Feuilletonbeilage der Deutschen Freiheit"
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Ereignisse und Geschichten
Magda
In Berlin hat man in diesen Tagen ein deutsches Modeamt gegründet. Es hat die Aufgabe, eine deutsche Tracht zu stabilisieren, denn es ist natürlich undenkbar, daß sich die Gleichgeschalteten Extratouren im Zeichen des liberalen Individualismus gestatten dürfen. Weder gibt es fürderhin französische Spißen und Rüschen, noch fremdländische Schnitte und Linien. Man kann nie wissen, welche Geheimzeichen des Widerstandes gegen die nationale Regierung sich dahinter verbergen.
Kurz, das Ministerium für Propaganda hat bereits alles fertig. Wir lesen darüber im„ Bölkischen Beobachter" vom 2. Juli:
Die führenden Berliner Modehäuser und Salons wurden zu einer Besprechung eingeladen, und weitere Besprechungen werden folgen. Die Inhaberin eines befannten Modesalons, Frau Assy Dehm, Berlin- Halensee, Joachim- Friedrich- Straße 16, ist zur Vorsitzenden der Fachschaft Modeschöpfer ernannt worden, der voraussichts lich sämtliche Modegeschäfte beitreten werden.
Das Ministerium für Propaganda hat bereits für das Modeamt einen Syndikus bestellt, Herrn Dr. Oehlen heim aus Mannheim . Für die Büroräume ist nicht die Gegend an der Wilhelmstraße gewählt worden, sondern das Columbushaus am Potsdamer Plaz. Viele Vorarbeiten sind noch zu leisten, da das neue Modeamt eine Reihe von verschiedenen Interessenten vereinen soll. Mehrere Abteilungen wird es umfassen, die wichtigsten
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werden die Abteilung„ Modeschöpfer" und die Abteilung " Deutsche Stoffindustrie" sein. Erst wenn all die noch zu führenden Verhandlungen erledigt sind und alle Inter effengebiete gegeneinander abgewogen sein werden, dürfte die erste amtliche Propaganda in aller Deffentlichkeit für das Deutsche Modeamt einsehen.
Die außerordentlich interessierte Gattin des Herrn Reichs ministers Dr. Göbbels , Frau Magda Göbbels , hat das Protektorat über das Modeamt übernommen, und damit sind die Beziehungen zwischen Regierung und Modeamt weit mehr als rein amtliche geworden. Frau Dr. Göbbels hatte bisher eine recht glückliche Hand, und ihre wiederholten Ausführungen im Rundfunk wirkten fehr überzeugend. Mit Frau Magda Göbbels , deren Tätigkeit für die deutsche Mode und das Modeamt sicher nur in einem rein dekorativen Protektorat bestehen wird, hat das deutsche Volf eine Ministersgattin, wie man sie bisher in Deutschland noch nicht kannte. Allein ihr Name bietet schon Gewähr dafür, daß das Deutsche Modeamt nach allen Richtungen hin unter Weglaffung unnötiger Uebertreibungen und Einseitigkeiten seine großen Aufgaben erfüllen wird.
Wir haben wieder jemanden, um den uns die Welt beneidet: Frau Magda. Sie ererziert die deutsche Mode und wird binnen kurzem im Besitz eines arischen Hosenband - und Hüftenhalterordens am germanischen Chiffon sein. Heil unserer jungen Ministerin!
Aerzte
Nazi- Placreen gewidmet Accate reinigen das Blut...
Rühmen sie nicht dasjenige vor allem anderen am meisten, was das Allerböseste ist? Wer macht nicht aus Kriegsruhm, d. i. aus Bergießung des Menschenblutes die höchste Tugend unter den Menschen? Was sind Homer , Vergil und die übrigen Poeten, so Heldengedichte geschrieben haben, anders, als solche Leute, die andere dazu anreizen und entflammen, daß sie auch, wie ihre beschriebenen Helden, Blut vergießen mögen? Rühmen sie nicht die blutdürftig sten und grausamsten Totschläger der Menschen, die Tyrannen und die allergrausamsten Feinde des menschlichen Blutes und Geschlechts? Sogar, daß auch ein Christenmensch in Gefahr läuft, wenn er diese ihre Bücher liest, daß er entweder die Begierde nach gleichem blutdürftigen Ruhm zugleich mit einsaugen möge, der ein Vergnügen finde an so großen Niederlagen des menschlichen Geschlechtes, wenn er durch seine bonigfüße Beredsamkeit gefißelt wird."( Walch IV, 1104.)
Die vereinigten Blätter der beiden führenden ärztlichen Spisenorganisationen„ Aerztliche Vereinigung“ und„ Aerztliche Mitteilungen" find ießt zum ersten Male als neues
Deutsches Aerzteblatt "( Dr. Daedenkamp als Schriftleiter) erschienen. Die beiden Reichsminister Frid und Seldte haben Geleitworte geschrieben. Der Kommiffar und neue erste Vorsitzende der ärztlichen Spizenverbände, Dr. Gerhard Wagner , legt seine Auffassungen über„ Arzt und Volk im Dritten Reich " dar. Die Vorstände dieser Organisationen sind fortan nur sachberatende Organe, wäh= rend er selbst einzig und allein seinem Führer verantwortlich ist und dem revolutionären Willen der Bewegung, der er dient. Zu den Aufgaben gehört Erziehungsarbeit des Aerztestandes an sich selbst, die Aerate müssen die Kräfte zur Abwehr des Fremdartigen, Fremdrafsigen, Fremdgeistigen steigern, bis die Reinhaltung des Blutes und des Deutschtums zu einer Selbstverständlichkeit wird, die sich mit instinktiver Sicherheit vollzieht..."
Geschäft mit Braunhemd
Anordnung der Reichsleitung der NSDAP . vom 12. Juni: " Es wurde festgestellt, daß geschäftstüchtige Firmen thre Waren, Bücher, Bilder usw. dadurch zu fördern suchen, daß
Wir sind das Schweet!
Wir sind das Schwert, das kampfbereit die neue Zukunft flammend schwingt, wir sind der junge Sturm der Zeit, der alle Dumpfheit frisch durchdringt, wir sind die Rächer alter Fron und heben hoch empor das Haupt, denn in den Staub zwingt Haß und Droh'n nicht den, der an die Sonne glaubt!
Wir sind das kommende Geschlecht, das Not gestählt und Qual gestillt, wir fordern unser Menschenrecht und schweigen nicht, bis sie's erfüllt! In unserm Arm, in unserm Hirn liegt aller Zukunft Glück und Glanz, und rot flammt uns um unsre Stirn der Jugendrosen Blütenkranz!
Wir sind die Jugend: neu und jung erschaffen wir uns unsre Welt, denn jeden füllt Begeisterung, daß er sich fühl als Mensch und Held! Als Mensch... der Zukunftsmenschheit gilt ja unser Streben, Hoffen, Müh'n, daß endlich sich einmal erfüllt, wonach Jahrtausende geschrien!-
Wir sind der Arbeit junger Sproß! Und wer da fämpft im Daseinskrieg, der sei uns Freund und Weggenoff' im Alltagskampf und Zukunftssieg! Wir sind des Volkes Frühlingskraft, die vorwärts strebt, aufwärts begehrt, die mit am Wert der Zukunft schafft, bis hoch es ragt... wir sind das Schwert! Ludwig Leffen.
Rundfunk eindeutig
nationalsozialistisch
Im Mittelpunkt der Tagung der Reichsfunkwarte der NSDAP . und der Mitgliederversammlung des Deutschen Funktechnischen Verbandes e. V. am Freitag stand ein Empfang des Präsidiums des Deutschen Funktechnischen Verbandes e. V. mit den Funkwarten durch den Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, Dr. Joseph Göbbets, der in einer Rede u. a. ausführte:
" Wir Nationalsozialisten haben uns absolut durchgesetzt. Ich werde in den nächsten Tagen die Vertreter des Rundfunks, die die Schlüsselstellungen innehaben, zu mir kommen lassen und ihnen noch im besonderen sagen, daß der Rundfunk von der höchsten Spiße bis zum letzten Mann im Sende: raum nun ganz eindeutig nationalsozialistisch eingestellt zu sein hat."
großes deutschen Fest. Dem Programm, das im„ Bölkischen sie ihre Verkäufer veranlassen, beim Anbieten auf der Straße SS. - Kapelle mit Beobachter" abgedruckt wird, entnehmen wir:
Sonntag, 30. Juli( Haupttag): Vormittags 11 Uhr Frühkonzert in den Bräuhallen und Standkonzerte mit Losverkauf für die Lotterie„ Arbeit und Brot". Nachmittags und abends im Gelände der Münchener
Ausstellung.
» Arbeit und Brot" für die Lotterie...
Mann stößt
oder an den Wohnungstüren das nationalsozialistische Braunhemd anzuziehen. Es wird den Parteigenossen hiermit untersagt, das Braunhemd bei derartiger gewerblicher Betätigung zu tragen. Ausgenommen sind Zeitungsverkäufer usw., die im Auftrage nationalsozialistischer Blätter oder parteiamtlicher Stellen tätig sind."
Frau kreist
Orgel und Predigt
In einem Gottesdienst in der Königsberger Schloßkirche hielt der Beauftragte des Reichskanzlers Wehrkreispfarrer Müller, der zukünftige Reichsbischof, die Predigt. Bemerkenswert mar die Neugestaltung des Gottesdienstes. Er dauerte nur eine knappe Stunde. Eine SS.- Kapelle wirkte mit. Pfarrer Müller selbst sprach nur eine kurze Viertelstunde. Die Bewegung, die entstanden sei, set firchlich ge= sprochen, eine moderne Erweckungsbewegung". Pfarrer Müller betonte, daß gerade der Volkskanzler persönlich sich dem allmächtigen Gott gegenüber verantwortlich fühle. Pfarrer Müller erläuterte dann, wie man Gott erfassen und verstehen müsse. Auch der kleinste Dienst am Volke sei Gottesdienst, nicht nur der in der Kirche. Bemerkenswert war, daß in eigene Worte fleidete.
Die schwingenden Bewegungen" des Urausdrucks Barrer Müller am Schlusse das Baterunſer und den Segen
In der Wochenbeilage des„ Bölkischen Beobachters",„ Die deutsche Frau"( 5. Juli) finden wir einen Aufsatz über„ Neue Wege der weiblichen Leibeserziehung". Sein Verfasser Dr. Rudolf Bode , Leiter der Bodeschule in Berlin . Wie es heute Mode ist, hat es Herr Dr. Bode zunächst mit dem bösen 19. Jahrhundert:
Während das 19. Jahrhundert durchweg mit dem Sammelbegriff„ Triebleben" die ganze Fülle materialer Lebensäußerungen zu umschreiben glaubte und dieses Triebleben mit dem mehr oder minder vertarnten Urteil der Minderwertigkeit belegte, entdeckte die Wende des 20. Jahr: hunderts und die folgenden drei Jahrzehnte fortschreitend die ganze Fülle feelischer Lebensäußerungen und deren Berflechtung mit dem triebhaftsströmenden Element unseres Wesens.
Diese vertarnten Säge werden aber dann zu leuchtender Klarheit geführt. Jest nämlich, unter Hitler , haben wir den positiven Inhalt des Trieblebens" in den Leibesübungen:
Die bisherige Leibeserziehung ist ein Irrweg ge: wesen, soweit sie einseitig die Beherrschung der leib lichen Bewegung zu erzwingen suchte ohne Rücksicht auf die elementare Urtatsache, daß die menschliche Bewegung gleichzeitig Offenbarung seelischer Mächte ist und eine restlose Beherrschung der törperlichen Bewegung nichts anderes bedeutet als die Abgitterung dieser feelischen Mächte im Innern, ihre Zurückdrängung von den Be zirken der Außenwelt und damit die Aufhebung der elementarsten Wirkung, welche im Ueberströmen seelischer Lebensmächte von Volks zu Volksgenossen besteht und
vorhanden sein muß, wenn ein Volk nicht nur äußerlich, fondern innerlich lebenskräftig bleiben soll.
Wir brauchen gottlob heute nicht mehr in den Bezirken Kleiner Betriebsunfall
der„ Abgitterung" beharren. Dr. Bode deutet uns das tiefe
und letzte Geheimnis der Vitalität der Geschlechter:
Wenn auch die schwingende Bewegung beider Ges schlechter eine Urbewegung seelischen Ausdrucks ist, so hat diese Schwingung beim Manne in erster Linie doch eine offene Bahn und wird dadurch Trägerin der wehrhaften auf Stoß und Hieb eingestellten Bewegung, beim Weibe aber ist diese Schwingung von kreisendem Charakter, ja der Unterschied beider Geschlechter läßt sich bewegungsmäßig in diesem Gegensatz der offenen und freisenden Bewegung erfassen, nicht in starrer Gegenüberstellung, sonbern in dem Sinne, daß überwiegend der Mann auf ges richtete Bewegung eingestellt ist, das Weib auf kreisende. Das hat kein Psychoanalytiker, fein Magnus Hirschfeld geschrieben. Dieser auf Stoß und Hieb eingestellte Mann ist ein Germane reinsten Geblüts, dessen„ Kraftausgabe in den Rumpfbewegungen“ - Rumpfbewegungen" so heißt es später einmal auf ihren ethischen Gehalt hin die höchste nationalsozialistische Approbation erfuhr. Wir sind sicher, daß seine„ ur. bewegungen" bei der Rassezucht schöner Männer und schöner Frauen ernsthafte Beachtung finden werden.
Eine Frage stieg in uns auf. Wie steht es mit Hauptmann Röhm? Ist er der Stoß und Hieb- Typus oder ist er mehr auf freisende Bewegung eingestellt? Bei der Stellung, die Herr Röhm als oberster Führer von SS. und SA. einnimmt, scheint uns diese Frage nicht unziemlich zu sein.
Beste Bezugsquelle"
Wir lefen im„ Völkischen Beobachter" vom 3. Juli:
Am Sonntag, um 28.16 Uhr, hat die Danziger Abordnung, der neben dem Präsidenten des Senats, Dr. Rauschning, der Vizepräsident des Senats, Greiser, Oberregierungsrat Dr. Ferber und Dr. Blume von der Auswärtigen Abteilung des Senats, sowie der persönliche Referent des Senatspräsidenten,
Beste Bezugsquelle für Möbel, Teppiche, Betten, Linoleum J. G. Böhmler im Tal
Streicher, angehören, Danzig verlassen, um sich zum offiziellen Staatsbesuch bei der pol= nischen Regierung nach Warschau zu begeben. Der Herr Senatspräsident als„ beste Bezugsquelle"- das fommt davon, wenn man sich, des Mammons halber, auf Diktat des Herrn Böhmler Möbel, Teppiche, Betten und Linoleum mitten in die polnische Reise des Danziger Führers hineinsehen läßt! Wahrscheinlich befand sich auch der Teppich darunter, auf dem Herr Rauschning seinen Kniefall vor Polen gemacht hat.