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Der ftatutarisch vorgeschriebene Kaffenabschluß kann nur dann regel­mäßig und rechtzenig erfolgen und veröffentlicht werden, wenn die Be­vollmächtigten ihre Abschlüsse nach Borschrift ungefäumt und jederzeit pünktlich einsenden.

Nachfolgende neue Meldungen sind zu notifiziren. Crimmitschau  , den 20. September 1869.

Für die Vorortsverwaltung: J. Motteler, 1. Vors. Zwickau  ( Neuwahl des Bevollmächtigten): Herm. Dotzauer. Gros- Ottersleben b. Magdeburg  : Mitgliedschaft angemeldet. Biebrich   a. Rh.: Phil. Engelhard( bei Hrn. Hollerich in d. Rheinstr.), Bevollm. u. Beitragsammler; Controleure: Scheurer und Zinz; Wandergeld bei Engelhard.

Walddorf: Bev. C.. Piehler; Beitrags. Heinr. Meixner; Contro­leur With. Pampel.

Mittweida  : Bev. Anton Fischer( Vors. des Arb.- Ver.); Beitrags. H. Grunert; Controleur E. Fichtner.

Luckenwalde  : Bev. Emil Szymanowsti( Produktivgenossenschaft); Bei­trags. Aug. Kerstin; Controleur Heinr. Bentner; Wandergeld bei Szymanowski.

Mühlwand bei Mylau  : Bev. F. W. Günel; Beitrags. Rud. Gems;. Controleur Wenzel Gems.

Internationale Gewerksgenossenschaft der Metallarbeiter.

Die Mitglieder werden darauf aufmerksam gemacht, den§ 4 der Statuten genau zu beachten und die Beiträge durch Posteinzahlung hierher zu senden, unter der Adresse unseres Kassirers, Konrad Haas, äußere Laufergasse 1421 S.

Nürnberg  .

Für den Verwaltungsrath: M. Leischob, Schriftführer.

Eisenach  , 15. Septbr. Ein gewisser Hauschild hatte am Sonn­abend eine Arbeiterversammlung einberufen, um für Schweitzer Propa­paganda zu machen. Der Schweitzer' sche Pfannkuchen erhielt zuerst das Wort. Seine Rede enthielt weiter Nichts als Schmähungen gegen den Eisenacher Congreß, gegen Bebel   und Liebknecht, die die Arbeiter in das Lager Bismarck's(!) führen wollten. O heilige Dummheit! Nach­dem er seine Rede, die oft unterbrochen wurde, zu Ende gebracht, er­hielt ich das Wort. Ich widerlegte seine Behauptungen und erinnerte namentlich daran, daß Liebknecht aus Preußen verbannt sei, natürlich ,, weil er es mit der Bourgeoisie halte!" Ich legte dar, daß man die Kleinmeister, die die Schweitzerlinge als Bourgeois bezeichnen, die aber unter demselben sozialen Druck, wie die Arbeiter schmachten, nicht zurüc weisen könne, daß wir Lassalle als den kühnen Führer der Arbeiter hoch verehren, daß wir aber die Führerschaft Schweißer's energisch zurück­weisen. Zum Schluß meiner Rede forderte ich die Versammlung auf, der von uns auf morgen im Schiff"( das Gasthaus zum Mohren" ist abgebrannt) anberaumten Bersammlung, in der Hr. Nippoldt auf­treten werde, beizuwohnen. Hierauf erging sich Hauschild in Schmähun­gen gegen Geib, Liebknecht und Becker, auf der anderen Seite in Lob­hudeleien auf den edlen Aftersozialisten Schweitzer so lange und eifrig, daß er dabei vergaß, auf den zweiten Punkt der Tagesordnung einzu­gehen, wozu es auch bereits zu spät geworden war. Zum Schluß wurde aufgefordert, sich dem Schweizer  'schen Verein anzuschließen, und sollen fich acht als Mitglieder eingezeichnet haben.

Sonntag Nachmittag batten wir Versammlung im Schiff". Die­felbe war gut besetzt, obgleich unser Kassirer vergessen hatte, in der An­nonce das Lokal zu bezeichnen. Hr. Kreuznacher eröffnete als Vor­fitzender die Versammlung. Hr. Nippoldt aus Gotha   entwickelte die Grundsätze der Sozial- Demotratie und wies namentlich darauf hin, daß die Arbeiterbewegung nothwendig eine politische werden müsse, und nicht eine bloße Wlagenfrage" sein dürfe, wenn die Arbeiter nicht zu Werkzeugen der Despoten werden sollten, wie dies unter der römischen Cäsarenherrschaft, die dem Volke Brod und Spiele" gewährten, der Fall war. Das konnten die paar herbeigetrommelten Anhänger des Aftersozialisten nicht hören; sie verließen das Lokal. Wir aber hatten die Freude, eine Anzahl von Arbeitern und hiesigen Bürgern in unsern Verein eintreten zu sehen.

Carl Leinhos.

Buckau  , 15. September. Am Sonnabend war ich in Gr.- Otters­leben, wo in einer Versammlung die Statuten der Internationalen Ma­nufattur-, Fabrik- und Handarbeiter- Gewerisgenossenschaft berathen wur­den. Bei dieser Gelegenheit wurde mir ein Brief des Bevollmächtigten Fr. Teltz vorgelegt, den derselbe von einem gewissen Schulze aus Hal­ berstadt   erhalten hatte, und welcher die ganze nichtswürdige Art und Weise enthüllt, wie unsere Gegner uns betampen. Ich habe diesen Brief wörtlich abgeschrieben und bitte, ihn auch wörtlich in unserm Organ zu veröffentlichen.

Der Brief lautet:

W. Klees.

" Herr Teltz! Unbekannter Weise schreibe ich an Sie in einer wich­tigen Sache. Es ist Ihnen doch wohl auch bekannt mit der Sprengung in unserm Verein. Zu den Ausgeschiedenen get ört auch unser früherer Bevollmächtigter Naters  . Jm Anfange war faft Alles gegen ihn, aber Tag für Tag gibt es welche, die zu diesem schlechten Kerl übergehen Wir wollten nun vor ein paar Tagen einen neuen Bevollmächtigten and Viele sagen, sie wollten jetzt erst einmal sehen, wer Recht habe. wählen; allein da waren von den Hunderten nur ungefähr 30 Mann da, und davon erklärten sich blos 16 für einen andern, die andern 14

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Naters   wirklich Schuld habe, oder ob mit Schweißer nicht Alles richtig sei. Dieser Naters   ist nun aber wirklich ein zu schlechter Kerl, wir tönnen uns nicht anders helfen, als wenn wir ihm irgend Etwas in die Schuhe schieben, wenn es auch einmal nicht wahr ist es ge= schieht ja zum Besten des Vereins und unseres Hrn. Dr. von Schweitzer. Ich wollte Sie deshalb im Namen meiner Collegen bitten, ob Sie nicht in den Sozial- Demotrat" von diesem schlechten Hund Naters   etwas setzen ließen, daß er Ihnen vielleicht Geld abgenommen hat. Das schadet Ihnen gar nicht; es kann Ihnen ja Niemand was darum thun. Schreiben Sie doch, er habe Jonen für eine Versammlung 6 oder 8 Thlr. abgenommen, das thut uns viel Vortheil. Denn die Leute glauben hier fast Alle, Naters   sei ehrlich. Wenn sie dann aber so etwas lefen, das thut die Leute wieder auf unsere Seite bringen. Ich habe noch nach mehreren Orten geschrieben, und wenn die das auch so machen, und das steht dann Alles im ,, Sozial- Demokrat", dann kann der schlechte Hund machen, daß er aus Halberstadt   kommt, sonst schla­gen sie den todt, denn der hat sich mit Geld bestechen lassen. Also be= forgen Sie Alles pünktlich und seien Sie versichert, das sich Hr. Doktor von Schweitzer und Herr Klein sehr darüber freuen werden.

Ich verbleibe A. Schulze.

Hr. Klein hat uns erzählt, dieser Naters   habe von den großen Fa­brikanten aus Ihrer Gegend 500 Thlr. gekriegt. Wenn Sie etwas Ge­naueres erfahren könnten, theilen Sie es uns doch mit, damit wir den schlechten Kerl überführen tönnen."

Braunschweig  , 11. Hept. Unser sozial- demokratischer Arbeiter­verein, der sofort nach dem Eisenacher   Kongreß auf Grund der daselbst festgestellten Muster- Statuten mit einigen unwesentlichen Aenderungen gegründet wurde, erfreut sich einer lebhaften Entwickelung. Die Mit­gliederzahl wächst von Woche zu Woche, die regelmäßigen Versamm= lungen sind eifrig besucht, die Vorträge interessant, die Debatten belebt und gründlich. Alle Veranstaltungen in der Deffentlichkeit durch den Verein sind wirksam, nur eine auf mehrseitigen Wunsch versuchte Ver­ständigung mit den hiesigen Mitgliedern des jetzigen Algemeinen deut­schen Arbeitervereins ist durch die kleinlichen Nergeleien und die perfide Handlungsweise einzelner der letzteren gescheitert. Der ganze Allge meine deutsche Arbeiterverein besteht indeß hier nur aus einigen unfla­ren Köpfen, die bis jetzt noch nicht gewagt haben, etwas Thatsächliches vor die Oeffentlichkeit zu bringen und nur im Stillen darauf aus­gehen, Aergerniß zu erregen. Wir sind dadurch genöthigt, unsern Verein von dergleichen Elementen rein zu halten und haben bereits die erforderlichen Schritte gethan.

G. Lüdecke.

Mit sozial- demokratischem Gruß Wolfenbüttel  . In der am 21. August stattgehabten Versamm­lung wurden zum Ortsvorstande gewählt: Hr. Spier als 1., Hr. Mumme als 2. Vorsitzender, Hr. Benda als Kassirer, Hr. Splüter und Geffers als Kontroleure.

B. Müller.

Die

Im Auftrage Chemnitz  , 19. September. Giue Arbeiterversammlung 10 zahl= reich, wie wir sie seit langer Zeit nicht gehabt, tagte gestern Abend im Apollosaal, um die Vorträge der Herren Bebel   und Motteler über die soziale Frage und die Gewerksgenossenschaften entgegenzunehmen. Wir schäßten die Zahl der Anwesenden auf mindestens 3000. Schweizerlinge hatten sich auch eingefunden, nm ihr Heil zu versuchen, sie blizten aber gar jämmerlich ab. Als Herr Mezzold die Versamm­lung eröffnet hatte und zur Wahl eines Vorsitzenden aufforderte, suchten sie einen gewissen Büschmann durchzusetzen, allein die sehr große Majorität entschied sich für unsern Kandidaten Große. Die Schwei­Berlinge hatten 30-40 Stimmen für den ihrigen. Da das mißglückt war, fingen sie mit den üblichen, rezeptmäßigen Geschäftsordnungsde­batten an und verlangten, daß Herr Bebel als ,, Unwürdiger" nicht sprechen dürfe. Das rief große Entrüstung hervor. Herr Bebel for= derte unsern Vorsißenden auf, darüber abstimmen zu lassen, ob die Versammlung ihn hören wolle. Das geschah und die ganze Versamm­Inng erklärte sich gegen die paar Stimmen der Schweizerlinge jubelnd dafür. Nunmehr wurde festgesetzt, daß jeder der Referenten 1 Stunde, die nachfolgenden Redner je eine 4 Stunde sprechen sollten, worauf Herr Bebel das Wort erhielt. Er sprach zunächst seine große Genug thuung darüber aus, heute in Chemnitz   vor einer solchen Versammlung reden zu können. Noch vor wenig Monaten habe man sich auf das bitterste bekämpft( man denke an Hohenstein), jetzt seien wir einig und Der Redner strebten mit vereinten Kräften dem gleichen Ziele zu. entwickelte dann in seinem Vortrag ein flares Bild der heutigen sv= zialen und politischen Zustände und wies nach, wie nur durch eine kräftige Organisation der ganzen Arbeiterklasse es möglich sei, die durch

und durch faulen Zustände zu ändern. Die Versammlung zollte häufig während des Vortrags und am Schlusse desselben dem Redner allge= meineu Beifall. Nach einer kurzen Pause ergriff Herr Motteller aus Crimmitschau   das Wort, um, anknüpfend an die Worte Bebel's  , über die Gewerksgenossenschaften zu sprechen und deren Gründung zu em­pfehlen. Die Arbeiterklasse müsse den Streifen Boden, den man ihr noch unter den Füßen gelassen, benutzen, um sich zu organisiren und den Kampf gegen die organisirte Kapitalmacht aufnehmen. Die Ge werksgenossenschaften sollten das Schwerdt sein, das der Arbeiter mit fräftiger Hand führen müsse, um sich sein Recht zu erobern. Auch diesem Redner wurde lebhafter Beifall zu Theil. Herr Lasch aus Reichenbrand   sprach dann über den Eisenacher Kongreß, ihm folgten mehrere Schmeinerlinge die Herren Stöhr Rogel und Andere, die