3
t
r
te
1:
5.
Preis: 60 f. cts.
Freiheit
Nummer 12-1. Jahrgang
Ihre Schande, Hitler!
Chefredakteur: M. Braun
Soll denn wirklich einem zu Gefallen, dem damit gedient ist, und ihnen zu Gefallen, die sich fürchten, das Menschengeschlecht mit herabgewürdigt werden und versinken, und soll Keinem, dem das Herz es gebietet, erlaubt sein, sie vor dem Verfall zu warnen?
Mit Zangen gefoltert!
Fichte
Mit glühenden Zigarren einen Kranz um den Hals gebrannt
Auf dem Flüchtlingsbüro in Saarbrüden erschien dieser Tage ein einfacher, ruhiger Mann, Mitte der Dreißiger, Kriegsteilnehmer, beheimatet und bisher wohnhaft in einem Kölner Vorort. Er stand dort unter dem Verdacht illegaler Arbeit für seine Partei und sollte Flugblätter verbreitet haben. Ende vorige Woche erschien mitten in der Nacht eine Nazikolonne, holte den Aermsten aus seiner Wohnung und schleppte ihn trog flehentlicher Bitten der Familie ins Kölner Braune Haus. Dort unterzog ihn zunächst der Führer" eines strengen Verhörs, und als der Arbeiter alles ihm zur Last Gelegte abftritt, og man ihn nadend aus und die Folter begann! Mittelalterliche Ins quifitionen müssen ein Kinderspiel gegen die Qualen ges wesen sein, die der Bedauernswerte jegt auszustehen hatte! Man schnallte ihn über ein Brett und
peitschte ihn mit brei langen Ochiens ziemern so lange durch, bis sein Körper vom Rüden bis zu den Kniekehlen eine einzige blutige Masse war!
Acht Tage später bot der also Mißhandelte bei seinem Besuch in Saarbrücken noch ein Bild des Jammers und konnte sich nur unter größten Schmerzen bewegen. Aber damit noch nicht genug! Man überschüttete den Gequälten nach der Prügelserie mit faltem Wasser, damit er ja bei Bes finnung blieb und
zwickte hierauf mit 3angen Fleisch ans seiner Brust!
Auch das genügte den brannen Bestien noch nicht! Ein besonders würdiger Vertreter des derzeitigen Reichskanzlers nahm seine brennende Zigarre aus der Schnauze und
sengte dem wehrlosen, immer noch feifelten Opfer einen Kranz rund den Hals!
It m
„ Ein Kettchen aus roten Korallen zur Erinnerung...", so höhnte der braune Sadistenkerl auch noch!
Nach dieser furchtbaren Peinigung entließ man das arme Opfer; nicht ohne ihm vorher die Auflage zu machen, am nächsten Tage wieder zu kommen, um ein" Protokoll" an unterschreiben. Wahrscheinlich hätte er bescheinigen sollen, daß es keine bessere Behandlung gebe, als in den braunen Ställen des Herrn Reichskanzlers! Man drohte schärfste Strafe bei Nichterscheinen an!
In frühester Morgenstunde schleppte fich der Gemarterte unter unfäglichen Schmerzen nach Hause, wo ihn seine Fran versteckte. Prompt erschienen nachmittags die braunen Hä scher erneut, um ihr Opfer, das dem Befehl nicht Folge ges leistet hatte, wiederum zu verschleppen. Als das Durchsuchen der Wohnung ergebnislos war,
hielten sie sich an der Frauschablos, und vers prügelten diese jämmerlich!
Der Mißhandelte 30g vor, seine Heimat zu verlassen, wo er den Tod zu erwarten hatte, um draußen von einer Schande zu künden, die Deutschland tief herabwürdigt. Mantomme uns nicht mit„ Grenelmärchen"! Wir haben den Mann und seine Wunden mit eigenen Augen gesehen! Er ist die lebende Bes stätigung des braunen Sadismus!
SA... vernimmt"
Polizei liefert Marxisten den braunen Banden aus Die Polizeidirektion Bremen teilt mit:
Im Anschluß an die Plakatierung„ Lezte Warnung" hat ber Polizeiherr die Anordnung getroffen, daß sämtliche Perfonen, die trog aller Warnungen in Zukunft noch wegen marristischer Propaganda oder anderweitiger staatsfeindlicher Betätigung in Haft genommen werden, zunächst einem natio= nalen Verbande zugeführt werden sollen. Der nationale Vers band hat die Aufgabe, zur Unterstützung der politischen Polis zei die Festgenommenen eingehend über ihre Straftat vors bereitend zu vernehmen und sie dann mit dem Ermittlungsergebnis der Geheimen Staatspolizei zuzuführen. ( Hamburger Fremdenblatt" 28. Juni 1^ 38.)
Ein prominenter Kölner Stahlhelm führer hat vor einigen Tagen in einer Gesellschaft erklärt, er nähme in einem Mißhandlungsprozeß, den doch ein Sozialdemokrat
anstrengen möge(! Red.) auf seinen Eid, daß im Keller des„ Braunen Hauses" in Köln , Mozartstr. 28 fich eine regelrechte und wohleingerichtete Folterkam mer befände. Hier würden täglich in„ Schußhaft" genom mene Sozialdemokraten und Kommunisten von der SA. auf das unmenschlichste peinlich befragt". Eine beliebte Methode, die vor allem bei Kommunisten angewandt würde, sei die, die vor allem bei Kommunisten angewandt würde, sei die, daß man die wehrlose Opfer an den Füßen zu einem Deckens
-
haken heraufwinde und dann mit Revolvern an ihren Köps fen vorbeischöffe. Das alles zu dem Zweck, um die Angabe von Mitgliedern zu erpressen. Diesen Tatbestand erbötigt fich ein Stahlhelmführer, dessen persönliche Anständigkei uns bekannt ist, auf seinen Eid zu nehmen. Durch solche Folterungen wird die SA. in den Blutrauch gesteigert. Die Inquisition des Torquemada stellt sich würdig an die Seite des ausgeklügelten Sadismus der Nazis.
Priester verjagt!
Bombenanschläge auf katholische Kirchen
-
Priester werden mißhandelt
66
Der Amtliche Preußische Pressedienst hat unter dem 1. Juli mitgeteilt:
Das Geh. Staatspolizeiamt hat im Laufe des heutigen Tages in ganz Preußen die Geschäftsstellen folgender Vers bände geschlossen und deren Schriftmaterial und sonstiges Bermögen sichergestellt: Friedensbund Deutscher Katholifen, Windhorstbund, Krenzschar, Sturmschar, Voltsverein für das Katholische Deutschland und Voltsvereinverlag G. m. b. S., Katholischer Jungmännerverband sowie Personenvereini gungen, die als Fortsetzung der genannten Organisationen anzusehen find.
Aus dem ganzen Reiche werden ähnliche Aktionen gegen das katholische Vereinswesen gemeldet. Die katholische Presse im Reiche scheint sich über diesen Terror faum noch zu wundern. Dagegen aufzutreten wagt sie nicht. Die Zentrumspresse an der Saar beschwert sich, daß man die katho lischen Vereine als„ staatsfeindlich" erklärt und kündigt im übrigen an, daß die Zentrumspartei an der Saar zu den Vorgängen noch Stellung nehmen werde.
Unsere Nachricht, daß das Saarzentrum nicht daran denke, fich aufzulösen, wird jezt in einer amtlichen Bekanntmachung der Zentrumspartei in der offiziellen Zentrumszeitung des Saargebietes, der„ Saarbrücker Landeszeitung" bestätigt. Ebenso schließen sich die katholischen Vereine des Saarbeckens dem im Reich erzwungenen Vorgehen nicht an.
Wir registrieren noch folgende Meldungen aus der Pfalz , wo der Kulturfampfterror mit besonderer Kraft wütet:
Ausweisung von Der Papst als
In Stetten ( Pfalz ), wurde jetzt der zweite Bomben anschlag auf das katholische Pfarrhaus verübt. Der Pfarrer Lanninger ist infolge der dauernden Erregung aufs Kran tenlager geworfen worden.
In Weitersweiler wurde der katholische Pfarrer Schenkel schwer mißhandelt, so daß er nach Kirchheimbolan den ins Krankenhaus gebracht werden mußte. Die Vorfälle waren so schwerer Natur( es soll selbst geschossen worden sein), daß selbst die Nazis nicht umhin konnten, drei ihrer Anhänger zu verhaften.
Der katholische Kaplan Seit ist auf Anordnung der Machthaber aus seiner Heimat und Gemeinde Zweibrücken ausgewiesen worden. Begründung: Er soll anti- nationalsozialistisch eingestellt gewesen sein.
-
Der Bischof von Speyer hat sich infolge der andauernden Geistlichenverfolgungen in der Pfalz gezwungen gesehen, die Pfarrkirche in Herrheim zu schließen. Das ewige Licht wurde ausgelöscht, das Allerheiligste nach Speyer vers bracht und das Interditt über die Kirche ausgesprochen, in der kein Gottesdienst mehr stattfinden darf. Diese Maß nahme resultierte aus den dauernden Verfolgungen, denen der Herrheimer Pfarrer und sein Kaplan ausgefeßt waren und in deren Verlauf beide Geistliche flüchten mußten. Der Bischof von Speyer erläßt im Anschluß an diese Maßnahmen eine Erklärung, in der es heißt, daß jeder, der Hand an einen Geistlichen lege, ohne weiteres aus der Kirche er kommu niziert sei.
Der katholische Medizinmann"
99
Wie der Nationalsozialismus programmatisch den Papst beschimpit- Dennoch Verhandlungen in Rom
Zu verwundern ist eigentlich nur, daß der Katholizismus fich über das Schreckensregiment der Nationalsozialisten auch gegen die kath. Kirche wundert. Führende Nationalsozialisten haben aus ihrem Haß gegen den Katholizismus nie ein Hehl gemacht. Trotzdem hat die katholische Kirche , die jahrzehntelang jede gesittete freidenkerische Aeußerung eines Sozialdemokraten zur Aufputschung der Leidenschaften gegen den Marxismus benutzte, sehr lange zu den antiklerikalen Ausschreitungen der Nationalsozialisten geschwiegen. Nur dadurch konnten die Nationalsozialisten so ungehemmt auch in die Bezirke der katholischen Bevölkerung einbrechen.
Der anerkannte kulturpolitische Theoretiker des Nationalsozialismus ist Dr. Alfred Rosenberg , und sein Werk ist „ Der Mythos des 20. Jahrhunderts". Darin läßt er sich wie folgt über Papst und Katholizismus aus:
Seite 147: Das Nizäische Glaubensbekenntnis, mit Stimmenmehrheit von Mönchen beschlossen, die aum großen Teil nicht lesen und schreiben konnten, die Lehr säge zustande gekommen auf Räuberfynoden, auf denen man mit Stochieben religiöse Fragen entschied, sind tot.
Seite 184: Philosophisch betrachtet, stehen die Glans bensfäße vom Ablaß und der wirksamen Fürbitte ( nebst einer Unzahl anderer, von der Lehre vom Stapulier bis zu den heiligen Delen und wundertätigen Reliquien) auf der Höhe einer Weltanschauung, deren Typus der Mes bizinmann ist.
Seite 185: Den Versuch schildern, die zauberhafts dämonische Weltauffassung des Medizin. mannes weltpolitisch durchzusetzen, heißt römische Dogmen und Kirchengeschichte schreiben.
Seite 186: Die legten Folgerungen aus dem römischen System hat der Jesuitismus gezogen. Den Schlußstein in dem Bau der Medizinmannphilosophie schuf das vatika: nische Konzil. Hier wurde der Medizin mann für die Zeit der Ausübung seines Amtes zum Gott, zum un fehlbaren Gott erklärt. Jesus ist jegt, streng genoms men, abgesetzt und ersetzt durch das römische System, ges krönt von dem mit aller Macht ausgestatteten, sich Papst nennenden Medizinmann.
Seite 198: Das Vatikanum bedeutete den Bruch der legten Charakteure in der damaligen Kirche. Und also auch in der heutigen: denn die jeßigen Würdens träger find bereits unter der Herrschaft dieser ehrlosen Lehrfäße großgezogen worden. Der sogenannte„ polis tische Katholizismus“ ist nur die notwendige Außenseite des jesuitisch - römischen Systems überhaupt, also auch nicht Mißbrauch, sondern die folgerichtige Anwendung der rös mischen Grundfäße, wenn auch Mißbrauch der echten Religion,
Seite 194: Afrikanisch ist das Mönchtum, ist ble Tonsur, mittelasiatisch sind die naturwibrigen Rafteiungen, durch die man Gott näher" gebracht werden