DAS BUNTE BLATT

TAGLICHE UNTERHALTUNGS- BEILAGE

Hollywood - die Stadt der Not

Ein Batsadienbericit

Hollywood , die Filmstadt, war in Amerika in den Jahren der Prosperity der Begriff des Reichstums. Man sagte: Im goldenen Hollywood sind die Straßen mit Gold gepflastert". Und mit Recht. Diese nicht allzu große kalifor­nische Stadt war zum Zentrum einer der reichsten amerika­ nischen Industrien geworden. Die amerikanische Filmindu­strie stand mit dem in ihr investierten Riesenkapital amer sten Platz auf der Steuerliste. Die Beherrscher dieser Industrie schlugen ihr Hauptquartier in Hollywood auf.

Der Lurus und der Reichtum, die hier herrschten, waren unerhört. Zwar ist die Filmindustrie auch in USA . die In­dustrie der größten und geschmacklosesten Reklame, aber das konnte man glauben, wenn ein Direktor einer großen ame­ rikanischen Filmgesellschaft noch vor zwei Jahren erklärte: Jeder unserer Hauptsch'auspieler hat einen Palast, der viel schöner ist wie das Weiße Haus!" Die Mitglieder der Oberen Schicht" in Hollywood wußten tat­sächlich nicht mehr, was mit dem Gelde anzufangen. Ueber die Riesenfeste und Bälle der Stars und Filmkönige berich teten die snobistischen Blätter Ameritas spaltenlang.

Es sei nur erwähnt, daß seinerzeit das Fest eines Filmstars 25000 Dollar gekostet hat! Das war noch nicht einmal ein Rekord. Ein Filmdirektor kaufte an­läßlich eines Festes, das er für seine Kollegen gab, einen zoologischen Garten, damit die Gäste auf Elefanten im Park herumreiten konnten! Immer tollere und wahnsinnigere Einfälle fand man, um Geld herauszuschmeißen. Das Geld wuchs ja in Hollywood .

Und immer neue Filmkonzerne entstanden. Eine Kitsch filmserie nach der anderen wurde in die Welt gesezt. Holly­ wood war zu einer Hochburg des Dollarkapitalismus ge= worden.

Im trasfesten Gegensatz zum Pomp und Prunk der Magnaten, stand auch schon während der Zeit der Prospe­rity die Not des Hollywooder Filmproletariats. Die Löhne, die man den technischen und künstlerischen Angestellten da­mals zahlte, hatten kein Verhältnis zum Goldenen Holly­

wood".

Die Krise tam über USA . Alle Industrien, alle Zweige der Wirtschaft wurden von ihr betroffen: Hollywood blühte weiter. Mochte der Amerikaner auf alles verzichten: sein Kino mußte er haben. Aber immer größer wurde die Zahl der Arbeitslosen, immer größer die Zahl der Men­schen, die mit dem Gent rechnen mußten. Das Unwahrschein­lichste geschah: Millionen Amerikaner mußten auf das Kino verzichten, weil sie nichts zu essen hatten. Millio­nen Amerikaner fanden auf einmal ihre Filme verlogen und kitschig, weil das Leben anders aussah als das Happy end " von Hollywood !

Und da eilten die Krisenwolfen auch nach Kalifornien . Wie ein Gewitter prasselten sie über Hollywood nieder. Filmgesellschaft X u. Co. pleite! Das war der erste Blizz über Hollywood . Amerika horchte auf. Ein großer Filmtonzern pleite?! Jetzt wurde es ernst. Aber das war erst der Anfang. Schlag auf Schlag er­folgte gegen Hollywood . Ateliers werden geschlos­sen. Der Goldstrom aus dem Lande war ausgeblieben und das goldene Hollywood " wurde zu einer Stadt der Krise

Erich Kästner :

und Not. Gewiß, die Herrscher des Films hatten in guten Zeiten so viel verdient, daß auch eine hundertjährige Krise ihnen persönlich nichts anhaben konnte. Aber die Schau­spieler, selbst sehr bekannte Schauspieler, standen auf einmal vor dem Nichts. Sie lebten noch in ihren Pa­lästen, aber Licht und Gas brannte nicht, weil sie die Rech­nungen nicht bezahlen konnten.

Auf den Straßen Hollywoods stehen her­renlose Luxusautomobile herum, ausgesetzt von den Besitzern, die kein Geld für Benzin und Garage haben. Und Käufer kann man in Hollywood auch nicht mehr finden.

Nur die großen Stars halten sich noch... Noch! Sonst find alle von der Krise hart angefaßt. Um wenigstens etwas zu verdienen, spielen Schauspieler, die noch vor wenigen Monaten Hauptdarsteller waren, als Statisten. Die Filmgesellschaften dachten in den meisten Fällen bei Ausbruch der Krise nicht daran, Gehälter und Honorare zu bezahlen. Eine Filmgesellschaft hat wenigstens eine Küche für die Darsteller eingerichtet. Wenn die Lage des Film­proletariats schon in guten Zeiten nicht rofig war, so ist sie heute katastrophal! Allein 18000 arbeitslose Sta­tisten zählt heute Hollywood ! Dazu kommen noch die vie len Tausende arbeitsloser Filmtechniker und Filmarbeiter. Filmschaffende aus allen Teilen der Welt, Filmschafs fende aller Völker sind der furchtbarsten Not preisgegeben. Keine öffentliche Stelle, kein Magistrat kümmert sich um die Arbeitslosen.

Und die Dollarkönige der Filmwoche beweisen auch jetzt den unsozialen Geist, der schon immer die Filmindustrie ( in allen Ländern!) beherrschte. Wir sind kein Ver= sorgungsamt für Arbeitslose! sagte ein Gene­raldirektor in Hollywood , als man ihn um eine Spende für eine Arbeitslosenküche bat. Dieser Herr besitzt noch heute schwere Millionen, die er gerade durch diese Arbeitslosen verdient hat!

Die Regierung wollte etwas für die Arke'tslosen unter­nehmen, aber da verbat sich der ehrenwerte Herr Senator" dieses Staates den Eingriff in seine Rechte. Die Arbeits­losen hungern weiter.

Die Prachtstraßen von Hollywood find voller Menschen, die hungernd vergeblich nach Arbeit suchen. Schon beginnt die Abwanderung aus der Filmstadt. Aber wohin? Es ist ja egal, wo man hungert, und in Kalifornien ist es we­nigstens warm.

Die wenigen Ateliers, die noch in Hollywood arbeiten, drehen weiter ihren Kitsch. Filme, die zeigen, wie schön das Leben ist im Goldlande Amerika . Filme, die zeigen, daß ein schönes Mädel mit schönen Beinen in zwei Stunden glatt ihre Karriere machen und einen Generaldirektor heiraten kann( ja, der Filmkitsch von Hollywood ist dem von Babels­ berg sehr ähnlich!)

Und solche Filme dreht man, während viele Tausende junger Menschen auf den Straßen von Hollywood stehen, um einen Teller Wassersuppe zu bekommen! Die Kulisse des Filmzaubers ist gefallen. Hinter den Palästen der Film­Herrscher, in denen noch immer der Reichtum herrscht, stehen die Massen der hungrigen Filmproletarier!

Hausmittel

Brief an meinen Sofin von Anton 3schiecion

Aus Gesang zwischen den Stühlen," Gedichte, fart. 3,60 Mart, geb. 5,75 Mart, Deutsche Ver­ lagsanstalt , Stuttgart und Berlin , 1932:

Ich möchte endlich einen Jungen haben,

fo flug und start, wie Kinder heute find. Nur etwas fehlt mir noch zu diesem Knaben. Mir fehlt nur noch die Mutter zu diesem Kind.

Nicht jedes Fräulein kommt dafür in Frage. Seit vielen Jahren such ich schon.

Das Glück ist seltener als die Feiertage.

N. G.

Was es alles gibt

Berühmtheit als Scheidungsgrund Die Eislaufmeisterin und der unverstandene Ehemann

Die berühmte österreichische Eisläuferin Frau C., die mit ihrer Kunst im vergangenen Winter das Berliner Publi kum zu wahren Beifallsstürmen hingerissen hat, stand dieser Tage im Mittelpunkt eines ungewöhnlichen Scheidungspro zesses. Ihr Gatte hatte sie vor Gericht zitiert und als Schei­dungsgrund angegeben, daß Frau C. ihren Mann böswillig verlassen habe und überhaupt an der Zerrütterung der Ehe schuld set.

Der Prozeß brachte eine Reihe von interessanten und im Zeitalter des Sports sehr aktuellen Fragen zur Erörterung. Frau C., die vielfache Meisterin und Repräsentin Dester­reichs im Paarlaufen ist. scheint ganz dem Sport verfallen zu sein. Ihr ganzes Denken und Fühlen wird von sport­lichem Ehrgeiz beherrscht; sie ist der Ansicht, daß nur ein hartes Training und völliges Sich- Konzentrieren auf den Sport zu Spitzenleistungen führen kann.

Der Ehemann der berühmten Eisläuferin ist dagegen völlig anders eingestellt; er ist Geschäftsmann und sehnt sich nach einer gut bürgerlichen Hausgemeinschaft. An dem sport­lichen Ruhm seiner Frau lag ihm nichts, da er in ihr nur eine Gattin und sorgende Hausfrau haben wollte. Gegen den Willen des Gatten

Da Frau C. von den sportlichen Behörden ihres Landes wiederholt mit der Vertretung Oesterreichs im Ausland be­traut wurde, unternahm sie zahlreiche weite Reisen, tro heftiger Proteste thres, Gatten. Dadurch ergaben sich neue 3wistigkeiten und eines schönen Tages kam es zu einer gründlichen Aussprache. Das Ergebnis war, daß Frau C. die gemeinsame Wohnung verließ.

Das Gericht erklärte die Ehe, die nach evangelischem Ritus geschlossen worden war, für getrennt und stellte fest, daß keinen der beiden Ehegatten ein Verschulden treffe. Die völlig verschiedene seelische Veranlagung der beiden habe zu einer völligen und unüberwindlichen Abneigung geführt. Unmittelbar vor der Berufungsverhandlung kam es zu einem unerwarteten happy- end. Herr C. hat seine Klage zurückgezogen. Vermutlich dürften sich beide Teile auf halbem Wege entgegengekommen sein. Frau E. wird sich mehr ihren häuslichen Pflichten widmen und ihr Ehemann wird ver­suchen, in die Mysterien des sportlichen Trainings einzu­dringen.

Das Wunder von Antofagasta Eine Stadt, die mehr Arbeitslose hat als Einwohner

Auch in Chile erhalten die Arbeitslosen, besonders die in der Salpetergegend, welche am meisten unter der Krise zu leiden haben, staatliche Unterstützung.

Als vor ein paar Tagen die letzte Abrechnung aus Anto­ fagasta über die erfolgten Auszahlungen in Santiago bei der Regierung eintraf, wollten die Beamten des Rechnungshofes ihren Augen nicht trauen; stand doch da schwarz auf weiß in der Abrechnung, daß in Antofagasta die staatliche Unter­stützung an 41 933 Arbeitslose ausgezahlt worden sei. Laut der Abrechnung, daß in Autosagasta die staatliche Unter­Volkszählung nur" 36 000 Einwohner.

Die Regierung hat daraufhin angeordnet, daß in Zukunft die Listen der Arbeitslosen mit weit mehr Sorgfalt und Aufmerksamkeit als bisher geführt und geprüft werden müssen, bevor die Auszahlung der Unterstützungen vor­nommen werden darf. Auch wurde eine strenge Untersuchung der Angelegenheit angekündigt. Bis zur Aufklärung des Irrtums" hält aber Antofagasta den Rekord der Arbeits­

Gegen Ranzigwerden von Butter: Schnell aufessen ist das Losigkeit. beste Mittel.

Gegen Wanzen: Fange eine Wanze und erkläre thr, daß

Pflanzenkost an Eiweiß- und Fettgehalt dem Fleisch nicht nachsteht, und rate ihr freundschaftlich, ihre Diät zu wechseln. Sollten diese neusten Erkenntnisse der Wissenschaft keinen Eindruck auf sie machen, so kann man nur drohend seinen Finger heben und ihr zurufen: Bleibe also bei deiner Schlechtigkeit, du Blutsauger!" und den Bösewicht laufen lassen. Früher oder später wird doch die Tugend über das

Und deine Mutter weiß noch nichts von uns, mein Sohn. Laster triumphieren.

Doch eines schönen Tages wird's fich schon geben. Ich freue mich schon heute sehr darauf. Dann lernst du laufen, und dann lernst du leben, und was daraus entsteht, heißt Lebenslauf.

Zu Anfang schreift du bloß und machst Gebärden, bis du zu andern Taten übergehst,

bis du und deine Augen größer werden und bis du das, was man verstehen muß, verstehst.

Wer zu verstehn beginnt, versteht nichts mehr. Er starrt entgeistert auf das Welttheater. Zu Anfang braucht ein Kind die Mutter sehr, doch wenn du größer wirst, brauchst du den Bater.

Ich will mit dir durch Kohlengruben gehn. Ich will dir Parts mit Marmorvillen zeigen. Du wirst mich anschaun und es nicht verstehn. Ich werde dich belehren, Kind, und schweigen.

Ich will mit dir nach Baur und Ypern reisen und auf das Meer von weißen Krenzen blicken. Ich werde still sein und dir nichts beweisen.

Gegen Flöhe: Heirate. Alle deine Flöhe werden auf deine Frau, hüpfen, da die Flöhe lieber Damen verzehren als Herren. Das kommt davon, daß die Kleidung der Frauen beffer zum Aufenthalt für Insekten eignet als die der Män ner. Sie ist luftig und dabei noch behaglich.

Gegen Motten: Sebze zwei Dußend Taranteln und Skor­pione in deinen Pelz und weise jedem einen Rayon zu. Gegen ehrliche Untreue: Nimm die untreue Ehehälfte und hänge ihr ein Schild auf die Stirn: Es ist Fremden streng­stens verboten... usw."

( Aus dem ruffischen übersetzt von B. Krotkoff und G. Stoeßler.)

Alles lacht!

Der Lehrer wählte ein Beispiel des täglichen Lebens. " Wenn eine Frau eine Wohnung in zwei Stunden auf­räumt," fragt er, wie lange brauchen dann zwei Frauen dazu?" Der Schüler sagte: Bier Stunden."

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Diese?"

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Tell fauft Tapeten. Diese?" Nein." Nein. Geben Sie mir die dünnsten Tapeten, die Sie haben. Mein Zimmer ist nämlich sehr eng."

Doch wenn du weinen willst, mein Kind, dann will ich nicken. sähe, daß diese Partei schon irgend etwas geleistet bätte!"

Ich will nicht reden, wie die Dinge liegen.

Ich will dir zeigen, wie die Sache steht. Denn die Vernunft muß ganz von selber fiegen. Ich will dein Vater sein und kein Prophet.

Wenn du trotzdem ein Mensch wirst wie die meisten, all dem, was ich dich schauen ließ, zum Sohn, ein Rerl wie alle, über einen Leisten, danh wirst du nie, was du sein sollst: mein Sohn!

" Ich würde sehr gern Nationalsozialist werden, wenn ich " Wenn alle Leute so nörgelig wären wie Sie, wären wir keine Volksbewegung!"

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Bei Ihnen ist es stets sauber, die Teppiche find staubfret und dabei haben Sie gar keine Aufwartefrau." Ja, wir lassen uns alle acht Tage einen Staubsauger vorführen."

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Mutter, unsere Lehrerin weiß nicht einmal was ein Pferd ist!" Unmöglich, Kind!"" Doch. Ich habe heute ein Pferd gezeichnet, und da hat sie mich gefragt, was das sei."

Affen gegen-

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Zuckerkrankheit

Ein tragikomischer Prozeß

Seit drei Jahren wird vor dem Bezirksausschuß in Wiesbaden ein Prozeß verhandelt, dessen Streitobjekt zwei winzig fleine Affen bilden. Dem Geschäftsführer des Frankfurter Tierschutzvereins. Gustav Haeger, war vor dret Jahren untersagt worden, Affen in seiner Wohnung zu hal­ten. Der Magistrat stützte sich bei diesem Verbot auf die Frankfurter Wohnungsordnung, die das Halten von an­deren Tieren als Hunden, Kazen und Vögeln in Woh­nungen von weniger als vier Zimmern verbietet.

Haeger verklagte daraufhin den Magistrat mit der Begrün­dung, daß die beiden Affen, deren Haltung ihm verboten wurde, kaum 18 Zentimeter groß seien. Er pflege die Tierchen in seiner Rocktasche zu tragen; sie feien für ihn zur Lin­derung seiner Zuckerkranheit von außerordentlichem Wert. Außerdem vertreiben die Tiere Wanzen und Flöhe, seien absolut sauber und geruchlos.

Dem gegenüber stehen die Feststellungen der Wohnungs­polizei. Diese erhielt Beschwerden der Hausbewohner über den Affengeruch, der im ganzen Erdgeschoß zu spüren sei. Außerdem tauchten die Tiere oft auf den Treppen auf; durch ihre Grimassen würden die spielenden Kinder erschreckt. Medizinische Sachverständige sind außerdem der Auffassung, daß Affen in hohem Maße Tuberkelbazillen aufweisen und diese auch auf Menschen übertragen, so daß die Gesundheit der Hausbewohner gefährdet werde.

Der Prozeß konnte auch diesmal zu feinem Urteil geführt werden, da das Gericht neue Gutachten einholen will. Die Aeffchen können es sich inzwischen weiter in der Rocktasche ihres Herrn bequem machen.

Deutschland wird umgangen

Der Vorstand der Büchergilde Gutenberg in der Tschechoslowakischen Republik hat beschlossen, die seit 1924 mit der nunmehr in nationalsozialistischen Besitz über­gegangenen Büchergilde Gutenberg Berlin bestehende Gemeinschaft zu lösen und in Gemeinschaft mit den gleichen Institutionen in Oesterreich und in der Schweiz weiterhin Bücher herauszugeben, allerdings mit Aus­schaltung der jetzt gleichgeschalteten" Berliner Bücherailde Gutenberg.