Vierjahresplan oderVernichtungsplan? Hitler schafft Arbeft?" Nein, er schafft Inflation Die Aushungerung der Massen leere Versprechungen Das Regime Hitlers zeichnet sich dadurch aus, daß es jedem alles, was er will, verspricht und nichts von alledem hält. Hitler hat feierlich erklärt, daß er ein großes A r b e i t s b e s ch a ffungsprogramm besitze: Mil- lionen von Arbeitslosen glaubten, in kurzer Zeit durch ihn in Arbeit zu kommen. Hitler hat einen Vierjahresplan verheißen, aber schon heute zeigt sich, daß er keinerlei neue Wege zu zeigen vermag. Es ist schon längst offenbar geworden, daß sein Regime ohne großen Wirtschaftsplan angstvoll von der Hand in den Mund lebt. Mit um so größeren Ueberschriften muß die Tagespresse seine Arbeitsbeschaffungsaktion anpreisen. Sein Pro- gramm frischt aber nur lediglich die Pläne früherer Regie- rungen wieder auf, die 1,2 Milliarden zu gleichen Zwecken ausgegeben hatten. Das heißt dann:Hitler schafft mit einer Milliarde Arbeit." Wenn man das in seiner einzelnen Planung jetzt vor- liegende Programm näher beschaut, so sieht man, daß es weniger eine Entlastung des Arbeitsmarktes, als eine Entlastung des völlig zusammengebrochenen Reichshaus- halts bedeutet. Alle die Arbeiten, Instandsetzungen und Renovierungen öffentlicher oder privater Bauten, Sied- lungen, Flußregulierungen. Wasser- und Energie- Versorgungen, Tiesbauten und Sachleistungen für Be» dürstige. sind zum größten Teil früher durch die öffentliche Hand und die Budgets geleistet worden. Haben nicht die Nationalsozialisten selbst schon früher bei den gleichen Arbeitsprogrammen auf das heftigste Kritik geübt, weil sie von zu geringem Umfang seien und nur wenig Arbeits- lose in Arbeit zu bringen vermöchten? Haben die Nationalsozialisten nicht über das P a p e n s ch e Arbeits- beschaffungsprogramm getobt, weil es lediglich den Unter- nehmern mit den Steuerscheinen Entlastung bringen sollte, ohne den Arbeitslosen Brot zu geben? Ist aber nicht die Steuerfreiheit des Unternehmertums für Ersatzbeschaf- jungen das gleiche? vie gelesseife Arbeiterschaft Wenn heute der Unternehmer eine abgewirtschaftete Maschine erneuern muß, so darf er den Betrag an der Einkommensteuer, Körperschaftssteuer usw. in Abzug bringen. Was aber erhalten die zur Einstellung kommen- den Tiefbauarbeiter? Nicht einmal ihren Tariflohn, son- dern die Arbeitslosenunterstützung einschließlich einer Zulage von 25, RM. Diese beileibe aber nicht in bar, fondern in Bedarfdeckungsscheinen und dazu dann noch eine warme Mahlzeit". Die neu eingestellten Arbeiter er- halten also nicht nur ihren vollen Lohn nicht, sondern sie werden noch obendrein zum Lohndrücker der in ihrem Gewerbe arbeitenden Arbeiter. Dagegen angehen können aber die Arbeiter heute nicht mehr. Weder Lohnforderungen sind zugelassen, noch Streikmöglichkeiten gegeben. Eine gefesselte Arbeiterschaft muß zu- sehen, wie das Arbeitsbeschaffung?- Programm den Unternehmern nützt, wenig Arbeitslosen neues Brot bringt und selbst den Brot- laid der übrigen Arbeiterschaft noch verkleinert. Das heitzt:Hitler schafft Arbeit!" Und die weiblichen Arbeits- losen, die Hunderttausende von Angestellten. Arbeiterin- nen, die heiraten möchten, müssen zusehen, daß den noch in Stellung befindlichen Arbeiterinnen 1000, RM. als Aussteuerdarlehn gewährt werden, während die meisten Arbeitslosen schon seit Iahren die Groschen nicht zusam- men bekommen, um einen Hausstand zu führen. Es geht hierbei also' nicht um eine allgemeine soziale Hilfe bei Eheschließungen, wie das Programm in nationalen Tönen verkündet, sondern lediglich um die Freimachung von Arbeitsplätzen wohl für diePgs." von 1100 000. vie Arbeifsdienscpflidit Die Arbeitsdienst Pflicht i st nicht ernst- Haft als Arbeitsbeschaffung zu werten. Sie ist lediglich eine Einrichtung, die für befristete Zeit einen Teil der jugendlichen Arbeitslosen aus dem Arbeitsmarkt und aus der Statistik herausnimmt, etwa den Teil, der früher durch das stehende Heer gebunden wurde. Aber auch diese Arbeitsdienstpflichtigen verursachen Kosten und müssen aus dem Sozialprodukt ernährt werden, zu dem sie ernsthaft nichts beitragen. Das ist lediglich eine Per- Schiebung der Kosten auf ein anderes volkswirtschaftliches Konto. Trotz aller feierlichen Versprechungen, daß die deutsche Währung stabil gehal- ten werden solle, geht bereits in den breiten Massen des Volkes die Inflationsfurcht um. Sie wird genährt durch die immer wiederkehrenden Vor- schlüge der Anhänger der NSDAP., daß nur eine deutsche Binnenwährung durch Ausgabe von mehreren Milliarden neuer Zahlungsmittel Deutschland vor dem Elend retten könne. Sie wird gesteigert dadurch, daß man in den Kreisen der Wirtschaft schon ganz allgemein annimmt, daß die Mark dem künftigen Stand des Dollar angeglichen wird. Schon werden Angstkäufe getätigt. Schon melden sich großagrarische und grohindustrielle Interessenten an der neuen Abwertung. Sie erklären, daß sie künftig ihre Schuldzinsen nur nach dem Stand des Dollar zahlen werden, da die Banken die Zahlungen ihrer Dollarschulden ebenfalls nur nach dem Stande des Dollars leisten. Und man spielt schon mit dem Gedanken immerwährender Preissteigerungen, weil in einem Lande, das erst vor wenigen Iahren seine bitter- sten Erfahrungen mit dem Mechanismus der Inflation gemacht hat, eine 20prozentige Abwertung der Mark ernst- hafteste wirtschaftliche Erschütterungen hervorrufen muß. Wenn nun gleichzeitig mit der Abwertung der Mark neue Zahlungsmittel in den Umlaufverkehr des Reiches hineingepumpt werden sollen, so wird die Angstpsychose vor der Inflation ins Maßlose gesteigert werden und dann wirklich die Schrecken der Inflation mit sich bringen. vie Inflatlonssorge Die Inflation würde das Elend der Kleinen vollenden. Wohl würde es möglieh sein, mit dem Hineinpumpen von Milliarden neugeschöpfter Zahlungsmittel in die Wirt- schast einein flationi st ifcheScheinkonjunk- tur von vorübergehender Dauer, eine Erhöhung des Be- schäftigungsgrades herbeizuführen. Aber das Volk müßte dafür bezahlen mit einer Zerstörung von Einkommen und Vermögen und der Grundlage der Produktion und des Volksvermögens, wie wir sie aus dem Jahre 1923 kennen. Hinter der ganzen Scheinblockade folgt das endgültige Stocken der Produktion, folgt der Absturz: die völlige Störung aller wirtschaftlichen und aller Markt- beziehungen, das Stocken des Aufkaufens, das Versorgen der Bevölkerung, jener Zustand, der sonst mit den Worten charakterisiert wurde, das Volk hungert bei vollen Scheunen. Bezahlen müssen für solche Pläne des Hitlerregümes vor allem die Arbeiter. Wir haben erfahren, daß bei raschem Tempo der Infla- tion selbst die kurzfristige Anpassung der Löhne an den Preisstand nicht hinreichend ist, um die Arbeiterschaft vor völliger Entwertung des Reallohns zu schützen: wir wissen, daß im Höhepunkt der Inflation der Lohn einer ganzen Arbeitswoche nicht ausreichte, um auch nur einen Laib Brot zu kaufen. Dem Unternehmer das volle Arbeits- Produkt, dem Arbeiter aber ein Nichts! Auf dem Höbe- punkt der Inflation arbeitet der Arbeiter umsonst! Ann Ins bodenlose Aber selbst wenn es der Reichsbank gelingen sollte, mit Hilfe der auswärtigen Notenbanken die abgewertete Mark auch im Innern auf dem international vereinbarten Stabilisierungskurse zu halten und damit die weiter- gehende Inflationsgefahr zu bannen, so bedeutet die Ab- wertung an sich doch ein für allemal eine beträchtliche Schmälerung des Einkommens der Lohn-, Gehalts-, Renten- und Wohlfahrtsempfänger. Denn der An- gleichung der Löhne an ein steigendes Preisniveau hat die Hitlerregierung einen festen Riegel vorgeschoben. Sie hat nicht nur die aus den Arbeitergroschen erstellten Ein- richtungen der Arbeitergewerkschaften einfach geraubt, sie hat darüber hinaus die Gewerkschaften zerstört. Sich selbst hat sie zum Herren der Tarifpolitik gemacht. Die sogenannten Treuhänder der Arbeiter haben ein eisernes Fallgitter vor jeden Versuch der Arbeiter nieder- gelassen, ihre Lebenshaltung und ihren Reallohn zu ver- leidigen. Die Absicht ist, den Nominallohn auf seinem jetzigen Tiefstand zu behaupten, den Reallohn aber durch die Abwertung der Mark noch einmal um 20 Prozent zu senken. Wenn aber der inflationistische Prozeß der Kon- trolle des Regimes entgleitet, dann wird der Sturz des Reallohns ins Bodenlose gehen! Allgemeine Eilsfenzverniditung Was für die Arbeiterschaft gilt, das trifft ebenso auch auf die Sozialrentner und die Arbeitslosen zu! Die In- station wird die Form des Krieges gegen alle diese Schichten durch den inflationistischen Prozeß dem Hunger- tod preisgegeben werden. Auch der Mittelstand wird durch die Entwertung der Mark sei sie einmalig oder fortschreitend abermals in schwerste Krisen geworfen. Das im demokratischen System Schritt für Schritt zurückgewonnene Vertrauen der Sparer wird aufs schändlichste enttäuscht werden die teilweise, wenn nicht völlige Enteignung aller Spar- gelder und Sparvermögen steht wieder vor der Tür. die Verelendung der Rentnerschichten, die Vernichtung des kleinen Betriebskapitals, der Kleingewerbetreibenden. Diesen Schichten hat das Hitlerregime Existenzsicherheit und ausreichende Nahrung versprochen heute schon wieder bedroht es diese Schichten mit Existenzvernichtung und Enteignung. Ebenso wenig sind die Beamtengehälter vor absoluter Entwertung geschützt! Die Etatsschwierigkeiten des Re- gimes haben ohnehin einschneidende Pläne zu einer neuen drakonischen Senkung der Beamtengehälter bis spätestens im Herbst angezeigt. Wird der Versuch gemacht, mit inflationistischen Mitteln über die Etatsschwierig- keiten hinwegzukommen,!so wird an die Stelle einer ein- maligen Senkung der Beamtengehälter ein endloser Prozeß einer dauernden Entwertung treten. Aus dem berühmten Vierjahres-Plan Hitlers wird da- bei ein Bernichtungsplan werden, der zu seiner Bollen- dung keine vier Jahre brauchen wird! Betrug an der Arbeiterschaft, Betrug am Mittelstand. Betrug an den Beamten^"trug an den Sparern das ist der Schluß! Deutsche Treue... Fackelzug dernationalen Verbände und Parteien". SA., SS., Stahlhelm und Jungdeutschnationale in einer Front. Hitler , Hugenberg , Seldte und Papen nehmen den Vorbei- marsch der verbrüderten Verbände ab. Hitler : Dieser heilige Bund ist für alle Ewigkeit bc- siegelt!(Ergreift Hugenbergs Hand.j Hugenberg : Heil dir, wackerer Kamerad! Rur der Tod soll uns trennen. P a p e»: Die Treue ist daS Mark der Ehre! Seldte: Ein Ende der Zwietracht! Ich reihe mich be- geistert ein! Die Untersass(bisher diskret im Hintergrund, murmeln): Eingeseift sind sie nun! Wann werden wir ste rasieren können? 21. Juni 1988. Hausdurchsuchung bei der Parteileitung der Deutschnatio- nalen Volkspartei. Kriminalbeamte, Schutzpolizisten, SA .» Hilfspolizei. Hilfspolizisten(donnern mit dem Gewehrkolben ge- gen die Tür): Ausmachen! t® et beutschnationale Parteisekretär(er- wcmt verwundert in der Tür): Was gibt's, Kameraden? Was ist los? Hilfspolizisten: Schnauze halten, alter Weihnachts- mann! Hände hoch! Verhaftet! Glotz nicht so dämlich, du Schießbudenfigur. Der Parteisekretär(in größter Aufregung): Aber, meine Herren, das geht doch nicht! Was soll denn unser ver- «yrter Führer, der Herr Reichsminister Hugenberg, dazu sa- gen. Tie nationale Revolution, meine Herren.... Harz- burger Treue.,. Brust an Brust... gleichberechtigte Bun» deSgenossen... feierliches Ehrenwort... ich...(ringt verzweifelt nach Luft). Hilfspolizisten(unter großem Gelächter): WaS ist denn das für ein Scherzarsikel? Der hat wirklich alles für bare Münze genommen! Brust an Brust mit euch? Ihr habt wohl'n Vogel? Gleichberechtigte Bundesgenossen? So ein Steckkissensäugling! Nnd euren Hugenberg tönnt ihr einmot- ten lassen. Reif genug dazu ist er schon längst... Der Parteisekretär: Das ist ber Dank dafür, baß wir euch reingelassen haben! So behandelt ihr deutsche Volks- genossen! O Gott, o Gott ... Ich werde zu Hindenburg ge- hen und mich beklagen. Hilfspolizisten: Der Olle schläft, ben kannst du jetzt nicht stören. Komm lieber ein bißchen mit uns. Immer nur Marxisten ist ja auf die Dauer langweilig! Wollen doch mal sehn, wie so ein Deutschnationaler konzentriert aussieht.., Gebrüder SASS 6 Monate für einen Witz DiePfälz . Rundschau" meldet: Es trat schon aus der harmlosen Kannegießerei in den ländlichen Wirtschaften heraus, was sich der 43 Jahre alte Schlosser Mar Ruhl in der Wirtschast zum Neckarthal in Neckarhausen erlaubte. Ein Witz soll es gewesen sein, als er sagte:Man weiß jetzt, wer das Reichstagsgebäude in Brand gesteckt hat." Mit Kreide zeichnet er dann aus den Tisch in großen lateinischen Buchstaben SASS und zog einen senkrechten Strich durch die Mitte der vier Buchstaben. Ohne den Strich war es eine Anspielung aus die Gebrüder Saß. die bekannten Tresoreinbrecher. Ter Strich hatte eine Anklage ngch 8 33 der VO. vom 21. März zur Folge. Der Angeklagte behauptete, daß daS nur ein fauler Witz gewesen sei Er habe nie an die Gerüchte über den Reichstagsbrand geglaubt und kümmere sich auch wenig um politische An- Inseratenpreis: Der einspaltige Millimeter der neun« spaltigen Seite 70 Centimes gelegenheiten, obschon er jozialdemokratischer Gemeinderat war. Der Vertreter der Anklage am Mannheimer Gericht be- antragte eine Gefängnisstrafe von 8 Monaten. Das Urteil lautete auf 6 Monate. Auch der Witz, begründete der Vor- sitzende das Urteil, könne als eine strafbare Handlung aus- gefaßt werden, besonders hier, wenn es sich immer um ein unwahres Gerücht handle. bliebt drängeln Es kommt jeder dran Auf der Wiedersehensseier der alten G.u! National­sozialisten in Spandau am 23. Juni hielt der Reichsrede- minister Dr. Göbbels eine Ansprache. Er versicherte, daß die Revolution noch lange nicht zu Ende sei. Es braucht niemand Angst z« haben, es kommt ein jeder heran. Wir werden anch die Revolution zu Ende führen. Pardon wird nicht gegeben. Ausnahmsweise hat der Minister recht. Es kommt jeder dran. Auch Herr Dr. Göbbels . Er wird sich dann daran erinnern: Pardon wird nicht gegeben.