DAS BUNI TÄGL ICHE UN TE RH ALT UN 55 BEI LA G E Ji van der fdkrechlidke liebreich und gut Iwan der Schreckliche hatte manchmal plötzliche Anwand- lungen von Menschenfreundlichkeit. So sah er eines Tages aus einer Ausfahrt einen Knaben, der ihm sehr gefiel. Er ließ auf der Stelle anhalten, stieg ohne ein Wort aus seiner Kutsche und ging lächelnd auf den Knaben zu. Dieser aber, kaum, daß er den Zaren sah, machte ein wildes Gesicht und rannte auf und davon. Allen Begleitern Iwans blieb jäh der Herzschlag stehen, der Schreck lähmte ihren Atem, jeoer zitterte und bangte, denn schon im nächsten Augenblick konnte etwas Schreckliches geschehen. Der Zar, durch dieses tölpelhaste Weglaufen gereizt, konnte einen seiner maß- losen Wutanfälle bekommen, vor denen sich jeder in Ruß- land fürchtete. Aber, o Wunderl es geschah nichts der- gleichen. Der Zar blieb ruhig stehen und verfolgte mit hei» terer Miene den Fliehenden. Dann winkte er etlichen Leib- Wächtern und befahl ihnen, den kleinen Knirps einzufangen. Nach kurzer Zeit brachten sie denn auch den schreienden, hef- tig um sich schlagenden Ausreißer, und Iwan schien sehr er- freut darüber. »Ah. schau, schau!* rief er in bester Laune und versucht«, den wütenden Knaben zu streicheln:»Schau, schau! Du läufst vor Väterchen Zar davon? Hm, sehe ich so bös aus, mein Söhnchen?* Der Kleine aber gab keine Antwort, war um und um wütend und zeigte nicht die geringste Ehrerbietung, worauf Iwan abermals scherzend sagte:Nun, du kleines Rauhbein, ich will dir nur zeigen, was Gnade ist, und bald wirst du Väterchen Zar lieben!* Daraufhin nahm er den Kleinen mit in den Kreml , verfügte, daß man ihm das Harfenspiel beibring«, gab ihm einen tüchtigen Lehrer und zwei Leibwächter, denen er streng auftrug, jeden Befehl un- bedenklich zu befolgen. Der Knabe haßte das Harfenspiel, haßte den Zaren, seinen Lehrer und sein« Wächter. Er verlor aber dadurch die Gunst Iwans nicht, im Gegenteil, der allmächtige Zar schien immer mehr Gefallen an diesem kleinen Wildling zu finden. Er ließ eigen» für ihn ein kleines Häuschen mit großem Garten erbauen, und darinnen konnte sein Günstling schalten und walten, wie es ihm beliebte. Oft und oft be- suchte Iwan ihn. Dere Knabe war immer gleichermaßen ab- weisend und finster. Laß mich aus!* brüllte er.»Latz mich heim zu meinen Eltern, du Teufel!* Der Zar aber lächelt« stets.Deine Eltern sind mir dank- bar, daß ich dir so viel Gnade erweise,* sagte er spöttisch. Du lügst!* schrie der Knabe noch wütender.Mein Vater und meine Mutter lieben mich über alles.* DaS tun sie auch,* gab Iwan zurück.Und eben, weil sie dich lieben, darum wünschen sie nichts anderes, als datz du dein Leben lang bei mir bist.* Der Knabe schaute flammend ins grinsende Angesicht des Zaren und stockte. Du glaubst mir nicht?* fragte Iwan listig. Nein! Du lügst!" wiederholte sein kleiner Günstling finster. Darauf gab der Zar den Wachmannschaften einen Wink. Sie rannten aus das mächtige Gartentor zu, öffneten eS sperrangelweit, und aus dem beschatteten Kiesweg, der zum Hause führte, schritten die Eltern des Kleinen daher, beugten sich ein- um das anderemal tief zur Erbe und er- starben schier vor Ehrfurcht. Vater! Mutter!* rief der Knabe schluchzend und wollte sie umschlingen:Lieber Vater! Liebe Mutter!" Di« Eltern aber sahen nur auf den Zaren. Angst, Furcht und Schrecken malten sich auf ihren Gesichtern. Sie wagten nicht, die aus- gebreiteten Arme ihre» Einzigen zu erfassen und wehrten eS ihm. »Rettet mich doch! Nehmt mich fort von hier. Dieser von Cshar Maria Graf Teufel hält mich gefangen!" schrie der Knabe voll Entsetzen und ließ seine Arme sinken. Indes, sein Vater und seine Mutter erschraken nur noch mehr und riefen zu gleicher Zeit:Aber Fedjal Febjuschka! Kind?!... Niemand liebt dich so wie Väterchen Zar! Seine Milde bestrahlt dich wie die Sonne und wird dich groß machen vor Gott und den Menschen! Febjuschka! Kind?!! Wie kannst du nur so fre- veln!" Und nach diesen Worten warfen sie sich beide vor dem Zaren auf die Erde und riefen laut und klagend: Väterchen Zar! Erzürne dich nicht! Das dumme Kind weiß nicht, was es tut! O Väterchen Zar, nimm unseren untertänigsten Dank für deine Gnade und Liebe!" Und sie krochen an den Zaren heran und küßten ihm die Füße fort und fort. Bleich und vernichtet stand Fedja da und brachte kein Wort mehr über die Lippen. Einmal streifte sein verstörter Blick das Gesicht des triumphierenden Zaren, der immer noch lächelte. Siehst du, mein Söhnchen! Siehst du, daß ich wahr ge- sprechen habe! Deine Eltern verstehen meine Liebe und Zärtlichkeit!" rief er und schaute auf die am Boden Liegen- den:Erhebt euch, liebe Leute! Steht auf! Und du. Fed- juschka, küsie siel" Allsogleich erhoben sich die Eltern und wollten ihr Söhnchen umschlingen. Fedja aber wandte sich wie angeekelt ab, gab sich einen wilden Ruck und rannte in das HauS. Fe Fedja! Febjuschka!" schrie der Vater benommen und wurde bleich. Geht!" sagte der Zar, und beide entfernten sich mit vielen Bücklingen. Um die Laune seines Günstlings fröhlicher zu machen, nahm Iwan ihn einmal zu einem Soldatenfest mit. Da wurde gelärmt, geschmaust, getrunken und viel geschossen. Zum erstenmal in seinem Leben sah der kleine Fedja, was das für ein wunderliches Ding sei, so ein Gewehr, das seine Leibwächter Sergej und Pjotr stets so ernst auf der Schulter trugen. Am andern Tag kam der Zar wieder so auf dem Kiesweg daher, um Fedja zu besuchen. Der Knabe stand eben neben seinem riesigen Wächter Pjotr und bekam beim Anblick des Zaren eine maßlose Wut. Jäh stieb er den Soldaten und befahl ihm plärrend:«Schieß, Petja! Schietz den Hund tot, marsch!" Der verblüffte Wachsoldat wußte im Augenblick nicht aus noch ein, entsann sich aber, daß er strengste Weisung hatte, alle Befehle des Kleinen zu befolgen und riß sein Gewehr an die Wange.Schieß!" schrie der Knabe gellend. Pjotr zielte zitternd. Da aber traf ihn der durch- dringende Blick des Zaren, und er ließ kraftlos sein Gewehr wieder niedersinken. Entgeistert starrte Fedja. Mit größter Freundlichkeit kam Iwan auf ihn zu. Stocksteif stand der Soldat und präsentierte das Gewehr. Hahahaha!" lachte der Herrscher über Rußland plötzlich und wandte sich mit grausiger Ruhe an den versteinert da- stehenden Knaben:»Siehst du, mein Söhnchen! Siehst du, was dein Väterchen Zar alles vermag! Er bannt sogar die Kugel im Lauf. Keine Flinte geht los, wenn er es nicht will, aber* und damit nahm er dem Leibwächter Pjotr das Gewehr und ließ diesen zehn Schritte wegtreten aber stehst du, beim Zaren geht jedes Gewehr los! Siehst du!" Pjotr stand stramm wie ein Klotz im satten Grün und lächelnd schoß ihn der Zar nieder. Der Knabe sah den mächtigen Körper umbrechen, ha, wie er sich zuckend warf, und lief mit einem schreckhasten Aufschrei davon. Es heißt, er sei nicht mehr gesehen worden, Iwan der Schreckliche soll heute noch manchmal an der gleichen Stelle stehen mit gesenktem Gewehr und lächelnd. Der ungeduldige Der alte Amtsrichter in Namenborf liebte einen guten Bissen und einen guten Trunk nicht minder, und das wußte seine Schwägerin wohl, die Frau des reichen Kaufmanns Berg. Deshalb sprach sie eines Morgens zu ihrem neuen Bedienten:Johann, weißt du, wo der Herr Richter wohnt? Lauf schnell hin, und wenn du ihn nicht mehr zu Hause triffst, so such ihn in der Sitzung auf und lad ihn noch rasch für heut zum Mittagessen bei uns ein, er würde auch noch«ine» guten Freund finden. Weißt du es nun?" Wie sollt ich nicht?" brummte Johann. »Wie sagst du denn?" Ei. er soll auf einen Löffel Suppe kommen,«» gäb Gänsebraten, der dicke Schmitz käm auch." Nein!" rief Frau Berg , trotz ihres AergerS lachend,son- dern so: Eine schöne Empfehlung von Herrn Kommerzien- rat Berg und Frau, und sie gäben sich die Ehre, den Herrn Justizrat zum Mittagessen Punkt ein Uhr einzuladen; der Herr Renbant hätte schon zugesagt* Auch gut!« murrte Johann und ging. Zur Wohnung. Der Richter war fort. In den übervollen Sitzungssaal. Der Richter verteidigte und verhörte eine Menge Leute und war. einen heißen Tag voraussehend, in gereizter Stimmung. Johann drängte sich vor. Was fällt dem Kerl ein?* rief der Richter.Wartet, biS ihr an die Reihe kommt!" Aber, Herr UnterstützungSrat* Still, sag ich!" Johann zuckt« die Achsel und harrte in Geduld. Endlich kam er vor und begann:Ich sollt«* Halt!" rief der Richter, der ihn für einen Zeugen hielt, .erst schwören!" Aber, Herr UnterstützungSrat* ,Stilll Erst schwören, sag ich, hört Er nicht» Da» ig ja ein ganz verwünschter Kerl! Legt die linke Hand auf Euer Herz, hebt die Schwursinger in die Höhe und sprecht mir nach. Wie heißt Ihr?" Wie heißt Ihr?" wiederholte Johann gehorsam. Nein!" brüllte der Richter.»Euren Namen will ich wissen! Wie heißt Ihr?" »Johann Schaaf" Und mit vollem Recht, mit»ollem Recht. Also, sprecht mir nach: Ich, Johann Schaaf* Ei, Herr Richter, heißt Ihr auch so?* schmunzelt« Johann. Da sollt einem doch gleich der letzte Knopf an der Hose der Geduld reißen!" jammerte der Richter.Mensch, unter- brecht mich nicht wieder, sondern sprecht mir sosort nach, ver- standen?" Ntesmal gelang eS. Der ganz verdutzte Bediente gelobte: »Ich, Johann Schaaf, schwöre bei Gott dem Allmächtigen und Allwissenden, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit zu sagen, so wahr mir Gott helfe." Der Angst- schweiß stand dem armen Schelm auf der Stirn, als er fertig war. Nun sagt, was Ihr von der Sache wißt!" befahl der Richter, und zu seinem Erstaunen sprach Johann: »Eine schöne Empfehlung von der Frau Kommerzienrat Berg und ihrem Mann, und der UnterstützungSrat möchte die Ehre habe, heut mittag einen Löffel Suppe mit ihnen zu essen der dicke Schmitz käm auch!" Da lachte der Richter, eS lachte der Gerichtsschretber, es lachten Gerichtsdiener und Genbarm. Laut und immer lauter lacht« das Publikum, und endlich lachte Johann aus Gefälligkeit selber mit. Feierlicher ist wohl nie eine Ein­ladung überliefert worden dem Richter aber hats am Mittag doppelt gut geschmeckt. Weitfreude Es steht kein Baum so tief und arm im fremden Land, als daß er sich nicht hebe zu froher, serner Sicht. Laß greisen seine Aeste in Dunkelheit und Staub, ein Blatt auf seinem Wipfel, das tanzt und singt im Licht. O Seele» fei auch du im Wipselmeer ein Blatt» ein höhensroher Tänzer, der leicht im Lichte schwingt! Fühl, wie dich Raum und Sonne, noch stets geborgen hat, wenn auch dein Fuß auf Erden in Schmutz und Dunkel sinkt! Alfons Petzold . Was es alles éibt Gefiitsrhte Gemüide&utachten Skandalaffäre im Berliner Kunsthandel aufgedeckt. Gegen den berühmten Gemälderestaurator Professor Alois H a u s e r ist, wie dieVosstsche Zeitung* berichtet» ein Strafverfahren wegen Betruges eingeleitet worden. Es besteht der dringende Verdacht, daß Hauser in zahlreiche» Fällen falsche Gutachten über Gemälde abgegeben und dafür von Kunsthändlern beträchtliche Summen erhalten hat. Hauser wird beschuldigt, über Gemälde, die meist auf Ank- tionen für einige hundert Mark von Händlern erstanden wurden, bewußt unrichtige Gutachten abgegeben zu haben. Diese Bilder wurden bann auf Grund der Expertisten des früheren Restaurators der staatlichen Museen als Rem- brandis, Rubens, Hals und van Dycks bezeichnet und zu phantastischen Preisen verkauft. Jlaifisdke als&ifmstars Haifische als Filmstars das ist die Sensation des außergewöhnlichen FilmwertesTiger-Hai", das gegen- wärtig im Cinema Odcon über'die Leinwand geht. Zum ersten Male werden inTiger-Hai" Kämpfe zwischen Men- schen und Haien gezeigt, die nur unter Lebensgefahr aller Beteiligten möglich waren. Fünf Wochen lang befanden sich die Filmleute aus Hollywood auf dem Pazisic, um die schwierigsten Szenen des Films zu drehen. Daneben wer- den äußerst interessante Bilder vom Thunfischsang gezeigt. Bilder fesselnder Beobachtungen, die einem Kulturfilm alle Ehre machen würden. Wir erleben auch die Tragödie eines Thunfisch-Fängers, der als tollkühner Haifisch-Bezwinger nach einem Leben voll von Abenteuern in einem letzten Kamps mit den Tigern des MeereS zugrunde geht. fine Jtlaus macht von sich reden Schon Mark Twain hat erkannt, daß die landläufige Unterscheidung der Geschlechter sehr mangelhaft ist. Er schlug daher als Erkennungszeichen für die holde Weib- lichkeit Mus Musculus, die Hausmaus, vor. Alles, was Röcke anhat oder sie doch wenigstens anhaben müßte, rea- giert darauf totsicher unter lautem Kreischen mit automa- tischem Rassen dieses Kleidungsstückes. Diese Theorie scheint zu stimmen, wie sich kürzlich in B o st o n an ejnem praktischen Beispiel erwies. In einem Warenhaus lief eine MauS. einesteils beS Reimes wegen, andernteils wegen der Lebensmittelabtei- lung im achten Stock, kreuz und quer durch die aufgesta- pelten Schätze der Damenkonfektionsabteilung. Die Wir- kung war ganz so, wie sie nach der Mark Twainschen Theorie vorauszusehen war: sämtliche anwesenden Damen rafften ihre nicht gerade die Erde streifenden Röcke biS hoch überS Knie. Nur eine der Damen machte eine Aus- nähme, ja sie unterließ sogar das Gekreische, das man min- bestens von einer Lady verlangen kann, wenn ein Nagetier in unmittelbarer Sicht ist. Kurz entschlossen trat der Warenhausdetektiv in Erscheinung und sah sich die seltsame Dame etwas genauer an. Und siehe da, es kam zum Vor- schein und zur Festnahme: ein sehnlichst gesuchter Waren- Hausdieb. Sachen nicht verlernen Der sparsame Vater Wieviel Taschengeld geben Sie Ihrem Jungen jede Woche?" »Eine Mark in Zehngroschenstücken.* »Ist das nicht reichlich viel?" Nur scheinbar. Er tut das Geld in ein Ding, das er für die Sparbüchse hält, das aber in Wirklichkeit unser GaS» automat ist." Beim Zigarrenhändler Hier habe ich eine Zigarre, Herr Doktor, die Sie jede« anbieten können." Aber nein, Verehrtester, ich möchte eine haben, die ich selber rauchen kann." Er ist im Begriff, ins Geschäft zu gehen. Sie:Hier, lieber Erwin, ist eine Flasche Haarbalsam, er ist gut gegen Haarausfall ." Ist ja reizend von dir, Liebling, baß du so um mich besorgt bist...* Ach nein, die Flasche sollst du deiner Sekrete'n schenken, damit ich nicht immer soviel Haar« von ihr auj deinem Jackett findet"