Feste der Ratlosen

Wir erhalten aus Westdeutschland folgenden Brief: Noch nie sind im Nachkriegs- Deutschland so viele Feste ge­feiert worden, wie jetzt, trotzdem der Rausch der Begeiste­rung, der die Faschisten nach der Machtergreifung erfaßt hatte, längst verkühlt ist. Vor der kalten Wirklichkeit flüchtet der Faschismus in eine Scheinwelt, die zu nichts verpflichtet. Das Volk hungert, die Regierung verordnet Feste. Das Drängen nach Brot wird mit einem Schwall von Worten, mit Musik und Fahnen, beantwortet. An­gesichts der herrschenden Not sind alle diese Feste und Feiern ein wahrer Hohn für das Proletariat. gra

Zwang als Zugmittel

Der Augenschein scheint aber die Auffassung zu wider­Tegen, daß die Masse des Volkes diesen zahlreichen Festen und Feiern ablehnend gegenübersteht. Immer beteiligt sich ein großer Prozentsatz der Bevölkerung daran, alle Berufe sind vertreten, marschieren mit Fahnen und Emblemen im Festzug oder beteiligen sich durch Darbie­tungen an den Feiern. Hinter der Mehrzahl der Teil­nehmer steht aber die Peitsche des Zwanges. So dilettan tisch und verständnislos der deutsche Faschismus den sozialen Problemen gegenübersteht, so zielbewußt und tat­kräftig versteht er den freien Willen des Volkes zu brechen. Er hat in der kurzen Zeit seines Bestehens ein System geschaffen, das jeden in Arbeit stehenden zwingt, sich nach außen hin den Anordnungen der Regierung oder der nationalsozialistischen Organisation zu unter werfen. Ein engmaschiges Netz von Spizeln und Strebern berichtet den nationalsozialistischen Dienststellen jebe Aeußerung oder Unterlassungssünde des lieben Nachbarn oder Arbeitskollegen. Schon der Verdacht der feindlichen Einstellung gegenüber dem herrschenden System bringt Verlust der Arbeitsstelle nicht nur in den Staatsbetrieben, sondern auch in den meisten Privatunternehmungen. In den größeren Betrieben haben die Nationalsozialisten die Betriebsräte vollkommen in ihrer Hand und können da­mit Entlassungen und Einstellungen willkürlich vorneh­men. Der Mittelstand, soweit er nicht faschistisch ist, fürch tet den Boykott. Der Drang nach lohnender Beschäfti­gung und fetten Pfründen ist unter der nationalsozia­listischen Mitgliedschaft so groß, daß der Faschismus jede Gelegenheit, fie zu befriedigen, wahrnehmen muß. Heuchelei und Gesinnungslumperei gedeihen unter diesem System wie Sumpfpflanzen im Treibhaus.

Den Vereinen, soweit sie überhaupt noch existieren dürfen, wird die vollzählige Teilnahme der Mitglieder mit Vereins- und Hakenkreuzfahne zur Bedingung ihres Weiterbestehens gemacht.

Selbstverständlich nehmen die Schulen, der frei­willige" Arbeitsdienst und die nationalsozialistischen Organisationen, in die zahlreiche Gegner des Faschismus hineingepreßt sind, obligatorisch teil.

So wird dem Zuschauer ein imposantes Theater vor­geführt, von dem sich jeder täuschen läßt, der nicht hinter Lie Rulissen geschaut hat. Doch trotz dieser schamlosen Erpressung gelingt es dem Faschismus nicht, die Masse des Proletariats zur Teilnahme zu bewegen. Finster stehen die Arbeitslosen, die aufrechten Arbeiter, Frauen und Mädchen da und lassen den Feftzug vorüberziehen, dessen Teilnehmer teilweise wie eine Hammelherde, interessenlos, ſtumpf ergeben in das schmähliche Joch, dahintrotten. Doch auch darin sucht man mit Gewaltmitteln Wandel zu schaffen. Der Belegschaft einer Koblenzer Großbrauerei Turde in einer Pflichtversammlung von dem Vertreter ber nationalsozialistischen Berufsorganisation erklärt, ein " Heil Hitler !" müsse die ganze Belegschaft mitrufen, wenn es vom Vorsitzenden der Betriebszelle angeſtimmt werde, und dabei hätten alle die Hand zu heben. Wenn es noch einmal vorkäme, wie am 1. Mai, daß nur zwei, drei Kol­legen sich dem Rufe anschlössen und so das Publikum zum Lachen käme, würde die Belegschaft gefäubert. Es gäbe genug nationalsozialistische arbeitslose Brauer.

Flucht vor den sozialen Problemen

Als Anlässe zu Festlichkeiten werden Begebenheiten be­vorzugt, die eine Flucht vor den sozialen Problemen er­leichtern: u. a. Hitler- Geburtstags-, Horst- Wessel , Schla­geter und Sonnwendfeiern. Jm Mittelpunkt steht meist irgendeine Person, die man unter Weglassung aller menschlichen Schwächen zum Volkshelden proklamiert. Horst Wessel ist von Kommunisten ermordet worden. Dieses Geschehnis, das nur eine Episode in den schweren Kämpfen des legten Jahres darstellt, wird verallgemei nert, auf Horst Wessel und den Faschismus fällt alles Licht, auf den Marxismus aller Schatten. Man will das Mitleid des Volkes erregen und gegen den inneren Feind" Anti­pathie erwecken. Eine ähnliche Aufgabe sollten die

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Besudelte Hitlerlinde"

Ein Jahr Gefängnis, zwei Jahre Ehrverlust be­Urteil: vier Monate Gefängnis antragt- Die christliche Germania " berichtet:

Schöffengericht Mitte verurteilte den 33 Jahre alten Musiker Max Wolf wegen qualifizierter Sachbeschädigung im Sinne des§ 304 StGB. zu vier Monaten Gefängnis. Der Anklagevertreter hatte ein Jahr Gefängnis und zwei Jahre Ehrverlust beantragt.

Zur Erinnerung an den 1. Mai 1933, an dem von oben her, von der Regierung, dem deutschen Arbeiter die Maifeier in der neuen schönen Gestalt des Feiertags und Ehrentags der nationalen Arbeit geschenkt wurde, pflanzte man überall im Lande Hitlerlinden. Die also Symbole waren und zu Denk­mälern im Sinne des Volksgefühls und des Gesetzes wurden.

Auch im Norden Berlins , auf der Grünfläche vor der Arminius- Markthalle an der Turmstraße, mitten hinein in eine früher als fommunistische Hochburg betrachtete Gegend, hatten Dankbare eine solche Hitlerlinde gepflanzt und festlich geweiht. Ein Gitterschutz umgab den Baum. Und eine In­schrifttafel zu Füßen des Baumes wies auf die symbolische Bedeutung dieser Linde hin,

Schlageterfeiern erfüllen. Schlageter wurde von den Fran­30sen erschossen. Dieser polnische Agent und Gelegenheits­provokateur, der durch die sinnlose Sprengung einer Eisenbahnbrücke der rheinischen separatistenfeindlichen Bevölkerung schweres Ungemach bereitete, wird ideali­siert und zum Heros des Soldaten umgemodelt, der gegen den äußeren Feind" gefallen ist. Mit Adolf Hitlers Geburtstag mußte man eine soziale Maßnahme verbinden. Es wurde zu einer Spende für die Erwerbslosen aufge­rufen. Aber der Erfolg war vollkommen unbefriedigend, denn die schon vorher übermäßig gerupfte Geschäftswelt rückte nur wenig heraus. Die amtlich angeordneten Sonnwendfeiern verdeutlichen eine Flucht in die Mystik, die überall, wo irgend angängig, vollzogen wird. Sprech­chöre und Gedichte auf den öffentlichen Feiern werden im Stil der alten heidnischen Heldenlieder verzapft. Man redet von Blutsgemeinschaft, bringt Gleichnisse aus der nordischen Mythologie, läßt Feuer lodern, Glocken läuten, brennt Feuerwerke ab usw. Rückt man der Wirklichkeit näher, so wird das Erlebnis des Weltkrieges heraufbe

Zwölf Prozent Dividende

637 000 Mark für Aufsichtsrat und Vorstand

Die Freundschaft der nationalsozialistischen Bresse für Ins dustrie und Finanzkapital macht rapide Fortschritte. Mit Bes geisterung wird der Börsenteil ausgebaut. Man muß schon sagen, daß die Mosse - und Ulstein- Presse, als sie noch jüdisch waren, den Börsen mit viel mehr Kritik begegnete als die jetzige nationalsozialistische Börsenpresse.

Jede gelungene Börsenspekulation und jeder günstige Ges winnabschluß eines Industriewertes werden im Börsenteil der Nazipresse mit großer kapitalistischer Genugtuung bes= grüßt. So berichtet der Westdeutsche Beobachter" vom 12. Juli mit freudiger Zustimmung, daß die Rheinische Braunkohlengesellschaft 12 Prozent Divis dende ausschüttet und für den Vorstand nicht weniger als 637 067,95 Mart übrig geblieben sind. Mit der behaupteten Aufwärtsbewegung der deutschen Wirtschaft hat dies freilich nichts zu tun, da die rheinische Braunkohle auch in den Krisenjahren renfierte.

Die Nationalsozialisten haben jedenfalls nun auch äußers lich ihren Frieden mit Dividenden, Aufsichtsratstantiemen beschloffen.

schworen. Wo der Faschismus gezwungen ist, Stellung Schreckensurteile!

zu den sozialen Problemen zu nehmen, wie am 1. Mai, versagt er gänzlich. Er kam nicht über ein sehr vages Lob­lieb auf die nationale" Arbeit hinaus. Selten hat Hitler die Erwartungen so enttäuscht, als in seiner 1. Mai- Nede auf dem Tempelhofer - Feld, wo er statt eines Planes zur Erringung des Sozialismus nur ein paar Gemeinpläge von sich gab.

Der Sozialismus in der national­sozialistischen Festgestaltung

Mit mystischen Schwärmereien und haltlosen Jdeali­fierungsversuchen mag man der bürgerlichen Jugend und einigen Mittelstandskreisen imponieren, das Proletariat verlangt Stellungnahme zum Hauptproblem unserer Zeit, zum Sozialismus. So gerne sich auch der Faschismus das von vorbeibrücken möchte, ist ihm dies doch nicht möglich. In seinen eigenen Reihen sind zu viele Jdealisten, die auf den Sozialismus und seine Verwirklichung durch Adolf Hitler alle Hoffnungen sezen. Doch kommt den Nazi zu­gute, daß hierüber die Auffassungen in der Masse seiner Anhänger wenig konkret sind. Hierin ist allerdings ein ge­wisser Wandel eingetreten. Unter der Republik war es dem Faschismus möglich, mit dem Sozialismus lediglich ein

Heldentum im illegalen Kampfe

Die Vossische Zeitung" meldet:

Wegen Verbreitung verbotener Druckschriften standen vor dem Sondergericht die 19jährige Kontoristin Erika Rosens thal und der 24jährige Arbeiter Walter Gesche. Die An geklagten gehörten einem tommunistischen Sportverein in Schöneberg an. Die Angeklagte Rosenthal war Schrift: führerin des Vereins. Gesche hatte ihr fünf Exemplare der illegalen Roten Fahne" zum Vertrieb übergeben, die Mords anschuldigungen gegen die SA. und Grenelnachrichten ents hielten. Außerdem wurden darin Behauptungen über den Reichstagsbrand aufgestellt. Das Sondergericht verurteilte die Angeklagte Rosenthal zu sechs Monaten Ges fängnis und den Angeklagten Gesche zu einem Jahr vier Monaten Gefängnis.

Gleichfalls unter der Anklage der Verbreitung verbotener Druckschriften wurde dem Sondergericht der 23jährige kaufs männische Angestellte Franz Menz vorgeführt. Er hatte ein Flugblatt weitergegeben, in dem die Regierung der natio nalen Erhebung verächtlich gemacht wurde, und in dem uns wahre Nachrichten enthalten waren. Das Urteil lautete auf vier Monaten Gefängnis.

paar allgemein gültige Glücksvorstellungen zu verbinden Wahrheit wird verurteilt

und doch glaubten weite Kreise an den Willen und das Können der Nazis, den Sozialismus zu erringen. Jegt aber, nach der Machtergreifung, werden Taten erwartet. Das Volk dürftet nach dem Sozialismus. Es wartet auf entscheidende Taten.

So muß sich der Faschismus bequemen, immer wieder ein Problem anzuschneiden, das er nicht lösen kann. Weil er keine Antwort weiß, sucht er die Frager zu verwirren. Ganz offensichtlich wird dieser Weg beschritten. Ein Schul­beispiel hierfür ist ein Aufsatz( Wolters Unser Sozialis­mus, den Bürgerlichen, den Marxisten erklärt") in der Zeitschrift Arbeitertum" 6/1933, die offizielles Gewerk­schaftsorgan ist. In der gleichen Art wird auf allen nationalsozialistischen Festen und Feiern der Sozialismus in leeres Wortgeklingel verwandelt. Wolters beschwört liberalistische Empfindungen: Es geht dir nichts verloren, wenn du andern dasselbe gönnst. Es soll jedem die Mög­lichkeit gegeben werden, nach seinen Leistungen zu Wohl stand zu kommen. Wenn alle arbeiten, werden alle Anteil am Volkseinkommen haben, ohne das einem was weg­genommen werden muß." Er schildert kleinbürgerliche Ge­fühlsregungen: Arbeitskräfte und Produktionsmittel sind genug vorhanden, um die Forderung nach Besitz für alle Schaffenden zu erfüllen, wenn nur die richtige Organi­sation dieser Aufgabe in die Wege geleitet wird."-Be­fitz auch im kleinen Maßstab erlaubt dir, dein eigener Herr zu sein, mutig in die Zukunft zu sehen, ohne die Furcht, wovon lebe ich, wenn dies Stückchen Arbeit endet?" Eigener Besiz gäbe dir die Möglichkeit im eigenen Heime, fernab vom Rummel der Großstädte, zu den Grundlagen der Kultur zurückzukehren, die unsern Vätern das Leben lebenswert machten." An anderer Stelle zitiert Wolters utopisch- sozialistische Gedankengänge, die längst in Theorie und Praxis widerlegt sind: Aber ihr, die ihr zu den Schaffenden gehört, werdet die belebende Kraft dieser Maßnahme erkennen, die das Geld wieder zu dem macht, was es nach seinem Begriffe ist, nämlich Mittel zum Tausch wodurch dann erst wieder die stilliegenden Fabriken in die Lage kommen, zu produzieren, die feiernde Millionenarmee der Erwerbslosen zu verdienen und zu verbrauchen- jegliches nach den Werten seiner Leistung." Sein Artikel endet in einer sentimentalen, mesenlosen Glücksvorstellung: Das Glück in uns, in der Arbeit, im Dienste am Volke und der Sorge für die Seinen: Das ist unser Sozialismus!"

In der Nacht zum 23. Mai nun beobachteten zwei Schupos auf der Streife am Arminiusplatz, wie ein Trupp von vier Männern und eine Frau vor der Hitlerlinde stehen blieb, wie ein Mann aus dem Trupp über die niedrige Rasen­einfassung setzte und sich an der Erinnerungstafel zu schaffen machte. Als die Beamten hinzueilten, fanden sie, daß die Tafel bespuckt und der Querbalten des Tafel­trägers zerbrochen war.

Die Beamten eilten dem Trupp nach, griffen den Wolf, der ihnen als derjenige bezeichnet wurde, der über das Ein­faßgitter gesprungen war, führten ihn zur Linde zurück, nötigten ihn, die von ihm angespuckte Tafel wieder zu reinigen, und als er seiner Abführung Widerstand entgegen­setzte und sich an das Schutzgitter der Linde klammerte, brachen sie seinen Widerstand mit dem Gummiknüppel, wo­rauf der Rabiate sich mit Wucht auf die schon angebrochene Inschrifttafel warf und sie vollends zertrümmerte. So der Tatbestand nach den eiblichen Befündungen der beiden Beamten.

Der Angeklagte selbst will von nichts mehr wissen. Er weiß, so sagte er, wohl, daß er ausging, sich einen Loden­anzug zu kaufen und daß dieser Einkauf über einer aus­gedehnten Bierreise vergessen wurde. Er weiß, daß er zu einem späten Zeitpunkt den Willen hatte, nach Hause zu gehen. Er weiß dann wieder, daß er Schläge bekam und knieend die Inschrift abwaschen mußte, aber, so sagte er, von

Ins Gefängnis, wer die Wahrheit sagt

Vor dem Sondergericht in Moabit hatte sich wegen Vers teilung verbotener kommunistischer Flugblätter und Vers breitung unwahrer Nachrichten der 32jährige Schlächter Oswald Märkisch zu verantworten. Er hat in Raddusch im Spreewald Flugblätter weitergegeben, die Greuelnach­richten und falsche Behauptungen über den Reichstagsbrand enthielten. Er wurde vom Sondergericht zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Der 30jährige Arbeiter Gustav

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Jauzik, der im Lauf eines politischen Gesprächs auf der Straße geäußert hatte, die Nationalsozialisten hätten selbft den Reichstag angebrannt, wurde zu einem Monat Gefängnis verurteilt.- Auf eine Gefängnisstrafe von vier Monaten erkannte das Sondergericht gegen den 47jährigen Arbeiter Wilhelm Wollenweber. Der Angeklagte hatte bei Prenzlau im Gespräch mit einer Rundin die Regierung der nationalen Erhebung beschimpft und bes züglich des Reichstagsbrandstifters van der Luppe geäußert: " Was er getan hat, hat er mit den Nationolfozialisten Hand in Hand gemacht."- Weiterhin hatte sich der 31jährige Schloffer Karl Teschner zu verantworten. Im Gespräch mit Arbeitskollegen in den Siemens- Schuckertwerken äußerte er:" In Spandau sei ein erschossener Kommunist verstüm melt im Wasser aufgefunden worden; diese Tat hätten die Nationalsozialisten begangen". Das Gericht verurteilte den Angeklagten zu einem Monat Gefängnis.

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Phantastercl

Die Kurorte an der Bergstraße protestieren gegen Hitlers Autostraßen

Die Industrie- und Handelskammer Darmstadt hat auf Veranlassung der bekannten an der Bergstraße gelegenen Orte Bickenbach , Bensheim und Heppenheim die Regierung gebeten, die bisher einzige projektierte Autoschnellstraße nicht so zu legen, wie die Hitlersche Kommission sie legen wollte. Da zwischen Darmstadt und Heidelberg an sich jedermann das Projekt für vollkommen sinnlos hält, weil die alte Berg­straße durchaus ausreicht, versucht man in dieser, seit langem nationalsozialistischen Gegend dem Führer" durch zahlreiche Petitionen über eine zweckmäßigere Ziehung der neuen Straße zu suggerieren, daß das ganze Projekt am besten fallen gelassen werden sollte.

der vorausgegangenen Beschimpfung der Inschrifttafel weiß er nichts.

Zwei der Begleiter Wolfs an jenem Abend werden unver­eidigt vernommen. Einer von ihnen hat den über den Rasen­schutz auf die Hitlerlinde zugesprungenen Wolf zurückgeholt. Er meint, Wolf wäre sinnlos betrunken heru m- getorfelt, und er meint weiter, daß Wolfs letter Sturz auf die Denkmalstafel nicht von ihm gewollt, sondern eine Folge seines Niederschlags durch die Beamten gewesen sei. Wolfist verheiratet und unbestraft. Nach Eltern und Familie gefragt, schweigt er. Vielleicht will er ehrbare Eltern und Geschwister decken. Er gibt zu, früher mit der Kommunistischen Partei sympathisiert zu haben, aber er be­streitet, sich jemals politisch irgendwie betätigt zu haben. Von einem seiner früheren Begleiter wissen die Polizeibeamten, daß er schon vor Jahren ihnen als kommuneverdächtig be­tannt war.

Der Tatbestand ist klar. Der Anklagevertreter hebt her­vor, daß sich der Angeklagte schwer gegen die öffentliche Ord­nung vergangen und sich aufgelehnt hat gegen den Willen der Volts majorität. Er beantragt wegen vorsätzlicher Beschädigung eines Denfmals im Sinne des § 304 ein Jahr Gefängnis, zwei Jahre Ehr verlust. Das Gericht erkennt nach langer Beratung auf eingangs gemeldete mildere Strafe,