„ Greuel"
• nicht wahr?
Die ,, Deutsche Freiheit" wird von Fragen bestürmt...- Nichts ist widerlegt!- Die Berichte aus Hitler- Deutschland über viehischen braunen Terror häufen sich immer mehr
Häufig wird an die Redaktion der„ Deutschen Freiheit" von guten, menschlich gesinnten Leuten die Frage gerichtet, ob denn alle die Nachrichten über die furchtbaren Quälereien, Mißhandlungen und Tötungen in Hitler- Deutschland„ a u ch wirklich wahr" seien. Die Gründe für diese Fragen sind uns vollkommen verständlich. Man kennt das deutsche Volk, wie es seiner
ruhigen Arbeit nachgeht; man hat es erlebt in harmloser Hingabe an bescheidenen Freuden. Nun haben diejenigen, die noch in sozialer und menschlicher Geborgenheit leben, keine innere Beziehung mehr zu den Ereignissen unter dem braunen Terror! Sie begreifen diese wilden Ausbrüche aus den niedrigsten menschlichen Bezirken, ge= nährt von Haß und Roheit, nicht. Daher kommen dann auch diese Fragen an uns. Andere wiederum sind der Meinung, daß die„ Deutsche Freiheit" zuviel solcher Meldungen brächte. Eine derartige Häufung von Berichten über viehische Untaten an Wehrlosen schwäche sie ab. Allen Fragern und Kritikern dürfen wir versichern, daß sich die„ Deutsche Freiheit" nicht um der Sensation willen um derartige Meldungen bemüht. Aber was soll fie tun, wenn dauernd Not- und Hilferufe an sie gelangen? Sie ist das einzige auf deutschem Boden erscheinende Blatt, das es wagen kann, der Wahrheit und der Wirklichkeit die Ehre zu geben. Sie erfüllt in diesen Monaten eine harte und bittere Chronistenpflicht, weil dem geschändeten Menschenwesen auf deutschem Boden keine andere Zeitung zur Verfügung steht, um sich Gehör zu verschaffen und das Weltgewissen anzurufen.
Sie prüft jeden einzelnen Fall mit den Möglichkeiten, die ihr heute angesichts der Nachrichtensperre und der Presseknebelung im Reiche zur Verfügung stehen, auf das Genaueste. Sie nimmt nichts auf, was irgendwie zweifelhaft erscheint. Wir stellen fest: Bon all den Meldungen über braune untaten, die wir bisher veröffentlicht haben, ist nicht eine einzige widerlegt oder dementiert wor den. Heute berichten wir in aller Sachlichkeit, unter Beschränkung auf die reinen Tatsachen über eine Reihe von Fällen, die uns in den letzten Tagen zugegangen sind. Die Hitler - Autoritäten werden aufgefordert, unsere Angaben unter Vorlage genauer Unterlagen zu widerlegen, wenn sie es können!
Wir fügen noch hinzu: Die Zahl der uns bekannten Fälle von Mißhandlungen ist um ein Vielfaches höher als fie von uns veröffentlicht werden, denn die Opfer liegen sehr häufig im Krankenhaus und sind damit noch in den Händen ihrer Peiniger. Sie haben Familien, die in Angst und Furcht schreiben. So werden wir denn oft inständig gebeten, zunächst nichts in die Deffentlichkeit zu bringen. Bitten, die wir in jedem Fall respektieren.
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Auf Beschwerden haben die ordentlichen Gerichte wiederholt geantwortet, ob gegen jemanden wegen unberechtigter Anzeige oder wegen Mißhandlung von Gefangenen usw. einzuschreiten sei, darüber bestimme nicht das Gericht, sondern einzig und allein der Leiter der Lippener Hilfspolizei, ein SS.- Mann. Die Hilfspolizei habe eben ihre eigene Rechtsprechung.
3. Irrsinnig geprügelt
Nationalsozialistische Zeitungen melden, daß der ehemalige badische sozialdemokratische Landtagsabgeordnete Nu= baum, der bekanntlich sich seiner Verhaftung in Freiburg im Breisgau mit der Waffe in der Hand widersetzt und dabei zwei Beamte niedergeschossen hatte, auf Grund der wochenlangen Untersuchungen in der Heil- und Pflegeanstalt Wiesloch für unheilbar irrfinnig erklärt worden sei. Nachdem man diesen Mann in der unmenschlichsten Weise mißhandelt hatte, verbreitet man jetzt die Nachricht, Nußbaum leide an einer unheilbaren Baralyse fortgeschritten sei. Nußbaum jei worden zugerichtet haben, wenn es in der amtlichen Mit
einer vernachlässigten Syphilis, die nun bis in das Stadium
gemeingefährlich irrsinnig. Wie müssen ihn die braunen teilung heißt, daß die Widerstandskraft Nuß= baums nicht mehr hoch zu veranschlagen ist".
4. Immer drauf
Am 22. Juni drang ein Sturm nationalsozialistischer Studenten gewaltsam in das Landgerichtsgebäude in Frank furt a. Main ein. Sie durchsuchten sämtliche Räume nach jüdischen Anwälten und fanden schließlich sechs, die als ehemalige Frontsoldaten das Recht erhalten hatten, ihre Praris weiter auszuüben. Mit Gummiknüppeln, Stahlruten usw. fiel die braune Horde über ihre Opfer her und mißhandelte sie schwer. Blutüberströmt brach schließlich Rechtsanwalt Eilbott zusammen. Rechtsanwalt Hochschild wurde so zugerichtet, daß man für ihn den Verlust eines Auges befürchtet. Rechts: anwalt Lieblich muß heute noch das Krankenlager hüten.
Außer dieſen drei Rechtsanwälten wurden darauf noch die
Rechtsanwälte Rosenthal und Rheinstein und ein sechster
Rechtsanwalt von der Polizei in Schußhaft genommen, um
die Unglücklichen vor den Mordbanden des Herrn Hitler zu schützen.
Am Tage nach diesen Vorgängen seßte eine neue Ver haftungswelle ein. So wurden u. a. die Frankfurter Anwälte Emmerich, Haas und Steffen- Kann festgenommen, die fämtlich den Weltkrieg an der Front mits erlebt haben. Rann ist sogar Landesverbandsvorsitzender des Reichsbundes jüdischer Frontsoldaten.
5. Es wird geprügelt
und gemordet....
Berlin . In den Prügelfellern der geheimen Feldpolizei der General- Vape- Straße werden die Ge prügelten dem Arzt mit entblößtem Oberkörper vorgeführt. Einer Generalanweisung zufolge werden die Gefangenen, die hier besonders viehisch mißhandelt werden, nicht mehr auf den Oberkörper geschlagen und der Arzt bestätigt, daß der Vorgeführte völlig gesund ist.
Der 24jährige Kaufmann Mar Margoliner wurde Anfang April ins Braune Haus in Breslau auf der Karlstraße von SA. geschleppt. Sier sette man ihn 24 Stunden auf Eis. Man schlug ihn ununterbrochen mit Stahlgerten auf den Körper und auf die Fußsohlen. Der Kopf wurde ihm rafiert und das Hakenkreuz eingebrannt. Damit nicht genug! Die entmenschten Burschen drehten dem längst nahezu Bewußtlosen eine Spiralfeder in den Mastdar m. Nach zwei Tagen warfen sie den jungen Menschen, der nur noch eine blutende Masse war, der 63 Jahre alten Mutter vor die Tür. Das, was von ihm noch da war, wurde ins jüdische Krankenhaus nach Breslau - Süd gebracht. Hier lag er acht Wochen im Wasser, weil er weder sizzen noch liegen konnte. Bor 14 Tagen ist er gestorben...
Wie die Nationalsozialisten in dem kleinen Freistaat Lippe hausen, das läßt sich mit wenigen Säßen gar nicht beschreiben.
In Alverdissen ( Lippe ), einem Dorf mit rund 1000 Einwohnern, wohnen zwei jüdische Familien Arensberg. Die beiden Ehemänner sind Brüder. Sie wurden im Fe= bruar dieses Jahres von SA.- Lenten angeblich wegen Steuerhinterziehung verhaftet und ohne richterliches Verhör in einem Reller festgehalten. Erst nach längerer Zeit wurden fie entlassen. Obwohl beide über die Behandlung, die ihnen zuteil geworden war, sichtlich unter einem Zwang feinerlei Auskunft gaben, sah man ihnen an, daß sie Furcht: bares erduldet haben müffen. Dafür spricht auch folgende Tatsache. Der eine der Brüder, Paul Arensberg, der verheiratet ist und ein Kind hat, verübte wenige Tage nach seiner Entlassung im Keller seines Hauses einen Selbstmordverfuch, indem er sich beide Pulsadern durchschnitt. Weiter versuchte er durch einen Schnitt in den Hals sich die Hauptpulsader zu öffnen. Seit dieser Tat liegt dieses Opfer der brannen Peft schwerkrank im Krantenhaus in Lemgo ( Lippe).
Musingfeld in Lippe ist ein Dorf mit ungefähr 1500 Einwohnern. Davon sind etwa 20, die Kinder eingerechnet, Juden. In diesem Dorf waren in einer Woche awei schwere Ueberfälle auf Juden und vier gegen sie ge= richtete Terrorafte zu verzeichnen. Unter anderem wurden in jüdischen Häusern die Fenster eingeschlagen und die Dächer abgedeckt.
Im Orte B. in Lippe wurde der jüdische Inhaber K. eines bedeutenden Geschäftes Anfang März verhaftet, weil man bei ihm alte, völlig unbrauchbare Waffen gefunden hatte, die nur Erinnerungswert besaßen. K. wurde von den Nazis ich wer mishandelt und erst nach zwei Monaten entlaffen in lebensgefährlichem Zustand.
In Salzuflen wurde ein Schneider deshalb verhaftet, weil er für einen Kommunisten eine Hoje angefertigt hatte. In Lippe werden alle namentlich bekannten Stommunisten, Sozialdemokraten und Juden systematisch brotlos gemacht.
Breslau . Der Fememörder Heines, der in Schlesien die Vernichtung der politischen Gefangenen zielbewußt bemit Stahlruten zu prügeln, sondern mit nassen Sand: fäden und so zuzuschlagen, daß nach Möglichkeit die Nieren getroffen werden. In Liegnig, einem Konzentrationslager, das ebenfalls dem Heines untersteht, werden die Gefangenen an einen Pfahl gebunden und mit nassen Ruten gepeitscht. Im Kabinett des Polizeipräsidenten Heines stehen die
Photographien seiner besten Freunde, der viehischen Mörder von Potempa, die im vorigen Jahre einen wehrlosen Arbeiter abgeschlachtet haben und von Hitler amnestiert wurden.
München . Man munkelt in der Stadt, daß im Konzen : trationslager Dachau nicht 8 oder 9 Gefangene ermordet worden sind, wie die amtliche Lesart lantet, sondern 42. Bei den meisten wird als Todesursache Erschießung auf der Flucht angegeben. Es gibt feinen Menschen in Bayern , der auch nur ein Wort von diesen Fluchtmärchen glaubt.
Elberfeld . Hier wurden einige den Kommunisten nahestehende Funktionäre ermordet. Zwei Stadtverord= nete, Dattan und Gottschalk, wurden aus dem Konzentra tionslager entlassen und furz nach ihrer Entlassung ermordet. Gottschalks Bruder ist schon vor längerer Zeit ermordet worden. Ein junger Kommunist aus Elbersfeld wurde mit aufgeschlittem Leib auf dem Müllabladeplay ermordet aufgefunden.
6. Frauen zur SA.
Kasernenreinigung gezwungen
Aus Frankfurt a. Main wird uns glaubhaft, mit Namensnennung der Betroffenen, folgendes berichtet: In einer seit Jahren eingemeindeten großen Industriestadt von Frankfurt a. Main haben sich die Nazis die Wählerlisten verschafft und die Nichtwähler festgestellt. Es ereignet sich nun folgendes: Zu den Ehefrauen, die nicht gewählt haben, tommen vier SA.- Leute und erklären: Sie haben Ihre vater= ländische Pflicht nicht erfüllt und nicht gewählt, sie werden deshalb zu vier bis zehn Tagen Kasernendienst verurteilt( Strafdaner je nach Gesinnung der Eheleute, bei einer Zentrumsangehörigen z. B. vier Tage). Die Frauen werden gezwungen, unter rohen Drohungen usw., z. B. vier Tage in der SA.- Kaserne zu wohnen, zu übernachten! und dort die niedersten Reinigungsarbeiten Fußboden, Latrinenreinigen, Fensterpuzen usw.) zu verrichten.
7. Schändung des Grabes von Ferdinand Lassalle !
In Breslau liegt auf dem jüdischen Friedhof seit 1864 Ferdinand Lassalle , der Begründer der deutschen Sozial demokratie, der im August 1864 in der Schweiz im Duell fiel. Er wurde im Erbbegräbniß seiner Familie beigesetzt. Seine Freunde, die dem fühnen Pionier der deutschen Arbeiter: bewegung nachtrauerten, ließen auf seinen Grabstein fol= genden Spruch einmeißeln:
Hier liegt,
was sterblich ist von Ferdinand Lassalle , dem Denker und Kämpfer.
Alle Jahre wallte die sozialistische Arbeiterschaft Breslaus am Todestage Lassalles in langen Zügen zu seinem Grabe und legte Kränze nieder. Aber: Jude, Sozialist, Vorfämpfer der Arbeiterbewegung! Wie die Fälle Eisner und Landauer in München beweisen, lassen die braunen Horden selbst die Toten nicht ruhen, die sich für die Sache des Sozialismus eingesetzt haben. Vor wenigen Tagen meißelten sie die Worte Denter und Kämpfer" aus der Grabinschrift" heraus und schändeten damit diese geschichtliche Weihestätte. Wer Lassalles Wirken kennt, der weiß, daß er der Erfte gewesen ist, der sich um die Erweckung des Staatsbewußtseins der Arbeiter: schaft um die Mitte des 19. Jahrhunderts bemühte...
Aber Denter und Kämpfer eine solche Zusam= menstellung ist der nationalsozialistischen Gedankenwelt fremd, weil ihr Kampf vom Adel der Idee nicht gefegnet ift. Darum schänden sie das Grab eines Juden auf dem jüdischen Friedhof. Man muß froh sein, daß sie wenigstens die Gebeine Ferdinand Lassalles in Ruhe ließen...
Die„ Untermenschen" von Finnland
Erobert der Faschismus Europa ?
Die Baseler National- Zeitung" schreibt:
Mann und tros der Meuterei der 7 Provinzen" so ziemlich alles beim alten bewenden ließen. Daß die Hitlergedanke selbst in solchen Ländern, die sich sonst stark nach Deutschland hin orientieren, keine Zugkraft hat, das zeigten nun noch deutlicher als Holland die Wahlen in Finn land , die mit einem Sieg der Sozialisten und einer Niederlage der zwei Parteien endigten, die etwa den Deutschnationalen und Nationalsozialisten entsprechen. Auch die schwedischen Untermenschen" haben ihre Stellung behauptet.
Infolge eines etwas komplizierten Zählverfahrens find die Resultate der finnischen Reichstagswahlen vom 1. und 3. Juli erst nach einer Woche bekannt geworden. Man erwartete sie, und zwar nicht nur im Lande selber, mit großer Spannung. Handelte es sich doch um einen entscheidenden Vorstoß der Unionisten und namentlich der Lappolente, jener interessanten finnischen Spielart des Faschismus gegen die Sozialdemokratie, der man den Todesstoß versetzen wollte. Man erinnert sich, wie Lappo die Auflösung der Kommunistischen Partei erreichte. Damals waren die Anhänger des Lappoführers Kosola noch eine Bewegung. Inzwischen haben sie sich zur Partei konstituiert, einer Partei, zwiſchen haben sie sich zur Partei konstituiert, einer Partei, Auf Regimentsunkosten
die sich mit Hitlerscher Weisheit noch einen bessern Auftrieb zu geben suchte. Da es in Finnland kaum Juden gibt, so behandelten die nichtarischen Bewunderer und Nachahmer des Nationalsozialismus die germanischen Schweden , die in Finnland etwa 11 Prozent der Bevölkerung ausmachen, als„ rassenfremde Untermenschen". Solche Stilwidrigkeiten hinderten die Hitlerpresse nicht, ihrer Hoffnung Ausdruc zu geben, daß Lappo den Hauptgewinn bei den Wahlen davontragen würde, wie man ja überhaupt wie in Italien an so etwas wie eine siegreiche faschistische Internationale glaubt. In der Tat finden sich in allen Ländern begeiste= rungsfähige junge Leute, denen eine Uniform gut steht und die sich durch nationalistische Schlagwörter exaltieren lassen, in Portugal , Griechenland , in der Schweiz , in Holland , England, und als Balbo in Reykjavik landete, war er durchaus nicht erstaunt, im fernen Thule von den isländischen Faschisten in grauen Hemden begrüßt zu werden. Aber von einer lärmenden Minorität bis zu einer ernsthaften zählenden Schicht ist ein weiter Schritt. Das zeigten vor Wochen die niederländischen Wahlen, die auch nicht einen ein
zigen Nazi oder Faschisten in die zweite holländische Kammer brachten, sondern troß dem Ruf nach dem starken
Die neuen Bonzen
Man schreibt uns aus Köln : Wie jetzt bekannt wird, ist der Kommissar für die freien Gewerkschaften in Köln , Michelmann, am 6. Juli von seinem Posten abberufen worden. Man hat sämtliche Angestellte des Volkshauses zusammengeholt und ihnen die Abberufung- natürlich ohne Angabe von Gründen bekanntgegeben. Dabei weiß auch der kleinste Funktionär, daß Michelmann über die Verwendung von Gewerkschaftsmitgliedsbeiträgen etwas eigenartige Ansichten vertrat und eɣerzierte.
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In dem Zusammenhang ist mindestens interessant, daß seit dem 2. Mai sämtliche Beauftragten der NSBO.- Oberbonzen, Bonzen und zur Bewachung der wertvollen Bälger der Vorgenannten kommandierten SS .- und SA.Kulis
im Restaurant des Volkshauses auf Regiments
unkosten verpflegt werden. Selbstverständlich beziehen die Leute daneben ihre nicht kleinen Bonzengehälter.