So komme man immer auf den Saz: der jetzige Staat muß be­seitigt und durch den Volksstaat ersetzt werden."

Applegarth( London  ) reicht folgende Vorschläge ein: 1) Da das gegenwärtige Zeitalter der Konkurrenz, in welchem die Arbeitgeber sich nicht nur in gewagte Spekulationen und unso­lide Finanzpläne einlassen, um zur Erlangung von Kontrakten Konkurrenten zu überbieten, sondern auch in vielen Fällen die Arbeiter eines Landes gegen die eines anderen benutzt werden dieser Zeit ist die Verbreitung von Trades- Unions zum Schutz der Arbeiter zur absoluten Nothwendigkeit in jedem Lande ge­worden, und ist die Föderation der Gewerke aller Nationen zur unumgänglichen Bedingung der Zeit gemacht;

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2) da die Interessen der Arbeit auf der ganzen Welt die gleichen sind: so möge der Kongreß, da er die Interessen des gesammten Arbeiterstandes repräsentirt, darauf hinwirken, daß die Mitglieder der verschiedenen Industriezweige, gleichviel ob Männer oder Weiber, Trades: Unions bilden, falls unter ihnen noch keine Vereinigung zu ähnlichem Zwecke besteht.

3) Der Kongreß möge die Gewerkschaften aller Nationen auffor­dern, sich zu einem Gewerkschaftsbunde zu vereinigen, und dieselben veranlassen, brieflich oder durch monatlichen Austausch von Berichten sich in Verbindung zu setzen und einander jede mögliche Auskunft über Lohnfäße, Arbeitsstunden und die all­gemeinen Bedingungen zu ertheilen, unter denen in jedem Lande die Arbeiter beschäftigt werden.

4) Der Kongreß möge beschließen, daß die verschiedenen Sektionen der Internationalen aufgefordert werden, bei der Bildung von neuen Vereinen behilflich zu sein und daß die Sektionen und der Generalrath veranlaßt werden, einander bei der Beschaffung von Adressen der Gesellschaften, so wie der Uebersetzung von Mittheilungen behilflich zu sein.

5) Der Kongreß möge beschließen, daß Seitens der Internatio­nalen A. A. die Errichtung von Schiedsgerichten, welche die Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitern beilegen sollen, in die Hand genommen werde. Sodann wolle der Kon­greß die Nothwendigkeit betonen, daß die Kooperativbewe gung, so wie das Partnershipsystem von Seiten der Inter­ nationalen Arbeiterassoziation   möglichst unterstützt werde und für die erstere die Fonds der Gewerksgenossenschaften( Trades­Unions) verwandt werden sollen.

6) Der Congreß möge ausdrücklich betonen, daß für das koopora­tive Prinzip die Gewerksgenossenschaften( Trades- Unions) die Basis bilden müssen, daß sie allein den genossenschaftlichen Sinn heranzuziehen vermögen und aus diesem Grunde wesent­lich zur Organisation der Arbeit in unserem Sinn beitragen. 7) Der Kongreß möge darauf hinwirken, daß gerade durch eine zweckmäßige Organisation der Gewerksgenossenschaften( Trades­Unions) und die dadurch ermöglichte Agitation der obligato rische Schulbesuch zum Prinzip erhoben werden. Einzig und allein durch den Seitens der Gewerksgenossenschaften( Trades­Unions) ausgeübten Einfluß auf die Erziehung des Volkes sei es möglich, die leitenden Ideen des Kongresses zu verwirk­lichen.

Grosselin( Genf  ) bedauert, daß der Kongreß so viel Zeit mit theoretischen Disputationen verloren habe und nun die wichtigste der ihm vorliegenden Fragen übers Knie abbrechen müsse. Er kommt bann auf die letzte Genfer   Arbeitseinstellung und verlangt interna-= tionale Organisation der Gewerkschaften. Mit Bezug auf die Ver­wendung der Gelder warnt er davor, dieselben in Produktivgenossen­schaften zu stecken, da sonst für Arbeitseinstellungen nichts vor­handen sei.

Leßner( London  ) meint, über die Organisation der Arbeiter in den verschiedenen Ländern ließen sich keine bestimmten Regeln auf­stellen; man müsse es den Arbeitern überlassen, sich überall die besten Wege der Organisation zu suchen. Die Gewerksgenossenschaften seien nur ein vorübergehendes Kampfmittel, dessen Werth man nicht überschäßen dürfe. Der Kongreß könne in dieser Frage nichts Ge= scheidteres thun als die Beschlüsse der früheren Kongresse bestätigen. ( Dahin gehend, daß die Gewerksgenossenschaften sich mit den allgemei­nen politischen und sozialen Fragen beschäftigen und sich die Ersetzung der Lohnarbeit durch die genossenschaftliche Arbeit als Ziel stecken müssen.

Applegarth glaubt zur Begründung seines Antrags nur wenig fagen zu müssen. Der Antrag spreche für sich selbst. So lange die Arbeit ausgebeutet werde, seien die Arbeiter gezwungen sich zu ver­theidigen. Aber man dürfe sich nicht auf die Vertheidigung beschränken, sondern müsse auch die Umgestaltung der Gesellschaft vorbereiten, dar­um habe er die Errichtung von Produktiv- Assoziationen und die Ein­führung des obligatorischen Schulunterrichts gefordert.

Der Applegarth'sche Antrag kann, weil zu spät eingebracht, nicht zur Debatte gelangen und wird zurückgezogen.

Es ist unterdessen 5 Uhr geworden. Der Kongreß hat dem Programm gemäß nur noch Eine Stunde für die Diskutirung der Prinzipien, und noch sind zwei Fragen gar nicht berührt.

Ein Antrag auf Schluß stößt unter solchen Umständen auf keine Opposition. Die Abstimmung über den Commissionsantrag findet absasweise tatt( nicht namentlich wegen der vorgerückten Zeit). Alle Abfäße

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werden einstimmig angenommen, nachdem der letzte, wie folgt, abgeändert worden: Der Congreß beauftragt den Generalrath, im Fall daß das Bedürfniß sich herausstellt, die internationale Verbindung der Gewerksgenossenschaften zu vermitteln."

Der gesperrt gedruckte Say, von Tollain( Paris  ) beantragt, soll dem Beschluß den ,, autoritativen" Charakter nehmen, und wurde, um Ein­stimmigkeit zu erzielen, von der Mehrheit adoptirt.

Cameron( Philadelphia  ) ergreift nun auf besonderen Wunsch des Congresses das Wort zu einem kurzen Bericht über die Arbeiter bewegung in den Vereinigten Staaten  , und widmet dem Andenken des Präsidenten der Arbeiter- Union, Sylvis, einige warme Worte. Er spricht die Hoffnung aus, daß der Internationalen Arbeiter- Assoziation die Vereinigung aller Arbeiter gelingen, und damit der Sieg der Arbeit über das Kapital garantirt werde. Redner äußert sich über die poli­tischen Parteien in den Vereinigten Staaten   genau in demselben Sinne wie die zu Anfang des Congresses eingelaufenen Zuschrift aus Newyork  das heißt er verurtheilt eben so entschieden die Republikaner   als die Demokraten. Cameron wünscht, daß die Auswanderungsfrage von der Internationalen Arbeiter- Assoziation, unter Mitwirkung der Amerika­nischen Arbeiter- Union, die 800,000 Mitglieder zählt, in die Hand ge nommen werde. Die Einwanderer seien den amerikanischen   Arbeitern willkommen, nur sollten sie sich nicht mit den Arbeitgebern gegen die amerikanischen   Arbeiter verbinden. Zum Schluß theilt Redner Namens des letzten amerikanischen   Arbeiterfongresses eine Einladung zum nächsten amerikanischen   Arbeiterfongreß mit, der 1870 in Cincinnati   tagen wird.

Jung( der Vorsitzende) dankt in angemessenen Worten für die Einladung; die Auswanderung anlangend, meint er, es wäre besser, die Arbeiter blieben in Europa   und räumten die unnatürlichen Zu stände fort, statt ihnen aus dem Wege zu gehen.

Mittlerweile war die siebente Stunde herangekommen.

Robin stellt den Antrag, die Commissionsberichte über die beiden noch übrigen Fragen einfach zu verlesen, aber weder zu diskutiren, noch darüber abzustimmen, und die Fragen auf die Tagesordnung des nächsten Congresses zu setzen.

Dies wird ohne Debatte angenommen.

Robin verliest den Commissionsbericht über die Erziehungsfrage, der folgende Resolutionen empfiehlt:

,, I. Vom theoretischen Gesichtspunkt aus bestätigt der Congreß von Neuem den Gedanken der allgemeinen( Gesammt-) Bildung, d. h. er erklärt, daß jeder Mensch ein Recht auf dieselbe theoretische und praktische Ausbildung hat, die auf einem ernſten und systematischen Studium des sich frei entwickelnden Kindes beruht.

II. Vom praktischen Gesichtspunkte aus fann der Congreß nur die Gruppen der Internationalen Arbeiter Assoziation auffordern, in ihrer Mitte Unterrichts und freie Diskussionsfizungen zu organisiren, um die auf die verschiedenen Zweige des menschlichen Lebens bezüglichen Fragen zu besprechen.

III. Obwohl der Congreß nichts dagegen einzuwenden hat, daß jeder Arbeiter seine Kinder den mehr oder weniger schlechten Untericht der ,, Gemeinde- oder Staatsschulen benußen läßt, so mißbilligt er doch, daß im Namen der Internationalen Arbeiter- Assoziation der Versuch ge= macht werde, in diesen ,, Bourgeoisanstalten" Verbesserungen herbeizuführen, die, nothwendigerweise ungenügend, nur von der Idee der wahren Gesammtbildung ableiten könnten. Der Cyngreß glaubt nicht, daß die Internationale Arbeiter- Assoziation   gegenwärtig im Stande ist, in dieser Beziehung selbst wirksame praktische Maßregeln durchzuführen."

Lucraft wünscht die Annahme einer allgemein gehaltenen Reso= lution für obligatorischen Unterricht. Die Versammlung geht aber nicht darauf ein.

Die Creditkommission verzichtet auf die Verlesung ihres Berichts, weil sie sich über keine bestimmte Resolution zu einigen vermochte.

Jung wirft nun noch einen Rückblick auf die Geschichte der Inter­nationalen Arbeiter- Assoziation, die, zur Zeit ihrer Gründung verachtet, bespöttelt, in den 4 Jahren ihres Bestehens eine Macht geworden ist, angefeindet, anerkannt von allen Feinden.

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um 7

Schluß der Sizung der letzten über Prinzipienfragen Uhr. Die Versammlung trennt sich unter dem Ruf: Es lebe die sozialdemokratische Republik  !

Heute Abend 8 Uhr findet noch eine Administrativsizung statt. Seitens der französischen   Presse schenkt man dem Congreß eine Berichterstatter hergeschickt: Siècle"," Gazette de France  ", Opinion  außerordentliche Aufmerksamkeit. Folgende Pariser   Blätter haben Nationale" ,,, Demokratie", Universel", Liberté", Journal de Paris", ,, National" ,,, Réveil", außerdem der Progrès" von Lyon  . ( Schluß in der Beilage.)

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Internationale Gewerksgenossenschaft der Manufaktur-, Fabrik- und Handarbeiter.

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Mit Bezug auf unsere Au forderung in Ne. 39 des Organs sandten wir unter Kreuzband den HH  . Bevollmächtigten eine Anzayl gedruckter Abrechnungs Schema's( je 12 Stück und ersuchen dieselben dring nd, bis längstens Mitte Oktober an uns die Abrechnungen der verschiedenen Monate( feit Organisation der einzelnen Ortsmitgliedschaften) jeden Monat auf ein einzelnes Blatt einzutragen und zuzusenden. Die Ein­fachheit der Schema's wird die Arbeit erleichtern; Rubriken, wofür Nichts vorliegt, werden einfach durchstrichen