Summe von Haß

Graf Reventlow an seinen Pg. Hitler über die Mißhandlungen und Folterungen... Ein Brief, der nichts genützt hat!

Graf Reventlow steht im Lager des Nationalsozialis­mus. Er war schon vor dem Kriege politisch tätig, ein all­deutscher Reaktionär, der aber immer eine eigene Meinung hatte. Seine adlige Abkunft hat ihm feine Glücksgüter auf den Lebensweg mitgegeben; vielmehr war er immer ein armer Teufel, der sich das Notwendigste durch emfige Echreiberei verdienen mußte.

Auch unter den Fahnen Hitlers will Reventlow sich, so schwer es hier auch ist, eine gewisse Selbständigkeit be­wahren. Ja, er hat es wiederholt gewagt, Kritik an der Führung der Partei zu üben, so daß es häufig hieß, man werde ihn nicht lange mehr dulden. Jezt wird bekannt, daß Reventlow am 8. April dieses Jahres unter dem Eindruck des braunen Terrors an Hitler einen Brief ge schrieben hat, ber einmal zu den geschichtlichen Doku­menten aus den ersten Monaten des Dritten Reiches ge= hören wird. Reventlow, ein Mann, der trotz aristokratischer Abkunft des proletarischen Mitempfindens nicht bar ist, ents blößt mit rücksichtsloser Offenheit, mit Worten, deren Schärfe nicht überboten werden kann, die Verfolgungen und Miß­handlungen von Arbeitern. Er spricht von der Summe des Dasses", die sich hier angesammelt hat. Er appelliert an den Reichskanzler.

Bergeblich! Denn seit bem 8. April ist noch wilder . geprügelt, noch infernalischer gemartert worden. Kein Hitler hat sich geäußert. Er weiß das alles aber er tut nicht das geringste. Er läßt den braunen Horden freien Lauf, die nur die praktische Nuzanwendung aus den Haß- und Blutreden thres Führers ziehen. Dieser Brief des Pg. Grafen Revent­Iow wurde ad acta gelegt, wie so viele ähnliche. Der Schret des gepeinigten Menschenwesens hat nicht das Ohr des Herrn Reichskanzlers.

Der Brief Reventlows lautet: Reichstag . Abgeordneter

Botsdam, den 3. April 1938.

Verehrter Herr Reichskanzler und Führer! Ich fühle mich an den folgenden Darlegungen verpflichtet: Die Verfolgungen und Mißhandlung von Gewerkschaftlern durch die SA. bauern fort und haben Ausmaße angenommen, die meiner Ueberzeugung nach sehr schwere Gefahren mehrfacher Natur einschließen. Auf Einzelheiten will ich nicht eingehen, fie ftehen aber zur Verfügung. Der typische Gang ist: die be treffenden Gewerkschaftler, auch Frauen, werden in ein SA. Lokal geschleppt, bort geprügelt and mißhandelt, teils in einer Weise, die sich schwer wiedergeben läßt, nicht selten werden ihnen auch in ihren Wohnungen Eigentumsgegen ftände weggenommen. In befehten Gewerkschaftshäusern finden Demolierungen statt, häufig wurde das Geld forts genommen, darunter Spargelder von Jugendgruppen. Solche Dinge spielen sich nicht nur in Berlin ab, sondern im ganzen Reich, auch in den östlichen Grenzgebieten, wo eine nene, sehr nachs dentliche Seite baza fommt.

Die Gewerkschaftshäuser bilden für die Gewerkschaften eine Art Heim, an dem sie hängen. Man verbietet ihnen nun die Benugung ihrer Jugendheime, Turnhallen niw. Das und noch manches andere bedeutet ungeheure, tiefe, gewalt: fame, ich möchte jagen feindliche Eingriffe auch in das private persönliche Leben des Gewerkschaftlers, vernichtet oder nimmt ihm Dinge, an denen er von jeher hängt, von dem ihm ein, wenn noch so fleines, Stüd als sein Privateigentum gehört. Das Recht der Arbeitereinstellung wird hier und da bercita für unsere Betriebszellen reserviert, Ans Furcht, brotlos zu werden, treten bie Gewerkschaftler da denn ein und vers bergen nur deshalb ihre Wut und Erbitterung.

England und Rußland

Die Einigung

enb. Berlin , 3. Juli,( Eig. Meld.) Während die Sowets preffe mit der japanischen Presse einen Nachrichtenkrieg um Wladiwostot, Sachalin und Kamschtka führt, und die Nachs richten über japanische Absichten auf diese Gebiete zurückzus weisen bestrebt ist, hat Litwinow in London erfolgreiche Bes mühungen um die Konsolidierung der Bes ziehungen der Sowjetunion zu ihren euros päischen Nachbarn und Rivalen entfaltet. Man muß sich aber daran erinnern, daß der Prozeß gegen die englischen Ins genieure seinerzeit aus innerpolitischen Prestigegründen inszeniert worden war, daß Rußland unter dem englischen Drud alsbald nach dem Prozeß bereits vier Engländer hatte heimkehren lassen, obwohl die ihnen zugedachten Strafen an fich wesentlich milder waren als bei den russischen An­geklagten. Die Jsweftija" klärte ihre Leser dahin auf, daß erst England seine Versuche aufgegeben habe, die Sowjets regierung auf die Knie zu zwingen, und daß die Sowjets regierung hierauf beim Präsidium des Zentralexekutivs tomitees für die beiden Engländer Amnestie erwirkt habe. Die Aufhebung der Einfuhrsperre fei eine Niederlage der englischen Scharfmacher und ein Beweis, daß Kolonialmethoden gegenüber der Sowjetunion zwedlos feien. Die Prawda" geht davon aus, daß der Ingenieurs prozeß für England nicht der Grund, sondern nur der Vor­wand zu feinem Wirtschaftsangriff auf den proletarischen Staat gewesen sei.

follte, asiatisch ist der noch hente in Tibet gebräuchliche Nosenkranz, dessen Mechanismus in der Gebetsmühle feine Bollendung gefunden hat. Asiatisch ist der Fußs fuß des Pabstes, der Dalai Lama verlangt noch heute das gleiche.

Der jetzt von Hitler zum Staatssekretär ernannte Mit­begründer der Partei sagt in seiner Programmschrift:

" Lente , auch wenn sie deutsch geboren werden, die ihre Befehle vom Ausland empfangen und befolgen, gehören nicht aur beutschen Schidialsgemeinschaft, fie tönnen also auch nicht staatsbürgers liche Rechte ausüben, wo wenig wie ein Jude, und manchen werden wir noch auszuschließen haben von der Ehre des Staatsbürgerrechts."

Genau nach diesen Programmfäßen wird jetzt gegen die deutschen Katholiken verfahren.

Aber in Nom verhandelt der Katholik von Papen fried­lich mit dem Medizinmann" genannten Heiligen Vater. Wer ist nun da noch ehrlich?

Alles in allem wird in diesen Wochen eine Summe von Haß erzeugt, die ich für eine schwere Gefahr halte, ganz abgesehen von der wenig volksgenössischen Ungerechtigs keit des ganzen Vorgehens. Die freien Gewerkschaften haben immerhin noch vier Millionen Mitglieder, dazu kommen wei terer Millionen Familienangehörige.

Das Vorgehen der SA. ist gefühlsmäßig bis zu einem ge­wissen Grad verständlich, aber dieser Grad ist schon längst weit überschritten. Man darf die Gewerkschaftler doch auch nicht bestrafen, weil sie jo lange irregeführt sind und selbst geirrt haben. Aber das schlimmste ist, meiner Ansicht nach, bie Kluft des Hasses und des Mißtrauens, die gerade in diesem Augenblic vertieft wird, wo die Regierung den Willen und die Notwendigkeit

zu sozialem Frieden verkündet, tatsächlich will und wollen

muß.

Die Gemißhandelten fliehen zum Teil ins Ausland, weil man ihnen für die Zukunft droht, benehmen sich da= bei teilweise sehr anständig, z. B. wurde ein Arbeitsstudent ganz furchtbar zugerichtet, weigerte sich trots dem einem englischen Journalisten, der ihm Geld bot, ein Interview über seine Weißhandlung, von denen dieser gehört hatte, zu machen. Der Zudrang zum Stahlhelm von diesen Seiten führt fich zum Teil darauf zurück, daß man sich vor den Mißhandlungen sicherstellen will. Es ist nicht selten übrigens, daß ihnen schriftliche Erklärungen abgezwungen werden, daß sie grt behandelt worden seien.

Es ist natürlich, daß bei einer Staatsumwälzung anormale Dinge vorkommen, aber ich muß immer wieder auf die schwere Gefahr hinweisen für unsere innere Zukunft, indem wir diese Millionen von Bolfsgenossen in Haß und Verbitterung hineinstoßen lassen, anstatt sie zu ge= winnen. Ueberall versuchen die Ausländer Material zu sammeln und einzudringen und die beobachtende Ruhe der ausländischen Presse gerade in diesem Punkt ist mir bedenks lich. Der ausländische Marrismus dürfte, nicht müßig, auf­merksam auf jede Rißbildung achten und sie fördern.

Ich darf noch auf einen Punkt hinweisen: Herr von Papen und seine Kreise scheinen an den angedeuteten Vorgängen start interessiert zu sein, ebenso die Reichswehr . Man hofft augenscheinlich aus dieser Tätigkeit der SA. Boden gegen die NSDAP . zu gewinnen. Schließlich könnte es auch dahin kommen, daß die SA. fich überhaupt gewöhnt an die Auffassung, fich als felbfttätig verfolgender Richter anzusehen: psychologisch läge das beinahe nahe.

Wäre es möglich, Herr Reichskanzler, baß von Ihnen eine Verlautbarung oder ein Appell erfolgt, der den Frieden zwischen Arbeitern hier und Arbeitern dort proklamiert und die Zerstörung von gewerkschaftlichen Einrichtungen usw. mißbilligt und ungerecht angegriffenen arbeitenden Volkss genossen Genugtuung zufichert? Das würde nach beiden Sei ten wirken.

Das Ganze Halt!

Hitler hat die Revolution satt!

Reichskanzler Hitler hat am Sonntag in Reichenhall gesprochen. Er sagte, laut WTB., unter anderem: Er werde und brutal jeden Versuch unters rücksichtslos und drücken, den die Reaktion oder andere Kreise machten, die heutige Ordnung zu stürzen. Er werde aber auch rüdsichtslos sich gegen eine sogenannte zweite Revolution wenden, da eine solche chaotische Folgen haben könnte. Was in den letzten fünf Monaten erreicht worden sei, das sei so uns geheuerlich viel, daß man es oft nicht begreifen könne. Man müsse in Ehrfurcht vor den gewaltigen Erfolgen der natios nalsozialistischen Bewegung jetzt alle Kraft daransezen, diese Erfolge zu sichern durch weltanschauliche Feftigung der Massen. Wer sich gegen die nationalsozia listische Staatsgewalt auflehne, der werde hart gepadt werden, ganz gleich, wo er sich befinde.

Ran an die Junker!

Oberpräsident für ,, Siedelungsbolschew ismus"

Der Fraktionsführer der NSDAP. in Preußen, Ober präsident Rube, schreibt in einem Aufsatz Arbeit und Brot", den der Preußische Pressedienst der NSDAP . veröffentlicht, u. a.:

Die nationalsozialistische Staatsführung werde nicht davor zurückschreden, raffisch gutes Menschenmaterial des Westens in die menschenarmen Gegenden unseres deutschen Oftens umzusiedeln. Hier werde erneut die deutsche Schicksalsfrage aufgerollt: Werde es unserer Generation möglich sein, daß durchzusehen, was Stein und Biss mard nicht gelang, den ostelbischen Großs grundbesig zu zwingen, deutschem Bauerns nachwuchs Land in beachtlichem Maße zur Verfügung zu stellen? Mit rüdsichtsloser Härte müsse die Staatsführung hier eins greifen. Recht sei nur, was dem Volke nutt. Keine Tradition standespolitischer Art dürfe hindern, durch Bauernsiedlung den deutschen Charakter des deutschen Oftens für kommende Jahrhunderte zu wahren. Ein Bauernhof mit sechs, acht oder auch zehn Kindern sei mehr wert, als die Betonbauten der Polen an unseren Grenzen. Arbeit am eigenen Boden bringe Brot und Kinder.

Das sind erfreuliche Töne. Nur immer feste druff auf die Junker! Die haben es verdient, schon wegen ihrer Sympathien für die Nazis. Rube, der ein großes loses Maulwerk hat, meints gar nicht so schlimm, aber die pro­letarische SA. nimmt die Worte ernst.

Setzt nur die Lawine in Bewegung! Ihren Weg wird sie schon selber suchen. Was an uns liegt, wird geschehen, damit sie das Junkertum unter sich begräbt.

Ein neuer Sicherheitspakt

Die marristisch geführten Arbeitermassen find jetzt, and Rußland- Rumänien- Türkei abgesehen von den Gewerkschaften, völlig zerstört, ratlos, vers zweifelt. Der Augenblick, mit ihrer Gewinnung zu beginnen, ift da. Gerade Sie, Herr Reichskanzler und Führer, können angesichts dieser Stimmung Großes und Entscheidendes bes wirken. Bitte, tun Sie es: nationale, außenpolis tische und innenpolitische Intereffen, foaiale Notwendigkeit und voltagenössisches& mp= finden, Gerechtigkeit und Großherzigkeit alles vereint sich hier wie in einem Brennpunkt.

Aus London wird berichtet: Die Besprechungen des russischen Außenkommissars Litwinow mit den Vers tretern Polens , Rumäniens und der Türkei in London haben, wie die United Preß" erfährt, zu einer Einigung über den Abschluß eines Sicherheitspaktes zwischen Sowjets rußland und den drei genannten Ländern geführt. Die Paraphierung dieses Viermächte- Sicherheitspattes dürfte noch im Laufe des heutigen Abends oder im Laufe des Mons tags etfolgen. Wie verlautet, ist geplant, den Sichers heitspatt sobald als möglich in einen Neun- Mächtes Mit Hitler- Heil und deutschem Gruß Patt umzuwandeln, indem Südslawien, die Tschechoslos Potsdam, Große Weinmeisterstraße 62. watei, Litauen , Lettland und Estland dem Sicherheitspatt zwischen Rußland , Polen , Rumänien und der Türkei beis Graf E. Reventlow." treten.

Die mir gewordenen Mitteilungen stammen von Gewerks schaftsführern, die mir als national bekannt sind und seit Jahren in Opposition zur SPD. - Leitung standen.

Die Geschäftsstellen des Christlichen Bauernver. eins in Regensburg und Landshut sind geschlossen worden.

*

Das thüringische Staatsministerium hat den Jungdeut­schen Orden aufgelöst.

Das Oberhausmitglied Franz Ripfa teilt in der Ober­Hausdebatte mit, daß in der ungarischen Hauptstadt der Le­bensmittelverbrauch in den letzten Jahren bei zunehmender Bevölkerung um ein Drittel zurückgegangen ist. Diese Mit­teilung fennzeichnet das furchtbare Elend in dem die unga rischen Massen unter der faschistischen Henkerherrschaft Horthys leben.

Die Verwirklichung des hitlerschen Vierjahresplanes

Reichs Ministerium für Mode

Deutsches

Reformkleid

NSAPD

= 1

Awe

S

NSAP

Deutsche

Reformhase

Fred

Die Regierung Adolfs hat damit begonnen, ihren Vierjahresplan in die Tat umzusetzen und energische Maßnahmen zur Linderung des Arbeiterelends zu ergreifen: sie hat eine Ver ordnung über die Frauenmode erlassen!