DAS RDM TÄGLICHE UN T E R H ä!l!T LtN GS-BE ILiA Die fache mit der abgebuchten Mand y on Alexander Stern «Gnädige Frau, wir drei kennen Ihr Geheimnis," sagte ich sehr bestimmt.Wir wollten nur nichts sagen, so lange die beiden Herren da waren. Aber jetzt sind wir unter' uns. Leugnen ist Nutzlos. Ich wiederhole: Ich kenne das Ge- heimnis des österreichischen Konsulats von Monastir ." Die zarte, blonde Frau, in die mir alle verliebt waren, lachte unbekümmert. Aber ich blieb hart und unnachgiebig. «Ich bin unerbittlich, gnädige Frau, und fest entschlossen, von meinem Wissen schonungslos Gebrauch zu machen. Schonungslos!" In diesem Augenblick trat der Konsul ein.Gut, daß du kommst," rief sie ihm entgegen,rette mich vor diesen Böse- wichtern." Er zog sie mit einer großartigen Gebärde an die Brust. «Was ist euer Begehr, Ruchlose? Fordern Sie! Und wäre es mein halber Konsulatsbereich. Für mein goldhaarig Ehe» gespons opfere ich alles." «Halt, Unbesonnenerl" donnerte ich,alles?" Alles!" Hüten Sie sich! Wir kennen Ihr Geheimnis! Ha! Wie er erbleicht!" Zugegeben, ich erbleiche. Was verlangt ihr, Blutgierige?" Blutgierige kostet extra." Wir erhoben uns, machten einen Schritt gegen ihn und sprachen in schrecklichem Chor: Wo ist der heute angekommene Bols »ersteckt?" Ich bin verloren," ächzte der Konsul und sank in einen Stuhl. Das Geblödel wäre wahrscheinlich noch weiter ge- gangen, aber da brachte schon der bosnische Diener, einst Komitatschiführer in den Schluchten von Stolac und Avto- vac, die Schnapsorgel, Flasche neben Flasche. Und aus diesen Registern stand Prunelle und Half and Half und noch manch segensreicher Name, und die schöne Frau braute bereits den Türkischen . Einer von uns, der Leiter der hiesigen Zweigniederlassung einer Bank, war neu.Da haben Sie," belehrte ihn der Kon- sul,gleich ein Stück Räuberromantik des Balkons. Die Burschen riechen es auf Kilometer, wenn ich Schnaps be- komme." Beklagen Sie sich?" fragte ich ihn.Wir haben aus Ihrem faden Amtsgebäude ein reizendes Kaffeehaus gemacht. Jedem Nachmittag leisten wir Ihnen pünktlich Gesellschaft, erzählen Ihnen die neuesten Witze, verhelfen Ihnen zu einem Herr- lichen Schwarzen, glätten Ihre Sorgenfalten a propos. Sorgen: die größte sind Sie jetzt los. Für Ihren Wochen- bericht nach Wien haben Sie eine süße Rosine: Organisiert« Räuber überfallen das k. k. Konsulat von Monastir ." Gibts hier noch Räuber?" fragte der Neue.Hier gibts doch lauter solche Sachen. Ich hatte zum Beispiel heute beim englischen Konsul zu tun Sie, an den halten Sie sich. Der hat Whisky. Danke. Aber er hat noch etwas, das mich interessiert. Ich sah aus dem Kaminsims ein Zylinderglas, offenbar voll Weingeist und in dem hing erschrecken Sie nicht gnädige Frau ein Ohr, ein menschliches Ohr. Nicht wahr?" Sie wissen das? Es ist ein wenig gruselig. Ich wollte nikßt fragen." Unser Konsul hat die Geschichte miterlebt," warf ich ein. Ich bin erst nach dem Balkankrieg hergekommen, ich war nicht dabei." Und der Konsul erzählte ihm die Geschichte. Westlich von Monastir liegt der Peristeri , über zwei- tausend Meter hoch, Eckpfeiler des Gebirges, das sich quer durch Mazedonien zieht. Um seinen Fuß schlängelt sich die Straße, die schon die Römer bauten, von Saloniki über Monastir . Ochrida und Elbasan bis wieder ans Meer. Als Monastir noch türkisch war, kam eines Abends ein Mann auf dieser Straße gegangen und brachte dem eng- tischen Konsul einen Brief und ein Päckchen. In dem Brief stand:Wir haben einen Engländer gefangen. Wenn wir L0 000 türkische Pfund in Gold bekommen, lassen wir ihn laufen. Wenn nicht, schlagen wir ihn tot. Wir schlagen ihn auch tot, wenn du Soldaten oder Gendarmen gegen uns schickst. Wir spaßen nicht. Des zum Zeichen schicken wir dir das linke Ohr des Mannes." Lag auch richtig in dem Päck- chcn. Dasselbe, daß jetzt in dem Zylinderglas auf dem Kaminsims schwimmt. Der Konsul ließ vor allem einmal den Boten festnehmen. Dann sauste er zum Wali, dem Statthalter des Sultans. Verlangte Alarmierung der Gendarmen und Verfolgung der Räuber. Engländer seien, sagt man, kühl. Der Konsul wars nicht, der kochte. Dafür war der Wali gletscherkalt. Schob dem Konsul Tabak und Kaffee hin und riet:«Essen- bühm! Schick den Hunden das Geld, sonst ist dein Lands- mann verloren." Der Konsul sott vor Wut:Was? Ein Konsul Seiner Majestät, des Königs von England, soll vor lausige» Räu- bern kapitulieren?" Sollst du nicht. Efsendühm," beruhigte der Wali,sollst du nicht. Wir kennen den Handel. Du schickst das Geld, sie schicken den Mann, bann schicke ich die Gendarmen, schlag die Hunde tot und schicke dir dein Geld zurück." Und wenn du sie nicht erwischest, o Wali?" Dann hat es Allah eben anders gewollt, und du bekommst das Geld aus Stambul , von unserer Regierung." Nimmermehr! Ein englischer Konsul paktiert nicht mit Briganten. Verhöre den Boten!" Der war unschuldig, ein Hirt aus Magarovo. War mit einem zweiten hinter seiner Herde über die Straße gezogen. Stand da ein Bewaffneter, nahm ihm die Schafe weg, gab ihm Brief und Päckchen und die Weisung:Wenn sie dir ein Haar krümmen, töten wir deinen Gefährten. Bringst du Antwort, sehen wir dich kommen." Und war mit dem Ge- fährten und den Schafen auch schon in einer Schlucht ver- schwunben. Der Mali hörte es in goldiger Ruhe, schweigend hinterm Zigarettendampj. Dann riet er dem Engländer:Gib dem Hin Gelehrter. der vierzig fprocAcn spricht Wie es ein ausgesprochenes Talent zur Musik oder Malerei gibt, muß ein Individuum auch eine besondere Gabe besitzen, leicht fremde Sprachen erlernen zu können. Bekannt in dieser Beziehung war vor etwa hundert Jahren der italie- nische Kardinal und Sprachforscher M e z z o s a n t i gewesen, der nicht weniger als achtundfünfzig Sprachen vollkommen beherrschte. Der deutsche Gelehrte, von dem hier die Rebe ist, der in München lebende Professor Steinmayer, wehrt bescheiden den Ruf ab, ein moderner Mezzofanti zu sein und nennt schon in München zwei andere Gelehrte, die ebensoviele Sprachen wie er beherrschten. Es soll auf dem Erdenrund hundert derartiger Sprachforscher geben, die drei- big bis vierzig lebende und tote Sprachen verstünden. Schon als Lateinschttler zeigte Professor Steinmayer, wie er selbst erzählt, das lebhafteste Interesse für das Italienische, das er rasch erlernte, und das ihn zum Studium der anderen romanischen Sprachen anregte, so daß er noch in der vierten und fünften Lateinklasse Spanisch, Portugiesisch und Rumänisch hinzulernte. Durch letztere Sprache war er auf das Slawische und von da zum Altslaivischen und Gothischen gekommen. Noch hatte er nicht das Gymnasium verlassen, als er mit dem Studium von germanischen Dia- Ickten und dem Altsächsischen und Altfränkischen, weiters mit dem Dänischen, Schwedischen und Norwegischen begann. Die Fritjofsage und Originaltexte von Ibsen und Björnson konnte er bald in ihrer Ursprache lesen und verstehen. Ein Schulkamerad veranlaßte den jungen Gymnasiasten Stein- mayer, das Studium des Hebräischen, Aethiopischen und Russischen aufzunehmen. Auch diese Sprachen lernte der junge Sprachforscher auf das leichteste. Aus die Universität gekommen, begann das Studium des Arabischen, der ver- schiedenen Keilschriftsprachen, des Sanskrit, der Turksprachen, afrikanischer, malaiischer und indischer Idiome.Und so habe ich denn nach und nach gegen vierzig verschiedene Spra- che» gelernt.. meinte bescheiden der Gelehrte. Das Jïapoteon-Jtaus auf ft. Helena In einer Pariser Zeitschrist berichtet ein Mitarbeiter, der längere Zeit auf Helena weilte, über das Haus, in dem der große Korse als Gefangener gelebt hat. St. Helena ist be- kanntlich englischer Besitz. Die Queen wollte dem dritten Napoleon eine Freundlichkeit erweisen und verkaufte ihm das Grundstück mit dem Haus. Augenblicklich wirb dafür ge- worben, dem Anwesen die noch erreichbaren Teile seiner alten Einrichtung zurückzugewinnen. Es handelt sich um Reste der Bücherei, um einige Möbel und das alte Billard. Nach dem Tode des Kaisers hatte man das Anwesen einem Bauer verpachtet, der hier 37 Jahre lang hauste und die Räume naturgemäß nicht sehr sorglich behandelte. Arbeits- zimmer, Schlafzimmer und der Waschraum mußten einem Stall weichen. Erst als das Haus wieder französischer Besitz geworden war, ging man unverzüglich an die Arbeit, den früheren Zustand herzustellen. Auch der Garten zeigt jetzt wieber sein früheres Gesicht. Ebenso hat man das Grab, in dem die Leiche Napoleons von 1821 bis 1840 ruhte, instand gesetzt. Den französischen Wächter, der augenblicklich das Haus bewohnt, will man ausquartieren, um die Räume Museumszwecken nutzbar zu machen. Aus: Faust II Mann das Geld und schick ihn fort. Das Uebrige ist dann meine Sache." Nein! Die Nacht ist um. Los! Gib mir Gendarmen! Ich hole mir meinen Mann selbst. Der Wali seufzte unhörbar. Allah wird schon gewußt haben, was er tat, als er die Engländer schuf und ihre um- ständliche Betriebssamkeit. Und der Statthalter alarmierte die Gendarmen, vierhundert Mann. Die Truppe marschierte, Sicherungen vorne, links, rechts und hinten, schon Stunden auf der Straße, der Konsul und der Wali bei der Vorhut der Bote, der das Ohr gebracht hatte, als Führer. Plötzlich rief er:Da ist mein Gefährte!" Der kam mit einem Brief und einem Bündel. Das Schreiben gab er dem Konsul. Der las:Wir haben euch verboten, Gendarmen gegen uns zu schicken. Warum ge- horcht ihr nicht, Gottverfluchte? Wir sehen euch schon seit Stunden. Hört unser letztes Wort. Entweder ihr kehrt so- fort um und zahlt, was wir fordern oder der Engländer stirbt. Wir spaßen nicht. Des zum Zeichen des Engländers linke Hand." Und wirklich, in dem Bündel lag sie, abgehackt. Der Wali sagte kein Wort, sog nur an der Zigarette und sah den Eng- länder von der Seite an. Der wandte sein Pferd und zerbiß einen Fluch zwischen den Zähnen, an dem er noch kaute, als man zwischen den ersten Häusern Monastirs war. Die Räuber bekamen noch am selben Tage das Geld. Dem Ueberbringer folgte ein Späher. Der Engländer wurde frei. Nachts marschierten die Gendarmen aus, fanden die Räuber, kämpften mit ihnen und metzelten sechsundfünfzig nieder. Die drei Anführer fingen sie lebend. Tags daraus amtete der Wali. Kurz und schnell. Im Garten des Kaffeehauses rechts an der Straße von Monastir nach Resen wurden die Drei geköpft. Nachher ließen sich die Gendarmerieossiziere photographieren. Sie sitzen mit ver- schränkten Armen rings um ein Tischchen, auf dem die 30 000 Pfund liegen und die Köpfe der drei Räuber. Unser Konsul zeigte mir das Bild. Nach der Hinrichtung bekam der verstümmelte Engländer ein Telegramm. Es lautete: gebt keine interviews stop erwerben alleinvertrieb eurer erlebnisse stop rückdrahtet bedingungen." Ja! Diesem Sinne bin ich ganz ergeben. Das ist der Weisheit letzter Schluß: Nur der verdient sich Freiheit wie das Leben, Der täglich sie erobern muß. Und so verbringt, umrungen von Gefahr, Hier Kindheit, Mann und Greis sein tüchtig Jahr. Solch ein Gewimmel möcht ich sehn. Auf freiem Grund mit freiem Volke stehn. Goethe, Der gefilmte t Todessturz eines 9Hegers Ein Opfer des Films ist der 29jährige italienische Flieger B i st a r i o geworden, der mit dem Flugzeug eines Freundes in der Nähe von Versailles Kunstflüge ausführte, die ge- filmt wurden. Bei der Ausführung eines Loopings konnte sich der Apparat nicht mehr rechtzeitig aufrichten und stürzte vor den Augen des Filmoperateurs und bei laufender Kamera ab. Der Operateur glaubte zuerst, es handle sich um ein besonders waghalsiges Bravourstück des Fliegers, bis schließlich der Aeroplan auf dem Boden ausschlug und man den Flieger aus den Trümmern der Maschine mit einem Schädelbruch und zahlreichen inneren schweren Verletzungen sterbend herauszog. Jteuschrechenschlacht in Jugoslawien Eine erbitterte Schlacht auf Tod und Leben geht gegen- wärtig in dem nördlichen Teil Jugoslawiens , im oberen Banal vor sich. Milliarden von Heuschrecken sollen diesem Kampfe zum Opfer fallen, der vom jugoslawischen Staat nach allen Erfordernissen moderner Kriegskunst geführt wird. Die Waffen dazu wurden aus Deutschland bezogen. Heu- Zwei Jahre nacheinander vernichteten unabsehbare schreckenschwärme in dieser Gegend die Ernte, und nun hat man sich zum VernichtungSkamps gegen die Heuschreckenbrut einschlössen. 30 Flammenwerfer, 100 Ttahlbllrsten, 10 000 Kilogramm Petroleum, große Mengen Uramiagrün, Melasse und Kalk werden in diesem Krieg verwendet. Man geht nach einem festen Plan gegen die gefährliche Brut vor. Von Pferden gezogene Stahlbürsten ziehen über die von Heu schreckensckwärmcn befallenen Wiesenflächen und die aus- .' die gescheuchten Heuschrecken werden mit Flammenwerfern, von Soldaten gehanbhabt werden, vernichtet. Das schwache Geschlecht Die Männer werde« öfter krank Die ZeitschriftDie Frauenbewegung" wendet sich erbittert dagegen, daß der AusdruckDas schwache Geschlecht" aus die Damenwelt angewandt wird? zartbesaitet, so wird erklärt» seien nicht die Frauen, sondern vielmehr die Männer. Zum Beweis für die Behauptung wird eine von Versicherungs- gesellschaften angestellte Erhebung angeführt, derzufolge nicht die Frauen, sondern die Männer stärker von Krankheiten be- fallen werden: auf 40,7 kranke Frauen entfallen 48,5 er­krankte Männer. Sobald Frauen das 20. Lebensjahr über- schritten haben, sinkt die Zahl der Erkrankungen, bei Männern dagegen steigt sie. Wer ist also in Wahrheit das schwache Geschlecht, fragt die Zeitschrift nach dieser schlüssigen Beweisführung. Anekdoten Ein Anwalt, der nicht nur wie ein Meyer aussieht, sondern auch s» heißt, kommt stilvoll benagelt und verschnürt aus den bayrischen Bergen und trifft in München seinen Freund Puttkamer . Gut, daß Sie kommen," meint Puttkamer.Heute geht der Hitlerputsch los... da müssen Sie hierbleiben!" Wenn er bald anfängt. Um neun geht mein Zug." Elf Uhr dreißig geht noch ein Zug." erklärt Putt- kamer und überredet Meyer, der vaterländischen Sache bei- zuwohnen. In der zehnten Stunde wird Meyer ungeduldig. Wo bleibt denn der Putsch?" Puttkamer weiß auch nicht und zerrt Mener» nach dem Kindlkeller, wo der nationalsozialistische Rummel starten sollte. Vorm Portal steht ein Posten, und die Eintretenden müssen sich legitimieren. Puttkamer, dem einvon" in die Wiege gelegt war, darf aus Anhieb passieren. Bei Meyer zögert der Kontrolleur. son S' vielleicht jüdisch!" Meyer wirft ein Paar flehende Augen auf Puttkamer. Das konnte schlimm werden, aber es wurde nicht. Puttkamer drückt Meyern an seine arische Brust: Mein Freund... und jüdisch?!" tut er entrüstet. Dan» dursten sie hinein. In das Feuer umwälzender Staatsaktionen hagelte der Generalstreik und verdarb der verkappten Wilhelmstraße das Konzept. Es gab keine Kohle, kein Gas, kein elektrisches Licht und keinen Briefträger. Auch nicht die sattsam bekannte Straßen- bahn. Mit einem der letzten Fernzüge kam ein Reisender ahnungslos nach Berlin gerutscht. Ihn traf der durch keinen Strommangel geschmälerte Schlag, als er am Potsdamer Bahnhof weder Dienstmann, noch Zeitung, noch Omnibus und Straßenbahn sah. Warum fährt denn keine Straßenbahn?" fragt er auf frischer Tat einen Droschkenkutscher. Det is janz einfach," sprach der Kutscher.Die Straßen, bahn fährt«ich. damit daß die Rejierung jehtl" J