menbrach", wie ein Augenzeuge in der Desterreichischen Mili­tärzeitung" versichert, im Frühjahre 1868 wieder so weit ge­stärkt, daß er das Volk von Wien   zusammenkartätschen lassen wollte, wenn es sich erhöbe, um der Herrschaft des Concordats ein Ende zu machen. Er erklärte, daß er dem Schul-, dem Ehe- und dem interconfessionellen Gesetz seine Sanction nicht ertheilen könne, da er durch den mit dem Oberhaupt der Kirche abgeschlossenen Vertrag gebunden sei. Auf den Wunsch des Kaisers sollte Graf Mensdorff( Minister der auswärtigen Angelegenheiten im Jahre 1866) im Herrenhause einen Ver­tagungsantrag einbringen, um jene Gesetze auf die lange Bank zu schieben. Die Erzherzoge, der Obersthofmeister Fürst Hohenlohe, Graf Leo Thun 2c. 2c. waren für dieses Aus­funftsmittel. Die Gegenvorstellungen des Ministers v. Beust  und des Barons Lichtenfels  , welche die Gefahren hervorhoben, die bei der großen Aufregung des Volkes aus einer weiteren Verzögerung hervorgehen könnten, beantwortete der Kaiser mit der Erklärung, er werde den Kriegsminister befragen, ob er sich unter allen Umständen auf die Garnison von Wien  verlassen könne. Glücklicherweise lautete die Antwort des Baron Kuhn so, daß Franz Joseph I.   vorzog, sich nach Ofen zu begeben und der Sache ihren Lauf zu lassen. Der Kriegsminister soll nämlich gesagt haben, die Stimmung in der Armee und besonders im Offizierforps sei eine solche, daß in dem vorliegenden Fall höchstens eine sehr laue Aktion gegen einen Volksaufstand zu erwarten sei, ja es wäre sogar eine offene Verweigerung des militärischen Gehorsams nicht unwahr­scheinlich. Professor Greuter fügte noch die Versicherung hinzu, daß auch die Kaiserin Elisabeth sehr lebhafte Wünsche für die Aufrechterhaltung des Konkordats kundgegeben und ihren ganzen Einfluß zu diesem Zweck aufgeboten habe. Die letzte Hoffnung des Kaisers sei gewesen, daß durch vielfache Amendements zu den Antikonkordatsgesetzen Zeit zu weiteren Entschlüssen ge= wonnen werde, aber auch diese Hoffnung sei getäuscht worden. Franz Joseph I.   mag sich bei der ultramontanen Partei, der er so viele Dienste geleistet hat, für die Blosstellung bedanken, die ihm jetzt einer ihrer Hauptkämpen bereitet hat, indem er sich, wie er ironisch bemerkte ,,, recht konstitutionell" bemühte ,,, das Odium antifirchlicher Gesetze von Sr. apostolischen Majestät zu neh­men". Professor Greuter hatte die Deffentlichkeit der Schluß­verhandlung verlangt, aber das Bezirksgericht von Innsbruck  beschloß ,,, aus Schicklichkeitsrücksichten", daß die Verhandlung bei verschlossenen Thüren stattfinde. Die Zweifel an der Echt­heit des habsburg- lothringischen Liberalismus und Constitutio= nalismus werden leider durch die Greuter'schen Enthüllungen bedeutend verstärkt werden."

Nicht blos verstärkt, sondern zur Gewißheit erhoben.

In dem Bund gegen die Freiheit und Revolution fann natürlich Rußland   nicht fehlen, und es ist daher nicht zum Verwundern, daß Graf Beust   in Ouchy bei Lausanne   mit Fürst Gortschakoff eine Conferenz gehabt hat, von der beide Theile sehr befriedigt waren.

Kurz, eine neue Coalition, eine neue heilige Allianz! Ueber die obschwebenden Verhandlungen wird der ,, Frank­furter Beitung" aus Wien   mitgetheilt: ,, Hr. Reichskanzler Graf Beuft soll sich in Folge eines ,, allerhöchsten" Wunsches zu Con­zefsionen in Betreff des Verhältnisses der süddeutschen Staaten zu Preußen bereit erflärt haben. Von Seite der habsburg Lothringischen Monarchie würde kein Protest gegen den Anschluß von Baden und Südhessen an den Norddeutschen Bund   er­hoben werden; dagegen würde sich Preußen verpflichten, die Selbstständigkeit" Württembergs und Bayerns   zu respektiren. Rußland   soll durch die Außerkraftsetzung jener Bestimmung des Pariser Vertrags von 1856, welche ihm verbietet, Kriegsschiffe im schwarzen Meere zu halten, zufriedengestellt werden. Außer­dem würde von österreichischer Seite das Versprechen gegeben werden, daß in Galizien   und überhaupt auf österreichischem Gebiete keine auf die Wiederherstellung Polens   gerichteten Agi= tationen geduldet werden sollen. Andererseits würden in Zu­funft schechische, slovenische und ruthenische Agitationen weder in

Preußen noch in Rußland   Unterstützung finden. Damit bei diesen Combinationen auch Napoleon III.   nicht leer ausgehe, schreibt man den leitenden Faktoren in Berlin  , Petersburg und Wien   die Absicht zu, eine Garantie für die Thronfolge Napo­leon's IV. insoweit zu übernehmen, als dieselbe durch die Unter­lassung jeder Unterstützung einer bourbonischen oder orleanisti­schen Throncandidatur gesichert werden kann. Jedenfalls aber werden sich, sagt die Fama weiter, die drei Kabinette solidarisch verpflichten, einer ,, gemeinschädlichen" Expansion der revolu tionären Partei, wenn diese in Frankreich   siegen sollte, mit aller Macht entgegen zu treten. Ich gebe diese, auf den bevor­stehenden Abschluß einer wechselseitigen monarchischen Assekuranz zwischen Wien  , Berlin   und Petersburg  , der sich auch Victor Emanuel   anschließen würde, um vor den Garibaldianern und Mazzinisten gesichert zu sein, bezüglichen Vermuthungen so, wie sie eben hier kursiren."

Ein Französisches Blatt druckt die Proklamation ab, welche Louis Bonaparte   erließ, als er 1848, in mehreren Wahlbezirken gewählt, aus der Verbannung nach Frankreich   zu­rückkehrte, dessen Thore ihm die Republik   geöffnet hatte. Sie

Lautet:

,, Franzosen  , meine theuern Mitbürger!

Ich antworte auf die Berufung, die Ihr an meinen Patrio­tismus eingelegt habt. Die Mission, die Ihr mir anvertraut, ist glorreich, und ich werde sie zu erfüllen wissen. Durchdrun­gen von Erkenntlichkeit für die Zuneigung, die Ihr mir be= weiſt, bringe ich Euch mein Leben, meine ganze Seele; sie ge­hören Euch hinfort wie die jenes Mannes, dessen Ruhm, das hören Euch hinfort wie die jenes Mannes, dessen Ruhm, das Erbtheil Aller, EuereStimmen und mit seinem Wiederschein meine verurheilt hatte, die ich aber leuchten lassen werde, wenn je= Hingebung bezeichnet hat, die man bis jetzt zur Dunkelheit mals Gefahren das gemeinsame Vaterland bedrohen sollten." ,, Brüder und Bürger! nicht einen Prätendenten em­pfanget Ihr in Eurer Mitte. Ich habe nicht vergebens im Eril nachgedacht. Ein Prätendent ist eine Pest. Ich werde nie die Eurige sein, ich werde nie weder undankbar noch infam sein. Als Republikaner, als aufrichtiger und glühender Demokrat stelle ich mich vor Euch hin. Ich nehme den großen Schatten des Mannes des Jahrhunderts zum Zeugen der Ge­lübde, die ich hier feierlich ablege:

sein;

,, Ich werde, wie ich es stets war, das Kind Frankreichs  

In jedem Franzosen werde ich stets einen Bruder er= blicken;

,, Die Rechte eines Jeden werden meine Rechte sein; ,, Die demokratische Republik ist der Gegenstand mei­nes Kultus; ich werde ihr Priester sein.

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Niemals werde ich versuchen, mich in den kaiserlichen Purpur zu hüllen.

,, Das Herz möge mir in der Brust vertrocknen an dem Tage, wo ich vergesse, was ich Euch allen, was ich Frank­ reich   schuldig bin.

,, Mein Mund schließe sich für immer, spräche ich jemals ein Wort, eine Blasphemie gegen die republika­nische Souveränität des französischen   Volkes aus.

,, Ich sei verflucht an dem Tage, wo ich aus Schwäche gestatte, daß man unter dem Schutze meines Namens Lehren verbreitete, die dem demokratischen Prinzip entgegen wären, welches. die Regierung der Republik   leiten soll.

Ich sei zum Hochgerichte verdammt an dem Tage, wo ich als Schuldiger und Verräther versuchte, die schän­dende Hand an die Rechte des Volkes zu legen, entweder um es mit seiner Zustimmung zu betrügen, oder gegen seinen Willen mit Macht und Gewalt!

,, Und jetzt glaubet an mich, wie ich an Euch glaube, und möge derselbe Ruf aus unserer aller Herzen ertönen, wie ein Gebet für immer an den Himmel gerichtet: ,, Es lebe für immer die Republik  !". Louis Bonaparte  ."

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