Dem Andenken Stellings
Schämen Sie sich, Hitler!
Sie sind der Verantwortliche für die Mörder
„ Der Organisator hat den Menschen zu nehmen wie er ist und muß ihn deshalb kennen. Er darf ihn ebensowenig überschäßen wie in seiner Masse zu gering achten. Er muß im Gegenteil versuchen, der Schwäche und Bestialität gleichermaßen Rechnung zu tragen."( Mein Kampf ", Seite 650.) as vor einer Woche quälende Sorge war, ist furchtbare Gewißheit: Johannes Stelling ist tot, zu Tode gemartert, von den Landsknechten Adolf Hitlers hingeschlachtet in einer Weise, wie man sonst kein Tier töten darf, ohne bestraft zu werden.
Johannes Stelling war einer der untadeligsten Persön. lichkeiten des öffentlichen Lebens. Kein Stäubchen haftete an ihm, selbst die Verleumdung wagte sich kaum an ihn heran. Jm politischen Kampf kannte er nur sachliche Meinungsverschiedenheiten, keinen persönlichen Haß. Stets war er bereit, auch dem politisch Andersdenkenden die Hand zu reichen.
Aber die Burschen, die ihn zu Tode schlugen, verdienen den Ehrentitel politischer Gegner nicht. Es sind Entartete, die am Ersinnen raffinierter Grausamkeiten ihre Lust finden und sich an dem Todesgeschrei ihrer Opfer berauschen. Sie haben ihn geholt wie das Raubtier sein Opfer holt. Stelling war krank, schwach, völlig wehrlos. Ihn zu ermorden war ganz ungefährlich.
Bestien in Menschengestalt gibt es über. all 3n zivilisierten Ländern hält man sie in Gefängnissen und Jrrenanstalten. In Deutschland regieren fie.
Verantwortlich für die grausame Ermordung Johannes Stellings und der Ungezählten, die das gleiche Schicksal
perte. Lernend und lehrend, kämpfend und schlichtenb, ging er seinen Weg, der Arbeitstag hatte für ihn keine Grenze, und so kam es, daß er im Jahre 1920 auf dem Parteitag in Kassel in den Parteivorstand berufen wurde. Nach einem halben Jahre jedoch schon traten die Mecklen burger Genossen an den Parteivorstand heran:" Ihr müßt uns den Hannes wiedergeben, wir brauchen ihn, er muß bei uns Ministerpräsident werden." So übernahm Stelling in den schwersten Zeiten des Aufbaues und des Zusammen bruchs durch die Inflation die Regierung von Mecklen burg. Er gewann sich in seiner rastlosen Tätigkeit als Ministerpräsident nicht nur das Vertrauen aller Repu blikaner, sondern auch die Achtung konservativer Gegner. Später kehrte er den Parteivorstand wieder zurück. In der Nationalversammlung und im Reichstag, vertrat er den Bezirk Mecklenburg- Lübeck, bis er im Jahre 1928 den ungeheuer schwer zu bearbeitenden Bezirk Oberschlesien übernahm. Hier wurde er zum lebendigen Beweis dafür, daß auch unter dem beein enger stehenden Verhältniswahlrecht Kontakt zwischen Wähler und Gewähltem bestehen kann. Die Zahl derer, die er beriet und denen er half, geht in die tausende. Und wie er jedem einzelnen Menschen ein Freund war, so schlug sein Herz auch für das ganze Volk,
in
29
für die großen Jdeale der Freiheit, für die Republik . Jahrelang stand er an der Spitze der ReichsbannerOrganisation von Groß- Berlin. Wenn man bedenkt, daß Stelling außerdem zu den führenden Kommunalpolitikern der Partei gehörte, für den Parteivorstand die Beamtenorganisationen betreute, daß er darüber hinaus, Kleines und Großes miteinander verbindend, jahrelang als Mitglied der Exekutive der Sozialistischen Arbeiter- Internationale war, fragt man sich heute erstaunt, woher dieser schwerkranke Mann zu alledem die Kraft genommen haben mag. Sie konnte nur dem reinen sittlichen Wollen eines kämpfenden Sozialisten entspringen. So wird Johannes Stelling der grausam Hingemordete, als eine der edelsten Gestalten der deutschen Arbeiterbewegung in die Unsterblichkeit der Geschichte eingehen.
Auf Umwegen erhielten wir heute aus Berlin die Nachricht, daß der Leichnahm Stellings in einem Berliner Kres matorium eingeäschert worden ist. Hunderte Sozialdemo fraten, auch Frauen, nahmen an der Feier teil. Als der Sarg in die Tiefe sant, redten sich die Fäuste und wie ein Schwur hallte der Kampfruf„ Freiheit!".
Wir werden Dich rächen, Stelling! Dich und die anderen! Leben für Leben: das ist die Losung!
Sollen 6000 Aerzte verhungern?
erlitten, ist Adolf Hitler . Er ist der Apoſtel der Bestialität, Der Schlag gegen die sozialdemokratischen und jüdischen Aerzte
der intellektuelle Urheber der unzähligen furchtbaren Verbrechen, die zum Zweck der Konterrevolution begangen worden und täglich neu begangen werden. Er hat das Wort gesprochen von den Köpfen, die rollen werden, er hat, als er schon an der Macht war, in einer öffentlichen Versammlung unter heulendem Beifall seiner Anhänger erklärt, daß eigentlich Zehntausende von Marristen totgeschlagen werden müssen. Er hat einen Manfred Killinger zum Landpfleger über Sachsen gesetzt, er hat den Fememörder Heines zum Polizeipräsidenten ernannt. Er hat den Mörder Erzbergers aus Ungarn nach Deutschland zurückgeholt, er hat an den Gräbern der Mörder Walter Rathenaus Kränze niederlegen lassen.
Meuchelmord, Dynamitattentate, Brandtiftung, Raub, Diebstahl, Erpressung, begleiteten die nationalsozialistische Partei auf ihrem Weg zur Macht. Von Berlin werden die Revolver und Bomben
Mit dem 30. Juni haben nicht weniger als 6000 Aerzte ihre Zugehörigkeit zur Kassenpraxis genommen bekommen, um Naziärzten Plaz zu machen; im wesentlichen handelt es
fich um sozialdemokratische oder jüdische Aerzte. Trogdem die Verordnung des Reichsarbeitsministers vom 22. April ausdrücklich vorschreibt, daß nur kommunistische Aerzte ihre ausdrücklich vorschreibt, daß nur kommunistische Aerzte ihre Kaffenpraxis entzogen bekommen und daß insbesondere Frontfoldaten unter allen Umständen ihre Praxis behalten follen, fümmert sich bei den Nazitommiffaren tein Mensch um diese Bestimmung. Frontsoldaten, troß mehrmaliger Bers wundung und mit dem E. K. L., verlieren ihre Existenz und über den Rahmen des Gesetzes fliegt jeder sozialistische Arzt; marxistische Betätigung wird sogar erblickt in der Mitglied: schaft zur Friedensgesellschaft( trotz der Friedensrede Hitlers )
Ihre
Justiz"!
Konklave der Referendare
Wenn die Kardinäle zur Wahl des neuen Papstes zusammentreten, werden sie bekanntlich bis zum Zustande kommen der Wahl in dem sogenannten„ Konklave" eingemauert. Aehnliches blüht jetzt den preußischen Re: ferendaren, die ihre Assessorenprüfung ablegen. Sie müssen nach Erlaß des Justizoberbonzen Kerrl ein sechswöchiges Gemeinschaftsleben" mit anderen Kandidaten ab
und sogar in einer Mitgliedschaft zu einer Loge. Um nun aber die Existenz dieser Aerzte ganz zu vernichten, dürfen neben den gesetzlichen Kaffen auch die Privatkassen Rech nungen dieser Aerzte nicht mehr vergüten; da nun 95 Prozent der Privatpatienten in den Privatkassen sich befinden, so bedeutet diese nene am 1. August in Kraft tretende Bes ftimmung, daß diefe 6000 Aerzte dem Hungertuch ausgeliefert find, da fie in Deutschland keine Praxis mehr treiben können,
im Ausland aber infolge der entgegenstehenden Bestim mungen der einzelnen Länder keine Tätigkeit aufnehmen dürfen. Es wäre dringend nötig, daß der Völkerbund sich dieser Aerzte annimmt, um gegen die Willkür der Nazis und ihre Brutalität Stellung zu nehmen.
Republik Desterreichs richten. Mörder regieren in Deutsch land ! Wir Sozialdemokraten haben in Deutschland Jahrzehntelang unsere politischen Kämpfe geführt, ohne einen einzigen Tropfen Blut zu vergießen, wir haben uns stets auf die Kraft der Jdee, niemals auf die brutale Gewalt verlassen. Wir haben den individuellen Terror verworfen und selbst Mördern gegenüber Menschlichkeit walten lassen, indem wir die Todesstrafe bekämpften. Diese Haltung gereicht uns zur Ehre. Aber sie wurde uns zum Verderben. Während wir an das Gute und Edle im Menschen appellieren, riefen die anderen die niedrig solvieren, das unter Führung einiger von den jetzigen Deutschland weder in der Schweiz , noch in Zürich , noch im sten Urtriebe wach. Während wir Menschen erzogen, dresfierten die anderen ihre Bestien.
Ein Apostel reiner Menschlichkeit fiel in Johannes Stelling , diesen Bestien zum Opfer. Wir betrauern den Freund und wir erheben Anklage. Anklage gegen Adolf Hitler und seine Mörderscharen. Es kommt der Tag des Gerichts.
Der Brief des nationalsozialistischen Reichstagsabgeord neten Graf Reventlow vom 23. April d, Js., den wir in unserer Ausgabe vom 9. Juli publizierten, bleibt für alle Zeit gegen Adolf Hitler ein schwerbelastendes Dokument Der Mann wird sich nicht darauf ausreden können, es sei ihm verschwiegen worden, wie es in dem von ihm regierten Deutschland aussehe. Er hat alles gewußt, Reventlow hat ihm sei es auch nur aus materialistischen Gründen- geradezu beschworen, dem grauenvollen Terror Einhalt zu gebieten, und den Opfern Genugtuung zu gewähren.
-
Göttern bestellten Beamten sich abspielt. Echt hitlerianisch sagt der Erlaß:„ Der Kandidat hat den Anordnungen dieser von mir bestellten Führer Folge zu leisten." Was sind die Motive dieser absonderlichen Maßregel? Hören wir den Minister Kerrl( oder ist es sein vorgesezter Staatssekretär Dr. Freisler?) deflamieren:
" Der Charakter des Mannes zeigt sich im Zusammenleben mit anderen. Nur durch ein solches Zusammenleben wird offenbar, ob der Beteiligte als Richter oder Staatsanwalt brauchbar sein wird.
Brauchbar?- Ach so, in diesem Zusammenleben fann nämlich die brauchbare" Gesinnung des fünftigen Rechtsdieners gründlich ausgeschnüffelt werden. Und das ist der Zweck der ganzen Uebung: dies Zusammenleben soll verhindern, daß künftig auch nur ein Mann Richter oder Staatsanwalt wird, der nicht bis auf die Knochen Nazi ist oder großartig zu heucheln versteht!
Verbrecher weiter gewähren lassen und damit bewiesen, daß sie seinem Herzen ebenso nahestehen, wie die be rüchtigten Blut- Bestien von Potempa, die er als seine Kameraden feierte und aus dem Zuchthaus entließ.
Ein Leben für das Volk
Johannes Stelling , der mittwegs zwischen den 50 und 60 den braunen Mördern zum Opfer fiel, hat im Augenblick seines Todes mehr als ein Menschenalter hingebungsvollster Arbeit für das Volk hinter sich. Als blutjunger Handlungsgehilfe in Hamburg hatte er sich der Arbeiterbewegung angeschlossen und bald wurde er wegen seines ruhigen und so bestimmten Auftretens und der überzeugenden Klarheit seiner Ausführungen an der Wasserkante in Oldenburg , Lübeck und Mecklenburg in den Bersammlungen der Partei wie der Gewerkschaften einer der beliebtesten Redner. Ganz besonders nahm er sich der Organisierung der schwerorganisierbaren ungelernten Arbeiter an.
Die Entstehung des Deutschen Transportarbeiterverbandes, aus dem später die Riesenorganisation des Gejamtverbandes emporwuchs, ist mit sein Werk. Stelling hatte zunächst als gelegentlicher Berichterstatter des " Hamburger Echos" eine höchst kümmerliche Existenz, bis ihn die Lübecker Genossen zum leitenden Redakteur ihres Blattes beriefen. Zugleich wirkte er als Bevollmächtigter und Beiratsmitglied des Transportarbeiterverbandes, als Reichstagskandidat für das Fürstentum Birkenfeld und als Lübecker Bürgerschaftsmitglied mit unermüdlichem Eifer. Ueberall erschlossen sich ihm die Herzen der Arbeiter. Sie erkannten in ihm einen wahren Jdealisten, der in sich selbst die aufstrebende Arbeiterklasse verkör
Ach wie fein, ach wie fein,
Muß es doch in Deutschland sein. Deutsches Volt hat nichts zu fressen Doch ist Hunger bald vergessen, Wenn des Führers Schnauze brüllt, Ist der Magen schon gefüllt!
Ach wie fein, ach wie sein, Muß es doch in Deutschland sein. Schwimmt doch dort die ganze Blase In Verzüdung und Ekstase Beim Horst- Wessel- Lied, das heut' Jedes deutsche Herz erfreut.
Ach wie sein, ach wie fein, Muß es doch in Deutschland sein. Spaß ist Trumpf! Zu diesem Zwede Heißt es Judenbrut, verrede!" Murrt hernach das Ausland gar, Sagt man einfach, s' ist nicht wahr!
Ach wie fein, ach wie fein, Muß es doch in Deutschland sein Schußhaft für die Pazifisten, Die noch in Germanien nisten Keine Repressalien. - Nur Prügelstrafe und Tortur.
In verschiedenen deutschen Zeitungen wird, mit sehr pikanten Einzelheiten geschmückt, ein Bericht über ein Rencontre veröffentlicht, das im Hotel Baur au Lac in Zürich der Geheimrat Dr. Nicodem Caro mit mir wegen eines meiner Artikel im Journal de Geneve" gehabt haben soll. Dieser Artikel scheint aus dem Reichspropagandaministerium zu stammen. Denn auch nicht die kleinste Kleinigkeit seines Inhalts ist richtig. Ich bin seit meinem Weggang aus HitlerHotel Baur au Lac gewesen. Ich habe weder mit Herrn Geheimrat Dr. Nicodem Caro noch mit irgend jemand anderem ein Handgemenge gehabt.
Ich habe Herrn Geheimrat Dr. Nicodem Caro seit langer Zeit überhaupt nicht mehr gesehen. Die Erfindungen dieses Artikels entstammen also wohl einem Wunschtraum des deutschen Herrn Propagandaministers, dem es anscheinend um jeden deutschen Republikaner leid ist, den er nicht hängen tann, weil er ihn nicht hat."
Abbau
Berlin schließt die Kinderheime
Unter dem vorliegenden Hinweis, die Finanzlage der Gemeinden erfordere diese Maßnahme, hat der Staatskommissar Lippert in Berlin sämtliche Kinderheime schließen lassen.
Und um dann die Welt zu trösten, Daß ers nicht gewesen ist, Sagt er, s'war ein Kommunist.
Ach wie fein, ach wie fein, Muß es doch in Deutschland sein. Kinder noch an Mutterbrüsten, Müssen sich zum Krieg schon rüsten. Haben auch schon, Hitler, Heil! Braunhemd an! Meist Hinterteil.
-
Ach wie fein, ach wie fein, Muß es doch in Deutschland sein. Hitler fabriziert Kanonen; Schießt indessen nur mit Bohnen Wenn die große Stunde schlägt, Weil er's Knallen nicht verträgt.
Ach wie fein, ach wie fein, Muß es doch in Deutschland sein. Denken ist dortselbst verboten, Hundertfünf Prozent Jdioten, Sonst ist Rest vom Volk normal, Rate, Leser, deren Zahl.
Ach wie fein, ach wie fein, Muß es doch in Deutschland sein. Dahlet sagts und Schall und Hauß Denn sonst bleibt der Zaster aus. Wahren nicht einmal den Schein, Müssen rechte Schlappes sein!
D. Frane Tiseur.