Der Klassenkampf überwunden! nov

So macht man das: Freiheit für den Unternehmer und Knechtung für den Arbeiter

Am 28. Juni 1988 erließ der Führer der deutschen Ar- schaften besetzt wurden, seinen Gleichschaltungsrausch mit beitsfront, Dr. Ley, folgende Verfügung:

Es ist der Wille des Führers, daß außer der deutschen Arbeitsfront feinerlei Organisationen mehr, weder der Ar­beitnehmer noch der Arbeitgeber, existieren. Ausgenommen find der ständische Aufbau und Organisationen, die einzig und allein der Fortbildung im Berufe dienen. Alle übri­gen Vereine, auch sogenannte katholische und evangelische Arbeitervereine, find als Staatsfeinde zu betrachten, weil sie den großen Aufbau hindern und hemmen. Deshalb gilt ihnen unser Kampf, und es ist höchste Zeit, daß sie ver­schwinden". Rey sprach und sie verschwanden! Es gibt dem­nach heute in Deutschland feinen einzigen Arbeiter mehr, der mit dem Staat anders in Beziehung steht, als daß er - der Arbeiter die Befehle von oben, d. h. von Perso­nen auszuführen hat, die von höchster Stelle ernannt werden und die er nur dem Namen nach oder überhaupt nicht fennt.

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Wie liegen die Dinge bei den Unternehmern, wie sieht die Gleichschaltung und das Gehorchen bei ihnen aus? Man hört über die Art und Zusammensetzung der Unters nehmersäule" in der Arbeitsfront sehr wenig!

Die großen Organisatoren der Nazis, von Muchow bis Len und Schuhmann, schwelgen lediglich in Superlativen über die rechtlose Erfassung, d. h. Versklavung, der Arbeiter. Einige Zurückhaltung gegenüber den Unternehmern ist ohne 3weifel gerechtfertigt, denn die Unternehmer fönnen Herrn Ley jederzeit darauf aufmerksam machen, daß er von allem Anfang an sagte, er glaube, die Wirtschaft dadurch zur höch­sten Blüte führen zu können, daß das Führertum im Be­trieb, der Herr- im- Hause- Standpunkt", wieder eingeführt wird. Die Unternehmer haben diesen Programmpunft der Nazis seit Jahren mit klingender Münze quittiert, fie spen­den" auch heute noch dafür. Wenn jedoch die Unternehmer in ihren Betrieben wieder Herr im Hause sind, so sind sie es auch in der Wirtschaft und Herr Len verzeihe uns diese marristische" Schlußfolgerung im Staate.

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Oder will Hitler etwa auf diesem Gebiete dem italienischen Faschismus den Rang ablaufen? Wird er die deutschen Unternehmer jenes Selbstbestimmungsrechts berauben, das z. B. die Unternehmer Italiens in ihren Körperschaf ten und Organisationen auch heute noch, d. h. nach ihrer jog. Gleichschaltung und nach der vollen Unterwerfung der Arbeiterschaft, genießen?

War es anti- kapitalistische Gesinnung oder nur faschistische Schlauheit und Taktik, daß Hitler , noch bevor die Gewerk­

einer Aftion gegen das Unternehmertum begann? Im La­ger der Unternehmer wurden nämlich schon am 6. April große Personalumwälzungen" in diesem Falle bediente man sich eines feineren Wortes gemeldet. Das Präsidium

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des Reichsverbandes der deutschen Industrie teilte damals offiziell mit, daß die Reichsregierung mit maßgebenden Kreisen der Wirtschaft verhandelt habe" und im Einverneh­men mit allen zuständigen Ressortministerien ein Ausschuß gebildet wurde, der die Regierung hinsichtlich der Maßnah­men zur Vereinfachung und Umgestaltung der Organisationen beraten soll".( Man sieht also, daß im Falle der hochgeschäßten Unternehmer säuberlich verhandelt und nicht einfach an sich gerissen und hinausgeworfen wurde.) Bald darauf verschwanden in der Tat im Reichsverband der Industrie sowie bei den Arbeitgeberverbänden, den Han­delskammern, dem Reichsverband des deutschen Groß- und Ueberseehandels usw. verschiedene Herren- meistens jüdi­scher Rasse aus der Leitung. Damit war dem Tatendrang Hitlers vorläufig Genüge getan; es folgte die in atem­beraubendem Tempo" diftierte Gleichschaltung nach unten, über die heute jede dramatische" Einzelheit be­fannt ist.

Was die ein bißchen fagenhafte Unternehmersäule" be= trifft, so herrscht auf diesem Gebiete eine seltsame Schweig­samkeit und Gewitterschwüle.

Herr Len sagte allerdings noch am 19. Mai 1933 auf dem 1. Deutschen Angestelltenfongreß": Alle Kreise der Arbeit­geber- und Arbeitnehmerschaft müssen begreifen, daß die einzelnen Wirtschaftsgruppen nicht Selbstzweck sein dürfen, sondern daß das Wohl des Volkes über allem steht. Wer das nicht freiwillig begreifen will, den werden wir brutal und rücksichtslos( gilt dies auch für die Herren Junker und Großgrundbesißer in Ostpreußen ? d. Red.) dazu zwingen". In der Folge hörte man nicht mehr viel über dieses Thema. Erst in den letzten Tagen nahm Herr Ley den Faden wie­der mit einer Verfügung auf, in der es heißt, daß gegen den wilden(!) Aufbau von sogenannten Reichsständen, die in Verkennung des ständischen Aufbaus gebildet werden", von der zentralen Leitung aufgetreten werden müsse und die Bezeichnung Reichsstand" erst dann gegeben sei, wenn der grundsätzliche Gedanke, Unternehmer und Arbeitnehmer in einer Organisation zu vereinigen, gewahrt bleibe und wenn die Art und Form dieser Organisation so durchgeführt ist, daß einerseits die höchste Blüte der Wirtschaft garantiert und andererseits der höchste Schutz der Arbeitskraft ge sichert ist."

Wie diese höchfte Blüte", soweit sie den Unternehmer betrifft, herbeigeführt werden soll, haben wir bereits oben erfahren. Um was handelt es sich nun bei einem solchen - wie die Nazis selber sagen sogenannten Reichss stand"? Wie die Kommandogewalt in den Gewerkschaften von oben herunter tommt, so kommt sie hier von unten herauf, und zwar so, daß die unterste organisatorische Einheit der Betrieb mit dem Unternehmer als Führer und dem lediglich beratenden" Betriebsrat ift. Die Betriebe eines bestimmten Wirtschaftszweiges werden über Bezirksfachgruppen und Landesfachgruppen zu einer Reichsfachgruppe oder einem Stand zusammengefaßt. Als oberste Spizze endet dieser Aufbau in einer Reichskammer, dem großen und dem kleinen Arbeitskonvent. Der kleine Arbeitskonvent( 14 Mitglieder) umfaßt die obersten Führer der Gewerkschaftsbürokratie, also des Regierungsapparates, der große Konvent( 60 Mitglieder) setzt sich aus dem klei­nen Konvent und Vertretern der wichtigsten Gewerkschafts­verbände und einzelnen Richtungen( Christen, Hirsch- Dunf fer) zusammen( die letzteren sind heute zum größten Teil bereits davongejagt). Wie und durch wen eigentlich die Un­ternehmer in diesem Aufbau vertreten sind, ist noch sehr schleierhaft, desgleichen hält es schwer, festzustellen, wie die inzwischen gebildeten Reichsstände des Handwerks und des Handels und der Reichsstand der deutschen Industrie ( der angeblich aus dem Zusammenschluß des Reichsverbandes der deutschen Industrie und der Vereinigung der deutschen Ar­beitgeberverbände hervorgegangen sein soll) tonstituiert sind. Alle diese Dinge haben gute Weile. Man läßt wahrscheinlich mit Absicht das Damoklesschwert noch ein bißchen über den Köpfen der Unternehmer hängen und macht sie inzwischen freundlich darauf aufmerksam, daß die Nazis noch vers schiedene finanzielle Zulagen brauchen, um ihre alten und neuen Schulden zahlen zu können.

Einmal wird es sich allerdings zeigen müssen, ob die Unter­nehmer wie in Italien - das erhalten, wofür sie allzeit bezahlt haben! Ohne Zweifel wird früher oder später der Augenblick kommen, wo die Nazis mit Recht sagen können, daß sie das deutsche Volk nicht belogen, sondern die ihm seit Jahren versprochene Freiheit gebracht haben: die Freiheit des Unternehmers gegenüber einer aefnechteten Arbeiter­schaft!

Mischehen strafbar

,, Stahlhelm auf der Brust..."

Beamte, die mit Jüdinnen verheiratet sind, werden lüchtlinge aus den Reihen des Stahlhelms und anderer entlassen

Das neueste Beamtengesetz im Dritten Reich enthält die aus dem Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamten­ tums abgeleitete positive Feststellung, daß Personen nicht arischer Abstammung Reichsbeamte nicht werden dürfen. Darüber hinaus aber wird angeordnet, daß auch nicht Reichsbeamter werden kann, wer mit einer Person nichtarischer Abstammung verheiratet ist. Reichsbeamte arischer Abstammung, die mit einer Person nichtarischer Abstammung die Ehe eingehen, find zu entlassen. Wer als Person nichtarischer Abstammung zu gelten hat, wird nach Richtlinien bestimmt, die der Reichsminister des Innern erlassen wird. Weibliche Personen dürfen als plan­

Wie bas Pravo Libu " berichtet, find in Prag die ersten deutschnationaler Organisationen aus Deutsch­ land eingetroffen. Einige von ihnen haben sich beim Prager Emigrantenausschuß gemeldet.

Sie wollen nicht Hitler heißen

Fünf Familien in der Tschechoslowakei haben, wie tsche chische Blätter berichten, in der letzten Zeit bei den zustän­digen Behörden um die Erlaubnis ersucht, ihren bisherigen Namen Hitler ablegen zu dürfen. Von diesen fünf Fami­lien sind dret jüdisch, während die beiden anderen es nach ihrer eigenen Angabe nicht sind.

mäßige Reichsbeamte auf Lebenszeit erst nach Vollendung Teilhaber

des 35. Lebensjahres berufen werden.

Diese Vorschriften gelten auch für das Beamtenrecht der Länder, Gemeinden und Gemeindeverbände und der sonstigen Körperschaften, Anstalten und Stiftungen des öffentlichen Rechts. Reichsbahn , Reichsbank und die öffent­lich- rechtlichen Religionsgesellschaften sind ermächtigt, gleich­artige Vorschriften zu erlassen.

Asylrecht bedroht

In der Schweiz

Durch die Schweizer Presse geht die Mitteilung, daß die Bundesanwaltschaft, die mit der Prüfung der Aufenthaltss bewilligungen der Emigranten betrant ist, einen großen Teil der Gesuche abschlägig beschieden hat. Nach Mitteilung der Noten Silfe" wurde der Schriftsteller Erich Weis nert ausgewiesen, weil er früher Rezitationsabende in der Schweiz abgehalten habe". Ferner wurde der Schrifts steller und Bauernführer Bruno von Salomon auss gewiesen, weil die deutsche Regierung gegen ihn einen Steckbrief erlassen hatte und weil er auf Grund revolutio: närer Tätigkeit vorbestraft war. Ebenso müssen Ernst Toller , Rudolf Marchwitza, der bekannte Stati stifer Woytinsky und Prof. Felix Halle das Gebiet der Schweiz verlassen.

IG.- Farben

Ein nationalsozialistischer Angriff

Unter der Ueberschrift Kampf dem strupellosen Konzern­belschewismus" droht das führende nationalsozialistische Or gan des Ruhrgebiets, der General- Anzeiger ", dem größ­ten deutschen Konzern: Wenn Kartelle geschlossen werden müssen, so ist es notwendig, sie unter staatliche Kontrolle zu stellen." Diesem Ausspruch des nationalsozialistischen Reichs­wirtschaftskommissars Dr. Wagner genüge JG.- Farben fet­neswegs. Daher stehe die JG.- Farbenindustrie am Scheide wege." Heute heißt es nicht, wie noch im Juni 1988 der Herr Geschäftsführer Dr. Karl Kirchner zurief: Die JG. ist eine Macht! Heute ist das nationale Deutschland eine Macht! Wer sich zu dieser Macht nicht bekennt, mag freiwillig Plazz machen. Feind oder Freund des Dritten Reiches ! Etwas anders gibt es nicht." Diese Drohungen sind so deutlich, daß mit einem unmittelbaren Angriff auf die Leitung von JG. Farben gerechnet werden darf.

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Der Herbst...

Sorgen des Reichskanzlers

Die Beltenkorrespondenz in Berlin , eine streng vertrans liche, persönliche Information eines gewissen Unternehmer­Ireises, unterrichtet über Aeußerungen Hitlers selbst anläß­lich gewisser Verhandlungen. Es heißt da: Insbesondere kennzeichnete er die außenpolitische Lage Deutschlands als sehr ernst und ließ auch durchblicken, daß er zu manchem Nachgeben sich werde bereitfinden müssen.

Die eigentliche Belastungsprobe für sich selbst sieht der Kanzler erst noch kommen und zwar in der wirtschaftlichen Entwicklung, die der Herbst dieses Jahres mit sich bringen muß."

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