Die Antwort des..Sozialdemokrat"

Ungeheuerlicher Sadismus

Unglaubliche Perversitäten mit Schutzhäftlingen

Die SA.  - Bestien quälen ihre Opfer unmenschlich/ Greuel im Schutzhaftlager Königstein Vor einigen Tagen hat die Reichsregierung noch die Ehre den Märtyrern!

Nachricht verbreitet, daß der Prager Sozialdemo frat" Greuelmärchen erzähle und hatte auch im Rundfunk eine ähnliche Meldung wiedergeben lassen. Darauf hat jetzt der Prager Sozialdemokrat" unter der Betonung, daß er die ausdrückliche Verantwortung für seinen Bericht über­nimmt, folgende Antwort gegeben:

Die Reichsregierung ist noch immer damit beschäftigt, Greuelmeldungen zu widerlegen; es ist begreiflich, daß ihr diese Tätigkeit viel zu schaffen macht, handelt es sich doch um einen Kampf gegen die Wahrheit, dessen Aus­fichtslosigkeit außerhalb der Reichsgrenzen schon gründlich offenbar wurde.

In den letzten Tagen ließ die Reichsregierung das Wolffiche Telegraphenbüro über den deutschen Rundfunk einen Bericht des Sozialdemokrat" über die Häufung der

Todesfälle in den Konzentrationslagern widerlegen". Die Reichsregierung behauptete, es sei nicht richtig, daß sich die Zahl der Todesfälle in den Lagern häuse und sich schon auf 270 belaufe. Es handle sich um typische Lügenmeldungen der bereits in der ganzen Welt sattsam bekannten Prager Lügenfabrik". Es seien lediglich einige Kommunisten bei Fluchtversuchen" erschossen worden. Die Verdächtigung, daß die Gefangenen vergiftet würden, sei ein niederträchtiges, echt marristisches Unterfangen.

Schließlich wurde im Rundfunk des Herrn Göbbels mitgeteilt:

Es sei in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, daß vor längerer Zeit eine größere Zeitung in Schlesien   eine Ein­ladung an alle Pressevertreter der Tschechoslowakei   gerichtet hatte, um verschiedene Konzentrationslager in Deutschland   zu besich­tigen. Der größte Teil ist dieser Einladung gefolgt und hat sich von dem einwandfreien Zustand der Konzentrationslager und der tadellosen Behandlung der Gefangenen überzeugen können, worüber bekanntlich in der Presse eingehend berichtet wurde.

Bezeichnend ist, daß die Vertreter der sozialdemokratischen Bresse diese Einladung ohne Begründung ablehnten. Der Ver­dacht liegt sehr nahe, daß die Ablehnung erfolgte, um die Wahr­heit nicht zu sehen und die Welt weiterhin, wie bisher, mit verlogenen Greuelmeldungen zu versorgen.

Dazu haben wir zu sagen, daß wir die Görlizer Beitung", die uns die Einladung auf dem Wege über die Reichenberger Kanzlei der Deutschen Nationalpartei über­mittelt hatte, zweimal auffordern ließen, uns eine Ein­ladung der Reichsregierung unter Erfüllung der von uns gestellten Bedingungen zu verschaffen. Eine Antwort ist bei uns nie eingetroffen! Das nimmt uns nicht Wunder an­gesichts der Tatsache, daß der Reichsregierung eine Besich­tigung der Konzentrationslager nur nach einem bestimmten Schema, nicht aber eine gründliche Prüfung er­wünscht ist.

Es ist seltsam, daß die Reichsregierung zwar die Zahl der von uns mitgeteilten Todesfälle bestreitet, selbst aber feine Zahl nennt. Noch seltsamer ist es, daß sie von den Gr­Schießungen auf der Flucht" spricht, obzwar doch hundertfach Quälereien wehrloser Gefangener und Selbstmordversuche und zahlreiche Erschießungen von Nichtkommunist en bekannt sind. Wir nennen nur die Rechtsanwälte Gold= mann, Benario und Kohn, die, ohne Kommu= niften zu sein, auf der Flucht" erschossen wurden.( Die Schüsse gegen sie waren von vorn abgegeben!)- Wir nennen den Fall des Arbeiters Rumpert aus Heidenau  , der in Königstein zu Tode gequält wurde, den Fall Eck= stein Breslau, den Fall Raudies- Berlin und könnten die Liste noch fortsetzen. Was ist das überhaupt für eine Gesinnung, die die Verantwortlichen sich schon beruhigen läßt, wenn sie erkennen, es handle sich bei den Erschossenen " nur" um Kommunisten? Es ist elende Barbaren­gesinnung!

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Nationale Lese

Zuletzt der Geist

Analog der Erziehung des Knaben kann der völ tische Staat auch die Erziehung des Mädchens von dem gleichen Gesichtspunkt aus leiten. Auch dort ist das Haupt­gewicht vor allem auf die körperliche Ausbildung zu legen, erst dann auf die Förderung der seelischen und zuletzt der geistigen Werte. Das Ziel der weiblichen Erziehung hat unverrückbar die kommende Mutter zu sein."

( Hitler: Eigene Worte.)

Cäsar in Tiroler Tracht

Als ich vor kurzem in Deutschland   war, um mir aus der Nähe darüber klar zu werden, worin die Hitlersche Gefahr besteht, fragte man mich mehrfach, ob Hitler als deutscher  Mussolini   angesehen werden könnte. Ich habe geantwortet, daß das Italien   von 1919 und 1920 und auch von später einen Hitler nicht geduldet hätte.

Hitler   ist eigentlich nur ein Zerrbild Mussolinis. Dieser hochmütige und feiste Desterreicher mit den harten und mißtrauischen Augen, dem zähen Ehr­geiz und den stürmischen Plänen mag wohl eine gewisse Vorliebe, für die Helden des alten Roms... haben, aber er hat doch genügend Verständnis für das Lächerliche, um einzusehen, daß Deutschland   nicht die Beute eines öster­reichischen Kleinbürgers sein kann... Sein Helden­ideal ist ein Julius Cäsar   in Tiroler

Tracht."

( Malaparte  : Der Staatsstreich".)

Kleine Geschichten

flüstert man sich drüben zu

Der arische Herr Göbbels

Folterkeller in Volkshäusern

Nächtliche Schreckensszenen/ Arbeiter rächen sich an SS.  - Leuten Der Sadismus im Konzentrationslager/ Göring   praßt, SA.   hungert

Vor einigen Tagen hat der Sohn eines Gewerkschafts: sekretärs, der fortgeschleppt werden sollte, vier SA.  - Leute durch Revolverschüsse niedergestreckt. Der junge Mann wollte nicht, daß sein Vater den Schinderknechten des deutschen  Reichskanzlers in die Hände falle. So hat er vier der zum Foltern Befohlenen niedergestreckt und sich selbst für seinen bedrohten alten Vater geopfert.

Der Terror gegen jede sozialdemokratische Betätigung wird mit verstärkter Brutalität fortgesetzt. Aus Köln   wird uns gemeldet, daß seit einiger Zeit sozialistische und kommu nistische junge Arbeiter, die bei der Flugblattverbreitung abgefaßt wurden, in den Kellern des Volkshauses an der Severingstraße eingesperrt und von der SA  , den Partei: genoffen des deutschen   Reichskanzlers, viehisch mißhandelt werden. Die Hausbewohner der umliegenden Gebäude berichten, daß die Schmerzensschreie der Gefolterten straßenweit zu hören sind. Die Erbitterung äußert sich in Ueberfällen auf SA.  - und SS.  - Leute. So wurde eine Gruppe von 14 SS.- Leuten, die wie unvorsichtig!- durch die proletarische Spulmanns­gasse zogen, von sozialistischen   Arbeitern jämmerlich ver: prügelt. Kurze Zeit darauf wurde von einem großen schnell herangezogenen Aufgebot SA.   die Spulmannsgasse und die benachbarten Straßenzüge abgeriegelt und durchsucht. Die Arbeiter, die den Nazis die derbe wohlverdiente Lektion er teilt hatten, wurden nicht gefunden.

Mißhandelten verhältnismäßig rasch das Bewußtsein wie­derzuerlangen. Wenn sie sich einigermaßen erholt haben, werden die Mißhandlungen fortgesetzt.

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Ich bin cin Lump,

ich habe deutsche   Volksgenossen beleidigt"

Hildesheim  , 28. Juni. Wegen Beleidigung eines Nationalsozialisten wurde ein Prokurist eines Hildesheimer  Werkes von SS.  - Leuten aus seinem Büro geholt und durch verschiedene Straßen der Stadt geführt, auf diesem Wege mußte er ein Schild mit der Aufschrift tragen: Ich bin ein Lump, ich habe deutsche Volksgenossen beleidigt!"

Diese Meldung steht stolz in der Nazipresse. Dabei beschwert sich dieses Pack über Greuelmeldungen"..

Die Meuterei in Frankfurt  

Die Ursache war der Besuch Görings

Vor kurzem wurde gemeldet, daß in Frankfurt   hunderte SA.- und SS.  - Leute gemeutert haben, und die Auflösung von zahlreichen Stürmen und der Ausschluß von vielen SA.  ­Leuten erfolgt ist. Jetzt wird bekannt, daß die Meuterei im Anschluß an die Behandlung der Hitlerjugend  , der SA  . und SS. bei dem Besuche des preußischen Ministers

Vor dem Kölner   Volkshause aber stehen nun SA  .- Leute präsidenten Goering   erfolgte. SA  . und SS. und auch mit geschulterten Karabinern Wache.

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Der Strohsack im Wasser

Eine neue Belebungsmethode

Von einem Sozialdemokraten, der aus einem Konzens trationslager entkommen konnte, wird uns berichtet, daß dort eine neue Methode geübt wird, um bewußtlos Geschla­gene ins Leben zurüdzurufen. Man legt sie auf einen Strohsack, der im Wasser steht. Auf diese Art scheinen die

Hätten die in Deutschland   Herrschenden, also vor allem die Mitglieder der Reichsregierung, menschliches Gefühl, dann forgten sie überhaupt dafür, daß mit der Schande der Konzentrationslager aufgeräumt wird. Denn ebenso ungeheuerlich wie das, was in den Lagern geschieht, ist die Tatsache ihres Bestandes, ist die Tatsache, daß im Deutschland   von heute Menschen um ihrer Gesinnung oder Konfession willen ärger als Zucht= häusler gehalten und von den höchsten Stellen des Reichs Tag um Tag verhöhnt werden.

Die Beruhigungsversuche der Reichsregierung können vor allem das deutsche Volf selbst nicht überzeugen, das

die Hitlerjugend mußten schon um 5 Uhr nachmittags auf­marschieren. Erst um 11 Uhr nachts geruhte Goering   zu ers scheinen. SA  .: und SS.- Lente fluchten, die Hitlerjugend fiel vor Müdigkeit fast um. Goering   und seine Freunde tafelten dann und becherten bis früh um 3 Uhr, während SA  . und SS. mit leerem Magen auf den Straßen Ehren: wache hielten. Schließlich machten die Leute Krach. In einem Telegramm an Hitler   forderten sie, daß er endlich zum Sozialismus übergehe. Hitler   gab daraufhin den Bes fehl, die Sozialisten hinauszuwerfen, und darin war er konsequent.

durch tausende illegale Zeitungen und durch die Erzählungen der Opfer die Wahrheit erfährt. Die Wahrheit dringt auch wirksamer als die Abwehrpropaganda der Schuldigen, die das gesamte deutsche   Volf mit Schmach und Schande bedecken - über die Grenzen und sieht so aus:

In Königstein   a. d. Elbe   war ein Lager von Schuh  ": häftlingen, in das die SA. und die SS  . wahllos Leute geschleppt hatte, die ihr nicht gefielen. Die Ge: fangenen wurden mit Stahlruten, Gummi­fnüppeln und anderen Gegenständen bis zur Bewußtlosigkeit geschlagen, mit Füßen getreten und durch neue Martern wieder zur Besinnung

Neudeutfche Charakterlofe

Der Berliner   Oberbürgermeister Dr. Sahm, hat in einer Rede zur Begrüßung amerikanischer Gäste seiner Ueberzeugung Ausdruck gegeben, daß die Amerikaner bei ihrem Aufenthalt in Berlin   wohl festgestellt hätten, daß das schaffende Volk nicht etwa unter dem Druck einer har­ten Diftatur feufze, sondern sich im Gegenteil wie erlöst von langer Knechtschaft fühle.

Dürfen wir an Herrn Sahm die Frage richten, worin diese lange Knechtschaft bestand und wer sie ausgeübt hat? Sollte er etwa Herrn Adolf Hitler   nachbetend von dem Joch der Marristen und der Juden reden, so erlauben wir uns, ihn daran zu erinnern, daß er, als er sein gegenwärtiges Amt anstrebte, sehr viel Wert auch auf die Unterstüßung seiner Bewerbung durch die Sozialdemokratie gelegt hat, und daß es ihm besonders darum zu tun war, zu diesem Zweck auch mit dem jüdisch- marristischen Stadtverordneten und Stadtältesten Hugo Heimann   in Verbindung zu tommen.

Als Herr Hugenberg der Londoner   Wirtschaftskon­ferenz in einem Memorandum die deutsche Forderung nach Stolonialbesitz und nach Siedlungsraum unterbreitet hatte, und als die englische Preise diese Ansprüche scharf kriti sierte, wurde in Berlin   von zuständiger Stelle" wer ist jetzt nicht alles zuständig- erklärt, daß deutschnationale Delegationsmitglied habe in der Denkschrift nur seine per­sönlichen Auffassunaen niedergelegt.

Merkwürdig! Man hat uns doch gelehrt, daß in dem nach dem Führerprinzip regierten Deutschland   nur ein Wille maßgebend sei. Und nun darf ein Minister noch dazu in einer so wichtigen Frage, der Welt persönliche Auffassun­gen vortragen!

Aber wahrscheinlich wollte Herr Sugenberg beweisen, daß er und seine Freunde an sich Nationalismus von den Nationalsozialisten nicht übertreffen lassen. Sein Memoran­dum verfolate einen ähnlichen Zweck wie seinerzeit die be­rühmte Kriensrede des Herrn von Papen. Herr von Paven wurde von Hitler dasavouiert und später durch die Auf­

lösung des Münchener   Gesellentages der Lächerlichkeit preisgegeben. Herr Hugenberg erhält die Quittung für sein nationales Verhalten durch das Verbot der Deutschnatio­ nalen   Verbände. Herr von Papen hat es nicht für unter seiner Würde gehalten, troß seiner Bloßstellung im Amte zu bleiben. Und Herr Hugenberg wird auf seinem Plazze ausharren bis man ihn mit Gewalt hinauswirft. Das sind aufrechte Männer und Charakterathleten!

In den letzten Tagen hat sich ein neuer Verband von Weinbau und Weinhandel gebildet. Selbstverständ­lich stellt er sich hinter Herrn Adolf Hitler  . Er will seine Erzeugnisse mit einem besonderen Kennzeichen versehen. Zweifellos wird das das Hakenkreuz sein. Und nun sind wir nur gespannt, ob dieses Kennzeichen auch für den zu expor­

tierenden Wein Anwenduns finden wird.

Die Deutschen Chisten" halten es mit der De­mokratie. Sie wolle daß as, Kirchenvoit" die Wahl des protestantischen Biscis vornehme. Darum haben sie von einer Berliner   Kundgebun aus den Reichspräsidenten und den Reichskanzler um Maßraumen gebeten, damit das ganze evangelische Volf in diese: obersten Führerfrage in Uebereinstimmung mit Reichskanzler Adolf Hitler  selbst entscheide." Mit andern Worten: das Volk soll spre= chen, aber sein Wort hat nur insoweit Bedeutung, als es mit dem Adolf Hitlers   übereinstimmt. Das ist jedenfalls eine neue Form der Demokratie.

In Preußen ist eine Volizeiverordnuna gegen die Kur­pfuschermittel erganaen. Danach ist die öffentliche Ankün­digung oder Anpreifung solcher Gegenstände oder Verfah­ren verboten, wenn ihnen über ihren wahren Wert hinaus­gehende Wirkungen beinelegt werden, oder wenn die Art der Ankündigung oder Anpreisung geeignet ist, irre zu füh­

ren.

Wie wär's, wenn man die Geltung dieser Verordnung nicht auf das medizinische Gebiet beschränkte, sondern auch auf das politische ausdehne?

Kommt da Göbbels  , der so überaus rührige Reichs- abend seine Rede und die wolle er sich anhören. Um halb P- F.= F- F. propagandaminister, in ein süddeutsches Städtchen, um eine große Rede zu halten. Er ist noch zwei Stunden zu früh und da beschließt er, das Städtchen sich ein wenig anzusehen. Er setzt sich in ein Tari und sagt zu dem Chauffeur, er müsse um halb 8 Uhr wieder vor der Stadthalle sein. Dieser meint, er hätte feibst auch keine Zeit, ihn länger zu fahren, denn der Herr Reichspropagandaminister Göbbels halte heute

8 Uhr lädt der Chauffeur den unerkannten Göbbels   vor der Stadthalle ab. Die Fahrt kostet 4,50 Mark. Göbbels   gibt ihm 5 Mark und meint, es sei schon recht. Darauf der Chauffeur ( Göbbels   ansehend, der ja ein klein wenig jüdisch aussieht, er soll zwar bewiesen haben, daß sein Stammbaum prima prima sei): Nein, ich gehe doch nicht in diese Versammlung, Göbbels   hat nicht recht, es gibt doch noch anständige Juden!"

In Deutschland   feiert man Siege über Siege der alten Armee, fast tagtäglich, in Scha'en. im 2heater im 300, und dabei hängen immer die unvermeidlichen Fahnen aus den Fenstern. Auf allen Straßen und Plätzen wird gesammelt. Da geht nun das geflügelte Wori um: en spreche nicht mehr von der Programnifclze der Reichsregierung, sons bern nur noch von der Fest- roige.