An Bonaparte wird jetzt das Urtheil vollstreckt, das er sich selber gesprochen. Unbedauert, verfault er bei lebendigem Leibe, und aus der Krankenstube, die seine Todtenkammer sein wird, muß er sehen, wie Ein erfaufter Freund nach dem an= dern ihn verläßt, muß sehen, wie die Republik  , die er so schmachvoll verrathen, so hinterlistig gemeuchelt, sich riesenstark erhebt, bereit seine Erbschaft anzutreten vielleicht noch ehe er die Augen geschlossen. Aus Spanien   verwirrte Nachrichten, die auf den Aus­bruch der lang erwarteten Krise hinzudeuten scheinen.

-

Einige Organe der ,, Süddeutschen Volkspartei" haben sich über den Baseler Congreß in einer Weise geäußert, die uns zu eingehenden Erörterungen und zur Feststellung unsres Ver­hältnisses zur ,, Volkspartei  " zwingt. Für heute begnügen wir uns damit, den nachfolgenden Artikel der ,, Mannheimer Abend­zeitung", welcher die Runde durch die Presse macht, abzudrucken und mit ein paar Anmerkungen zu begleiten. Der fragliche Artikel lautet:

,, Trüben Herzens kehren wir von dem Congreß des in­ternationalen Arbeiterbundes heim. Wir würdigen alle gerech= ten Forderungen der Arbeiter gegenüber der nur zu oft sie aus­beutenden, sie erdrückenden Gesellschaft. Wir sehen mit Freuden die Bestrebungen der Arbeiter zur Verbesserung ihrer Zustände; wir unterstützen gern alle Arbeiterverbindungen zum Zweck des gemeinsamen Schußes aller Arbeiter gegen Noth, Elend, Druck, Ausbeutung und Knechtschaft. Wir glauben, daß der Arbeiter überall das Recht hat, an das Leben, an den Staat die For­derung zu stellen, daß ihm Erziehung, Unterricht, Antheil am Gewinn der Arbeit, Antheil an der staatlichen Entwicklung, Antheil an allen höheren Genüssen, Kunst und Wissenschaft der Gegenwart geboten wird.

Und weil wir so Freunde der Arbeit und der Arbeiter find, betrüben uns die Beschlüsse, welche in Basel   gefaßt wur= den in die Seele hinein. Wir halten dieselben für verderblich den legitimen Ansprüchen der Arbeit, für unheilvoll den frei­heitlichen Bestrebungen der Nation gegenüber.

Die beiden Hauptbeschlüsse des Kongresses sind: 1. Grund und Boden sollen in Zukunft Gemein= gut sein.

2. Die Leitung aller Gewerksgenossenschaften der ganzen Welt natürlich so weit der internationale Arbei­terbund geht stehen unter dem Generalrath

-

-

in London  . Durch den Grundsatz, daß das Eigenthum an Grund und Boden nicht mehr Privateigenthum, sondern Gemeingut der Gesellschaft sein soll, überliefert der Congreß die ganze Welt, die ganze Gesellschaft, die ganze Civilisation des neun­zehnten Jahrhunderts einem Gesellschafts= Organisations= versuche, von dessen Ergebniß kein Mensch im Voraus sich auch nur eine klare Idee zu machen im Stande ist. Der Versuch, den Communismus praktisch einzuführen, muß damit anfangen, daß er alle bestehenden Verhältnisse, nicht nur des Ackerbaues, sondern der Industrie, des Handels, der staatlichen Zustände, der gesellschaftlichen Einrichtungen, Gewohnheiten, über den Hau­fen stößt. Was dann, wenn Alles umgestürzt, auf den Kopf gestellt ist, folgen wird?- Das weiß Gott  , aber sicher keiner von denen, die in Basel   keck den Grundsatz aufstellten, der Alles umstoßen muß, ehe und bevor er praktisch durchgeführt

werden kann.

Der

,, Nach uns die Sündfluth!"

Vorerst aber giebt dieser theoretische Beschluß praktisch ganzen Arbeiterbewegung einen lebensgefährlichen Stoß. Die Arbeiter, welche sich diesem Beschluß anschließen, verlieren den Boden der Thatsachen unter den Füßen, werden Theoretiker, welchen praktisch die Arbeit zur Last sein muß. Die Arbeiter­bewegung der Zeit, in ihrem Endziele: Verbesserung der Abeiter­zustände, verliert durch diese Theorie die thatsächliche Bedingung ihrer inneren Berechtigung. Sie verliert dadurch thatsächlich die Zuneigung aller, dieser Theorie nicht huldigenden Freunde

491

der Arbeiter; sie gewinnt dadurch praktisch den Haß, die Tod­feindschaft aller Klassen der Gesellschaft, welche diese Theorien fürchten müssen, oder nur fürchten zu müssen glauben.

Mit dieser Theorie im Lager der Arbeiter werden alle andern Klassen mehr oder weniger in's Lager des Cäsarismus getrieben. Wenn irgend Jemand der Aufstellung dieser Theorie in Basel   frohen Herzens Beifall zurufen kann, so sind es die beiden kranken Männer in Varzin   und St. Cloud. Der Be­schluß ist Labsal für sie, ist eine feste Stütze des wurmstichigen und den Einfall drohenden Baues.

Wenn, nachdem der Baseler Congreß diese Theorie auf­gestellt hat, er gewissermaßen zum Exekutor derselben den General­rath des internationalen Bundes in London   ernennt, so handelt er damit wenigstens logisch, denn Herr Marx, die Seele, der Schöpfer dieses Generalraths, war zu allen Zeiten und ist heute mehr denn je der eigentliche Führer des Communismus, Collektivismus, oder wie man es nennen mag.

Wir aber bedauern dieses Doppelergebniß und glauben, daß von heute ab die Arbeit für die Verbesserung der Zu­stände der Arbeiter, für die freiheitliche Entwickelung in Europa  doppelt schwer sein wird. Setzen wir doppelte Hingebung, doppelte Arbeit, doppelte Opfer für sie ein; sie werden noth thun.

11

Hätte die ,, Mannheimer Abendzeitung", ehe sie in die Alarmtrompete stieß, erst die Baseler Beschlüsse gelesen, so würde sie sich ihr ,, trübes Herz" und uns ihren trüben Leit­Leid- und Jammer- Artikel erspart haben. Was zunächst den Baseler Beschluß über die Gewerksgenossenschaften angeht, so besagt derselbe einfach:

"

,, Der Generalrath wird beauftragt, die internationale Ver­bündung der Gewerksgenossenschaften, falls das Bedürfniß sich herausstellt( en cas de besoin), zu vermitteln."

" 1

Wir glauben nicht, daß man dem Geiste der Demokratie sorgfältiger Rechnung tragen kann, als es hier geschehen ist. Wie aus diesem Beschluß der Beschluß der Mannheimer Abend­zeitung" werden konnte, hinter dem der gute ,, Beobachter" be= reits das Gespenst der ,, Diktatur Mary" aufsteigen sieht, das begreifen wir in der That nicht. Es liegt hier gelinde gesagt eine große Leichtfertigkeit vor.

Der Beschluß betreffend das Grundeigenthum wurde allerdings in Basel   beinahe so gefaßt, wie die ,, Mannheimer Abendzeitung" ihn mittheilt, aber auch nur beinahe so. Be­schlossen wurde: Die Gesellschaft hat das Recht und die Pflicht, das Grundeigenthum, welches in seiner heutigen Form gemeinschädlich ist, in Collektiveigenthum zu verwandeln."

Hiermit ist einfach ein Prinzip, wenn man will, eine Theo­rie ausgesprochen. Ueber die Mittel und Wege zur Ver­wirklichung dieses Prinzips zu berathen, wurde aus­drücklich spätern Congressen überlassen, und damit ausdrücklich erklärt, daß der Congreß den Beschluß blos als prinzipielles Votum aufgefaßt hat. Und obgleich der Beschluß von der ,, Mannheimer Abendzeitung" beinahe richtig gegeben ist, so ist er doch gerade unrichtig genug gegeben, um ihm diesen Charakter eines prinzipiellen Votums zu nehmen und den Stempel eines revolutionären Machtspruchs aufzu= drücken, der in Zukunft", das heißt bei erſter bester Gelegen­heit zu vollstrecken sei.

Daß die Kranken von St. Cloud und Varzin Ursache haben, sich zu freuen, ist gewiß, aber nicht über uns, nicht über den Baseler Congreß, sondern über die gesinnungstüchtigen Herren ,, Demokraten  ", an denen sich der rothe Wauwau so gut bewährt hat.

Man hat gefragt: Welche Stellung nimmt die sozialdemokratische Arbeiterpartei zu dem Baseler Beschluß über das Grundeigenthum?

Antwort: Gar keine. Jedes einzelne Parteimitglied tann und soll Stellung nehmen; der Partei als solcher steht dies nicht zu, zumal sie nach feiner Seite hin durch den Be­schluß gebunden ist ebensowenig, wie die Interna­ tionale Arbeiterassoziation   selbst. Ueberhaupt hat dieser