Hitler- Rom- Luther

Der Traum der einzigen deutschen Nazikirche ausgeträumt

Adolf Hitler   hat in dem Augenblick die Revolution ab­geblasen, wie ein Manöver abgeblasen wird, als sein Stell­vertreter Papen   mit dem Papst in Rom ein Reichstonkordat abschloß.

Diese beiden Meldungen zeigen blihlichtartig, wie die so­genannte geistige Linie in der Nazirevolution funstvoll auf­gefangen werden soll.

Neben den Revolutionsforderungen auf wirtschaftlichem Gebiet lief eng nebenher die Forderung der Naziführer Schemm, Feder, Rosenberg, Kube, Reventlow und Hitler auf eine einzige deutsche   Kirche.

In den vertrauten Kreisen der Hitlerpartei war der Ge­danke, daß nur dann das Dritte Reich Bestand haben würde, wenn nur eine religiöse Glaubensgemeinschaft in Deutsch­ land   bestünde.

Adolf Hitler   kommt aus dem Kreis der Anti- Rom­Bewegung, die vor dem Krieg in Desterreich weite katholische Gruppen erfaßt hatte. Der Schrittmacher bzw. der geistige Vorbereiter dieser Bewegung war der volkstümliche" atti= semitische Bürgermeister Lueger  . Der geistige Tenor in dieser religiös- politischen Strömung war der Gedanke, daß Rom   schuld sei an der politischen Zerfahrenheit des Staates. Und das, was ursprünglich Luther   in Deutschland   durch­führen wollte, was aber durch das Konzil zu Augsburg  durchkreuzt worden sei, eine einzige große deutsche  Glaubenskirche, das war der Leitgedanke der Anti- Rom­Bewegung im Vorfriegs- Wien  .

Kenner der intimen Vorgänge der Hitlerbewegung in ihren ersten Jahren wissen davon zu berichten, daß erst nach mancherlei Rämpfen dies, religiöse" Biel   vorläufig aus dem öffentlichen Programm verschwand. Aber niemals hat die Hitlerei darauf verzichtet. Während des agitatorischen Auf­

baus der Partei konnte man tausendmal, aber immer nur in protestantischen Gegenden, hören, daß Rom   noch schlimmer sei als der Jude. In den katholischen Bezirken aber war die " Tarnung" in dieser Frage wohlweislich durchgeführt. Die protestantischen Nazipfarrer hatten und führten die Auf­gabe durch, die Stellungen ihrer Kirche sturmreif" au machen, für den Augenblick der Errichtung des Dritten Reiches  . Mit Hilfe der Gruppe" Deutsche Christen  " waren die vielen Spielarten der lutherischen und protestantischen Stirche rasch unterworfen. Die fatholische Kirche hoffte man auf dem Umweg der Zerschlagung des politischen Zentrums und seiner Kulturorganisationen, durch großangelegte Dif­famierung der katholischen Geistlichkeit und mit einer alles mitreißenden Agitation in die neue, einzige Kirche des Dritten Reiches   einzuschmelzen. Adolf Hitler   aber und seine Neu- Reformatoren hatten nicht mit der Kraft und Klug­heit Roms gerechnet. Welche Druckmittel zur Anwendung famen, welche Kämpfe zwischen dem Vatikan   und dem Tritten Reiche sich in diesen Wochen abspielten, kann man vorläufig nur ahnen. Aber eines ist sicher, daß in dem Augenblick, als die Schergen Adolf Hitlers   fatholische Geist­liche in Massen verhafteten und schändeten, dieser Kämpfer für eine einzige deutsche   Kirche von Rom   gezwungen wurde, ein Reichskonkordat unter schweren Opfern abzuschließen. Der Traum einer Zerschlagung und Vernichtung der fatho­lischen Kirche ist vorläufig Schaum. Durch das Konkordat wurden die Nazi gezwungen, alle Maßnahmen gegen die Kirche und ihre Träger sofort rückgängig zu machen.

Der Traum einer einzigen deutschen Nazifirche ist aus­geträumt; genau so wie über kurz oder lang der Traum des ewigen Dritten Reiches ausgeträumt sein wird.

E.- Mel.

Der verwandelte Tietz

Noch ziert sich die Nazipresse ein wenig

In der Hauptversammlung der Leonhard Tiet A. G. Köln   wurde mitgeteilt, daß im laufenden Jahre ein Um­sagrückgang von 30 v. H. zu verzeichnen ist.

Bankier Andreae( Hardy u. Co.) wies für die Ver­waltung darauf hin, daß das Unternehmen sich auf den Warenhausbetrieb beschränkt und nur in wenigen Aus­nahmefällen selbst fabriziert habe. Alle Gebäude seien vor der Inflationszeit errichtet, also später erhebliche Kosten erfpart. Der Status sei immer befriedigend gewesen. Die früher von Aktionärseite vorgeworfene Thesaurierungs­politik habe der Vorbereitung auf schlechte Zeiten gedient. Nun weise die Bilanz feine allzu starte hypothe= tarische Belastung auf. Man hoffe bei den Dollar­anleihen nach der Valutaentwertung auf geringere Zins­belastung und später auch auf Kapitalvorteile aus der Dollarentwertung. Der Dividendeausfall sei zwar insofern unbefriedigend; aber es seien erhöhte Abschrei­bungen vorgenommen und auch voll verdient worden. Die jezige Situation der Warenhäuser müsse man mit großer Sorge betrachten.

Das Unternehmen habe in der letzten Zeit unter der Boykottbewegung außerordentlich schwer zu leiden gehabt. Man dürfe nicht vergessen, daß die Warenhäuser in der Entwicklung der deutschen Volkswirtschaft eine wesentliche Rolle spielen, nicht nur durch Dividendezahlungen, sondern durch Leistungen für die gesamte Boltswirtschaft: große und geschlossene Abnahme bei den Fabrikanten, Pflege des Absatzes standardisierter Waren der Landwirtschaft. In den Warenhäusern sei ein Volfsvermögen von etwa einer Milliarde investiert. Der vollkommene Abbau der Warenhäuser würde dieses riesige Kapital gefährden. Man habe deshalb die Erklärungen der Reichsregierung über eine pflegliche Behandlung der großen Wirtschafts- Unter­nehmungen mit Genugtuung aufgenommen. Um den ver änderten Verhältnissen Rechnung zu tragen, habe man einschneidende Aenderungen in der Verwaltung vorge­

nommen.

Eine Reihe von Herren habe ihre Posten in Vorstand und AR. niedergelegt, um das Unternehmen zu erhalten und ihm eine neue Chance zu geben.

Dr. Baier, der neue Vorsitzende des Vorstandes, er­klärte, daß man die veränderten Verhältnisse auch nach außen hin dokumentieren wolle. Die Neubesetzung der Or­

gane der Gesellschaft bedeute mehr als nur einen Wechsel von Personen. Man wolle die bestehenden Spannungen zwischen Groß- und Kleinbetrieben des Einzelhandels nach Möglichkeit mildern und ein aus­gewogeneres Verhältnis im Kampf um den Kunden her­stellen. Man hoffe, daß durch den neuen Erlaß des Stellvertreters des Reichskanzlers in der Parteiführung auch der bisherige Kundenkreis, der fich in der letzten Zeit zurückgehalten habe, wieder den Weg zum Kaufhaus zurückfinden werde. Im laufenden Geschäfts­jahr sei durch die besonderen Verhältnisse bis einschließlich

Ultimo Juni ein Umfahrückgang von 80 Prozent 3 Der zeichnen. Es sei schwierig, auf der Spefenſeite etwa den Ausgleich zu finden; man hoffe jedoch, infolge besonderer Maßnahmen und bei einer Besserung der Lage diesen Aus­gleich zu finden und für das laufende Geschäftsjahr einen Abschluß vorlegen zu können, der die Zustimmung der Aktionäre finden werde.

Bilanz und Entlastung wurden einstimmig genehmigt, ebenso die Aenderung des Namens der Gesellschaft in Westdeutsche Kaufhof AG. vorm. Leonhard Tiez AG. In den AR. wurden hierauf gewählt.

Präfident Abraham Frowein   in Wuppertal  , Björnsen: Schaar in Berlin   als Vertreter der NSDAP  . und Alfred Leonhard Tieg in Köln  .

Dir. Reinhart( Commerzbank, Berlin  ), dessen Zuwahl ebenfalls versprochen war, hat gebeten, von seiner Wahl in den AR. Abstand zu nehmen, sich jedoch bereiterklärt, im Finanzausschuß der Gesellschaft weiter mitzuarbeiten.

Trotzdem also ein offizieller Beauftragter der NSDAP  nun im Vorstand von Tietz oder wie es jetzt heißt ,,, We st deutscher Kaufhof AG." ist, winkt die Nazipresse noch verschämt ab. Der Westdeutsche Beobachter" in Köln  meint, solange den Nationalsozialisten verboten sei, für Warenhäuser zu werben, könne ein nationalsozialistisches Blatt keine Anzeigen für ein Warenhaus aufnehmen.

Aber nur Geduld! Auch das wird sich noch geben, sobald

nationalsozialistische Kapitalisten am Gewinn der halb­jüdischen Warenhäuser beteiligt sind, werden sich allmäh. lich auch die nationalsozialistischen Zeitungen den Inse­raten der Warenhäuser nicht mehr verschließen. Der Mit­telstand aber hat das Nachsehen.

Feuerbestattung gleich­

Sie merken aber auch alles ,, Katholisch- kommunistische Kulturgemeinschaft" geschaltet Darmstadt  , 14. Juli. Der bayrische Kultusminister Schemm erklärte auf dem hessischen Erziehertag, seinem scharfen Auge entginge nichts und so habe er eben erst eine Geheim organisation ausheben lassen, die bereits Stempel mit der Aufschrift Katholisch fommunistische Kultur­gemeinschaft" sich hatte anfertigen lassen.

Der blühenden Phantasie des Kultusministers ist es an­scheinend entgangen, daß dieser Stempel direkt vom Groß­rabbiner der Weisen von Zion entworfen und- pfui! in einem Epa- Geschäft für 50 Pfennig zum Schaden des deutschen Mittelstandes geschnitten worden ist.

Da Schemm seine Zuhörer gern mit gruseligen Sachen unterhält, fündigt er so ganz nebenbei an, beim früheren bayrischen Innenminister Schwener habe er einen voll­ständigen, wie von einem Generalstäbler bis ins Einzelne ausgearbeiteten Kriegsplan gegen den Nationalsozialismus gefunden.

Holland   weist aus!

Der deutsche   Gauleiter für die nationalsozialistische Be­wegung in Limburg   mit Namen Theodor Thyffer ist von der holländischen Regierung ausgewiesen worden, weil deffen Aftionen eine Störung der Ruhe der öffentlichen Ordnung mit sich gebracht haben.

Die bürgerlichen Feuerbestattungsvereine in Deutschland  haben sich schon vor einiger Zeit gleichschalten lassen. Dem Deutschen   Verband für Feuerbestattung, dem alle Vereine ' angehörten, wurden nun auch die proletarischen Vereine angeschlossen. So nebenbei hat den bürgerlichen Vereinen sicher der Gedanke vorgeschwebt, diesen proletarischen Ver­einen. die ihnen über den Kopf wuchsen, eins am Zeug zu flicken. Zählte doch der Volksfeuerbestattungsverein in Leip­aig mehr als 500 000 Mitglieder und der Verband der deut schen Freidenfer für Feuerbestattung ebenso viele Mit­glieder. Durch die Gleichschaltung fonnten nur die bür­gerlichen Vereine gewinnen, da sie sich durch die staatlichen Gewaltmittel eine unliebjame Ronkurrenz vom Halse schafften und durch die Aufsaugung des Vermögens der pro­letarischen Vereine ihre Kassen füllten. Die Leiter der proletarischen Verbände wurden entfernt und an deren Stelle Staatskommissare gesetzt, die den Anschluß an den Verband zu vollziehen hatten.

Im Zuge dieser Reform wurden auch aus den bürger­lichen Vereinen Männer, die sich um die Feuerbestattungs­bewegung verdient gemacht haben, entfernt, weil sie Juden sind. Die verschiedenen Zeitungen wurden in ein Zentral. blatt für Feuerbestattung" umgewandelt.

Die Nazi- Agenten

Ihr Auto wurde beschlagnahmt

Wir berichteten gestern, daß reichsdentsche Nationals sozialisten die Zeitungsverkäufer der Deutschen Freiheit" in den Straßen Saarbrückens photogra phierten. Sie wurden verhaftet, ihr Auto, mit dem sie gekommen waren, beschlagnahmt.

Zur Beschlagnahme des reichsdeutschen Kraftwagens IA 14 723 in Saarbrücken   hören wir noch, daß die festge­nommenen Insassen sich als Bildberichterstatter des Berliner  gleichgeschalteten Ulsteinverlages auswiesen. Sie erklärten bei ihrer Vernehmung, wie vorauszusehen war, daß sie die Bilder lediglich im Rahmen einer allgemeinen Reportage ge­macht hätten!

Während die Insassen des Kraftwagens nach ihrer Ver­nehmung wieder auf freten Fuß gesetzt wurden, ist die Be­schlagnahme des Kraftwagens bis zur Stunde noch nicht auf­gehoben worden. Die Bilder sind inzwischen entwickelt und der Regierungsfommission zur Veranlassung des weiteren vorgelegt worden. Es steht fest, daß auch Bilder gemacht worden sind, die niemals zur Veröffentlichung in einer reichs­deutschen Zeitung bestimmt gewesen sein können und deren Zweckbestimmung eine andere gewesen sein muß. So fann es sich bei der Aufnahme des Verkäufers der Deutschen Freiheit" niemals um eine Veröffentlichungsabsicht gehandelt haben!

Die Photographen haben übrigens angegeben, ihre Reise über Süddeutschland  - Straßburg   nach dem Saargebiet ge­macht zu haben. Die Vermutung liegt nahe, daß sie auch im Elsaß   unter dem Deckmantel des Bildreporters Bilder für den deutschen Geheimdienst zur Verfolgung politischer Flüchtlinge gemacht haben.

Die Saarbrüder Polizei hat die Personalien der beiden Verhafteten festgestellt. Der eine ist ein gewisser Wehner, geboren in Petersburg   und jetzt staatenlos. Er gibt an, Mitglied des nationalsozialistischen Kraftfahrerforps zu sein. Der zweite heißt Birnbach und ist gleichfalls Nationalsozialist. Man fand bei beiden u. a. Bilder von den Auslagen der Buchhandlung der Volks. stimme", von Leuten, die sich vor dem Laden der Volks­stimme" angesammelt hatten, ferner Fotografien von der französischen   Bergwerksdirektion, der französischen   Schule und dem Regierungsgebäude. Ferner wurden ihnen die Bilder abgenommen, die die Zeitungsverkäufer der " Deutschen Freiheit" festhalten. Das Auto ist nach wie vor beschlagnahmt.

Volljude Rothermere

Nazis frohlocken über jüdisches Lob

Die gesamte deutsche   Preffe druckt mit inniger Befriedi gung einen Artikel des englischen extremen Nationalisten Lord Rothermere   aus der Daily Mail" ab. Dieser Mann, dessen Greuelpropaganda gegen Deutschland   die Deutschen  zu einem wesentlichen Teil den Krieg mitverlieren ließ, hält aus rein faschistischen Gründen ein Lob der Hitlerei für zweckmäßig. Die Nazipresse verschweigt ihren Lejern nur eins: daß dieser englische" Lord   ein Vollblutjude ist.

Feiern, Feste,

Feiern, Feste, Fackelzug

Das nächste: Deutsches Ernte- Dankfest

Wie der Preußische Pressedienst der NSDAP  . meldet, soll am 1. Oktober in allen Gauen ähnlich der Feier des 1. Mai ein großes deutsches Erntedankfest durchgeführt werden. Das deutsche   Bauerutum, das nunmehr in seiner amtlichen wie beruflichen Verwaltung unter einheitliche Führung ge= stellt ist, werde an diesem Tage nicht nur ein machtvolles Be fenntnis zum neuen Reich ablegen, sondern auch seine Bes deutung als Voltsernährer vor aller Augen führen...

Nachrichtenhunger

Starke Nachfrage nach ausländischen und illegalen Zeitungen

Berlin  , 14. Juli. Eine aufsehenerregende Verhaftung hat die Deffentlichkeit darauf aufmerksam gemacht, wie stark ver­breitet heimlich gedruckte oder hektographierte fommunistische Zeitungen in Berlin   sind: Es wurden nämlich zwei Nazikol­porteure, die offiziell mit dem Angriff" handelten, im Ber­solcher illegaler Seitungen verbreiteten. liner Wedding   verhaftet, weil sie außerdem erhebliche Mengen

Strammstchen!

Wenn die SA. grölt

Der SA.- Sturmführer Teusch, der zum Sonderkoms missar für Stadt und Kreis Wittlich ernannt wurde, verlangt in einer Verfügung Achtung vor den natios nalsozialistischen Symbolen und Liedern Es gibt noch immer Leute, die nicht wissen, welche Achtung fie den Sturmfahnen und dem Horst- Wessels und dem Kampflied der SA.  , den Trägern der nationalsozialistischen Revolution, zu bezeugen haben. Sie vergessen, daß es ihre Pflicht und Schuldigkeit ist, den Hut zu ziehen, wenn die SA.  - Sturmfahnen an ihnen vorüberziehen und das Horst Wessel  - Lied erflingt. In Zukunft werde ich richtslos der artigen Achtungsverlegungen an Ort und Stelle zu begegs nen wiffen."

Das heißt, wer nicht pariert, wird an Ort und Stef verhauen.

Dann schreit er natürlich mit Begeisterung: Heil Hitler! Der Germania  " gefällt der Erlaß des Teusch so gut, daß sie ihn auf einer Seite zweimal abdruckt.

das Land der Freien und Frommen.

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Verlag ,, Deutsche Freiheit"