Schacht beinahe verhaftet
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Voller Sieg des Hochkapitalismus
Der Daily Herald berichtet sensationelle Dinge über die Hintergründe des Gegensatzes im Nazilager. In dem Bericht heißt es:
« Hitlers jüngst erfolgte entschiedene Warnung an seine Gefolgschaft, wonach von einer 3 weifen Revolution keine Rede sein könne, hat einen sensationellen Hintergrund. Revolutionäre Elemente unter den Sturmtruppen haften bereits beschlossen, den Reichsbankpräsidenten Dr. Schacht zu verhaften, den sie als den Hauptverantwortlichen für den Verrat der soziali stischen Seite des Hitler - Programms durch die Nazi- Regierung betrachten.
Dr. Schacht ist nach wie vor ein entschiedener Gegner einer Jnflationspolitik. Die Inflationsgruppe besteht vor allem aus Gofffr. Feder, Wagemann, Wagner und Darre. Diese Inflationsgruppe beschuldigt Schacht, daß er den Goldstandard nur aufrechterhält im Interesse der Bankiers und Kapitalisten und daß er die soziale Revolution verrät. Die extremistischen Elemente in der Nazipartei haben deshalb in enger Verbindung mit diesen Männern beschlossen, Hitlers Hände zu binden, indem sie Schacht verhafteten erst in der lezten minute wurde ihr Plan entdeckt."
Der Berliner Korrespondent einer großen Londoner Zeis tung, der uns aus bestimmten Gründen gebeten hat, von der Nennung feines Namens vorläufig abzusehen, teilt uns aus bester Quelle mit, daß einige rominente Naziführer, die von Göbbels geschickt wurden, die Verhaftung Schachts gefordert haben. Hitler mußte nicht nur seine eigene Autorität, sondern auch die von Göring , des erbitterten Feindes Göbbels , aufbieten, um die Verhaftung des den fozialistischen" Elementen der NSDAP , verhaßten Schacht, der als Vertreter des großen Kapitals betrachtet wird, zu verhindern.
Ein deutschnationaler Industrieller teilte hier mit, die Hitlersche Schwenkung der legten Tage fei durch den ver einigten Druck führender Schwerindustriels ler und hoher Offiziere der Reichswehr , welche dem General Blomberg nahestehen, erzwungen worden. Von der Generalität sei eine Art Ultimatum an Hitler gerichtet worden. Die Initiative sei von diesen Kreisen deshalb ergriffen worden, weil Hindenburg durch gewiffe Vorkommnisse der letzten Zeit, die ihn und seine Familie kompromittieren, völlig willenlos und widerstands: unfähig geworden sei.
Dabei handelt es sich um den von uns bereits mitgeteilten nachstehenden Fall: Bei einer Haussuchung in der Billa des Banfiers Sobernheim von der Commerz- und Privat: bank wurde ein Register der von diesem Bankier mit reichen Dotationen versehenen politischen Persönlichkeiten gefunden. Unter ihnen war nicht nur der Staatssekretär des Reichs: prafidenten Meißner, sondern auch Hindenburgs Sohn, der Oberst Oskar von Hindenburg , vermerkt. Diese Kundenliste ist ein starkes Druckmittel gegen den Reichspräsidenten , dem von den Nationalsozialisten immer wieder Enthüllungen in Aussicht gestellt werden.
Generalrat
So sehen des Reichskanzlers wirtschaftliche Berater aus
Der Reichswirtschaftsminister gibt folgendes bekannt:
glieder die Aufgabe haben, der Reichsregierung zur Bes ratung in allen wirtschaftlichen Fragen zur Verfügung zu stehen.
Der Generalrat der Wirtschaft tritt jeweils auf besons dere Einladung zusammen.
Die bisher ernannten Mitglieder
Berlin , 17. Juli. Der Reichskanzler hat zunächst in den Generalrat der Wirtschaft folgende Herren berufen: Herbert Bade, Domänenpächter( Berlin ), Prof. Dr. Karl Bosch ( Heidelberg ), Geh. Landesbaurat Diplomingenieur Eugen 855ringer, Direktor der Maximilian- Hütte( Rosenberg, Ober pfalz ),
Generaldirektor August Diehm, Deutsches Kalisyndikat ( Berlin ),
Bankier August von Find( München ),
Dr. Otto Chr. Fischer, Präsident des Zentralverbandes des Deutschen Bank- und Bankiergewerbes( Berlin ), Dr. Dr. Albert Hadelsberger, Fabrikbesitzer( Deflingen- Baden),
Regierender Bürgermeister Krogmann( Hamburg ), Dr. G. Krupp von Bohlen und Halbach( Essen ), Preußischer Staatsrat Dr. Robert Ley , Führer der Deutschen Arbeitsfront ( Berlin ),
Dr. Karl Luer, Handelskammerpräsident, Treuhänder der Arbeit( Frankfurt - Main ),
Preußischer Staatsrat Friedrich Reinhart , Bantdirektor( Berlin ),
Dr. Hermann Reischle , Führer des Landhandels und der Landwirtschaftlichen Genossenschaft( Berlin ),
Kurt Freiherr von Schröder , Handelskammerpräsident ( Köln ),
Karl Friedrich von Siemens( Berlin ), Preußischer Staatsrat Dr. Friz Thyssen( MülheimRuhr),
Lauter Hochkapitalisten! Dr. Ben, der so lange Verbin dungsmann zwischen der rheinischen Schwerindustrie und
Mitglied des Reichstags
Mitglied des Vorstandes der SPD .
Bon Parteigenossen des deutschen Reichskanzlers schwer mißhandelt und dann nach der Entlassung aus dem Krankens haus abgeschlachtet und in einem Sad im Wasser versenkt.
..Schlagt ihn tot!"
Sorge um Dr. Schumachers Schicksal
Der sozialdemokratische württembergische Reichstagsabges ordnete Schumacher wurde im Wuppertal verhaftet und ins Konzentrationslager in der Nähe von Stuttgart gebracht. Das Organ der Nationalsozialisten von Stuttgart erklärt, „ daß Doktor Schumacher nicht mehr erwarten kann als politischer Gegner, sondern nur noch kriminell bewertet z werden". Diese Zeitung des hitlerschen Statthalters kündigt dann ziemlich unverhüllt eine Morddrohung an:„ Wir Sprechen nur den Wunsch der breitesten Deffentlichkeit aus, wenn wir den Fall Schumacher der politischen Polizei einer Sonderbehandlung empfehlen, denn was dieser SPD.Genosse auf dem Kerbholz hat, übersteigt die Grenzen alles Erträglichen, auch für die, die weit davon entfernt sind, mit Rachgefühlen belastet zu sein“.
Das heißt in faum noch verhüllten Worten, daß Schus macher irgendwie erledigt" werden soll. Dr. Schumacher ift Kriegsbeschädigter. Er hat im Kriege einen Arm ver= loren. Unter seinen Kriegsauszeichnungen ist auch das E. St. II und I. Schumacher hat einen tapferen Kampf gegen die Nazis geführt. Nach der Machtergreifung Hitlers , als der Terror immer stärker einsetzte, wurde ihm geraten, sich ins Ausland zu begeben. Er hat es nicht getan und nimmt nun sein schweres Schicksal auf sich. Wir hoffen, daß er aus: hält, was ihm bevorsteht, und in den kommenden Kämpfen ungebrochen und noch mehr gehärtet neben uns stehen wird.
Um bei den Arbeiten der Reichsregierung die Erfahrung Hitler war, wird sich in dieser Geſellſchaft sehr wohl fühlen. Um Scheidemann
der praktischen Wirtschaft zu verwerten, beruft der Reichskanzler einen Generalrat der Wirtschaft, dessen Mits
Von„ Sozialismus" ist in diesem Generalrat jedenfalls keine Spur!
Saar Terror wird organisiert!
Nach dem Beispiel Oesterreichs ...
Berlin , 18. Juli. Obgleich die Regierungskommiffion des Saargebietes e in Berbot der A. und deren Auflösung für das Saargebiet verfügt hatte, wird jetzt aus Anlaß einer amtlichen Bekanntmachung über die„ Nenorganis fation der SA.", die durch das offizielle Contin Büro unter dem 17. Juli verbreitet wird, bekannt,
daß die SA. an der Saar nach wie vor ges tarnt weitergeführt und nach wie vor der Obergruppe V in Frankfurt a. M. unter: stellt ist.
Nach dieser amtlichen Bekanntmachung der Naziregierung umfaßt die Obergruppe V n. a. die Westmark mit KoblenzTrier, Pfalz und Saar , seffen und ganz Südwest. Obers gruppenführer ist Nazis Steinhoff in Frankfurt a. M.
andern Städten in Extrazügen und Laftwagen nach Kufstein befördert worden, wo eine Anzahl Nazi- Häuptlinge ans Deutschland und Desterreich ihre Brandreden vom Stapel ließen.
Die österreichische Regierung hatte eine hermetische Schließung der Grenze angeordnet, um die österreichischen Hitlerianer daran zu hindern, nach Stufftein auszureisen. Es scheint immerhin einer kleinen Anzahl von österreichischen Nazioten gelungen zu sein, über die Grenze nach Kufstein zu gelangen. Die österreichischen Grenzposten waren anges fichts der Gefahr von Grenzübergriffen durch Hitlerianer verstärkt worden.
Frage: Wie will die Regierungskommiffion des Saarges bietes gemäß dem ihr vom Völkerbund erteilten Auftrag einen solchen Schuß ihrer Grenzen vornehmen?
Berlin , 18. Juli, Auch an der holländischen Grenze Amsterdam , 18. Jult.( Eig. Ber.)
Gegen das Saargebiet wendet die Naziregierung legt die gleichen Methoden an wie gegen efters reich. Am 23. Juli tommt nach Leitersweiler, nn: mittelbar an der Saargrenze, der preußische Hohenzollern : prinz Auguft Wilhelm, einer der Nazibonzen, und hält dicht an der Grenze eine Grenzlandkund gebung mit dem gleichen herausfordenden Charakter ab, wie sie am vergangenen Sonntag in Kufstein in Bayern an der österreichischen Grenze stattfand, die gegen das Verbot der Nazi- Partei in Defterreich und gegen die Regierung Dollfuk gerichtet war. SA. und SS. waren aus München und
Die Enttäuschung Spannung in den Betrieben
Der Berliner Spezialforrespondent des Journal" melbet, daß die Fricksche Verordnung sich gegen äußerst starke Stimmungen der Enttäuschung in Deutschland wendet, und vermutlich erfolglos. Man muß bei dieser Gelegenheit betonen, daß die Massen der Arbeiter, Handwerker und Kleinbürger, mit verdoppelter Kraft die vollständige Anwendung der 25 Punkte des von Hitler selbst in den Wahlkampagnen so oft entwickelten Programms fordern. Es besteht kein 3weifel daran, daß das Verhältnis zwischen den Industriellen und den braunen Zellen äußerst gespannt ist und daß vor allem in Oberschlesien die nationalsozialistischen Zellen in offenem Krieg mit den Unternehmern stehen."
In den holländischen Grenzbezirken, insbesondere in Limburg , entfalten die Nazi- Agenten eine von Terrormaßnahmen gegen deutsche Arbeiter begleitete fieberhafte Propagandatätigkeit. Von den Nazi- Agenten bes sonders verfolgt werden die etwa 25 000 deutschen Bergarbeiter, die in den limburgischen Bergwerken beschäftigt sind. Der holländische Justizminister hat sich vers anlaßt gesehen, die zuständigen Polizeibehörden anzuweisen, gegen die Nazi- Agenten mit aller Strenge vorzugehen und diese unverzüglich des Landes zu verweisen.
1000 Mann
,, Faschistenmarsch" durch London London
, 17. Juli. Ueber 1000 Mitglieder des bris tischen Faschistenverbandes aus London und den Provinzen veranstalteten gestern unter ihrem Führer Sir Oswald Mosley einen Demonstrationsmarsch durch das Londoner Westend. Der Marsch, der die Anwerbung neuer Mitglieder bezweckte, erregte großes Aufsehen. In einer Ansprache führte Mosley aus: Auf diesen Marsch werden weitere Märsche in allen großen Städten Englands folgen. Sie wers den ein Sinnbild des faschistischen Marsches zur Macht sein. Obwohl die Bewegung erst vor zehn Monaten begonnen hat, ist ihr Wachstum schneller gewesen als das irgend einer faschistischen Bewegung in der Welt....
Die Engländer, in alter demokratischer Tradition erzogen, werden dem Hitler Mosley etwas husten.
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Verhaftungen in Kassel Alles aus Angst vor ,, Greueln", lies: Wahrheit
Raffel, 17. Juli. Auf Anordnung des Geheimen Po Iizeiamt& wurde von der hiesigen SS .- Standarte eine Aktion durchgeführt, die sich gegen verschiedene bekannte Persönlichkeiten richtete, von denen man annimmt, daß sie noch Verbindungen mit dem früheren Reichstagsabgeordne ten Scheidemann unterhalten oder daß ihnen von Scheidemann Vermögenswerte zur Aufbewahrung übergeben worden seien. Im Laufe der Aktion wurden zahlreiche Haussuchungen vorgenommen, auf Grund deren Ergebnis der frühere Direktor der staatlichen Kunstgewerbeschule, Profeffor Sautter, der Architekt Karl Wittrock und der frühere Stadtverordnete Christian Wittrod in Schutzhat genommen wurden. Der Rechtsanwalt 3inn wurde in Untersuchungshaft genommen, weil bei ihm Greuelpropagandamittel und Greuelphotographien gefunden wurden, wie sie in Auslandszeitungen erschienen sind. Ferner fand man bei dem Anwalt noch Vermögensteile des aufgelösten Reichsbanners Schwarz- Rot- Gold", mit deren Hilfe Zinn noch in letzter Zeit an verschiedene Personen Zahlungen geleistet haben soll.
Hitlergruß dienstlich
Das städtische Presseamt teilt mit:„ 3um nochmaligen bes sonderen Hinweis auf die Verfügung des Herrn Regierungs präsidenten , daß die Behörden als Vollstrecker des nationalen Willens und aufs tiefste verbunden mit dem Gedanken der nationalen Erneuerung und Erweckung den entstandenen Grußbrauch Rechnung zu tragen haben, hat Oberbürgermeister Dr. Riesen angeordnet, daß alle städtischen Beamten usw. den Hitlergruß nicht nur bei Teilnahme an Veranstal= tungen, sondern im dienstlichen Verkehr immer anzuwenden haben."
Dienstboten- umsonst
Zum Arbeitsbeschaffungsprogramm der Reichsregierung zählt die Einstellung von Hausgehilfinnen. In den lezten Jahren sind in Deutschland etwa eine halbe Million Hausgehilfinnen weniger beschäftigt worden. Man will nun kinderreichen Familien insofern eine Erleichterung bieten, als ihnen auf der Grundlage eines Hauswirtschaftlichen Dienst jahres eine weibliche Hilfskraft zugewiesen werden soll. Heuchlerisch heißt es, daß so viele deutsche Mädchen die richtige Führung eines Haushaltes praktisch erlernen werden. In Wahrheit werden eben auf diese Weise Gratisdienstboten geliefert. Denn daß nur Proletarierinnen für dieſes„ hauswirtschaftliche Dienstjahr" in Betracht tommen wer wollte in Nazideutschland daran zweifeln?