falle's, Seite 39) gemacht? Eine Diftatur der gemeinsten Willkür. Wodurch hält derselbe die Autorität aufrecht, die auf höchster fortgesetzter Freiwilligkeit" beruhen soll?( Seite 38.) Durch ein Bestechungs-, Verhetzungs- und Lügensystem ohne Gleichen. Daß wir zu der Intelligenz, dem Charakter und guten Willen" eines solchen Mannes kein Zutrauen haben, werden Sie wohl begreifen; ebenso werden Sie es erklärlich finden, daß wir nach den gemachten Erfahrungen das persönliche Regiment bekämpfen, weil von einer cäfaristischen Diktatur, zu der das persönliche Regiment immer führen wird, niemals das Heil der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung zu erwarten ist.
Sie wollen die deutsche Arbeiterbewegung von dem persönlichen Regiment eines Einzelnen abhängig machen? Warum bekämpfen dann die französischen Arbeiter das persönliche Regiment Louis Napoleon's ? Wissen Sie, was Hr. v. Schweißer seiner Zeit im„ Sozial- Demokrat" von der Lassalle'schen Organisation sagte? Das Rüstzeug eines Riesen paßt nicht für den Körper eines Zwerges". Ebensowenig also doch auch für Zwerge in moralischer Beziehung.
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Und darum wollen wir diese Organisation, das Rüstzeug eines Riesen", mit dem Zwerge", sei es in geistiger oder sittlicher Hinsicht, mur Mißbrauch treiben können, zwar nicht in die Rumpelkammer wer= fen, wohl aber als unschätzbares Kleinod aufbewahren, bis unsere Be= wegung Riesen an geistigen Fähigkeiten und hohen erhabenen Charakters herangebildet haben wird, denen wir mit dem vollsten Vertrauen die Diftatur übertragen können, wenn es an der Zeit sein wird, ohne fürch= ten zu müssen, daß eine Willkürherrschaft daraus entsteht.
Geben Sie sich nicht die Mühe, uns über die Organisation des Adgemeinen Deutschen Arbeiter- Verein belehren zu wollen; wir kennen die Vorzüge und Mängel derselben aus sechsjähriger praktischer Erfahrung. Wer die Zuchtruthe des persönlichen Regiments füssen will, mag es thun. Jeder nach seinem Geschmack. Wir aber wollen die Arbeiter nicht zu einer Prätorianer - Armee heranbilden, nicht zu einer nur an's Kommando gewöhnten Soldateska machen. Was wir brauchen im freien Volksstaate sind freie, selbstbewußte, charakterfeste Männer, Leute vom Schlage eines Johann Jacoby , dessen Schuhriemen zu lösen Ihr Ideal ,, trotz alledem und alledem" nicht würdig ist.
Und nun noch eins. Sie werden fragen, wie ich dazu komme, für Liebknecht in die Schranken zu treten? Ich will es Ihnen sagen: Es ist das eine alte Anhänglichkeit vom Jahre 1862 her, wo ich durch Liebfnecht für die sozialistischen Ideen gewonnen wurde. Es war dies auf einem von Flüchtlingen veranstalteten Meeting in London , zum Gedächtniß der Junischlacht, wo ich Liebknecht hörte und kennen lernte. Glauben Sie mir nur ich erinnere mich dessen sehr genau es war da von etwas ganz Anderem die Rede, als von einer Arbeiterbewegung im Interesse der Bourgeoisie. Dort habe ich die Bourgeoisie hassen gelernt. Nichts desto weniger sind auch wir heute ins Lager der Volkspartei" ibergelaufen! Der„ dunkle Ehrenmann" und sein Trompeter blasen dies a täglich den Arbeitern vor, und gewisse Gimpel pfeifen es nach. Alles chon dagewesen! Th. York.
Herr von Schweizer hat als Antwort auf meine Anklagen nur eine redaktionelle Notiz in der heutigen Nummer seines Blattes, n welcher, neben einigen neuen Verdächtigungen, nur die alte Heraustreichung seiner eigenen Person eine Rolle spielt. Herr v. Schweizer at damit bewiesen, daß er auf die Anklagen nicht antworten kann, .id das Einzige, was er zu bestreiten sucht, die Nichtabrechnung über mpfangene Gelder( 234 Thlr. von der Hamburger Generalversammlung is zur 1. Auflösung des Allgemeinen deutschen Arbeiter= Vereins) ist ine Thatsache, von der sich Jeder aus den Kassenabrechnungen sofort berzeugen kann. Bezüglich der an den ,, Sozial- Demokrat" ge= andten Annonce für den ,, Volksstaat" theilt mir Herr Tölcke brieflich rit, daß dieselbe nicht aufgenommen werden könne, da sie nicht für en ,, Sozial- Demokrat" passe, sondern nur für die Organe der Jourgeoisie. Wie der Meister, so der Knecht." Braunschweig , 20. September 1869.
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Bracke.
Gewerkschaft der deutschen Holzarbeiter. Altona , 22. Sept, Nach dem letzten Cirkular des Präsidiums aben die Mitglieder in den Urabstimmungen beschlossen, daß Altona is Vorort gewählt würde. Am 20. Sept. hat der Bevollmächtigte
ne Mitgliederversammlung einberufen, in welcher der Ausschuß ge= ählt wurde, diese Ausschußmitglieder sind folgende Herren: Kühle, iliy, Nipps, Elber, Ochs, Schulz, Prey, Wendt, Ude, Sell hd Ralfs.
Zum Geschäftsführer ist Herr Prey, Grünersood 5, Hamburg , ewählt.
f In der Ausschußsizung wurde der Beschluß gefaßt, als Parteigan die vom 1. Oktober in Leipzig erscheinende Zeitung ,,, Der Volksat" zu dem ihrigen zu erklären.
Ferner, daß jeder Bevollmächtigte ein Freiexemplar erhalte, welcher etrag( 12 Sgr.), der Kasse anzurechen ist.
Ed. Prey, Geschäftsführer. Zu Revisoren der Hauptkasse sind gewählt: Milis, Wendt und Prey. Internationaler Verein für Buchbinder 2c. Angemeldete Mitgliedschaften: Offenbach a. M. Bevollmächtigter Penst Kaufmann, bei Grönlein.
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Arbeitsnachweis: Ein im Hand- und P. Sergolden tüchtiger Buchbinder sucht baldigst Stellung. Näheres durch E. Strehmann, große Lastadie in Stettin .
Hamburg , 19. September. Unsere jüngste Bürgerschaftssitzung hat die„ Gerechtigkeit" der Gesetzgebenden Kaufleute und Juristen wieder grell beleuchtet. Auf der Tagesordnung stand eine Senatsvorlage betreffs Errichtung einer Vergleichsbehörde, welche etwaige Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu schlichten habe. Dieses Schiedsgericht, von der Bundesgewerbe- Ordnung vorgeschrieben, bean= tragte der Senatus aus 15 Personen, welche mindestens 30 Jahre alt und schon 3 Jahre Bürger sind, bestehen zu lassen. Gewählt werden sollten dieselben von einer, vom Senat und Bürgerschaft zu ernennenden sechs Mann starken Wahlkommission. Da in diesem Antrage von der Scheidung, welche zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer eristirt, mit Bezug auf das Richterpersonal nichts erwähnt worden, so beantragten unsere in der Bürgerschaft ſizenden Parteigenossen Winterfeldt und Diedrich, daß, für die Dauer des Provisoriums dieses Gesezes, das Schiedsrichterpersonal mindestens aus 30 Mann, zur Hälfte Arbeitnehmer und zur Hälfte Arbeitgeber, bestehen sollte. Allein die Sprecher der Majorität, Dr. Raumeister und Dr. May, witterten Gefahr. Ersterer zwar nicht prinzipiell, aber aus 3weckmäßigkeitsgründen;" letzterer jedoch prinzipiell ,,, da eine Scheidung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer gar nicht zu ziehen sei!" Um Himmels Willen nur nicht von gesegeswegen die Arbeiterfrage anerkennen! Und so geschah es; alte reiche Bourgeois werden in unjerer freien Stadt über Streitigkeiten zwischen Fabrikanten und Lohnarbeitern, zwischen Meistern und Gesellen, auch Lehrlingen, zu Gericht fizzen. Ein famoses Fachgericht! Der Winterfeldt- Diedrich'sche Antrag fiel nämlich mit allen gegen 6, sage sechs Stimmen. Der Liberalismus fand es für nicht gut, einmal ein Gesetz zur Gerechtigkeit für alle Be theiligten, für die Arbeiter aus der Taufe zu heben. Und dabei saß dieser Liberalismus ganz auf der Linken, natürlich mit Halben", ( Name des Führers) ergößlich untermischt.
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Frankfurt , 14. September. Sonntag den 12. d. M. wurde in dem Lokale des hiesigen Arbeiter- Bildungs- Vereins wiederum ein Gautag abgehalten, auf welchem vertreten waren die Vereine Offenbach ( Lachmann), Hanau ( Kammandel, Pickeroth), Gelnhausen ( Baumann), Mainz ( Puschmann L.), Darmstadt ( Wiener, Donges), Gießen ( Dörr), Frankfurt ( Opificius). Gegenstand der Tagesordnung war u. A. Die Stellung der Arbeitervereine zur sozial demokratischen Arbeiter Partei" Hierüber referirte pificius( Frankfurt ). Derselbe gab eine furze Uebersicht der Arbeiterbewegung bis zu dem Eisenacher Congreß überhaupt, und erklärte dann weiter, daß sich der Arbeiter- Bildungs- Verein Frankfurts als solcher wahrscheinlich nicht auf den Boden des Programmes der sozial- demofratischen Arbeiter- Partei stellen würde, bereits aber damit begonnen habe, dasselbe zum Gegenstand lebhafter und gründlicher Diskussionen zu machen, und sich verpflichtet fühle, seinen Mitgliedern den Anschluß an einen sozialdemokratischen Arbeiterverein zu empfehlen. Es wurde nun von anderer Seite darzuthun versucht, das Programm sei in vielen seiner Forderungen gar nicht durchführbar, und deshalb dem ArbeiterBildungs- Verein zu empfehlen sich mit demselben nicht zu beschäftigen, weil dadurch zu leicht Spaltungen in den Vereinen selbst entstehen Der Berichterstatter über diesen Punkt griff diesen Ausführungen gegenüber nochmals zum Wort und machte ganz besonders geltend, daß man sich nicht aus Aengstlichkeitsrücksichten dürfe abhalten laffen für eine große Sache einzutreten, denn ,, Ruhe sei allerdings die erste Bürgerpflicht, aber Schweigen die Tugend des Sclaven." Er stellte den Antrag: Der Gautag möge beschließen, den hier anwesenden Vertretern zu empfehlen, an ihren Orten für das Programm zu wirken." Herr Fr. Wirth stellte den Gegenantrag: ,, alle Anträge in Betreff dieses Punktes fallen zu lassen und zur Tagesordnung überzugehen." Dieser Antrag wurde mit 4 gegen 3 Stimmen angenommen.
könnten.
( Wir erwarten, daß unsere Freunde sich durch dieses Resultat nicht beirren lassen werden, und daß sie, wo nicht die ganzen Vereine sich zum Eintritt in die sozialdemokratische Partei entschließen, ungesäumt In zur Gründung sozialdemokratischer Vereine schreiten. Frankfurt hat man bereits die Sache in die Hand genommen.
Die Redaktion.)
Nürnberg , 15. September. Am Sonntag hielt die Volkspartei in Baiern hier eine von circa 100 Personen besuchte Landesversammlung ab. Es wurden betreffs der Landtags- und der Gemeindewahlen folgende Beschlüsse gefaßt:
I. 1) das Verlangen nach allgemeinem und directem Wahlrecht mit geheimer Abstimmung ist bei dem Zusammentritt des Landtags wiederholt auf's Nachdrücklichste geltend zu machen; 2) damit das Volk nicht abermals eine Verkümmerung dieses seines unveräußerlichen Rechtes erleide, ist es nothwendig, mit diesem Verlangen eine erschöpfende Aufzählung derjenigen Nebenbedingungen zu verbinden, bei deren Einhaltung allein eine befriedigende Erfüllung verbürgt ist; 3) um den Gegnern des Rechts es unmöglich zu machen, der Gewährung des Verlangens unter allerlei Ausflüchten länger auszuweichen, ist in den darauf bezüglichen Eingaben an den Landtag der streng genommen geradezu verfassungswidrige Boden, auf welchem zur Zeit die baierische Landesvertretung steht, vor Augen zu führen."