Gemecker und Gegrunze verboten!

Der Führer auf der Höhe und die Sorgen in der Tiefe

Darmstadt , 20. Juli. Das schlechte Verhältnis der alten Nationalsozialisten, deren Postenhunger nicht gestillt werden konnte, zu den neuen, die die Konjunktur erfaßt haben, zu den Leuten also, die Göbbels die Märzgestolperten" nennt, ist denkbar schlecht. Die Presse beschäftigt sich fortwährend mit dieser Frage und gesteht dann unfreiwillig die merkwürdig­ften Sachen. In einem großen Artikel in der Hessischen Lan­deszeitung" liest man beispielsweise: Der Riesenunterschied zwischen den alten und den meisten neuen Parteigenossen liegt in dem blinden Vertrauen auf die oberste Führung, bas jeden wahren Nationalsozialisten beseelt. Die Politik der feitherigen Parteien wurde von dem Gegrunze der Niede­rungen bestimmend beeinflußt; bei uns ist diese Masse" wohl auch noch nicht ganz ausgerottet, aber: das Gemecker dieser Biertischpolitiker dringt höchstens bis zur Ortsgruppe oder Kreisleitung. Einfluß auf die Staatsführung hat es nicht. Diese wird durch den Führer bestimmt, der mit der Jdee so verwachsen ist, daß er stets das Beste treffen wird. Und durch das stete Zusammenarbeiten mit ihm werden wie­ber eine ganze Reihe Unterführer allmählich so beeinflußt, daß sie zu jeder Zeit selbst als Führer eintreten können." Keine Arbeitsvermittlungsstelle

Karlsruhe , 20. Juli. Der Reichsstatthalter und Gauleiter von Baden erläßt eine Bekanntmachung, die mit den Wor­ten beginnt: Verschont uns möglichst mit Euren persönlichen Angelegenheiten." Außerdem betont die Bekanntmachung: " Merkt Euch besonders auch: Reichsstatthalter und Regie­rung haben keine Stellen zu vergeben; sie können sich mit der Stellungvermittlung auch garnicht beschäftigen." Wir vergeben 300 000 Stellen

Darmstadt , 19. Jult. Der Kreisleiter der NSDAP . eröff­net in einem Aufruf, daß alle Stellen, die Arbeiter einstel­len, sich mit der Kreisleitung in Verbindung setzen: 1. zur Kontrolle und 2. daß vor allen Dingen die Parteigenossen 1 bis 300 000 untergebracht werden. Es geht nicht an, daß, solange noch alte Parteigenossen arbeitslos sind, jüngere Par. teigenoffen in Arbeit kommen."

Aber vor allem die ,, alte Garde"

Berlin , 19. Jult.( Inpreß). Staatskommissar Maretzky hat alle städtischen Dienststellen angewiesen, bei der Vergebung von Lieferungen und Leistungen solche Anbieter mit Vorzug zu berücksichtigen, die seit Jahren als alte Garde"( Mit­gliedsnummer bis zu 100 000) für die Ziele der nationalso­zialistischen Bewegung gekämpft haben."

Die ,, Revolution" doch noch nicht vorüber?

Berlin , 19. Juli. In der Deutschen Metallarbeiterzei­tung" behauptet ein Artikel: Da sind auch noch ein paar, die sehen uns mit ihren Augen an und meinen, die Revolution wäre schon vorbei. Das ist ein Trugschluß. Wenn das wäre,

Keine Kirchenwahlen an der Saar

Im Saargebiet ist der Kampf der offiziellen prote­stantischen Behörden mit den Deutschen Christen " auf der ganzen Linie entbrannt. Die Deutschen Christen " haben in Versammlungen der Gläubigen die nicht auf Hitler schwören­den Pastoren als Landesverräter" und vaterlandslose Ge sellen bezeichnet, was zu einer Serie von Beleidigungs­flagen geführt hat. Mit diesen Vorgängen hängt es wohl zu­sammen, daß jetzt die Regierungskommission die Abhaltung der von Berlin hier angeordneten Kirchenwahlen unter­sagt hat.

dann wären wir eine Partet. Wir sind keine Partei, sondern Das Neueste

eine Weltanschauung." Sind die schönen Augen von Hitler gemeint?

Werdet reich durch Achtellose

Berlin , 19. Juli. Die Direktion der Preußisch- süddeutschen Klassenlotterie hat sich zu einer einschneidenden Aenderung ihres gesamten Lotterieplanes entschlossen. Der neue Plan tritt mit der nächsten 5- klassigen Ziehung der Lotterie in Kraft. Das Achtellos wird dann nur noch 3,- Mark fosten. Oder werdet reich durch Spielhöllen

Baden- Baden wird amtlich damit begründet, daß eine solche Baden- Baden , 19. Juli. Die Zulassung der Spielbank Maßnahme volkswirtschaftlich von höchstem Wert sein müsse, da sie den Fremdenverkehr hebt.

,, Hier wird nicht gemeckert"

"

Berlin , 19. Juli. ( Inpreß.) In der Deutschen Metall­arbeiterzeitung" liest man goldene Worte, beispielsweise: Wir machen Weltgeschichte! Wir denken nicht in Bilanzen, nicht in einem Jahr, wir denken in Jahrhunderten". Oder: Es fangen manche an zu meckern. In Deutschland hat keiner zu meckern, sondern jeder zu arbeiten."

,, Adler und Kreuz"

Des Zentrums unrühmliches Ende

Inzwischen hat der Rittmeister von Papen die Germania " gekauft und läßt darin einen verwässerten Auchkatholizis­Kirche aber im Dritten Reich stehen harte Tage bevor.

Das katholische Volksblatt Grenz- Echo" in Eupen mus mit harten Nazi- Brocken ausschänken. Der katholischen schreibt:

Jetzt hat die Zentrumspartei ein unrühmliches Ende ge­funden. Dem Nazi- Naubzug auf die Barvermögen und Rassenbestände der katholischen politischen Vereine fielen

Millione in die Hände.

Heinrich Brüning hatte die undankbare Miffion eines de- und wehmütigen Bittstellers vor der Hitlerschen Maje­stät zu übernehmen; fie galten lediglich dem Bestreben, den katholischen Interessen innerhalb des Nazi- Parteikaders ( 300 parlamentarische Braunhemden) eine Vertretung zu sichern. Bergebens. Hitler blieb hart; die Reichstagspolitik des Zentrums ist ausgespielt. Die 92 Zentrumsabgeord­neten werden nicht als Hospitanten" der Nazi- Fraktion an­gegliedert. Das wäre zu viel der Ehre! Dieses führer- und prinzipienlose Häuflein irrender Nullen soll einer strengen Ueberwachung und noch viel strengeren Prüfung unterzogen werden. Wer von den reuigen Büßern im Vorhof von Ca­noffa vom gottähnlichen Parteipapst Hitler die Verzeihung erhält, darf in die Gruppe Adler und Kreuz" des Ulanen­rittmeisters Franz von Papen eintreten; ist jener Läute­rungsberg als Fegfeuer überwunden, so kann nach dem Gutdünken der Nazt von Fall zu Fall der Gebesserte als Hospitant bei den Nazi" Aufnahme finden.

Arbeit nur für Nazis Die anderen können verhungern

Berlin , 19. Juft. Für die Einstellung als Hilfskräfte und Arbeiter bei- der Deutschen Reichspost kommen in erster Linie Ange­hörige der NSDA P. und der ihr eingefügten nationa­len Verbände in Frage. Besonders berücksichtigt werden die älteren und verdienstvollsten erwerbslosen Mit­glieder der NSDAP . mit einer Mitgliedsnummer bis 100 000. Um vornehmlich ihnen wieder einen Arbeitsplatz zu ver­schaffen, werden alle durch die Entlassung von staatsfeindlich eingestellten Arbeitnehmern freigewordenen Arbeitspläge nur mit Nationalsozialisten besetzt werden. Sofern im übri­gen zur Einstellung von Hilfskräften und Arbeitern auch langjährig bereits bei der Deutschen Reichspost beschäftigt ge­wesene, politisch durchaus zuverlässige, nicht der NSDAP . angehörige Bewerber in Frage kommen, deren Wiederver­wendung im dienstlichen Interesse liegt, können die Stellen bis zur Hälfte mit ihnen besetzt werden.

Wieder: der Pranger!

,, Separatistenhäuptling" wird durch die Stadt

geführt

Der nationalsozialistische Westdeutsche Beobachter" be­richtet:

Durch mehrere Hauptverkehrsstraßen von M.- Gladbach zog am Dienstagmittag eine sehr erregte Menschen= menge, die einen früheren Separatisten brandmarkte. Er war am Morgen in einer Gerichtsverhandlung bei einer Be­leidigungsklage, die er selbst gegen einen bekannten Gladbacher Nationalsozialisten angestrengt hatte, als Separatist überführt worden. Nach Schluß der Verhand­lung hatten ihn die Zuhörer in der Empörung über sein Ian­desverräterisches Treiben umdrängt und ihm schnell ein Schild in die Hand gedrückt mit der Aufschrift: Dr. Stad ler, der Separatistenhäuptling". Dieses Schild

mußte er dann durch die Straßen Gladbachs tragen. Die Menge, deren Erreaung und Empörung immer mehr an­wuchs, drang schließlich auf ihn ein und er mußte durch SA. - Männer geschützt werden. Zu seiner eigenen Sicherheit wurde Stadler ins Polizeigefängnis ein­geliefert.

Alle drei Kategorien der Hitler - Bewegung stehen der römisch- katholischen Religion feindlich gegenüber. 1. Da sind die Anhänger eines aufgefrischten Wotanfultus: Odin auf dem Donnerroß Sleipnir mit dem bergenden Schlapphut" samt der übrigen Göttersippschaft aus der Edda des Snorr Sturluson( 1178 bis 1241). Die Nazi- Nasseforscher mit ihrer erheuchelten Bewunderung norwegisch- irländischen

der

Dichtungen haben bis zur Stunde noch nicht einmal das süd­deutsche Original und seinen Export nach Skandinavien er tannt! 2. Die sogenannten Deutschen Christen ", welche ein romfeindliches höchst intolerantes Christentum durch die Militärpfarrer Hossenfelder und Müller predigen und schon das Vaterunser" des Herrn Jesus Christus durch ein eigenes Gefasel mit Vergottung Hitlers als Sendboten des altgermanischen Weltgeistes erseßen. 3. Die letzte Kategorie perficht theoretisch und praktisch die Anschauung: die Religion entspringt einem Denkfehler, Adler und Kreuz".

Bis dahin dürfen ein Drittel der heutigen Zentrums­abgeordneten laut einer gestrigen offiziellen Meldung der NSDAP . als Hospitanten beitreten. Für einen großen Teil der übrigen zwei Drittel wird man wohl bald Mittel und Wege finden, sie auszuschalten...

Lohnforderungen-

gibts nicht mehr!

Die Zechenbarone haben so befohlen...

Ein Bevollmächtigter Hitlers hat mit den Arbeitgebern des rheinisch- westfälischen Steinkohlenbergbaus verhandelt. Dabei ist folgende Reglung vereinbart worden:

1. Die Bergarbeiter dürfen keine Lohn

forderungen stellen.

2. Die Arbeitgeber sind ohne weiteres zu Entlassungen berechtigt, wenn die Absatz­lage die Weiterbeschäftigung der Belegschaft nicht zus läßt.

8. Die Zechenbarone werden gebeten, sobald die tech­nischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten" dazu vors liegen, die Belegschaften soweit zu vermehren, daß fie für die einzelne Zeche im Durchschnitt des Jahres monatlich etwa 20 Arbeitsschichten für den einzelnen Mann ergeben. Es sollen aber, da eine schematische Reglung nicht möglich" ist, die besonderen Verhältnisse der einzelnen Zechen Berücksichtigung" finden.

Nachdem mehr als die Hälfte der Mitgliedsstaaten des Völkerbundes sich für eine Vertagung der diesjährigen Völkerbundsversammlung um einige Wochen ausgesprochen haben, hat der Generalsekretär hente den Regierungen die Mitteilung gemacht, daß die diesjährige Völkerbundsver­sammlung erst am 25. September zusammentreten wird.

Im Laufe des Mittwochnachmittag haben sich in Wien zwet Straßenbahnunfälle ereignet, bei denen insgesamt 16 Pers sonen verlegt wurden, einige schwer, Man spricht von neuen Nazi- Sabotageaktionen.

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Der Vorsitzende der Abrüstungskonferenz, Henderson, hatte mit Dr. Benesch heute zwei Unterredungen. Es wurde das Abrüstungsproblem durchgesprochen.

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Wie aus gut unterrichteter türkischer Onelle verlantet, hat Tropki von der französischen Regierung die Erlaubnis erhalten, fich dauernd in Frankreich niederzulassen.( Bravo !)

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Die von der Polizei durchgeführte Suche nach versteckten Waffen und Sprengstoffen hat zur Entdeckung von ins gesamt 46 Rollen Ammonit, zwei Kisten mit 50 hocherplos fiven Sprengförpern, 20 Sprengkapseln mit 75 Metern Zündschnur, 15 Stielhandgranaten und 24 Wurfbomben ges führt. 12 Marristen wurden festgenommen, die sämtlich ges ständig" find.(???)

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Die Abstimmung, die zur Aufhebung des Alkoholverbotes in den Einzelstaaten der Union zur Zeit durchgeführt wird, hat nun auch in Arkansas und Alabama , zwei alten Hochs burgen der Abstinenzler, zu einem Sieg der Prohibitionss gegner geführt.

Die Gewährung von Ruhegehältern und Sinterbliebenenbezügen wird nach einer neuen Verfügung des Nazi- Finanzministers abhängig gemacht von der Zustimmung der Gauleiter der nationals fozialistischen Partei. Nichtarische"," Parteis bu cha" und" politisch nicht zuverlässige" Ruhes gehaltsempfänger und Hinterbliebene haben nicht 3 mehr zu erwarten. O, Hitlerdeutschland, hoch in Ehren!

Von einem im Saargebiet auf Urlaub befindlichen

reichsdeutschen höheren Post beamten erfahren wir, daß seit einiger Zeit die unteren Postbeamten im Reich zu Schießkursen beurlaubt werden müssen. Die Neueinrichtung läuft offiziell unter der Flagge des " Schutzes gegen etwaige Postüberfälle"! Gediente Leute müssen 14 Tage, ungediente Beamte 4 Wochen an diesen militärischen Kursen teilnehmen!

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Das Balbogeschwader ist Mittwoch nachmittag im Wassers flughafen Floydbennet niedergegangen.

Tolles Urtell

Ein Monat Gefängnis für ein Abzeichen

Zu einer grundsätzlichen gerichtlichen Entscheidung kam das Berliner Sondergericht in einer Anklage wegen unbe= rechtigten Tragens eines nationalsoziali stischen Hoheitsabzeichen 3. Angeklagt war ein junger Landwirt aus Dobrilugt, der nach wiederholter Ver­warnung von dem dortigen Ortsgauleiter der NSDAP . an­gezeigt worden war, weil er ein Hoheitsabzeichen der Partei trug, obwohl er nicht Parteimitglied war. Der Verteidiger des Angeklagten wies nach, daß es sich bei dem Abzeichen gar nicht um ein amtliches Hoheitsabzeichen der Partei handle, sondern um eine ähnliche Nadel, die jedermann vor wenigen Wochen noch für 10 Pf. kaufen konnte. Der An­geklagte habe sich also nicht gegen die Verordnung vergangen, die das unberechtigte Tragen solcher Abzeichen verbiete, die die Mitgliedschaft zur NSDAP . Kennzeichneten.

Das Sondergericht verurteilte im Gegensatz zu den Aus­führungen der Verteidigung den Angeklagten zur Mindest­strafe von einem Monat Gefängnis mit der Be­gründung, es käme nicht darauf an, ob das unberechtigt ge­tragene Abzeichen wirklich ein amtliches" Parteiabzeichen war, sondern es genüge, daß das Abzeichen äußerlich sich als ein solches darstelle, wie es als Hoheitsabzeichen von der Partei getragen wird.

Mit anderen Worten: Den Bergarbeitern wird 1000 oder 30000 Jahre?

alles verboten, den Unternehmern aber wird bittend nahegelegt, soweit es die technischen und wirtschaftlichen Möglichkeiten" und die besonderen Verhält­nisse der einzelnen Zeche ihnen zweckmäßig erscheinen" Iaffen, ein paar Leute mehr anzulegen. Das also ist Hitlers Buchthausstaat für das Prole= tariat!

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Die deutsche Arbeitsfront des Gewerkschaftsräubers geg hat an die Arbeitnehmer Deutschlands eine Bekanntmachung gerichtet, in der er von ihnen verlangt, restlos einem der Nazi- Berufsverbände beizutreten, andernfalls ihnen die Entlassung aus dem Betriebe und das Konzentrationslager bevorsteht!

Mit diesem Druckmittel des Brotkorbes versuchen die unfähigen Nazikommissare die von ihnen zu­grundegerichteten Gewertschaftstassen zu ihrer eigenen Bereicherung wieder aufzufrischen und den Anti- Hitler- Arbeiter zu zwingen, ihnen seine Schweiß­groschen zu ihren Korruptionsaffären auszu­Itefern. Aber die Abrechnung folgt!

Das heilige Reich

Karlsruhe , 19. Jult.( Inpreß.) Der Gauleiter und Reichs­statthalter Wagner hielt eine Ansprache an die Jugend und versprach ihr das tausendjährige heilige Reich Adolf Hitlers . Gegen Herrn Himmler, dem obersten SS. - Führer, der 80 000 Jahre versprochen hat, ist Wagner geradezu ein Mies­macher.

Nazikunst

Hakenkreuz im Poststempel

Das Hakenkreuz im Poststempel trägt als erste deutsche Stadt das Bad Gandersheim . In feierlicher Weise wurde diesem Nazikurort ein neuer Poststempel verliehen, der auf die Bedeutung des Ortes als Solbad und Luftkurort hin­weist, und in dem sich, wie die Nazipresse mit Genugtuung mitteilt, das Zeichen des erwachenden Deutschland , das Hakenkreuz" sich befindet.