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nicht allein zeitgemäß sondern verdient auch von den Arbeitern unterstützt zu werden. An der Spitze dieser Liga steht Dixon, eines der Parlamentsmitglieder für Birmingham . Ihre Forderungen sind: 1. Die Lokalbehörden sollen gesetzlich gezwungen werden für hinreichenden Schulraum für die Kinder der respek tiven Lofalitäten zu sorgen. 2. Die Kosten sollen durch Lokalsteuern und Zuschüsse aus der Staatskasse gedeckt werden. 3. Alle Schulen, die durch Lokalsteuern erhalten werden, sollen von den Lokalbehörden verwaltet werden, aber unter der Aufsicht von Regierungsinspektoren stehen. 4. Der Schulunterricht soll von jeder religiösen Glaubenslehre getrennt sein. 5. In allen Schulen, die durch Steuern erhalten werden, muß der Unterricht unentgeltlich sein. 6. Schulzwang für Alle, die nicht nach weisen können, daß sie anderweitig eine gute Erziehung ge= nießen. Ein Jahre langer Kampf ist geführt worden, um auf diesem Standpunkte anzukommen. Früher weigerten sich Alle, die nicht zur Staatskirche gehörten, den Staat mit der Erziehung zu beauftragen, weil man die Versuche der verschiedenen Regierungen so auslegte, als seien es einfache Vere suche der Proselytenmacherei. Der Streit ward nur zwischen der staatskirchlichen Aristokratie und der außerhalb der Staatskirche stehenden Bourgeoisie geführt; die Arbeiter, die sich größten Theils weder für die eine noch die andere Glaubensformel intereffirten, hatten nichts zu sagen. Heute haben sie etwas zu sagen und behaupten, daß es die Pflicht des Staats ist, dafür zu sorgen, daß jedes Kind Schulunterricht erhält, und daß die Religion eine reine Privatsache ist.
Eine dritte Liga ist die Arbeiter- Liga, deren Hauptzweck ist, Arbeiter ins Parlament zu wählen. Noch schmeicheln fich Viele mit der Hoffnung, daß ihnen die radicale Bourgeoisie behülflich sein wird, Arbeiter- Berteter ins Parlament zu schicken, die Erfahrung wird sie bald eines bessern Belehren. Arbeiter werden ins Parlament kommen, wenn sie Forderungen stellen, die Bright und seine bürgerlichen Anhänger nicht gutheißen können, und dieses wird nicht lange auf sich warten lassen.
Die Aussperrung( Lockout) der Kohlen gräber in South Yorkshire , die über sechs Monate gedauert hat, ist vorüber; die Kompagnie hat nachgeben müssen. Die Zimmer Leute von Blackburn stehen schon seit sechs Wochen aus, sie wollen ihre Arbeitszeit von 54 Stunden die Woche auf 49 Stunden herabgesetzt haben. Die Londoner Zimmerleute und andere Geschäfte haben versprochen sie zu unterstützen.
Die Eisenbahnarbeiter von England, Wales und Schottland sind eingeladen Delegirte zu einem Kongreß zu schicken, der sich am 4. Oktober versammeln soll, um die Trümmer der vor einiger Zeit zusammengebrochenen Association zu reorganisiren. Eine der Fragen ist: Anschluß an die Internationale Arbeiter- Association.
( Einem Privatbriefe an einen unsrer Parteigenossen entnommen.) New- York , den 7. September.
Die Flugblätter habe ich erhalten, und wenn ich Ihnen nun meine Meinung über die Revolution, die sich wirklich überraschend schnell vollzogen hat, sagen soll, so sei es durch die Versicherung, daß ich sowie alle meine Bekannten, die mit den deutschen Parteiverhältnissen bekannt sind, wahrhaft erfreut, ja begeistert sind bei dem Gedanken, daß endlich die deutschen Brüder sich von dem Despotenjoche, den drückenden Fesseln der Orthodorie und Autorität befreit, emporgerungen haben aus der schmählichsten Knechtschaft zur Freiheit der Selbstbestimmung. Geschwunden ist der unglückselige, grundübelhafte Vertrauenswahn. Durch einen Wust von Deuteleien und Verdrehungen dranget Ihr zur Wahrheit vor, tratet der Schlange den Kopf entzwei und zeigtet, daß auch die größte Schlauheit und Heuchelei entlarvt wird, daß das Volk mannbar ist und sich selbst bestimmen kann. Mag die Schlange sich noch winden und durch die krampfhaften Zuckungen ihres Leibes den Unwissenden weiß machen wollen, sie sei noch die alte, unnahbareder Verständige wird wissen, daß mit Vernichtung der Gift
zähne( der Unfehlbarkeit) ihr der Todesstoß versetzt worden ist. Nicht lange wird es daher dauern, daß der Hader schwindet, die Zwietracht aufhört, die Spaltung sich zur vollkommenen, starten, thatfräftigen Einheit verwandelt, denn die verkörperte Lüge und Scheinheiligkeit ist ja getödtet, für immer in ihr schwarzes Nichts zurückgeschleudert.
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In der Geschichte der Arbeiterbewegung wird der Eisenacher Congreß mit goldenen Lettern verzeichnet stehen. Denn durch ihn ist die deutsche Arbeiterpartei endlich geworden, was sie zwar immer zu sein vorgab, nämlich demokratisch. Nur wenn man schon innerhalb der Partei die Grundsätze, mit welchen man den Staat revolutioniren will, unverfälscht zur Geltung bringt, ist es denkbar, daß die Führer ehrlich und die große Masse der Arbeiter fähig sind, am Tage der Entschei dung sich des Staatsruders zu bemächtigen und endlich den Rechten der Arbeit die Herrschaft zu behaupten.
Der Eisenacher Congreß ist endlich aber noch von der weittragendsten Bedeutung gewesen dadurch, daß er die deutsche Arbei terpartei auf's Engste an die Grundsätze und das Wesen der Internationalen Arbeiter- Association angelehnt hat. Das Gefühl der Zusammengehörigkeit mit den Leidensgenossen aller übrigen Kulturländer wird den deutschen Arbeitern einen idealen Jmpuls und ein erhöhtes Selbstbewußtsein verleihen. Im Augenblick, wo auf dem Congreß zu Basel der Vertreter der deutschen Arbeiter dem Sendboten der National- Labour- Union die Hand reichen wird zur Verbrüderung der deutschen und amerikanischen Arbeiter, wird die Sonne der Zukunft in voller Glorie leuchten. Denn mit ehernem Gewicht drücken die Gesetze alle Arbeiter auf dasselbe Niveau herab. Aber mit der selben Energie wird man sich organisiren und der internationalen Macht des Kapitals die internationale Macht der Proletariervereinigung entgegensetzen.
Diese Verbindung wird bedeutungsvoller für die Cultur der Menschheit sein, als das Werk der Legung des elektrischen Kabels durch den Ozean.
Der jüngst zu Philadelphia stattgefundene Congreß der National- Labour- Union hat, wie Sie wahrscheinlich schon in der ,, Arbeiter- Union" gelesen haben werden, höchst bedeutsame Beschlüsse gefaßt, welche bei unsern Parteiverhältnissen viel Aufsehen erregen, trotzdem die Arbeiterpartei keine besondere Vertretung im Congreß hat. Es ist höchst wahrscheinlich, daß diese Beschlüsse in der nächsten Congreßßißung eine Gährung und Zersetzung der Parteien hervorrufen werden. Am schlechtesten werden dabei die Republikaner wegkommen; denn ihre Partei ist vernichtet, sobald das neue Geldsystem des Senators Kellogg , welcher das Hartgeld verurtheilt als den Krebsschaden unserer socialen Mißstände und an Stelle desselben ein nationales Papiergeld gesetzt wissen will, Aussicht auf Verwirklichung hat. Nun fragt es sich zwar immer noch, ob die republikanische Partei mit Grant den letzten Präsidenten durchgebracht hat. Allein die Politik seines Finanzsecretärs, welche das Land mit Steuern überlastet und auf alle mögliche Weise das Geld des Landes nach Washington zu ziehen sucht, um es von dort mit vollen Händen und vollständig systemlos an die Bondsinhaber auszutheilen, nur um der Caprice willen, die Vereinigten- Staaten- Schuld Hals über Kopf zu decken, mag darüber das Land seufzen, mögen alle Geschäfte brach liegen und die empfindlichste Arbeitslosigkeit herrschen diese Politik, die Bummelei des ,, Roßkammpräsidenten" selbst, dem das Herumvagabundiren im Lande besser gefällt als die Cabinetssitungen, und der sich über den Tod einer Bestie seines Marstalls mehr Sorgen macht als über die wichtigsten Staatsgeschäfte, feine entschiedene Mißbilligung der Arbeiterbewegung( wie von einem Busenfreunde des großen" Stewart nicht anders zu erwarten) und die Erfolglosigkeit in der auswärtigen Politik bringen die republikanische mäßigkeitlerische Beamtenherrschaft so ziemlich dahin, wo sie hingehört, nämlich zum Teufel. Und die vielleicht noch um einige Grade elendere Partei der Herren Demokraten beutet dies natürlich auf ächt satanische Weise aus und benutzt die Zwischenzeit eifrig um einen Gouverneur nach dem
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