Sie lügen, Hitler!
Die Reichsregierung lügt das Ausland über den Judenboykott an
London , den 7. Juli 1983.( Eig. Meld.) Die Sympathien des Auslandes wenden sich von Tag zu Tag mehr von Deutschland ab. Auch der englische Staatssekretär Sir John Simon hielt eine scharfe Protestrede gegen den brutalen Terror des Faschismus in Deutschland . Er schilderte auf Grund authentischer Informationen die Rechtlosigkeit aller Minderheiten in Deutschland und stellte fest, daß die unter dem Hakenkreuz verübten Bestialitäten das gesamte britische Volk aufs Tieffte empören. Es sei tragisch, daß der deutsche Reichskanzler Adolf Hitler gerade bei den Leuten, deren Stimmung gegen Deutschland immer freundlich war, alle Sympathien für das heutige Deutschland zerstört habe, Sympathien, die Deutschland dringend brauche. Es sei ernstlich zu wünschen, daß die Zeit klarlege, wo Großbritannien mit gutem Gewissen an einer Lösung der Probleme Europas mithelfen könne; dies wäre aber nur möglich, wenn Großbritannien vollstes Vertrauen hinsichtlich der Behandlung der Minderheiten in allen Teilen der Welt hätte. Was heute in Deutschland vorgehe, könne unmöglich zur Befriedung Europas beitragen.
Bon offizieller deutscher Regierungsseite wird zu der Auf- Bis jeder dran kommt
fehen erregenden Rede des englischen Staatssekretärs feftgestellt, daß England sich besser nicht in deutsche inner
politische Verhältnisse einmische, denn in Deutschland set ,, Der letzte Jude muß dran glauben" gar nichts Böses passiert. Auch den Juden passiere nichts. Ein Teil der Juden würde nur im Verhältnis zur Bevölkerungszusammensetzung aus dem Amt entfernt werden. Die Hitler - Regierung hat also nicht einmal den Mut, dem Auslande gegenüber die Judenheze und verfolgung zuzugeben.
Zum Beweis für die feige Verlogenheit, die nicht zugtbt, baß in Deutschland der Judenboykott fortgesetzt wird, bruden wir folgenden Handzettel ab, der uns im Original vorliegt:
Willst Du ein reines
Gewissen behaften Dann kaufe nicht beim Juden-Du wirst gefilmt-
und veröffentlicht.
München , den 7. Juli 1983. Gestern abend wurde durch den Hitler- Rundfunk die Rede des Naziführers Oberleutnant J. Bosch in München vers breitet. Diese Rede, die vor der SA. und SS . gehalten wurde, war eine solch infame Hetze gegen Juden, Marristen, über: haupt Republikaner, daß das gesamte Ausland durch diesen Vortrag aus erster Quelle von einem nationalsozialistischen Führer den brutalen Terror des deutschen Faschismus fennen lernte, Oberleutnant Bosch erklärte offen, daß die faschistische Revolution noch längst nicht zu Ende sei, daß auch der letzte Jude dran glauben müsse.
Die unglaublich zynischen Ausführungen diefes promis nenten Naziführers endeten mit dem Sage:„ Wir werden die Revolution bis ins Letzte durchführen. Man sagt uns, wir seien radikal. Nein, wir find viel zu liberal. Wenn auch die Juden fluchtartig das Land verlassen, wir müssen anders mit ihnen abrechnen. Meine lieben Zuhörer, wir verstehen uns doch. Wir brauchen doch bloß mit den Augen zu zwinkern: Wir werden nicht eher ruhen, bis jeder drankommt. Bis alles das, was andern gehörte, unser ist."
Die Zwangsanleihe, die dem kargen Lohn der deutschen Arbeiter und Beamten entnommen wird, ist da... Genau wie in Rußland - Wer nicht pariert, der...
Berlin , 6. Juli. Der Staatssekretär im Reichs finanzministerium Frig Reinhardt hat am 6. Juli 1933 durch Rundfunk an alle Volksgenossen und Volksgenossinnen den folgenden Aufruf gerichtet:
Dem Aufruf, den ich im Auftrage der Reichsregierung hente vor einer Woche an alle Volksgenoffen und Volks genoffinnen durch Rundfunk gerichtet habe, ist zahlreich Folge geleistet worden. Unzählige Beamte und Angestellte haben einen Teil ihres am 30. Juni fällig gewesenen Gehaltes und unzählige Arbeiter einen Teil ihres am 1. Juli fällig gewesenen Lohnes als freiwillige Spende zur Förderung der nationalen Arbeit geleistet. Sie haben darüber hinaus ihren Arbeitgeber ersucht, ihnen bis auf Widerruf von ihrem Gehalt oder Lohn einen bestimmten Hundertsag einzubehalten und den Betrag als freiwillige Spende zur Förderung der nationalen Arbeit für sie an das Finanzamt abzuführen. Wo ein solches Ersuchen gestellt worden ist, behält der Arbeits geber bis auf weiteres den vom Arbeitnehmer bestimmten Teil des Lohnes ein, um diesen für den Arbeitnehmer als freiwillige Spende zur Förderung der nationalen Arbeit an bas Finanzamt abzuführen. Bei der Berechnung des Ab= anges der Lohnstener vom Arbeitslohn ist in dem Falle nicht vom rohen Arbeitslohn, sondern von dem um den Spendenbetrag gekürzten Lohnbetrag auszugehen. Auf diese Weise ermäßigt sich jedesmal der Betrag der vom Arbeitgeber eins zubehaltenden Lohnsteuer.
Ein Beamter, Angestellter oder Arbeiter, der ein ErJuchen der bezeichneten Art an seinen Arbeitgeber gerichtet hat, kann dieses Ersuchen jederzeit widerrufen. Er ist also nicht verpflichtet, sich einen bestimmten Hundertsag auf eine beftimmte Zeit abziehen zu lassen, sondern es steht ihm volltommen frei, wie lange er sich an dem großen Werk der freiwilligen Spende zur Förderung der nationalen Arbeit beteiligen will.
Jeber Beamte, Angestellte oder Arbeiter, der ein Ersuchen ber bezeichneten Art an seine Arbeitgeber noch nicht ge= richtet hat, holt das so schnell wie möglich nach, wenn er auch zum Ausdruck zu bringen wünscht, daß er sich denjenigen Volksgenossen gegenüber, die ohne Arbeit und ohne natürliche Einkommen sind, verbunden fühlt.
Das ist nicht mehr und nicht weniger, als eine 3 wange. anleihe nach russisch bolschewistischem Must er. Genau wie unter Stalin die russischen, so müssen unter Hitler die deutschen Arbeiter und Angestellten auf einen bestimmten Lohnanteil verzichten und sich damit einer Wie die Einschränkung ihres Lebensstandards fügen. braucht kaum etwas gesagt zu werden. Wer nicht mittut, Freiwilligkeit" im dritten Reiche aussieht, darüber fliegt auf Diktat der NEBO. bei nächster Gelegenheit aus dem Betrieb. Er ist dem Terror ausgeliefert und hat nicht die geringste Möglichkeit, sich zu wehren. Sein Lohn wird getürzt für 3wecke, die die Unterdrückung der Arbeiter und Angestellten noch verschärfen sollen.
..... und bist du nicht willig"
Deutschlands Einkreisung
Das Dritte Reich hat es geschafft: Französischrussiche Freundschaft gegen Deutschland
wtb. Paris , 6. Juli. Der französische Außenminister Paul Boncour hatte mit dem russischen Volkskommissar für Auswärtige Angelegenheiten Litwinow heute vormittag eine Unterredung, die dreiviertel Stunden dauerte. In dem Bericht der Havasagentur darüber wird erklärt, die beiden Minister hätten die politische Lage durchgesprochen und mit Befriedigung die gemeinsame Stellung festgestellt, die hin fichtlich einer gewissen Anzahl von Problemen Frankreich Nichtangriffspattes eingenommen hätten. Außenminister und Rußland seit der Ratifikation des französisch- russischen Paul Boncour beglückwünschte Litwinow zu der bedeutsamen Anteilnahme, die dieser an der Vorbereitung und an dem Abschluß des Abkommens über die Definierung des Angreifers genommen habe, das in London die Bemühungen kröne, die er selbst in Genf verfolgte, und denen der Bericht Politis seine endgültige Form gab.
Der Ton gegenüber Sowjetrußland, der hier gewechselt hat und seit der Unterzeichnung des neuen Nichtangriffspaktes der Ostmächte immer wärmer geworden ist, wird also in dem offiziellen Communique über die heutige französisch- russische Begegnung zu einer wahren Freundschaftskundgebung.
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Sie kommen sich immer näher
wtb. Paris , 7. Juli. Der„ Petit Parifien" will über die Unterredungen, die Litwinow gestern mit Ministerpräsident Daladier und Außenminister Paul Boncour hatte, berichten können, daß Litwinow die französisch- russische Annäherung so weit als nur irgend möglich fördere und sie sogar auf die Verbündeten Frankreichs , also auf die Kleine Entente und Polen , ausdehnen wolle; außerdem hätten sich die gestrigen Berhandlungen Litwinows auf die Entwicklung und den Ausbau der französisch- russischen Wirtschaftsbeziehungen erftredt.
Verhaftet!
Zwei frühere bayrische Minister
München , 6. Juli. Die bayerische politische Polizei hat im Auftrag des Innenministeriums den früheren Kultusminister Dr. Goldenberger( Bayerische Volkspartei ) in Schubhaft genommen. Er wurde in die Gefängnisanstalt Stadelheim gebracht. Auch der frühere Innenminister Dr. Schweyer( Bay. Vpt.) wurde festgenommen, und zwar wegen eines Briefes an den früheren Ministerpräsidenten Dr. Held, in dem er sich über die neue Regierung und die heutigen Zustände im Reich abfällig geäußert habe. Bei seiner polizeilichen Vernehmung beleidigte er, wie mitgeteilt, den Reichskanzler abermals in gröblichster Weise. Schweyer wurde dem Gericht übergeben.
In dem Brief Schweyers an Held heißt es sehr zutreffend, daß heute von Recht und Gerechtigkeit, von Gesetz und Ordnung keine Spur mehr vorhanden sei. Gött liches und menschliches Recht werden mit Füßen getreten, entartete Menschen geben vor, die sittlichen Erneuerer des deutschen Volkes zu sein, während sie doch nur ihren Mitmenschen mit Gewalt ihren Willen aufdrängen und wie Raubtiere ihre egoistischen Instinkte befriedigen. Empörend sei daher besonders, daß allenthalben Lüge, Verdrehung und Heuchelei bis in die obersten Stellen hinein herrschen. Es müsse einem das Herz bluten, wenn man sehe, wie heute unsere Jugend systematisch verdorben und zur Ungefeßlichkeit ermuntert werde. Weiter wird der Vorwurf er hoben, daß sich der„ derzeitige Machthaber" unbefugte Ein griffe in das Justizwesen erlaubt habe.
Jedes Wort dieses Briefes ist zu unterschreiben. Fast alle führenden Leute der Bayerischen Volkspartei und des Zens trums feligen Angedenkens haben die gleiche Auffassung. Dr. Schwener hebt sich aus ihnen heraus, weil er den Mut hat, es auch zu sagen und zu schreiben.
Den Brief an Held hat man, wie wir erfahren, bei einer Hausfuchung in der Wohnung Helds gefunden. Jetzt folgt die Rache...
In den Mitteilungen des Staatssekretärs im Finanzamt, Das Neueste
Reinhard, heißt es:
Die freiwillige Spende zur Förderung der nationalen Arbeit kann geleistet werden:
1. In bar, durch Zahlkarte, durch Postschecküberweisung oder durch Banküberweisung oder
2. Durch das Ersuchen an den Arbeitgeber, einen bestimmten Hundertsaß des Lohnes oder Gehaltes als freiwillige Spende einzubehalten und an das Fis nanzamt abzuführen oder
8. Durch das Ersuchen an das Finanzamt, einen zuviel gezahlten Sienerbetrag als freiwillige Spende zu verwenden oder
4. Durch das Ersuchen an die Kapitalgesells schaft, einen beiftmmten Hundertsaz der Aufsichtsrats: Bergütung als freiwillige Spende einzubehalten und an das Finanzamt abzuführen.
Jeder Betrag, der, einerlei in welcher Form, als freiwillige Spende zur Förderung der nationalen Arbeit gegeben wird, tommt einem Sondervermögen des Reiches zu.
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Man macht es den„ Spendern" bequem. Aber wehe ihnen, wenn sie nicht spenden. Es wird vermerkt, notiert, und eines Tages als„ Mangel an vaterländischer Gefinnung" festgestellt.
,, In wenigen Tagen
Ein Auto aus dem Reiche- Drohung mit Gewaltmaßnahmen gegen ,, Deutsche Freiheit" und » Volksstimme"
In den Nachmittagsstunden des Donnerstag erschien vor ber Buchhandlung der„ Voltsstimme" ein Personenauto mit der Erkennungsnummer I X 105 575 D. Jufaffen des Wagens waren einige junge Leute, die mit drohenden Gesten und Schimpfworten auf das Haus wiesen. Einer von ihnen stieg bann aus und betrat den Laben und verlangte je ein Erem: plar der„ Boltsstimme" und der Deutschen Freiheit". Beide Zeitungen wurden ihm anstandslos gegeben, da die Leute vom Geschäftsraum aus vorher nicht beobachtet worden waren. Kaum hatte der junge Mann die Zeitungen im Befig, stürzte er zur Tür hinans und schrie laut zurüd: seid
Sprang, daß schleunigst davon fuhr. Immerhin war es noch möglich, die Nummer des Wagens festzustellen.
Man kann nicht daran zweifeln, daß diese Burschen zu den Spigeln gehören, die jetzt in großen Scharen das Saargebiet bevölkern. Bei der Gesinnung dieser Leute und den Terrorproben, die sie im Reiche wie in Oesterreich in hin reichender Anzahl abgelegt haben, muß man die Drohung
dieser jungen Burschen durchaus ernst nehmen. Die Polizeis direktion in Saarbrüden wurde sofort benachrichtigt.
Berlaßt Euch brauf, in wenigen Tagen feib Im Saargebiet verboten
Ihr erledigt, dann ist es aus mit den beiden Blättchen„ Boltsstimme" und der Deutschen Freiheit". Ein Verfuch, ben Burschen festzuhalten und zu ermitteln, mißglückte, da er in rasender Eile in sein Auto
Die„ Kölnische Zeitung " und die„ Südwestdeutsche Bauerns Zeitung" find von der Regierungskommission für das Saars Zeitung" find von der Regierungskommission für das Saar gebiet verboten worden.
In einer Maffenversammlung von Seeleuten, Docks arbeitern und Fuhrleuten wurde am Donnerstagabend für den heutigen Freitag ein Generalstreik im Hafen von Dublin beschlossen. Es soll versucht werden, eine völlige Arbeitsstillegung zustandezubringen.
Der Staatsanwalt in Madrid hat gestern gegen die in dem Aufstandsversuch vom 10. August v. J. verwickelten Personen folgende Strafen beantragt: Todesstrafe für General Cas valcanti, lebenslängliches Zuchthaus für 18 Angeklagte, darunter einen General, 18 Jahre Gefängnis für zwei Anges flagte, 8 bis 15 Jahre Gefängnis für sechs Angeklagte. Bei 28 Angeklagten hat der Staatsanwalt die Anklage fallen lafen.
Wie Havas aus Buenos Aires berichtet, kam es bei der Beisezung der Leiche des früheren Präsidenten Irigoyen zu Zwischenfällen zwischen Anhängern der Nichtung Frigoyen und Gegnern. Der Offizier, der die milis tärischen Ehrenbegleitung des Leichenzuges befehligte, gab seinen Soldaten Befehl, gegen die Menge einzuschreiten, die die Tribüne mit dem Radiomikrophon umlegte.
Pater Franziskus Strathmann, der Führer des aufs gelösten Friedensbundes deutscher Katholiken, wurde vers haftet.
Das österreichische Justizministerium hat eine Anweisung zum verschärften Vorgehen gegen politische Häftlinge erlassen.
Bei Zusammenstößen zwischen Teilnehmern an einer Rundgebung der Baterländischen Front" und Nationals fozialisten, wurden 10 Personen verlegt.
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Wie Havas aus Oran berichtet, haben sich in Tlemcen zahlreiche Eingeborene mit Totschlägern bewaffnet an einem Umzug durch die Stadt zusammengefchloffen und Läden ges plündert. Die Gendarmerie nahm fünf Personen feft.
Der Superintendent hungert zu Breslau
Der Superintendent Bronisch, der eines Artikels gegen die„ bentschen Chriften" wegen in Schughaft genommen worden ist, ist im Breslauer Gefängnis in den Hungers streit getreten.
Lawine Vier Todesopfer
Gofan( Steiermark ), 7. Juli. Der Behuslav Feierabend Kindern am Linzer Weg im Dachsteingebiet durch eine Las aus Prag wurde am 6. Juli mit seiner Frau und seinen zwet wine getötet. Eine Bergungsexpedition bringt die nach Gosan.
Zwei Kinder beim Segeln ertrunken
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