Paris , 27. Junt. Im heutigen Matin" schreibt Louis Forest über die neuen Wege des Pangermanis. mu8":
„ Wenn Herr Hitler gegen die Katholiken nicht ebenso brutal vorgeht, als gegen die Juden, dann nur deshalb, weil er selbst katholisch ist und weil es sehr viele Katholiken unter seinen Anhängern gibt. Aber die innere Entwaffnung" der Katholiken hat begonnen: wir stehen am Anfang neuer Religionskriege!
Der Kanzler Dollfuß hat diese Tatsache klar erkannt. Angesichts eines Deutschlands , das einen Gott für sich allein haben will, das keinen anderen Gott duldet, als den alten deutschen Gott, erklärt sich Herr Dollfuß zum Vorkämpfer und zum Verteidiger des Katholizismus. Herr Dollfuß hanbelt so, er muß so handeln, weil er das Problem in seiner ganzen Tiefe bligartig erkannt und durchschaut hat."
Dr. Kern:
Die Außenpolitik der Nazis
Das Journal des Debat 8" schreibt in seiner heutigen Ausgabe unter anderem:
" Die blutigen Grausamkeiten, die im Deutschland Hitlers üblich geworden sind, zwingen ganz Europa zu höchster Aufmerksamkeit, denn sie enthüllen auch die außenpolitischen Pläne und die außenpolitischen Methoden der Nationalsozialisten. Das Programm Hitlers besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil besteht aus Judenverfolgungen, aus der Unterdrückung der Kathniken und der Sozialisten, aus der Auflösung der Hugenberg'schen Wehrverbände, aus der Verhaftung des Herrn Loebe; dieser erste Teil ist revolutionär. Der zweite Teil des Programms aber ist imperialistisch im höchsten und gefährlichsten Umfange; er ist gekennzeichnet durch die Aktionen der Nationalsozialisten in Desterreich, in der Tschechoslowakei , in Flandern , in Holland , in Dänemark , in Skandinavien , im Baltikum , in der Schweiz , in Luxem burg. Dieser zweite Teil ist pangermanistisch. Und hiergegen muß sich Europa mit allen Mitteln zur Wehr sehen!"
Hochstapler, die Herren der Wirtschaft
Juxusstraßen für reiche Autobesitzer
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Herrschaft ber Ranaille das ist politisch die Diktatur der Nationalsozialisten. Sie haben von Anfang an die elendsten Instinkte der Grausamkeit und des Neides wachgerufen, sie haben zum Rassenhaß, zur Bestialität aufgepeitscht und sie haben Erfolg gehabt. Sie haben den Staat zur Beute genommen und hausen wie die Hunnen im Feindesland. Nichts Hassenswerteres gibt es als die nationalsozialistische Diktatur und vielleicht nur etwas noch Verächtlicheres: die Helfershelfer, die Hindenburg und Neurath und Krosigk und Sch a cht, die hohen Beamten, die protestantischen Geistlichen, die Professoren, die cinst liberalen Schriftsteller und Journalisten, die den Verbrechern die Mauer machen
Wirtschaftlich aber ist die Diftatur die Herrschaft von unwissenden und billetantischen Gauklern. Ihre Handelspolitik wirft die deutschen Exportarbeiter aus der Arbeit und schafft für mindestens drei Millionen dauernde Arbeitslosigkeit. Ihre Agrarpolitik produziert die dauernde Unterernährung der arbeitenden Massen. Ihre Finanzpolitik ruiniert vollends die Gemeinden und gefährdet immer mehr die Auszahlung der färglichen Unterstützung. Aber Tollheit ist es, was sie mit dem Arbeitsbeschaffungsprogramm treiben. Ein Kernstück dieses Programms wird uns eben verkündet. Die öffentlichen Körperfchaften Deutschlands haben ein Defizit von vier Milliarden. Täglich vermehrt sich der Fehlbetrag. Troß der gefälschten Statistik bleibt die Arbeitslosigkeit furchtbar. Wofür in teressiert sich Herr Hitler? Die offizielle Antwort lautet: Der Kanzler hat von Anfang an allen Fragen des Kraftverkehrs besonderes Interesse entgegen gebracht, offenbar in der Erkenntnis, daß hier ein weites und bisher in Deutschland fast brachliegendes Betätigungsfeld gegeben ist."
Einmal eine offizielle Erklärung, die feine Lüge ist! Die neuen Emporkömmlinge sind in das Auto ganz verliebt. Buerst haben sie den Glücklichen, die neue Wagen kaufen können, Steuerfreiheit gegeben. Da die alten Wagen durch das Privileg für die neuen unverkäuflich wurden, wurden ihre Besitzer neidisch. Man beruhigte sie durch die Erlaubnis, ihre Steuer mit einem geringen Betrage ein für allemal abzulösen. So hat man den Ertrag der Automobilsteuer, aus benen die Länder und Gemeinden die Straßen und Wege erhalten, für die fünftigen Jahre außerordentlich vermin bert, die öffentlichen Finanzen noch mehr gefährdet. Damit ist aber die Leidenschaft für das Auto nicht erschöpft.
Herr Hitler hat offenbar an den gewöhnlichen Straßen, die von jedermann benutzt werden können, feinen Gefallen. Das Autofahren wird erst dann zur höchsten Luft, wenn man auf eigenst gebauten breiten Chansfeen, die für die gewöhnlichen Sterblichen und ihre Fuhrwerke abgesperrt find, ungehindert dahinrasen fann.
Die Idee cines Emporkömmlings
Und wozu hat man die uneingeschränkte und unkontrollierte Verfügung über die Steuergelder? In diesem bankrotten Deutschland , in dem kein Gemeindevorsteher mehr weiß, wie er die Lieferanten bezahlen und die Unterstüßung leisten soll, in diesem Deutschland , das die Zinsen an seine aus wärtigen Gläubiger nicht mehr bezahlt, sollen jetzt
Luxusstraßen für die kleine Schar reicher Automobils besitzer geschaffen werden.
Zwei bis drei horizontale und ebensoviele vertikale Linien, außerdem eine diagonale Strecke von Nord- Westen nach SüdOsten sollen durch ganz Deutschland gelegt werden. Die Stra= ßen sollen grundsäßlich in einer Breite von 30 Metern mit einem breiten Zwischenstreifen angelegt werden. Eine eigene Organisation wird dafür geschaffen. Ein Generalinspektor wird eingesetzt, der über die Linienführung entscheiden wird
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natüru diktatorisch, Länder und Gemeinden haben da nichts dreinzureden. Für die Benütung wird eine Gebühr erhoben. Aber die Schamlosen machen nicht einmal ein Hehl daraus, daß diese Gebühr nur einen kleinen Teil der Kosten decken wird. Das Vergüngen der Automobilfahrer sollen für alle Zeiten die Steuerzahler bezahlen. Die Straßen selbst aber werden natürlich mittelt der Notenpresse finanziert, es gibt ja teine andere Möglichkeit.
Diese groteste Vergeudung öffentlicher Gelder wird begleitet von einer marktschreierischen Reklame, wie sie sich sonst nur die Gaukler vor ihren Jahrmarktsbuden leisten. Das Geschrei findet sich in dem offiziellen Bericht über die Kabinettssigung. Nachdem verkündet wird, daß der Plan auf die persönliche Initiative des Reichskanalers zurückzuführen ist, heißt es:
„ Es wird zur Durchführung des heute beschloffenen Ges feges in Deutschland ein Autostraßennet errichtet werden, wie es bisher in der Welt nicht existiert. In diesem großzügigen Plan kommt der Glaube an die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands und an eine gewaltige Entwicklung des Kraftwagen= verkehrs fichtbar zum Ausdruck. Die geplanten Auto= bahnen, mit deren Bau unverzüglich begonnen werden soll, werden der deutschen Verkehrswirtschaft gewaltige Impulse und der deutschen Landschaft ein völlig neues Bild gegeben. Sie werden das kraftvolle Sinn= bild des politischen Zeitalters für spätere Ge nerationen sein, das mit der Regierung Hitler begon= nen hat."
Die Prahlerei bleibt hinter der Frivolität nicht zurück. Es ist das Gehaben von Hoch staplern und Schwindlern, die die deutsche Wirtschaft in Grund und Boden ruintern. Wie lange wird das deutsche Volk die Schande dieser Herrschaft ertragen?
Juden haben kein Lebensrecht
Kein Platz für sie in der deutschen Arbeitsfront
vdz. Berlin , 27. Juni. Wie das VDZ.- Büro meldet, hat es in Kreisen der Deutschen Arbeitsfront unliebsames Aufsehen erregt, daß das Presseorgan des Zentralvereins deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens einen Aufruf veröffentlichte, der unter der Ueberschrift" Bleibt in den Berufsverbänden" die jüdischen Arbeitnehmer, besonders die Angestellten, aufforderte, sich als Mitglieder den neuen berufsständischen Organisationen anzuschließen. In unterrichteten Kreifen wird in diesem Zusammenhang darauf hingewiesen, daß jüdische Arbeitnehmer von allen Organisationen der Nationalsozialisten, also auch von den Verbänden der Deutschen Arbeitsfront ,
ein für allemal ansgeschloffen bleiben.
Wenn einige Angestelltenverbände den jüdischen Mitgliedern
Das bedeutet die Entrechtung der Juden auch an ihren Arbeitspläßen. Mit dem Ausschluß aus der Deutschen Ar beitsfront gehen ihnen, wie Ley aynisch verkündet, selbstverständlich alle Vorteile und Garantien verloren, auf die sie als Zugehörige zu einem Verband Anspruch hätten. Man gestattet ihnen gnädigst eine eigene Organisation. Hier können die Juden sich unterhalten, Skat und Klavier spielen -zu sagen haben sie nicht das geringste.
Diese Rasse- Arter erreichen auf diese Weise ihr Ziel: den Juden jeden Wettbewerb nach dem Hitlerschen Leistungsprinzip" unmöglich zu machen.
erſt nahegelegt hätten, freiwillig auszuscheiden, so wolle bas Aufstrahlende Sonne
nichts besagen für die kommenden Statuten der neun Fachverbände, in der Angestelltensäule. Diese Statuten würden vielmehr ebenso wie die der anderen Gliederungen der Deutschen Arbeitsfront den Arierparagraphen enthalten. Man fann annehmen, daß die maßgebenden Kreise sich auch schon mit der Frage der organisatorischen Zusammenfassung der jüdischen Arbeitnehmer in Deutschland beschäftigt haben. Einer der Gedanken, die in diesem Zusammenhang auftauchten, geht dahin, sämtliche füdischen Arbeitnehmer beider Geschlechter und aller Berufsgruppen zusammen mit den übrigen jüdischen Mitgliedern der verschiedenen Berufe in zufaffen, dem allerdings im wesentlichen nur gesellschaftliche Bedeutung zukommen würde, und der an die Deutsche Arheitsfront nicht angegliedert werden könnte. Dagegen steht der Organisationsplan für die Deutsche Arbeitsfront bei den deutschen Trägern des Wirtschaftslebens eine sehr genaue Unterscheidung nach einzelnen Berufen und auch nach den Geschlechtern vor.
Der NS. - Wirtschaftsbund gibt bekannt:„ Die Schilder Deutsches Geschäft" werden nur an arische Firmen verliehen... Die Schilder sind unter Glas mit Metallrahmen und stellen das Symbol des neuen Deutschland dar: Eine aufgehende strahlende Sonne mit Hakenkreuz, davor als Hüter ein sibender schwarzer Adler, darunter„ Deutsches Hüter ein sigender schwarzer Adler, darunter Deutsches Geschäft".
einen Gesamtverband der jüdischen Beschäftigten zufammen: Sehr aufschlußreich
Aus Hans Wendts Referat über den Film„ SA.- Mann Film ,, SA.- Mann Brand":„ Es ist sehr aufschlußreich, daß der Hauswirt Huber, der seinen Nationalsozialismus bis zum Siege der Bewegung im Nachttischkasten verbirgt und erst nach dem 5. März die Hakenkreuz flagge zeigt, den lebhaftesten Beifall des Publi fums davonträgt."( Deutsche Allgemeine Zeitung", Berlin .)
Gleichschaltung
Im auswärtigen Dienst
London , den 28. Juni( Eig. Bericht.) Der Botschaftsrat Graf Bernstorff ist von Hitler abgerufen worden und wird durch einen Nazispizel ersetzt werden, der den deutschen Botschafter von Hoesch, der keineswegs als gleichgeschaltet gilt, zu beobachten und unschädlich zu machen haben wird.
Bernstorff erfrente sich einer großen Beliebtheit in engs lischen Kreisen und war einer der angesehensten deutschen Diplomaten in London .
Mit seiner Abberufung scheint die allmähliche Gleichschals tung des answärtigen Dienstes Hitler- Deutschlandes zu bes ginnen. Noch kann man dabei nicht ganz auf Leute vom Rufe eines Hoesch verzichten. Aber man seht ihnen Nazikommissare auf die Nase.
Bekanntlich waren das deutsche Auswärtige Amt und die Reichswehr die beiden letzten Domänen der alten preußischen Herrenschicht und bisher von einer Gleichschaltung durch die Nazioten weniger berührt worden.-
Verbot!
Die„ Saarbrücker Zeitung " für 1 Woche
Die Regierungskommission im Saargebiet gibt bekannt: Verfügung
Auf Grund des§ 6 Abs. 2 und 3 der Verordnung vom 18. Juni 1923 betr. Maßnahmen zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Sicherheit im Saargebiet wird in Erwägung, daß die„ Saarbrüder Zeitung" vom 25. Juni 1933 Nr. 169 unter der Ueberschrift:„ Die Saarkundgebung auf dem Niederwald" einen Artikel enthält, welcher durch den Sag: " Die jüngsten Maßnahmen der Saarregierung gegen die Vereins, Meinungs- und Koalitionsfreiheit der Bevölkes rung find aber von so eindeutiger Tendenz zugunsten der franzöfifchen Propagandapolitik gehalten, daß mit allen Mitteln gegen die Beeinträchtigung der Willensfreiheit der Saarbevölkerung Einspruch erhoben werden muß", den Tats bestand der Willensfreiheit der Saarbevölkerung Einspruch erhoben werden muß", den Tatbestand des§ 3 Abs. 2 Ziffer 1 der Verordnung vom 18. Juni 1923 erfüllt, folgendes vers fügt:
Artikel 1. Die Veröffentlichung, der Verkauf und die Verteilung der Tageszeitung„ Saarbrücker Zeitung " und jeder angeblich neuen Druckschrift, die sich fachlich als die alte darstellt, wird mit sofortiger Wirkung im Saargebiet auf die Dauer von einer Woche verboten.
Die« Merziger Volkszeitung"
ein Zentrumsblatt, wurde ebenfalls für acht Tage vrboten.
Neuestes
Der frühere deutschnationale preußische Landtags und Reichstagsabgeordnete Dr. Eduard Stadtler , der vor furzem der NSDAP , beigetreten ist, wird, wie verlautet, vom 1. Juli ds. Jrs. ab an maßgebender Stelle als polis tischer Leiter der Ullsteinschen Zeitungsbetriebe tätig sein.
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Die nationalsozialistischen Funkwarte besetzten heute die Geschäftsstelle des Deutschen Funktechnischen Ver= bandes e. V. und die Geschäftsstellen der Mitgliedsvereine und Landesverbände. Die Verbände sind in der Umbildung begriffen. Die Aktion fand im ganzen Reiche statt und ist darauf zurückzuführen, daß angeblich eine Zusammenarbeit zwischen dem von den Funkwarten aufgelösten Sozialdemokratischen Arbeiter- Radio- Bund und dem Deutschen Funktechnischen Verband bestanden habe.
Unter Verdacht des Hochverrats wurden die sechs vers hafteten früheren nationalsozialistischen Landtagsabgeordneten von Niederösterreich ans bem Polizeigefangenenhaus in die Haft des Landgerichtes übergeführt.
Aus dem Verein Berliner Preffe wurden ausgeschlossen: Theodor Wolff , ehemaliger Chefredaks teur des Berliner Tageblattes", Hermann Zucker, ehes maliger Chefredakteur des„ Acht- Uhr- Abendblattes", Fried rich Stampfer, ehemaliger Chefredakteur des„ Vorwärts" ( zur Zeit Prag ), Mar Cohen- Reuß, führendes Mitglied der Liga für Menschenrechte, Dr. Alfons Goldschmidt ( zur Zeit Mostan). Die Ausgeschlossenen würden das Ansehen des Bereins durch ihre Mitgliedschaft in der gröblichsten Weise verlegen.
Wie der Zeitungsdienst erfährt, wird die Tageszeitung „ Der Deutsch e" ab 1. Juli als Zentralblatt der Deutschen Arbeitsfront unter der Herausgeberschaft des Führers ber Deutschen Arbeitsfront Dr. R. Ley erscheinen.
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Auf Grund eines Saftbefehls der Staatsanwaltschaft Aurich ist der Generaldirektor der Thüringer AG. für Gas und Elektrizität, Westphal, verhaftet worden. Westphal wurde ins Wilhelmshavener Amtsgerichtsgefängnis übers geführt.
Das Reichsministerium des Innern gibt folgendes be kannt: In der letzten Zeit haben die Straßensamm Iungen, deren Ertrag zu politischen Zweden oder zur Verwendung durch politische Organisationen bestimmt ist, vielfach zu Unzuträglichkeiten geführt, gegen die mir ein Eins schreiten im Jutereffe der öffentlichen Sicherheit und Ords nung notwendig und wünschenswert erscheint. Ich gestatte mir daher die Anregung, derartige Sammlungen von Haus zu Haus, auf Straßen oder Plägen, in Gaft: oder Vers gnügungsstätten oder an anderen öffentlichen Orten alls gemein zu verbieten.
Geiseln sollen aufgehängt werden
„ Was aber Stampferleben" und seinen neuen„ Vors wärts" angeht: Da sollte man für jeden Hezartikel, der im Ausland losgelassen wird, einen der SPD. - Funktionäre, die sich noch in Schughaft befinden oder sonst greifbar sind. einfach aufhängen."
Fränkische Tageszeitung in Nürnberg , Herausgeber Julius Streicher , Beauftragter des Reichskanzlers für den Judenboykott,