Bilder aus westdeutschen Großstädten

Reisende, die aus Hitler- Deutschland kommen, geben wir ab. Wir haben die einfachen Säße des Schreibens Dortmund  

Ein furchtbarer Anblick war es in der letzten Woche, durch die Hauptgeschäftsstraßen in Dortmund   zu gehen. Vor jedem jüdischen Geschäft SA.- Posten mit großen Plakaten an Holzleisten angenagelt mit folgendem Inhalt: Jeder national gesinnte Deutsche tauft nicht bei diesem Juden."

Die Fenster, mit gleichen Plakaten beklebt, außerdem noch an sehr vielen mit Hafenfreuzen verzierte Platate mit nur einem Wort Jude".( Was jeder rechtlich denkende Deutsche beim Anblick dieser Plakate empfindet, ist Entsetzen darüber, wie weit es in Deutschland   gekommen ist.) Außer oben ge= nannten Plakaten sieht man auch wieder Plakate: Schwarz mit großen gelben Punkten", das frühere Peftzeichen.

Das Geschäftsleben stodt fast vollständig; und wenn es doch jemand wagen wollte, ein jüdisches Ge­schäft zu betreten, so wird er von den SA.- Posten in hand­greiflicher Weise daran gehindert. Aber trotzdem gelingt es ab und zu jemand, einen solch verfemten Laden zu betreten, sei es nun, daß der SA.- Mann sich eben mit seinem Kumpan vom Nebengeschäft unterhält und dadurch zufällig nicht be= merkt, daß ein Kunde den Geschäftsraum zu betreten wagt. Meistens sind es Frauen des guten Bürgerstandes, die dort ihren Einkauf tätigen. Sie werden dann

durch eine kleine Nebentüre herausgelassen

und die gekaufte Ware muß durch Boten, in Papier ohne Firmenaufdruck, ins Haus gebracht werden. Oder aber es fommt vor, daß eine Arbeiterfrau sich den Zutritt erzwingt, dann sind die Ausdrücke, die ihr nachgerufen werden, nicht wiederzugeben. An einem großen Geschäft war ein Plakat mit dem benannten Text von einem Schaufenster entfernt worden. Dieses sogenannte Verbrechen wurde bemerkt, und der Seniorchef, ein über siebzig Jahre alter, flei ner, schwächlicher Mann, wurde von der SA. zur Rede gestellt. Seine Angaben, daß er nicht wisse, wer das Plakat entfernt habe, fanden feinen Glauben, er wurde aus seinem Geschäftslokal gezerrt und auf der Straße fürchterlich mit dem Gummiknüppel mißhandelt und weggeschleppt. Eine große Menschenmenge sah diesem entießlichen Schauspiel zu, ohne daß auch nur einer den Mut fand, dagegen anzugehen....

Düsseldorf  

Kommt man in diese Stadt, die früher zu den schönsten, ruhigsten und vornehmsten Städten Deutschlands   gehörte, so tennt man sich nicht mehr aus vor lauter Uni­formen. Und nun erst noch Samstag, beim Treffen der Kavalleristen! Friedensuniformen sehr vielere Kavallerie­regimenter, Ulanen, Husaren, Küraffiere! Oft wirkte es beinahe komisch, mit welcher Würde, welchem Ernst ehe= malige Unteroffiziere und Feldwebel ihre Friedensuniform Spazieren führten. Man glaubt sich

in die Welt einer Operette versett,

Sterbende Warenhäuser

Weiterer Absatzrückgang

Die verhältnismäßig ungünstige Gestaltung der Waren­hausumfäße hat, wie das Institut für Konjunkturforschung in dem verbandsoffiztösen Ueberblick mitteilt, im Mai wei ter angehalten. Die Gesamtumsäge betrugen wertmäßig nur 80,3 der Umsätze vom gleichen Monat des Vorjahres.

Daß diese Entwicklung nicht mehr als typisch für das ge­samte Einzelhandelsgeschäft angesehen werden kann, daß also die Warenhausumsäbe weiterhin unter dem Drud besonderer Verhältnisse stehen, zeigt die fortschreitende Dif­ferenzierung der Umsatzbewegung von Warenhaus und Fachgeschäft. So lagen im Mai die Umsätze der Fachge= schäfte für Textil- und Manufakturwaren nur um 4 Prozent, die der entsprechenden Warenhausabteilungen( Be­kleidung und Textilien) dagegen um 18,8 Prozent( im April um 16,6) niedriger als im Vergleichsmonat des Vorjahres. Besonders groß war der Abstand gegenüber 1982 bei Schu­hen, besonders gering bei Schnittwaren.

uns Bericht über ihre Eindrücke. Einen von ihnen drucken mit Absicht unverändert gelassen.

mit schlechten Statisten. Geht man aber durch die großen Geschäftshäuser, so sieht man die Kehrseite der Medaille. Während der Hauptgeschäftsstunden sind fast feine Käufer in den Läden zu finden, die Verfäufe rinnen stehen gelangweilt umher und wissen nicht, was be= ginnen.

Die großen Geschäfte können nicht einmal die Spesen verdienen, und wenn dann unausbleiblich die große Pleite kommt, sind Tausende und aber Tausende von Angestellten brotlos. Geht man abends durch die Straßen dieser großen Stadt, glaubt man, in einer Kleinstadt zu sein. Wenig Leute auf den Straßen und die großen Lokale fast leer....

Köln  

Sonntag nachmittag großer Betrieb: Köln   steht im Zei­chen einer Begrüßung für den Helden von Genf  ", den Säulenheiligen Dr. Robert Len. Im Messegelände soll er eine Rede an sein Volt, die NSBO., halten! Großer strahlenförmiger Aufmarsch der SA. mit Fahnen und Musik­fapellen. Hinter acht SA.- Leuten marschieren Leute in Zivil mit Hakenkreuzarmbinden,

Arbeiter, die gezwungen wurden, mitzumachen.

Denn wehe dem, der heute nicht mitmarschiert: unweigerlich holt er sich am nächsten Tag seine Entlassung. So setzt er eben die Füße in militärischem Gleichtaft, Faust in der Tasche, und denkt.... Was er denkt, kann ihm feiner vorschreiben. Während dieses stundenlangen Aufmarsches ruht aller Verkehr in den Straßen vollständig. Wer seine Wohnung innerhalb dere Ringe hat, kann nur mit Mühe den Bahnhof auf großen Umwegen erreichen. Mit welchem Geist die heutige Jugend beseelt" wird, war demonstrativ in einer Seitenstraße nahe dem Opernhaus zu beabachten Auf der Straße hatten sich

fünf Schulkinder von 7 bis 9 Jahren

hintereinander aufgestellt, davon eines von etwa zehn Jahren, die die anderen eindrillte:" Stillgestanden! Rechtsum! Links um fehrt! Vorwärts marsch!" Richtig wie auf dem Kasernen­hof war es, auch die Ausdrücke fehlten nicht, wenn etwa ein Fehler begangen wurde. Auf meine erstaunte Frage, was

Hindenburg  

Er kann noch stehen

31105

Der deutsche   Reichspräsident, Herr v. Hindenburg  , hat einen Schlaganfall erlitten; während seiner Ohnmacht zeigte sich auch die Ohnmacht der Deutschnatio­nalen. Als Hindenburg   wieder erwachte, war Hugen berg nicht mehr zu retten: die Verkörperung politischer Ereignisse durch einzelne Menschen, jeder faschistischen Diktatur eigentümlich, hat sich diesmal bis zur Groteske gesteigert. Aber Hitler   braucht zwar einen ohnmächtigen Hindenburg, wünscht jedoch nicht, daß die ganze Welt er­fälligen Großpapas der deutschen   Konterrevolution spielt. fährt, welche Spiele man hinter dem Rücken des hin Und so wird denn amtlich gemeldet:

Berlin  , 3. Juli. Zu den Nachrichten, wonach Reichss präsident von Hindenburg   einen Schlaganfall erlitten habe, wird von zuständiger Stelle mit Bestimmts heit erklärt, daß es sich bei dieser Meldung um eine bös­willige Erfindung handle. Der Reichspräsident ers freut sich befter Gesundheit. Der beste Beweis für die Unrichtigkeit der von gewissen Blättern aufgestell ten Behauptung sei, daß Hindenburg   noch vor wenigen Tagen den englischen Botschafter anläßlich seines Scheis dens aus Berlin   empfangen habe. Auch der Umstand, daß er den Reichskanzler Hitler   nach Neudeck berief, um mit ihm wichtige politische Unterhaltungen zu pflegen, sei ein unwiderlegbares Zeichen dafür, daß Hindenburg   nach wie vor den gewohnten Geschäften nachgehe. Ueber das letzte Zusammentreffen Hindenburgs mit Hitler   seien so= gar photographische Aufnahmen veröffentlicht worden, die den Reichspräsidenten neben dem Reichs­fanzler aufrecht stehend zeigen.

So wird in der Diktatur der Gesundheitszustand eines alten Herrn zur politischen Angelegenheit; nachdem Hugenberg   gefallen ist, muß Hindenburg   justament auf­recht stehen", um den Herrn Hitler   zu decken. Der Schlag hat nicht ihn, er hat nur seine Partei getroffen, er steht aufrecht und wird photographiert. Der Propaganda­minister kann darauf nicht verzichten.

das da denn bedeute, wurde mir geantwortet: Greise in die Front

lernen wir doch alles in der Schule, in der Wehrsportst unde!" Aber das sei doch noch gar nichts. Wenn nämlich die Jungens übten, dann hätten sie sogar ein Schilderhaus. Wer wundert sich über dieses traurige Kinderspiel in Hitlerdeutschland! Wenn SA. und SS. eben, wie in Dortmund   von Augenzeugen berichtet wurde, feld= marschmäßig mit Gewehren zu Führerkursen nach Neheim   ausrückt, dann dürfen auch die Kinder dieser Leute den Eltern nicht nachstehen. Ganz Deutschland  spielt Soldat!

,, Miesmacher" Göbbels  

Vom Vierjahres- zum Zehnjahresplan

Ein Sondergesetz für den Oberbürgermeister von Essen

Sherige Bestimmung über die Altersgrenze für die Beam­

In feinem viel kommentierten Vortrag über den Faschis­mus machte Göbbels   ein Geständnis; während Hitler vier Jahre braucht, um seinen Plan durchzuführen, verlangt Göbbels   bereits 10: Wir werden in 10 Jahren ein eini­

Durch eine besondere ler Reismann- Grone   ist die ends gültige Austellung des Oberbürgermeisters Dr. Reismann: Grone in Essen   gesichert. Mit der endgültigen Wahl dürfte nun­mehr nach Beseitigung der gesetzlichen Hindernisse bald zu rechnen sein. Durch eine Verfügung vom 15. Juli ist für die endgültige Anstellung von Reismann- Grone die biss ten außer Kraft gesetzt worden. Der preußische Innenmis nister hat bereits seine 3 ustimmung erteilt. Dr. Reis: mann- Grone ist am 30. September 1863 in Meppen   geboren, wird also im September ds. JB. 70 Jahre alt. Seit 1891 lebt er in Essen, zuerst als Generalsekretär des Berg­baulichen Vereins, später als Berleger der Rheinisch- West­fälischen Zeitung".

ges Deutschland   darstellen. Wir werden in diesen 10 Jab Herunter, die Mörderfahne

ren auch wieder die Kraft gewinnen, mit allen Schwierig­feiten fertig zu werden."

Dieser Abschnitt seiner Rede ist dem Propagandaminister als ein unglücklicher Zungenschlag sehr übel genommen worden. Insbesondere hat Göring  , der jeden Schritt des Dr. Göbbels   eifersüchtig überwacht, bei Hitler gegen die Göbbelsche Miesmacherei" scharfen Protest erhoben.

Die Lebensmittelabteilungen, die bei den großen Unter Lothringen  nehmungen etwa ein Fünftel der Gesamtumfäße bestreiten, find mit 74,1( 78,7) v. 5. der Vorjahresumsäze wertmäßig auf den Stand von 1927( d. i. die Zeit vor dem durchgrei­fenden Ausbau dieses Geschäftszweiges) herabgedrückt wor den. Mengenmäßig dürften die Umsätze jedoch noch wesent lich größer sein, als 1927.

Daß der Rückgang der Umsaßwerte gegenüber dem Vor­jahr teilweise auf eine Abnahme der Umsaßmengen hin­deutet, zeigt die Zahl der Kaffenzettel, die um 12,5( 12,2) Prozent unter dem Vorjahrsstand lag.

Troß der Umsatzschrumpfung hat sich die Einkaufstätigkeit der Warenhäuser günstiger gestafelt als in den vergange= nen Monaten. Der Wareneingang lag nur noch um 9,5( im April um 27,5) Prozent unter der Vorjahrsziffer.

und

Der Präsident des Reichsverbandes der Mittel­Großbetriebe des Deutschen Einzelhandels hat an die Mit­glieder der Fachgruppe Warenhaus nachstehendes Schreiben gerichtet: Auf Grund einer Prüfung der Frage der Le­bensmittelabteilungen der Warenhäuser hatte ich ursprüng­lich die Absicht, die einzelnen Firmen darum zu ersuchen, von nun ab Preisinserate für Lebensmittel vollständig zu unterlassen. Es ist mit Recht vom Lebensmitteleinzelhan= de! geäußert worden, daß, solange einheitliche Qualitäts­preisinferate in zahlreichen Fällen zu einem ungerechtfer­tigten Vergleich der Preise führen müssen.

Dankend abgelehnt

Falsche kommunistische Zeitung von Nazis herausgegeben

Die Gauleitung der Nationalsozialisten hat die größte Berliner   Abendzeitung, die Welt am Abend", die vor dem Umsturz eine Auflage von etwa 200 000 besaß, in gleicher Aufmachung und unter weitgehender Anpassung an die frü­here Schreibweise herausgegeben, um den Berliner   Arbei­tern vorzutäuschen, daß die alte kommunistische Zeitung nach wie vor legal erscheint. Begünstigt wurde dieses Vorhaben durch das Ueberlaufen des Geschäftsführers, eines gewissen Pfeiffer, der offenbar schon vorher als Nazispizel im Verlag tätig war und Geschäftsführer auch bei der falschen Welt am Abend" blieb. Außer dieser Zeitung wurde auch die sehr populäre Arbeiter Illustrierte Zeitung  " von den Nazis plump nachgemacht. Da die Berliner   Arbeiter auf beide Provokationen nicht hereinfielen, stehen beide Unterneh­mungen vor dem Bankrott.

Der Spizel Pfeiffer wurde von seinen Parteigenossen nicht geschützt, als Kommunisten, troß der mit dieser Handlung verbundenen Gefahr, diesen Ueberläufer gründlich ver­prügelten.

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