Windstille, und der Ge­schwindigkeit, womit sie Schlag auf Schlag einander folgten. Dennoch war die Ursache davon handgreiflich einfach. Während der Wahlen hatten die Arbeiter sich mit Erfolg aufgelehnt wider ihren öffentlichen Despoten. Was natürlicher, als sich nach den Wahlen aufzulehnen gegen ihre Privat- Despoten?

Die Wahlen hatten die Geister in Bewegung gesetzt. Es ist in der Ordnung, daß die Regierungspresse, bezahlt wie sie ist für Verfälschung der Thatsachen, den Schlüssel fand in den geheimen Commandoworten des Londoner General- Raths, der seine Emisfaire von Ort zu Ort schickte, um den vorher ganz und gar zufrieden gestellten französischen   Arbeitern das Geheim­niß zu offenbaren, daß es ein böses Ding ist, überarbeitet, unterzahlt und brutal behandelt zu werden. Ein französisches Polizeiorgan, welches in London   erscheint ,,, l'International", enthüllt der Welt in seiner Nummer vom 3. August die ge­heime Triebfeder unserer heillosen Thätigkeit.

,, Das sonderbarste, sagt es, ist, daß den Strifes ver­ordnet wurde in solchen Ländern auszubrechen, wo das Elend noch weit davon entfernt ist, sich fühlbar zu machen. Diese unerwarteten Explosionen kamen so außerordentlich gelegen für einen gewissen Nachbar Frankreichs  , der gerade Krieg zu be= fürchten hatte, daß viele Leute sich fragen, ob diese Strikes nicht vorfielen auf Verlangen eines auswärtigen Macchiavelli, der sich die Gunst dieser allmächtigen Gesellschaft zu er= ringen wußte." Zur selben Zeit, wo dieser französische  Polizeiwisch uns anklagte, die französische   Regierung zu Haus mit Strikes zu belästigen, um dem Grafen Bismarck die Last eines auswärtigen Krieges abzuwälzen, deutete ein Rhein­preußisches Fabrikantenblatt an, wir erschütterten den Nord­ deutschen Bund  

mit Strikes, um die deutsche Industrie zum Vortheil fremder Fabrikanten lahm zu legen.

Die Verhältnisse der Internationalen zu den französischen  Strikes werden wir nun beleuchten an zwei Fällen von einem typischen Charakter. In dem einen Fall, dem Strike von St.  ­Etienne   und dem folgenden Massacre bei Ricamari, wird die französische   Regierung selbst nicht mehr wagen irgend eine Ein­mischung der Internationalen zu behaupten.

In den Ereignissen zu Lyon   war es nicht die Internatio­nale, welche die Arbeiter in Strikes warf, sondern umgekehrt waren es die Strikes, welche die Arbeiter in die Arme der Internationalen warfen. ( Fortsetzung in der Beilage.)

Die Untersuchung des Lugauer Gruben­ Unglücks  .

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, Gerade zur rechten Zeit so schreibt man der ,, Bör­ senzeitung  " aus Dresden   mitten in die noch andauernde Aufregung über das Burgfer Unglück hinein welche Auf­regung durch die ungeschickte öffentliche Erklärung der Burgker Administration neue Nahrung erhalten hat kommt das neueste Heft( das 8. des laufenden Jahres) der von D. Schwarze herausgegebenen ,, Allgemeine Gerichtszeitung" und und bringt die Untersuchung wider den Betriebsdirector Müller zu Lugau   we­gen fahrlässiger Tödtung. Actenmäßige Zusammenstellung der Untersuchungsergebnisse vom Staatsanwalt Stöckel zu Chemnitz  : Am 4. Juli 1867 war der einzige Schacht auf dem Kohlen­werke ,, Neue Fundgrube" zu Lugau   eingestürzt und hatte 101 Bergleute lebendig begraben. Bergleute lebendig begraben. Von Anfang an wurde laut ausgesprochen, daß der Einsturz des Schachtes Folge einer Verschuldung einzelner Grubenbeamten sei. Man behauptete dies so allgemein, und namentlich sprachen sich die Bergleute so energisch gegen den Betriebsdirector Müller aus, daß die Staatsanwalt­schaft sich veranlaßt fand, nähere Erörterungen anzustellen( nicht erst wie in Burgt nach 3 Wochen), und die Verhaftung des Director Müller am 5. Juli zu verfügen, hauptsächlich um ihn vor dem tobenden Volke zu schützen." Im Laufe der Un­tersuchung wurden nicht weniger denn 59 Zeugen vernommen: Obersteiger, Steiger, Zimmerlinge, Bergarbeiter und Alle fag­ten, mit alleiniger Ausnahme des Obersteigers, aus, daß der Schacht in schlechtem Zustande, Zimmerung, Wandruthen und Einſtriche stark verfault, die Wandruthen theilweise so schwammig gewesen seien, daß man habe hineingreifen fönnen. Schon einen Monat vor Einsturz des Schachtes haben Zimmerlinge den Director Müller auf den schlechten Zustand der Zimme rung aufmerksam gemacht. Der Direktor aber habe geantwortet, diese hielte noch lange. Seit 3 Wochen habe man eine Sen­kung der Erdstriche wahrgenommen, die am Tage des Einsturzes 6-7 3oll betragen habe. Ein Steiger Kröder, der 6 Jahre Oberzimmerling, dann 2 Jahre Steiger gewesen, sagte aus: das Holz sei faul gewesen; vor 4-6 Wochen seien 5 Wand­ruthen herausgenommen worden, die so faul gewesen, daß man sie mit der Hand habe förmlich zerquetschen können. Schon seit einiger Zeit habe er, Zeuge, abgehen wollen, weil, wenn ein­mal ein Unglück geschehe, Jeder verloren sei. Es habe an Allem gefehlt, und nur immer gefördert werden sollen. Habe man den Director darauf aufmerksam gemacht, daß im Schacht gebaut und reparirt werden müsse, so habe er keine Antwort gegeben und sei zur Thür hinausgegangen. Endlich habe der Director die wiederholten Meldungen und Warnungen doch nicht länger ignoriren können, die schadhaften Stellen besehen und die Einziehung neuer Wandruthen angeordnet. Das habe aber nur an Sonntagen geschehen sollen, um den Betrieb nicht zu stören und am Sonntag vor dem Unglück habe man ange= fangen, sei aber unter der Stelle des Einsturzes nicht fertig gewor den. Weiter oben sei gar nichts geschehen. Der Oberzimmer­ling Gößoldt sagt aus: er habe sich vom schlechten Zustande des Schachtes überzeugt nnd auch dem Steiger Krüger pflicht­gemäß Anzeige gemacht, dem Director nicht. Das Holz der Zimmerung sei stark angefault gewesen, wahrscheinlich in Folge der falschen Wasserleituna. In Folge der faulinen Reichaffe