bisher ausgeblieben. Dabei sehe ich von weithin wirksamen Einsprüchen gegen die Judenächtung und die widerchriftliche Haffenlehre ganz ab. Ich fürchte, daß sich das Verjagen der Kirche einmal aufs Bitterfte rächen wird."
" Aber," wandten wir ein, wird nicht das Märtyrer: tum zahlreicher Geistlicher im deutschen Westen, die jetzt in Schuzhaft fißen und genau wie die„ Marristen" und Juden mißhandelt werden, später ein starkes Plus für die Kirche bedenten? Die zerstörten Pfarrhäuser sind doch ein Zeichen dafür, daß die jetzigen Machthaber im Ratholizismus und seinen Einrichtungen einen scharfen Gegner erblicken. „ Das ist ein Irrtum," lautete die Antwort des Pfarrers. Ich komme aus der Pfalz . Ich habe mit eigenen Augen mits erlebt, wie die aufgepeitschten Menschen einen Amtsbruder von mir johlend durch die Straße schleppten. Aber die glän bigen Katholiken? Sie faßen voller Ingrimm in ihren Woh: nungen, im Gefühl ihrer Ohnmacht. Sie spürten von der Macht ihrer Kirche nicht das Geringste. Sie lafen andern Tags in ihrer Zentrum3 zeitung einen überaus zahmen Bericht. Nur nicht zuviel Geräusch gemacht, damit man nicht verboten wird! An das Kirchenvolt selbst tritt kein Widerstand ihrer Bischöfe heran. Was sich in Gestalt von Warnungen und Borstellungen abspielt zwischen Fulda , Breslau , Köln , Müns chen und Berlin auf der anderen Seite, das erfährt man ja nicht. Die Gläubigen meinen, daß ihre Kirche, die einst so mächtig und weithinhallend protestieren konnte gegen Gott : lofigkeit, Sozialismus, Bolschewismus, heute gleichgeschaltet und niedergebengt ist und im Dritten Reich nichts mehr zu fagen hat. Das haben wir hinreichend beim Münchener Ges Jellentag erlebt. Und wie können Katholiken noch glauben, daß ihre Kirche noch eigene Widerstandskraft befigt, wenn fie sehen, daß all die Greuel von einem ihrer anerkanntesten Glaubensfreunde, dem Herrn von Papen, widerstandslos hingenommen und gedeckt werden?"
Der junge Pfarrer machte im Zusammenhang damit sehr Spöttische Bemerkungen über die„ Katholiken" Hitler , Göring und Göbbels . Wir übergehen fie. Wir fragten ihn vielmehr, da die Zeit drängte, nach seiner Meinung über die Zentrumspartei , wobei wir unserer Enttäuschung darüber Ausdruck gaben, mit welcher Selbstverständlichkeit sich das Zentrum im Saargebiet dem Hitler- Regime unterworfen habe.
" Ich kenne die Verhältnisse im Saargebiet nicht so ge= nau," lautete die Antwort:„ Aber ich war ein begeisterter Anhänger des Zentrums, vor allem Brünings. Ich habe ihn für einen der größten Staatsmänner der Nachkriegszeit ge= halten. Jetzt sehe ich, daß seine Politik verfehlt war, Er hätte an einer Zeit, in der er noch die Macht
Hakenkreuz
gegen Christenkreuz
Offene Worte des Nazi- Reventlow
dazu hatte, mit den demokratisch repus. Banner:„ Wir jungen Ratholiten werden im blikanischen Kräften eine Einheitsfront zur Sturmschritt mit Ihnen gehen." Niederhaltung des Nationalsozialismus bilden müssen. Er hat die Politik der Stärkung der Präsidialgewalt begonnen, die das Verhängnis eingeleitet hat. Das Zentrum hat geglaubt, daß man den Nationalsozia lismus zur verantwortlichen Mitarbeit erziehen" und nn gefährlich machen könne. Nun, ich will die begangenen Fehler nicht aufzählen. Ich habe selber Illufionen gehabt, die jest zerstört sind. Aber eines habe ich nicht verstanden: daß das Zentrum im Reichstag der Ermächtigung für Hitler, die seine Allmächtigkeit sichert, zustimmen konnte. Jezt wird es im Bewußtsein des katholischen Volkes alles, was an Terror und Unterdrückung vor sich geht, mitbelastet! In welchem Umfange es jegt von der Partei, der es jahr: zehntelang die Trene hielt, abfällt, das ist gerade erschreckend. In meiner Pfarrei kann ich die Schimpferei auf alte, bewährte Zentrumsführer und Führer der Bayrischen Voltspartei kaum noch beschwichtigen, Zwiz schen der Meinung der katholischen Massen und der Politik, die das Zentrum heute betreibt, klafft ein Unterschied, der nach meiner Auffassung niemals mehr überbrückt werden fann. Dabei nüßt dem Zentrum sein Anlehnungsversuch an das Hitler- Regime insofern gar nichts, als es bei dem Auss schließlichkeitsprinzip des Faschismus so oder so aufgerieben
wird. Die Brnichtung der katholischen Arbeitervereine, der Rampf gegen die katholischen Jugendverbände und die Unterdrückung jeder eigenen Meinung in der katholischen Presse reden doch eine ganz unzweideutige Sprache.
Unser Gespräch endete mit einer Aeußerung des Geistlichen, die wir im Wortlaut wiedergeben müssen. Als wir nämlich fragten, ob er denn keinen Ausweg sehe und sein Pessimismus nicht schließlich zur vollkommenen Ohnmacht führen müsse, antworte er:
„ Ich bin keineswegs fleingläubig. Hier im Westen leben in der katholischen Bevölkerung alte freiheitliche Traditionen, die fich weder durch braunen Terror, noch durch diplomatische Vorsicht der kirchlichen Autoritäten auf lange Zeit aus: schalten laffen. Meine Ueberzeugung ist, daß sich die katholis schen Massen in der entscheidenden Stunde an die Seite derer schlagen werden, die am kühnsten und zähesten für die Rüdgewinnung der politischen Freiheit kämpfen. Darum bin ich ja zu Ihnen gekommen: um Ihnen zu vers sichern, daß diese Massen bereitstehen und auf Ihren Ruf warten, unbeschadet aller Gegensäge auf anderem Gebiet. Wenn die„ Deutsche Freiheit" die Sammlung wider den Faschismus verkündet, wenn sie alle, die heute in den vers schiedenen Lagern versprengt sind, einigt unter ihrem
Mit Gottvertrauen
Die evangelische Kirche militarisiert- Wehrkreispfarrer und Admiral
wtb. Berlin , 29. Junt. Der Bevollmächtigte bes Reichss tanzlers für die Angelegenheiten der evangelischen Kirche, Wehrkreispfarrer Müller, gibt folgende„ Ver: fügung zur Behebung der Notstände in Kirche und Volt" bekannt:
1. Die deutschen evangelischen Kirchen find in einen Notstand geraten. Die unbedingt notwendige Einheit von Volt und Kirche ist in Gefahr.
2. Dieser Notstand erfordert außerordentliche Maßnahmen. Im Einvernehmen mit dem Herrn Staatskommissar für die evangelischen Landeskirchen Preußens übernehme ich daher um der Kirche und des Evangeliums willen als Bevollmäch tigter des Herrn Reichskanzlers die Leitung des evangelischen Kirchenbundes.
Der liebe Gott: Heil Hitler!
8. Ich übernehme insbesondere ben Borsig im Kirchenbundesrat, die Befugnisse des Kirs chentages, des Kirchenausschusses und seiner Unteraus Schiffe.
Mit Gottvertrauen und dem Bewußtsein meiner Berantwortung vor Gott und unserem Volke gehe ich ans Wert, gehorsam der Wahrheit des reinen und lauteren Evangeliums Jesu Chrifti.
In Berfolg der vorstehenden Verfügung beurlaube In Verfolg der vorstehenden Verfügung beurlaube ich mit sofortiger Wirkung den Bundesdirektor des Kirchens bundesamtes Dr. Hosemann. Mit der weiteren Durchführung der Verfügung zur Uebernahme der Geschäfte des Kirchenbundesamtes beauftrage ich Herrn Admiral Mensel.
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Die Pfarrer men wegen unglaubEin Ueberfallkommando muß die Gläubigen schützen licher Beschimpfungen Strafantrag gegen ,, Deutsche Christen " stellen Der protestantische Kirchenstreit zieht auch im Saar- tan, beschimpften und verhöhnten die Pfarrer in ungebiet seine Kreise. Jüngst ging es in einer Protest versammlung der evangelischen Gemeinde Alt- Saarbrücken so wild her, daß das Ueberfallkommando gerufen werden mußte. Die Nazis, als„ Deutsche Christen " ge
glaublicher Weise. Sie haben gegen den Schriftleiter eines nationalsozialistischen Kirchenblättchens, der die Geistlichen als„ paterlandslose Gesellen" und „ Landesverräter" beschimpfte, Strafantrag gestellt.
Neuer Kursrückgang der Young- Anleihe
Paris , 28. Juni. Die ungeklärten politischen Verhält niffe in Berlin und die ungenügenden Erklärungen des Heichsbanktpräsidenten Schacht auf der Londoner Konferenz über die deutsche Finanzlage haben an der heutigen Pariser Börse einen erneuten Rückgang des Kurses der Young: Anleihe bewirkt. Dieser Rüdgang ist umso beacht: licher, als auch heute, wie seit Wochen, unbe: grenzte Kauforders feitens der Reichsbank aum 3wede der Kursstügung vorlagen.
Der Mensch lebt nicht für seine Verpflichtungen
London , 29. Juni. Die Taktik des deutschen ReichsbankPräsidenten Dr. Schacht hat auf der Londoner Konferenz, peinlichstes Aufsehen erregt. Uebereinstimmend ist man der Meinung, daß er der von ihm vertretenen Sache einen schlechten Dienst nach dem anderen erwiesen hat und daß vor allem die Rückwirkungen des internationalen Abkom= mens zwischen ihm und den deutschen Gläubigern auf die deutsche Währung und den deutschen Kredit vernichtende sein werden.
Die Volonte" läßt sich heute telegraphisch aus London melden, daß Herr Schacht zum Einlenken bereit war, daß aber Herr Hitler direkt in die Verhandlungen eingegriffen habe. Der heilige Grundsatz des„ Dritten Reiches ", daß der ,, Mensch nicht dafür lebe, um seine Verpflichtungen zu erfüllen", set auf London übertragen worden; innenpolitisch habe Hitler mit diesem Grundsaß das Rennen gelangt, ob es ihm auch außenpolitisch gelingen werde, sei eine zweite und ungleich schwierigere Frage!
Berlin , 29, Juni, Der frühere Reichsbankpräsident und seitherige deutsche Botschafter in Washington , Dr. Luther, der in den nächsten Tagen in Deutschland eintreffen wird, um hier seinen Urlaub zu verbringen, dürfte nicht auf seinen Posten zurückkehren. Als voraussichtlicher Nachfolger wird der nationalsozialistische Erste Bürgermeister von Hamburg , Krogmann, genannt.
Paris , 28. Juni.„ Die sogenannte deutsche Verkehrsfliegerei, die mit staatlichen Mitteln ausgebaut und betrieben wird, ist in Wirklichkeit schon heute eine vollendete Kriegsfliegerei, einzig und allein für die= sen 3wed geschaffen und ausgerüstet"-schreibt der Rempart" in seiner heutigen Ausgabe. Das Blatt fährt alsdann fort:
" Die deutsche Fliegerei umfaßt nicht nur eine Unzahl der modernsten Flugzeuge von höchster Leistungsfähigkeit, sondern auch einen erstklassigen, fast unabsehbaren Stamm von Offizieren, von Flugpersonal, von Mechanikern. Und daneben wird eine Propaganda für das deutsche Flugwesen mit einer geradezu beispiellosen Intensität betrieben und auf den Kriegsfall ganz offen und ungeniert abgestellt. Rein Bahnhof, kein Waggon, fein Hotel, fein Restaurant, fein Postamt, nichts ist vorhanden, was nicht in den Dienst dieser Sache gestellt wäre!"
" Wir nennen uns Christen, aber wir sind es nicht und können es nicht sein. Das Christentum ist unvereinbar mit unserer Rasse. Der gekreuzigte Asket ist ein Gott für Greise und Krante. Unsere Jugend ist religiös, gewiß, aber sie ist auch heidnisch, weil sie deutsch ist. So hat sie ein intensiveres Innenleben als viele Christen. Man verleumdet sie, wenn man sie des Atheismus und der Oberflächlichkeit beschuldigt, und man beleidigt damit das tiefe religiöse Gefühl unserer nordischen und deutschen Seelen. Im Namen des Hakenkreuzes, des alten Symbols des nordischen Lebens, und nicht im Namen von Golgatha feiert Deutschland hente seine Auferstehung." Graf Reventlow im Reichswart",
Der Hauptschuldige sucht Hilfe
Paris , 28. Juni 1933. Jm heutigen„ Ordre" schreibt Emile Buré: " Herr von Papen ist nach Nom abgereift, um mit dem Papft über ein Konkordat zu verhandeln. Es ist höchfte Zeit, daß man in Berlin etwas in dieser Richtung unter: nimmt, denn die Geschäfte der römischen Kirche gehen im Dritten Reich Hitlers sehr schlecht. Die Katholiken werden nicht im geringsten beffer behandelt, wie Juden und Sozialdemokraten."
In der„ Revue des Deug Mondes" schreibt Ro bert d'Harcourt , einer der führenden Katholiken Frank reichs , der sich seinerzeit auf Verlangen des Vatikans von der Action Francaise" getrennt hat:
"
„ Die sklavische Willfährigkeit der deuts schen Bischöfe ist eine Sache, die jeden kas tholiken auf das tiefste beschämen muß und die Herrn Hitler in seinem anti- christlichen Wahn noch be= stärken wird. Durch Unterwürfigkeit gewinnt man weder Achtung noch gleiches Recht!"
Die Abrüstungskonferenz Unterredung Norman Davis Roosevelt
wtb. Nenyork, 29. Juni. ( Reuter.) An Bord der Jacht„ Amberjac", die nach wie vor durch Nebel auf der Höhe von Roque Jsland( Maine ) aufgehalten wird, hat am gestrigen Mittwoch der amerikanische Delegierte für Europa Norman Davis dem Präsidenten Roosevelt Bericht erstattet. Norman Davis soll, wie es heißt, dem Präsidenten erklärt haben, in der öffentlichen Meinung in Europa mache fich eine immer stärkere Bewegung zugunsten der Abrüstung bes merkbar. Die fünftige Entwicklung werde erheblich von der Feftigkeit der deutschen Regierung abhängen. Präsident Roosevelt habe seinerseits betont, daß amerikanische Zusagen für eine gemeinsame Beratung im Falle einer politischen Krise ein abgerüstetes Europa zur Voraussetzung hätten. Er habe Norman Davis beauftragt, binnen einer Woche nach Europa zurückzugehen und seine Bemühungen um Frieden und Abrüstung, entsprechend dem jüngsten Aufruf des Präfidenten, fortzusehen.
Das Neueste
In der Stadtverordnetenversammlung Pirmasens ers griff der Herr Reichstagsabgeordnete Dr. R a m m das Wort, nm mit wilder Miene festzustellen, die NSDAP . habe joeben in Erfahrung gebracht, daß die mit städt. Siedlungsbauten bei häftigten Schreiner beschlossen hätten, das notwendige Holz beim„ Juden" Samuel in Rodalben zu kaufen! Das müsse schleunigft rückgängig gemacht werden, sonst werde man diesen Schreinern die Aufträge wieder entziehen!
Diefer gleiche Dr. Ram m ließ in derselben Sigung eine scharfe Phillipita los gegen einen Polizeibeamten, der nachts betrunken in Gesellschaft berüchtigter" Kommunisten gesehen worden sei und der wüste Drohungen gegen National sozialisten ausgestoßen habe!- Daß Herr Dr. Ramm sich darüber wundert, zeigt, daß er die Stimmung großer Teile der Polizei im Reich nicht kennt, die empört über die tägs lichen Anmaßungen der SA. find. Er sollte, anstatt zu wet= tern, dankbar sein, daß er einmal einen Beamten getroffen hat, der unter der Wirkung des Alkohols sich nicht so hat verstellen können, wie es Zehntausende deutscher Polizisten Tag um Tag tun müssen!
Der Landeskirchenausschuß hat beschlossen, die evangelischlutherische Landessynode aufzulösen. Im August soll die neue Landessynode gewählt werden, die ihrerseits Anfang September den nenen Landesbischof wählen wird.
Die Anzahl der Toten des Erdbebenunglücs in Südwests Sumatra wird nunmehr auf 300 geschäßt.
Die Niederländische Bank hat ihren Diskontsag mit sofortiger Wirkung von 3 auf 4 Prozent erhöht.
In Ahlen bei Redlinghausen wurden 86 Kommunisten festgenommen, die bis in die letzte Zeit hinein Unterricht in der Handhabung von Schußwaffen erteilt und an militä rischen Geländeübungen teilgenommen haben. Von den 86 festgenommenen Kommunisten find 50 des versuchten Hochverrates überführt. Außerdem wurden zahlreiche Waffen und Munition beschlagnahmt.(?)
Hitlers jüdische Famille wird nachgedruckt
Die Nachfrage nach dem Aufsatz in Nummer 3 der « Deutschen Freiheit" ist so groß, daß wir den Aufsatz in einer der nächsten Ausgaben wiederholen werden. Draht an die Bestellungen möglichst pe Deutsche Freiheit".
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