Hindenburgs Eid

,, Treue um Treue"

Wir entnehmen dieses Kapitel dem Buche: Hitler , der Eroberer, die Entlar vung einer Legende". Von einem deutschen Politiker. Erschienen im Malik- Verlag , Berlin , Mai 1933).

Am Abend der Ernennung des Kabinetts stand der Reichs­präsident am Fenster seines Palais. Unten marschierten Stunde um Stunde in unendlichem Zug die braunen Solda­ten der nationalen Erhebung" vorbei. Frenetisch drang es aus tausend Mündern: Wenn das Judenblut vom Messer spritzt, dann geht's nochmal so gut!" Nur selten waren ihre Reihen unterbrochen von einer grünlich- grauen Abteilung Stahlhelm. Einmal wandte sich Hindenburg vorwurfsvoll an Meißner: Warum haben Sie mir nicht gesagt, daß es so viele sind?" Und er setzte später hinzu: Die Verteilung der Ministerien ist ungerecht, das muß gleich nach den Wahlen geändert werden." Er ging schlafen in dem Bewußtsein, nach seinem Eid gehandelt zu haben. Stets und diesmal wieder hatte er sich geweigert, eine Diktatur zu errichten. Er hatte einen parlamentarischen Kanzler ernannt. Der sollte sehen, ob ihm das Volk die Mehrheit gab. Bei allen Schritten hatte er die Billigung von Professoren des Staatsrechts, höchst gelehrten Fachmännern, so des berühmten Carl Schmitt , erfahren. Er wollte auch in Zukunft nicht anders handeln.

Er hatte nicht vergessen, daß der Verfassungseid, den er schwor, auch die schwarzrotgoldenen Farben schüßte. Er wollte darauf bestehen, daß sie am Tag von Potsdam von den Staats­gebäuden wehten. Der Reichswehrminister mußte geholt wer­den, um zu sagen, daß die Truppe nicht schießen werde, wenn SA. die Hakenkreuzflagge aufzöge. Da mag der fromme Christ sich vor seinem Gott mit der höheren Gewalt entschul­digt haben, die ja von Gott selbst stammen muß.

Nur ein Jahr vorher hat er Geßler, den er zum Kanzler rufen wollte, und der die Ausschaltung des Reichstages ver­langte, erwidert: Ich habe einen Eid geschworen!" Es war der Eid, den er in die Hand Löbes, des sozialdemokratischen Reichstagspräsidenten, ablegte. Was Geßler verlangte, war zu grob, zu plump gewesen. Erst als diese Pläne durch die Gaukeleien des geistvollen Carl Schmitt mit der Weihe authentischer Interpretation umgeben worden waren, hatte vieles ein anderes Gesicht angenommen.

Aber es war dieselbe Hand, die Hindenburg in die Hand Löbes gelegt hatte und die er am 1. Mai, am Tag der Ar­beit vor allem Volk zum Faschistengruß erhob. Ist das nicht ein Gegensatz, den keine Auslegungstünste vergessen machen fönnen?

Das Reichsbanner wird nicht vergessen haben, daß es den Wahlkampf für Hindenburg gegen Hitler führte und gewann, die Männer der politischen Mitte haben die Wahlplakate nicht vergessen, die laut verkündeten: Wer Hindenburg wählt, schlägt Hitler ". Die Richter des Reichsgerichts, die zugleich schlägt Hitler ". Die Richter des Reichsgerichts, die zugleich im Staatsgerichtshof die Oberste Instanz der Verfassungs­deutung sind, mögen vergessen haben, daß sie die Verjagung der Preußen- Regierung Braun- Severing für verfassungs­widrig erklärt haben und daß der Reichspräsident, das Ere­futionsorgan ihrer Urteile, dem Spruch keine Folge gegeben hat. Aber das Volk hat nicht vergessen, daß die Parolen, die für Hindenburg warben, versprachen: Die Treue ist das Mark der Ehre" und" Treue um Treue".

Ihnen erwidert die Geschichte selbst, daß es eine Treue gibt, die sich zu allen Zeiten stärker bewährt, als die Treue des Worts. Es ist die Treue, die der Bauer seinem Hof hält, der Soldat seinem Degen, der Fabrikant der Profitrate, der Arbeiter der Arbeiterklasse. Hindenburg ist Junker, Neudeck

hält ihn unlöslich verbunden mit dem Junfertum. Es war der letzte Versuch, das Junkertum zu retten, aus dem Kanz­lerschaft und Diktatur Hitlers erwuchsen.

Am Tage nach dem Reichstagsbrand war Herr von Olden­ burg- Januschau Gast bei einem Diner, das der Reichspräfi­dent zur Feier des hundertsten Geburtstages des General­stabschefs Graf Schlteffen gab. Der Junker spottete laut über die Schwazzbude", die endlich auch zu etwas gut" gewesen sei. Das Staatsoberhaupt verwies ihm mit lächelndem Ernst seine Wizze.

Noch am Tag von Potsdam versicherte er dem Mikrofon des Rundfunks, dem Erdrund also: das sei das Wichtigste, daß alles, was geschah, verfassungsmäßig geschah.

Und wieder einige Tage später wurde, wiederum verfaf­sungsmäßig, die Verfassung aufgehoben.

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Es gibt dreiunddreißig Biographien Hindenburgs . Sie alle schildern mehr oder weniger ausführlich auch die Geschichte seiner Familie. Wie es in Biographien üblich ist, stellen sie die Entwicklung ihres Helden aus dem Charakter der Ahnen dar. Unter ihnen kommt mehrfach der Name von Polenz vor; die traditionelle Felonie, die ostpreußische Junker in frühe­rer Zeit am deutschen Ritterorden, später an den Monarchen übten, war in dieser seither ausgestorbenen Familie so häu fig, daß man den landesverräterischen Verkehr mit Warschau furzweg Polenzen" nannte. Das wird in keiner der Bio­graphien erwähnt. Und ebensowenig ist in einer von ihnen zu lesen, daß ein Vorfahr des Reichspräsidenten , der Major von Beneckendorff und von Hindenburg , zum Tode verurteilt wurde, weil er 1806 die Festung Spandau den Franzosen ohne Schwertstreich übergeben hate

Der totale deutsche Einheitsstaat

Es schadet nicht, wenn wir nach innen fest zusammen.

aussen geschwächt sin

wir nur

geschweisst sind

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Geheime Spionage"

Görings Agenten überall...

Drei in Straßburg , zwei in Saarbrücken

Paris , den 20. Juli 1933. Seit der vor drei Wochen erfolgten Gründung der Aus: Yandsstellen der Geheimen Staatspolizei des Herrn Göring find bei der deutschen Botschaft in Paris bereits vierzig Beamte eingestellt worden. Dreizehn Beamte hiervon waren schon bisher in Paris mit unbekanntem Beruf ansässig, drei in Straßburg , zwei in Saarbrüden; die übrigen tamen unmittelbar von Berlin .

Diese Beamten haben bekanntlich für Paris die Funt tionen der deutschen politischen Polizei und des deutschen Spionagedienstes wahrzunehmen unter mißbräuchlicher Be nugung der offiziellen diplomatischen Einrichtungen.

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Dieser schwere systematische Mißbrauch der diplomatischen Egterritorialität wird. noch sein Nachspiel haben. Man hat ja am öster reichischen Beispiel des Nazi- Habicht erlebt, wie die Hitlerregierung ihre Spione und Provokateure unter die diplomatische Unantastbarkeit zu stellen versucht, um

ihnen ihre Verbrecherarbeit gegen den Frieden und die Unversehrtheit der Nachbarstaaten zu erleichtern. Wir haben allerdings auch erlebt, mit welcher Energie die Regierung des kleinen Desterreich darauf mit dem Hinaus wurf der Habicht und Konsorten geantwortet hat. Frank­ reich wird die Antwort auf diese Gangster Metho. den der Hitlerdiplomatie nicht schuldig bleiben. Mindestens so interessant ist aber die Feststellung in der obigen Meldung, daß zwei der Naziverbrecher Typenzur Bespigelung Frankreichs bisher in Saarbrücken tätig waren. Wir haben bereits vor einigen Tagen festgestellt, daß das neue Saar- Naziamt bei der politischen Zentrale der nationalkapitalistischen Bartei in Berlin nichts anderes darstellt, als ein Saar . Terforamt und dabei nach einer durch Jnpreß" ver­breiteten und aus bester Quelle stammenden Meldung im

wenn

TROPP

Hitler- Generaloberst!

Die Reichswehr wollte nicht...

Die Volksstimme" in Saarbrüden meldet ans Berlin : Durch Indiskretion einer der Reichswehr nahestehenden Persönlichkeit des Berliner politischen Lebens wird erst jetzt bekannt, daß Herr Hitler im Juni dieses Jahres durch Vers mittlung des nationalsozialistischen Abgeordneten Prinzen August Wilhelm von Hohenzollern an eine Reihe von höheren Offizieren der Reichswehr das Anfinnen richten ließ, sich das für einzusetzen, daß ihm, Hitler, der Rang und die Uniform eines Generalobersten vom Reichspräsiden ten im Namen des deutschen Boltes und auf Wunsch der Reichswehr " verliehen werden. Obwohl Prinz August Wilhelm sich mit Energie dieser heiklen Aufgabe unterzog und eine Rundreise quer durch Deutschland anstellte, scheiterte der Plan am allgemeinen Widerstand der Generäle der Reichswehr , die ablehnten, sich für Hitlers Eitelkeiten zu verwenden, und die von dem neuen Kollegen" nichts wissen wollten. Die Verleihung der Würde eines Generalobersten sollte nach den Wünschen Hitlers zum 1. August, zum Jahrestage des Kriegsausbruches, erfolgen.

Die belächelnswerte Eitelkeit des Herrn Adolf Hitler alias Schicklgruber aus Braunau bzw. Polna ist betrüb­licherweise durch die verständnislosen Herren Reichswehr. generäle abgeschmettert worden. Sollten die Herren vielleicht Befürchtungen tragen, daß der General­oberst von Hitler mit seinem militärischen Ehrgeiz, der während des Krieges nicht über den Gefreiten hinaus ge­langte, mehr beabsichtige, als nur einen Ersatz für den Titel Duce", den sein sklavisch nachgeahmtes Vorbild Mussolini vom König von Jtalien erhalten hat? Sollten die Herren Reichswehrgeneräle vielleicht vermuten, daß ein solcher neugebackener Generaloberst den vielleicht eines Tages notwendigen militärischen Belagerungs

will?!

Aber wie dem auch sei: Für die Militärkamarilla in

Gaargebiet bereits zwei Nazi- Spionage. austand unter eigenen Befehl nehmen zentralen und Spezialposten der Ge. heimen Staatspolizei bestehen und die Aufstel lung aktiver Terror- und Sprengstoffabtei Iungen bereits begonnen hat.

Wir glauben, daß der Zeitpunkt gekommen ist, in dem durchgreifende Maßnahmen zur Sicherung der Saargrenzen und zum Schutz des Saar. gebietsporjeglicher Artoon Terror Akten des Nationalsozialismus ergriffen werden müssen. Das ist um so mehr erforderlich, als, wie wir noch vorgestern nach amtlichen Verlautbarungen des offiziellen Conti- Büros der Nazi- Regierung nachge­wiesen haben, daß an der Saar trotz des Verbots der Regierungskommission SA. und GS. weiterbe. stehen und dem Kommando innerdeutschen Stellen der Nazipartei unterstellt sind. Um alle diese Vorgänge zu tarnen, wurde dann nach außen hin bekannt gegeben, daß der neuernannte Gauleiter Nazi- Spaniol allein für alle Maßnahmen im Saargebiet verantwort lich sei die in Wirklichkeit jedoch durch die politische Zentralleitung der Nazipartei und das Geheime Staats­

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Hitlerdeutschland bleibt Adolf lediglich der will­kommene Feldwebel zur neuen Militarisierung und Herstellung der Aufrüstungsmentalität im deutschen Volke. Sobald dieser neue Unteroffizier von Potsdam mehr zu sein verlangt, zeigt man ihm die kalte Schulter- obgleich er sich als Ernennungstermin ausgerechnet den Jahres tag des Kriegsanfangs vom August 1914 als einen deutlichen Wink mit dem Zaunpfahl an den Gene­ralstab, der schließlich Hitlers Mannschaften braucht, aus­gesucht hatte.

Das sächsische Aerzteblatt, das in Nr. 11 in gleichge­schalteter Liebedienerei schrieb: Er steht in den Augen und Herzen der Nation, ja, im Grunde aller hochwertigen Völker, so hoch infolge seiner Leistung und natürlichen Würde, daß der Titel eines Raisers keineswegs zu hoch für ihn wäre", hat also zweifellos etwas zu hoch ge­griffen. In den Augen seiner eigenen Verbündeten langt es nur zum Sergeanten vom Dienst".

polizeiamt Görings vorbereitet und durchgeführt werden. 500 Nazis interniert Videant Consules!

6 Millionen Juden Weltboykott gegen Deutschland

m. b.

London , 19. Juli. ( Inpreß.) Samuel Untermeyer, der eine Weltboykottbewegung der Juden gegen Hitler organisiert, tritt im Namen von sechs Millionen Juden auf. Er teilt in der englischen Preffe mit, er habe nicht die Absicht, Hitler aufzusuchen, der ihn eingeladen habe. Er werde gegen Hitler fämpfen. Wenn Hitler beispielsweise erklärt habe, kein Film, der in den Vereinigten Staaten von Juden gemacht worden sei, dürfe in Deutschland gezeigt werden, so stelle er, Unter­meyer fest, daß praktisch fein amerikanischer Film mehr nach Deutschland tommen könne. Aber hier werde die amerika­ nische Regierung auch noch ein Wort mitzureben haben.

Untermeyer entfaltet von London aus eine fieberhafte organisatorische Tätigkeit.

m. b.

Zuwachs in den Konzentrationslagern Daß die inneren Auseinandersetzungen in der nationalsozialistischen Bewegung bereits einen sehr großen Umfang angenommen haben, geht daraus hervor, daß nach zuverlässigen Informationen von höheren Funktionären der SA. , der SS. und der sonstigen Organisationen der NSDAP . gegenwärtig bereits etwa 500 in den Gefängs nissen und Konzentrationslagern interniert worden sind. Nach dem Fund der Leiche von Stelling sind erneut in der Dahme einem Nebenarm der Spree im Südosten Berlins

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- acht gräßlich verstümmelte Leichen gefunden worden. Sechs waren linksstehende Personen, a wei wurden als Mitglieder der A. festgestellt. Man darf annehmen, daß bei der Ers mordung der Gegner auch gleich unbequeme A.- Leute von ben eigenen Kameraben um die Ede gebracht worden find,