Die uniformierte Presse

Man schreibt uns aus Deutschland :

Wer heute einen Blick in die deutsche Presse wirft, der ist erstaunt über die Uniformierung, die dort als Folge der nationalsozialistischen Beeinflussung herrscht. Von der Großstadtzeitung bis zum kleinsten Provinzblättchen wird nicht nur ein und dieselbe Meinung vertreten, sondern werden sogar ein und dieselben politischen Artikel veröffent licht. Nirgends wagt sich die Kritik selbst nicht die wohl meinendste heraus. Und die Arbeit der Redaktionen scheint sich darauf zu beschränken, einige nichtssagende Gloffen den Regierungsauflagen beizufügen. Diese Scheu vor der eigenen Meinung und dem Aussprechen dessen, was ist, findet sich bis in die führenden nationalsozialistischen Zeitungen, gar nicht zu reden von den nationalsozialistischen Provinzblättchen, die ganz in Ton und Stil der General­anzeigerpresse geführt sind. Wer z. B. den Völkischen Beobachter" zur Hand nimmt, wird nur in Ausnahmefällen eine Abhandlung finden, die über dem Niveau der amtlichen Auflagen steht und eine bemerkenswerte Stellungnahme zu den Problemen darstellt, die heute das ganze deutsche Volk bewegen. Die übergroße Mehrzahl der Artikel sind Wieder­gaben von Auslassungen führender nationaler" Männer.

Wie ist die Uniformierung der deutschen Presse zustandegekommen?

Der Faschismus hat sofort nach seiner Machtergreifung fast alle sozialdemokratischen und alle kommunistischen Zeitungen verboten. Soweit einigen sozialdemokratischen Blättern das Erscheinen gestattet wurde, mußten sie sich auf eine berichtende Wiedergabe der Geschehnisse beschränken. Aber auch das war den augenblicklichen Machthabern un­angenehm. Aus nichtigen Gründen wurden diese Blätter verboten; und mit der Beschlagnahme des sozialdemokrati­schen Vermögens ist die einst so wehrhafte sozialdemokratische Presse in Reichsdeutschland verschwunden. Soweit sich die bürgerlichen Zeitungen nicht schon auf den Boden der ge= gebenen Tatsachen gestellt hatten, wurden Kommissare ein­gesetzt und die Redaktionen in nationalsozialistischem Sinne umbesetzt. Ein Rachefeldzug wurde gegen die großen liberalen, antifaschistischen Blätter eröffnet mit dem Er­gebnis, daß sie sich heute offen oder verkappt in national­sozialistischem Besitz befinden. Das wichtigste Mittel zur Uniformierung der deutschen Presse sind jedoch die Auflagen, die täglich ohne besondere Kenntlichmachung an vorbezeich­neter Stelle gebracht werden müssen. Dazu kommt, daß sämtliche Presse- Informationsgesellschaften gleichgeschaltet sind und nur die von der Regierung gebilligten Informa­tionen verbreiten können. Die deutsche Presse wird von den nationalsozialistischen Dienststellen auf das schärfste über­wacht, und die geringste abwegige Auslassung würde für die betreffende Zeitung unabsehbare Folgen haben.

Was für Folgen hat diese Uniformierung?

Die nächstliegende Folge einer solchen Uniformierung ist die mangelhafte Information der deutschen Bevölkerung. Zahlreiche den derzeitigen Machthabern unliebsame Ereig­nisse und Feststellungen werden einfach unterdrückt. Andere wieder werden in einer solchen Aufmachung gebracht, daß fie eine der Regierung angenehme Wirkung erzielen. Diese Methode der Verdrehung und Verleumdung wird besonders gegenüber dem Marrismus geübt. Nachdem man bei den lezten entscheidenden Wahlen mit offensichtlich falschen Ge­rüchten arbeitete wie etwa, die Neunkirchener Gaskessel­explosion sei ein Werk der Kommunisten, entstellt man heute in den Zeitungen ganz systematisch die Ziele des Marrismus, bringt ihn mit Dingen in Verbindung, mit denen er nie etwas zu tun hatte und sucht insbesondere

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durch erlogene Greuelnachrichten und Mitteilungen über Mißwirtschaft Gewaltmaßnahmen zu rechtfertigen. Den zahllosen Hinweisen über Mißwirtschaft in marristischen Organisationen oder durch Marristen in öffentlichen Be­trieben und Verwaltungen fehlt, soweit sachliche Nach­prüfunden stattgefunden haben, meiste jede reale Grundlage uns ist eine ganze Reihe solcher Fälle bekannt. Aber die Oeffentlichkeit wird von dem wahren Stand der Dinge nicht unterrichtet. Und es geschieht alles, um eine Klarstellung zu vermeiden. Es wird hier nach dem Grundsatz gehandelt: Schmeiß mit Dreck, es wird schon etwas hängen bleiben! Systematisch wird das Volk über die Tragweite der Regierungsmaßnahmen getäuscht. Wie im Weltkrieg wird ein Optimismus großzuzüchten versucht, der gar keine Ver­ankerung in der Wirklichkeit hat. Aus den außenpolitischen Mißerfolgen der Hitler - Regierung werden keine Lehren gezogen. Die Regierung sucht im Volke den Eindruck zu erwecken, als wäre der deutsche Geist und die deutsche Erde so reich und fruchtbar, daß wir eine Zusammenarbeit mit anderen Völkern gar nicht nötig hätten, wohl aber die übrige Welt ohne Deutschland nicht auskommen fönne. Zu dem hochmütigen Sah Schließlich wird am deutschen Wesen noch die ganze Welt genesen" hat sich das amtliche Organ der deutschen Arbeitsfront Arbeitertum" in seiner Juni­nummer ausdrücklich bekannt und die Praxis der deutschen Presse trägt diesem nationalsozialistischen Wunschtraum Rechnung.

Mißtrauen wächst

Die weitere Folge einer solchen Uniformierung der Presse ist aber die Erweckung des Mißtrauens in weiten Kreisen der Bevölkerung. Millionen sind heute in Deutschland ohne Zeitungsabonnement. Und darunter befinden sich nicht nur die Arbeitslosen, die sich eine Zeitung nicht halten können, sondern auch sehr viele Leute, die gegen eine so farblose und verlogene, wie sie heute in Deutschland allgemein ist, eine unüberwindliche Abneigung haben. Ein Zeichen dafür ist das ständig wachsende Interesse an ausländischen Zei­tungen, soweit sie von der Regierung zum Verkauf noch zugelassen sind. Diese Entwicklung ist dem Faschismus sicherlich unangenehm. Und es ist im Völkischen Beobachter" als ein wichtiges Problem die Aufgabe hingestellt worden, den deutschen Arbeiter für die nationale" Presse zu interessieren.

Mit dem Mißtrauen gegenüber der nationalen" Presse wächst der Wunsch nach illegalem Material, das Aufklärung bringen könnte. Trotz der vielen Spizel und Provokateure wider marristischen Aufklärung Anteilnahme entgegen­gebracht. Die Masse des Volkes begreift mehr und mehr, daß die Katastrophe, die über die marristischen Organisa­tionen hereingebrochen ist, feine Ratastrophe der marristi­schen Theorie bedeutet. Und wie diese ein Produkt des Klassenkampfes ist, so wird sie in einer Zeit des schärfsten klassenkampfes, wie wir sie jetzt erleben, ihre siegreiche Macht über das Proletariat wieder entfalten.

Diese Meinung darf aber nicht an einer Geringschäßung der hemmenden Wirkung der uniformierten nationalen" Presse auf die Entfaltung des Marrismus führen. Sie wird ein zuverlässigeres Hilfsmittel des Faschismus im Kampfe gegen den Marxismus sein, als es die Anwendung der rohen Gewalt ist. Wenn die Tätigkeit der illegalen Or­ganisationen so fruchtbringend sein wird, daß sie der Ver­dummung des Proletariats nicht nur wehren, sondern es sogar zu einer tieferen Einsicht in das Wesen der Dinge bringen können, als es je der Fall war, so wird der Faschismus eine wichtige Schlacht verloren haben.

Ludendorff

Auch er lebt noch

Ludendorff läßt einen tonfusen Brief verbreiten, den er an Frick geschrieben hat. Darin heißt es: Juda und Rom haben den Hort der deutschen Freiheit, das deutsche Heer zerschlagen, für das ich im Frieden gesorgt und das ich im Kriege geführt habe.

Heute zerschlagen meine deutsche Freiheitsbewegung Deutsche , mit denen ich einst in einer Front stand. In dieser Front waren Gewehre auf mich gerichtet. Ich durch= schritt aufrecht die auf mich feuernden Schüßen, wie ich in Lüttich dem auf mich feuernden Feind aufrecht entgegenging.

Aufrecht werde ich auch jetzt weitergehen und mit mir die freien Deutschen , die heute am Kampf für deutsche Volks­und Staatsschöpfung verhindert werden sollen.

Der Kaiser wollte sich mit Hilfe der Sozialdemokratie ein neues Reich errichten. Sie wollen mit Hilfe der Kirchen den neuen Staat gründen. Die Sozialdemokratie nahm dem

taifer die Macht. Wie sich die Verhältnisse bei uns ent­

wickeln werden, werden Sie erleben.

Auch diesen Narren hat der deutsche Spießbürger einmal,

wie später sinden bura und noch später Hitler in fin­

dischem Aberglauben als Retter" gefeiert!

Wie unter Wilhelm

9 von 10 adelig!

Laut Berliner Wolffmeldung wurden folgende koms miffarische Regierungspräsidenten endgültig ernannt: Prina Philipp von Hessen( Kassel ), Freiherr von Lünink( West­ falen ), Freiherr Hermann von Lünind( Rheinproving), Dr. zur Bönsen( Köln- Rh.), von Menbart( Kassel ), Freiherr von Deynhausen( Minden ), Dr. von Stockhausen, Zichingsch( in Wiesbaden ), von Pfeffer( Kassel ), Dr. von Bethke( Königs: berg).

Bon zehn neuen Regierungspräsidenten find also nenn Adelige. Ernannt vom Führer der nationalsozialistischen Arbeiterpartei". Sein Weg zum Ständestaat führt direkt zum Feudalismus zurüd.

Das Neueste

Der frühere Reichskanzler Josef Wirth hält sich, wte wir erfahren, seit längerer Zeit in Baden bei Wien auf. Aus Aeußerungen der reichsdeutschen nationalsozialis stischen Presse geht hervor, dak man ihm bei einer Rückkehr nach Deutschland ein ähr ich graufiges Schicksal zu bereiten gedenkt wie dem ermordeten Sozialdemokraten Stelling.

Bei der Prager Vertretung der New York Times " ist, wie wir erfahren, ein Telegramm aus Deutschland eins gegangen, demzufolge der bekannte Journalist nider= boker in Berlin wegen angeblicher Verbreitung von Greuelnachrichten verhaftet worden ist.

Der Reiseverkehr nach Deutschland hat in diesem Sommer beträchtlich nachgelassen. Ein Zeichen dafür, wie gering der Fremdenzuftrom ist, ist die Tatsache, daß Baden- Baden , früher einer der bekanntesten internationalen Kurpläge, fich gezwungen gesehen hat, seine Kurkapelle zu entlassen.

Ein Kuratorium für deutschen Volkswirtschaftsdienst e. V." ist ins Leben gerufen worden und hat sich zur Aufgabe gestellt, eine einheitliche Kennzeichnung deutscher Qualitäts­waren mit einem deutschen Adler, einem sogenannten Wirtschaftsadler" vorzunehmen. Es sollen nicht nur hoch= wertige Erzeugnisse, sondern auch solide Gebrauchsware mit diesem Adler bedacht werden.

Die Anträge dürfen nur von sogenannten deutschen " Unternehmen, die mit deutschen Arbeitskräften arbeiten und die Ware nach Möglichkeit aus deutschen Rohstoffen herstellen, an das Kuratorium gestellt werden.

Der bekannte Chemnizer Textilindustrielle Baron Kohorn, der lediglich seiner jüdischen Abstammung wegen, wie erinnerlich, während der ersten Terrorwelle verhaftet und mißhandelt worden ist, ist jetzt- wie wir erfahren ernent in Haft genommen worden.

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Der durch seine theoretischen Arbeiten über die Bedeutung des Irrationalen in der Rechtsprechung bekannt gewordene Berliner Rechtsanwalt Ludwig Bendix , der bis vor kurzem auch am Arbeitsgericht tätig war, ist ohne jeden ersichtlichen Grund in Haft genommen worden.

Der Bölkische Beobachter" berichtet, daß fürzlich auf Kohlenwaggons größere Mengen Hetschriften" an der Grenze des Saargebietes beschlagnahmt wurden. Ferner seien illegale Schriften in Baumstämmen aus der Tschechoslowakei angekommen.

Wieviel illegale Literatur von den Nationalsozialisten nicht abgefangen wurde, darüber berichtet diese Zeitung

nichts.

Die Absage Toscaninis und das allgemeine Miß­trauen gegen Deutschland hat den ausländischen Besuch der Bayreuther Festspiele faft auf Null reduziert. Hitler , der mit dem Hause Wahnfried befreundet ist, hat dem Propa gandaminister Göbbels Anweisung gegeben, Karten für die Borstellungen aufzukaufen und der Jugend kostenlos zur Verfügung zu stellen.

Entlaffene Schußhäftlinge haben sich täglich in der SA.­Kaserne in der Herkulesstraße in Essen zu melden, und zwar zwischen 3 und 4 Uhr morgens. Sie haben dann die schmutzigen Stiefel der SA.- Leute zu puzen.

Wie das vdz.- Büro meldet, sind jetzt auch im Reichstage bie übrigen christlich- sozialen Abgeordneten als Hospitanten in die NS .- Fraktion aufgenommen worden. Es handelt ch im Reichstag um vier Abgeordnete: Simpfendörfer, Bausch, Behrens und Schmidt.

Ein internationales Hilfskomitee für die Opfer des deutschen Faschismus hat sich hier gebildet. In einer Massens versammlung Sprach Lord Marley, Mitglied des enga lischen Oberhauses, Henri Barbusse , Ellen Wils tinson und Jimenez Asua, der Vorsitzende des Hilfskomitees.

Verantwortlich: für die Redaktion Joh. Piß: Inserate. Hubert Jüttner beide in Saarbrücken . Druck und Verlag: Volksstimme" G. m. b H., Saarbrücken , Schüßenstraße 5.

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