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Deutsche Stimmen

Feuilletonbeilage der ,, Deutschen Freiheit"*

Karl Bröger im Konzentrationslager

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Daß Dein äcmster Sohn auch dein Getreuester war"

Das Wort zitiert jeder Nazi- Der Dichter aber wird schwer mißhandelt..

Als die deutschen Arbeiter in den Schüßengräben des Weltkrieges lagen, erschien folgendes Gedicht:

Immer schon haben wir eine Liebe zu dir gekannt, Bloß haben wir sie nie mit einem Namen genannt. Als man uns rief, da zogen wir freudig fort, Auf den Lippen nicht, aber im Herzen das Wort

Deutschland !

Unsere Liebe war schweigsam; fie brütet tief versteckt, Nun ihre Zeit gekommen, hat fie fich hochgerect,

Schon seit Monden schirmt sie in Oft und Weft dein Haus, Und sie schreitet gelassen durch Sturm und Wettergrans, Deutschland !

Daß kein Fremder Fuß betrete den heimischen Grund, Stirbt ein Bruder in Polen , liegt einer in Flandern wund. Alle schützen wir deiner Grenze heiligen Saum. Unser blühendes Leben für deinen dürrsten Baum,

Deutschland !

Immer schon haben wir eine Liebe zu dir gekannt, Bloß haben wir sie nie bei ihrem Namen genannt. Herrlich zeigte es aber deine größte Gefahr, Daß dein ärmster Sohn auch dein ges trenester war,

Herrlich zeigte es aber deine größte Gefahr, Dent es, o Deutschland !

Wie ist es dem Dichter Karl Bröger im Dritten Reich er­gangen? Seinen Gedichten außergewöhnlich gut. Jeder Naziredner hat bei jeder Gelegenheit das Wort von ärmsten und getreuesten Sohn" bei der Hand, um sich vor Arbeitern als echter Volksmann zu produzieren.

Wie aber geht es Karl Bröger selber, dem Kriegs­teilnehmer, dem Dichter, dem Gestalter proletarischen Er­lebens? Das Deutschland Hindenburgs denkt es und dankt es. Am Sonntag wurde er in seiner Vaterstadt Nürnberg aus dem Bett heraus verhaftet. Die SA.- Leute, die zu ihm gesandt wurden, mißhandelten ihn derart, daß er eine schwere Verlegung an den Augen davontrug. Er mußte zum Augenarzt gebracht werden, wurde aber nach der ersten ärztlichen Hilfe sofort auf ein Schnellauto verladen

Ereignisse und Geschichten

Die Konzentrierten

Vier führende Berliner Nationalsozialisten wurden ihrer Aemter enthoben und in Konzen­trationslager gebracht. Der Fall hat ungeheures Aufsehen erregt.

Jetzt muß man schon die eignen Recken In konzentrierten Mengen strecken, Der braune Cäsar ist nicht faul, Beim allgemeinen Volkserweden Kriegt jeglicher eins übers Maul! Sie sind sich schon" total" im Reinen, Das ganze Bolt an Hundeleinen, Von Kopf bis Fuß in Stacheldraht, Das ist, im Großen, wie im Kleinen, Der ganz totale Zuchthausstaat. Wann wird Göbbels konzentrieren? Wann Göring gegen IHN marschieren? Wer ist, und darauf kommt es an, Bei allem Durcheinander- Führen Unkonzentriert der letzte Mann-?

und in das Konzentrationslager nach Dachau Theaterklatsch

gebracht.

Karl Bröger wollte nicht mit den Barthel und anderen Schuften zum Verräter werden. So wird er jetzt in einem Konzentrationaslager von einem braunen Burschen zur Liebe für Deutschland angelernt werden, zusammen mit den Brüdern derer, die in Polen und Flandern liegen und ihr blühendes Leben für die dürrsten Neste am Stamme Deutsch­ lands hingaben.

Die deutsche Kinderstube

Kleine Anzeigen aus großer Zeit

Es ist interessant, den politischen und den feuilletonistischen Teil der nationalsozialistischen Blätter zu lesen. Noch inter­essanter aber ist manchmal ein Blick in den Anzeigen­teil. Hier geben sich Hitlers Untertanen gänglich un­beschwert, und mit schöner Herzlichkeit lassen sie Blicke tun in die Winkel und Falten ihrer Seelen. Ein Möbelhänder bietet an:

Gemeinnuh geht vor Eigennut! Schlafzimmer, schwer eichen, mit reicher Nußbaum- Abießung, 285,-; Reforms füche, 160 br., Schrank, Tisch, 2 Stühle, elfenbein, 165; Speisezimmer, mit reicher Nußbaum- Abseßung, Auszieh­tisch, 4 Stühle, 325, Polstermöbel fonkurrenzlos billig. Möbelfabrik- Niederlage und Lagerverkauf, Mühlenbach 24. Auf Wunsch Zahlungserleichterung.

Man weiß aus der Praxis, was von solchen Möbel­angeboten, die mit dem Lockruf Fabrikniederlage" auf Kundenfang gehen, in sehr häufigen Fällen zu halten ist. Dieser Mann aber ist kristallklar! Er beschenkt seine Kunden! Er ist mit der Schußmarke Gemeinnng geht vor Eigennut" versehen und fühlt sich hinter dieser Deckung sozusagen par­tetamtlich vor schnödem Verdacht geschützt.

Wir verlassen die Welt der Geschäfte und wenden uns der Liebe zu. Sie wuchert auf dem Heiratsmarkt der national­sozialistischen Zeitungen in wilder Schönheit und führt die Paare nach den Prinzipien der Arterhaltung unter den mit dem Hakenkreuz geschmückten Brauthimmel. Etwa so:

Welcher ideale Herr, kath., allein., unabhängig, bis 70 Jahre, erit. Kreise und durch Vermögen in der Lage, reicht einer hübschen, jugendlich. Witwe, 57erin, alleinsteh. Parteigenossin, natürliche unver­fälschte Rheinländerin aus hochangesehenem Hause, ge­bildet, liebevolles, heiteres Gemüt, die Hand zum Ehe­bunde? Selbiger würde evtl. durch Tatkraft helfen, ein auf ungerechte Art verlorengegangenes Vermögen wieders anerhalten. Großzügige Serren mit edlem, feft. Charakter finden Berücksichtigung. Strengste Diskretion. Bermittler ausgeschlossen. Ang. u. F. 2. 2187 an 2. B., Köln , Salomonsgasse 12.

Die hübsche, jugendliche Witwe, von den Sechzig nicht mehr weit entfernt, ist bereit, den erotischen Freuden dieser Welt bereits zu entsagen. Sie sucht einen Siebziger

Eest S.A. Das sind die ,, Volksverbundenen"

dann Lehrer

Das Staatsministerium in Oldenburg hat eine Verfügung erlaffen, in der es heißt: Um die unbedingt erforderliche Berbundenheit der Volksschullehrer mit der Volksgesamtheit zu fördern, halte ich es für richtig, daß sich die Lehrer vor ihrer Anstellung und auch später wenigstens ein Jahr in einer Organisation betätigen, die diese Bolksverbundenheit pflegt. Als solche Orga nisationen kommen besonders die SA. und die Hitler- Jugend in Betracht, weil sie, wie keine anderen Verbände, Volksge. nossen aus allen Berufen und Ständen umfassen. In Zukunft wird vor der Anstellung und Beförderung von Volks schullehrern in jedem Einzelfalle geprüft werden, ob der Lehrer im Volf verwurzelt ist."

Nicht die richtigen"

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..

Welche deutschen Bücher werden im Ausland überfest?

Die Deutsche Allgemeine Zeitung" bringt in einem Beit­artikel eine bewegliche Klage darüber, daß die Amerikaner nicht die richtigen deutschen Bücher übersehen.

Die Zeitung stellt fest daß die amerikanischen Schriftsteller ,, bie sich mit Uebersetzungen abgeben, die entscheidenden Ge­stalten der wirklichen deutschen Dichtung nicht kannten." Diese neuen Originalgenies sind allerdings selbst hier im

vorausgefeßt, daß er ihr zu ihrem Vermögen verhilft. Wir wünschen ihr Glück und Segen und ein Sofatissen mit einem Hitler- Porträt aus Glasperlen.

Die dritte Anzeige i weniger moralisch. Sie lautet:

Wer teilt mit alleinstehend, Dame aus guten Kreisen ihre abgeschlossene herrschaftliche Wohnung( 4 3im., R., B., Ma.), möbl. oder unmöbliert, in bester Lage, Riehler Straße? Ang. u. 3. 35 an Agtr. Schillingstraße 28.

Da die neuen Machthaber das deutsche Volk aus den Klauen der Sittenlosigkeit befreien wollen, so sollten sie dieses Teilungsangebot gut im Auge behalten.

unentbehrlich

Gips.

Mit welchem Eifer der Nationalsozialismus selbst Rand­erscheinungen des tulturellen Lebens behandelt, beweist ein Leitartikel der DAZ.". Es geht hier in einer Diskussion zwischen dem Preußischen Staatskommissar Hans Hinkel und dem Thaterkritiker Paul Fechter um das Für und Wider dès Theater flatsches. Fechter möchte ihn nicht missen: In der Provinz gehört der Theaterklatsch zu der lebendigen Beziehung des Publikums zu seinem Theater; er schafft mit an der unmittelbaren Verbindung zwischen Stadt- und Bühnenwelt..." Fechter fordert: Den Städten, die ein eigenes Haus besitzen, gewähre man auch ein eigenes Theater samt klatsch". An dem wird es in der Pro­vinz mit eigenem Ensemble nicht fehlen. Wenngleich sich Staatskommissar Hinkel gegen den Theaterklatsch in der Presse wendet und Verantwortung bei der Erörterung von personalen Fragen fordert, gibt er doch andererseits zu, daß wir den Theaterklatsch in der Provinz bis zu einem gewissen Grade brauchen, denn er ist nicht selten ein Beweis für die lebendige Verbindung der Künstler mit ihrem Publikum. Der preußische Theaterausschuß geht darin mit Ihnen( ge= meint ist Paul Fechter ) vollkommen einig.

Somit wäre der Theaterklatsch, zumindest der mündliche, in Preußen amtlich zugelassen und bei der Gleich­schaltung wird er wohl bald im ganzen Deutschen Reich seine theaterfördernde Wirkung entfalten. Dies tut bei dem all­gemein beklagten Besucherrückgang auch bitter not; ohne eine gewiffe Leichtigkeit und Heiterkeit mangelt der Theateratmo­sphäre die typische Anziehungskraft. Neben dem künstlerischen Element wird im Theater stets der Zauber des Per= sönlichen wirken, und der drückt sich darin scheinen sich die Kulturpolitiker einig zu sein auch im Theaterklatsch

aus.

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Alle drei Anzeigen stammen aus dem in Köln erscheinen­den Westdeutschen Beobachter". Er hat sich auf Teilerei nicht erst eingelassen. Er hat das ganze August- Bebel- Haus, in dem früher die sozialdemokratische Rheinische Zeitung " ge= druckt wurde, für sich annektiert brudt wurde, für sich annektiert mit Möbeln, in bester Es wird weiter ,, beurlaubt"

Lage".

Rassezüchter untereinander

In der nationalsozialistischen Presse lesen wir unter der Ueberschrift Dant des Führers" diesen Brief: Adolf Hitler Berlin, 22. Juni 1988. Kanzlei: München 2, Brienner Straße 45 Fernsprecher 54 9 01- 58 3 48

Bo./St.

Herrn Johann Johnen,

Köln Mülheim Deuz- Mülheimer Straße 224

Sehr geehrter Herr Johnen! Mit der Uebersendung der Ranarienvögel aus Ihrer Zucht haben Sie dem Führer eine große Freude be­reitet.

Er läßt Ihnen seinen herzlichsten Dank dafür über­mitteln. Mit deutschem Gruß!

Piep! Piep!

J. A.: Bormann.

Bande nur wenigen bekannt..Vielleicht organisiert das ehe­malige Blatt der deutschen Schwerindustrie den Export dieser nenen Originalliteratur, um den Exportausfall an nüz licheren Produkten auszugleichen.

Wode wühlt wohllustvoll

In der nationalsozialistischen Presse stürmt und wettert es iezt. Die Götter Walhalls sind losgelaffen, rumoren ober­haupt und unterhalb der Gehirne, die sich in treuer Gefola­schaft unterstellt haben. Etwa so: Wode von Richard Schiedel.

Die wilde Jagd raft rufend durchs Gelände, Da sieht man Kerle reiten ohne Stopf, Der Anecht betreuzigt fich: Der Himmel wende Solch Schrednis stets von mir und jebem Tropf! Wir aber jauchzen: Wode, ohne Ende, Sturmfingrig wühl uns, wolluftvoll, im Schopf!

Ift's Irrtum, daß ich denk', ich hör' sein Lachen Und sah sein Auge flammend auf uns ruhu? Es gibt noch wilde wunderbare Sachen

Und großes grenzenloses Tatentun, Und besser klingt's, wenn Kiefernwipfel frachen, Als wenn im Stalle fromm die Kühe muhn! Dieses grenzenlose Tatentun", wörtlich aus dem Völ­

fischen Beobachter" vom 4. Juli, zeigt uns, welch wilde, wun­derbare Sachen jetzt im Gange find.

Wie der amtliche Preußische Pressedienst mitteilt, hat Staatsminister Rust den Ministerialrat Steinbicker und den Ministerialrat Geheimen Regierungsrat Dr. Schell­berg im Preußischen Kultusministerium auf Grund des§ 4 des Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums beurlaubt.

Was man sich zuflüstert

Jm Bezirk- Halle- Merseburg verbot die Behörde zur Ver­meidung von Zusammenrottungen, daß mehr als dret Personen auf der Straße zusammenstehen. Aus dem gleichen Grunde ist auch das Kiebigen beim Stat nicht mehr gestattet. Ferner wurde den Straßenpassanten ver­boten, die Hände in den Taschen zu haben. Natürlich, damit die SA. die ihren um so bequemer hineinbekommt!. In Mainz erging der Befehl des dortigen Kommissars, daß die hinter der Hakenkreuzfahne marschierenden SA. von allen Straßenpassanten durch Handaufheben zu grüßen set. Ganz Vorsichtige heben beim Erscheinen der brauner Horde gleich beide H- ä- n- d- e hoch.

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Der Staatssekretär Frizz Reinhardt erläßt einen Aufruf, freiwillige Spenden zur Förderung der nationalen Arbeit zu leisten. Arbeiter und Angestellte können ihren Arbeit­geber bitten, bei der nächsten Lohn- und Gehaltszahlung einen bestimmten Betrag einzuhalten und an das Finanzamt abzuführen. In den Kreisen der Betroffenen ist man von abzuführen. dieser Idee ganz entzückt und hofft, daß sie sich zu einer stän­digen und regelmäßigen Einrichtung gestalten wird.- Als erster Spender übersandte der bekannte Freiherr von Münchhausen an Staatssekretär Reinhard persönlich ienen 3opf, mit dem er sich f. 3t. selbst aus dem Sumpfe gezogen hat.

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Alle preußischen Schank-, Gaft- und Speisewirtschaften, Benfionen, Bäckereien usw., die nicht reine Butter verwenden, müssen fünftig ein Schild anbringen: Hier wird Marga­rine verwendet". Es wäre praktisch. bei dieser Gelegenheit auch an den Regierungsgebäuden der Wilhelmstraße Plakate mit der Inschrift anzubeften: Hier wird nur mit Wasser Joe. gekocht."

Die Freiheit wohnt am Don und Belt, Sie trinkt aus unserem Rhein ,

Die Freiheit schläft im Wüstenzelt

Und glänzt im Sternenschein; Doch muß man um sie werben, Wo's immer sei,

Doch muß man für sie sterben, Dann wird man frei!

Servegh