DAS BUNTE BLATT

TAGLICHE UNTERHALTUNGS- BEILAGE

Onkel Vogelfrey

Doo, wie schön, Onkel Vogelfrey will mit uns Kindern in den Wald: das wird aber fein. Mit Onkel Vogelfrey auf Wanderfahrt und zu denken: daß Onkel die Sprache der Bögel und Pflanzen versteht. Herrlich wird das. Vor Freude schmeckt uns heute früh schon kein Kaffee und Brot mehr. Mutter, adjes- hinaus gestürmt aus dem Haus Treffpunkt die andern sind schon da-- ei, guten Morgen, Onkel Vogelfrey- und dann gehts mit Gesang zur Stadt hinaus das Wandern ist der Kinder Lust- hinaus in die Ferne der Sommer ist gekommen wo wächst der hohe schöne Wald?

Die Sonne spielt auf der Geige.

-

-

zum

-

Felder links und rechts. Obstbäume an der Chaussee was sagen die Obstbäume? Was sie sagen? Kinderchen, fagen die Obstbäume: guckt mal auf meine Aeste' nauf, da fizzen all meine Kleinen, meine Kinderchen, die ersten Aepfel­chen, die Sonne hat sie ausgebrütet wenn sie groß sind, meine Kinder, dann schenke ich sie euch alle: die rotwangigen Aepfel.

-

Onkel, was find das für Felder? Links der Roggen, rechts der Weizen. Die Lerche drüber hin. Höret, Kinder, wie die Lerche jauchzt: liebe Menschlein, fliegt mir nach, breitet eure roten Herzensschwingen: hinauf fliegen wollen wir, bis an den blauen Baum des Lebens unter dem das

liebe Mütterchen Sonne fizzt- und ihren Fiedelbogen zieht, tlingklang: über die goldenen Saiten!

-

Ein anderes Feld. Ein Kleestück. Roter duftender Klee. Horche- das Sensenlied, ein Bauernwagen mit zwei braunen Füchsen davor: und der Bauer wetzt die Sense Onkel, was heißt das?- Roter Klee und weißer Klee Hochzeitskranz und Totenkranz heute Freude, morgen Weh. Höret und sehet drei Schatten fliegen durch die Luft - drei Raben die Totenvögel: Grab! Grab! Grab!

-

-

-

Doch am Acerrain fiebeln die lustigen Grashopper- gib: gib: gib- gib dich ganz der Freude des Augenblicks hin. Hoo, Onkel, da hoppelt' n Hase was sagt der? Niemals trauen, niemals trauen: immer lieber von weitem schauen und die Ohren spißen, man kann niemals wissen!

Der Waldhei, der Wald öffnet uns seine Arme Kinder, kommt an mein Herz. Daß ich euch meinen frischen Odem in die lebendigen Seelen blase: daß meine Schönheit und Freiheit euch ganz durchdringe! Singe. Berne . Sei gut. Gut ist Gott .

Zuerst geht es durch Haselbusch . Dann kommt Jungeichen­wald. Onkel, was schreit denn die Elster? Geht nicht an die Vogelnester, schreit die schwarzweiße Elster. Und was schreit der blaue Häher? Laßt die Haselnüsse fißen, bis sie reif sind. Hoo, Onkel Vogelfrey: hier ist ein Korallenbaum, rote

Mensɗienkind und Schimpansenkind

Bor ungefähr einem Jahre erregte der Professor der Piy­chologie an der Universität von Indiana , Dr. Kellogg , mit einer eigenartigen Ankündigung Aufsehen. Er wollte ein Schimpansenjunges zusammen mit seinem kleinen Söhnchen Donald erziehen und die beiden unter völlig gleichartigen Bedingungen groß werden lassen. Er erhoffte sich von diesem Experiment interessante Aufschlüsse über die Psychologie und Intelligenz der Menschenaffen.

Jezt ist dieser mit Interesse erwartete Versuch beendet und Professor Kellogg hat sein Ergebnis mitgeteilt.

Ungleidie Entwicklung

Gua, das Schimpansenkind, war siebeneinhalb Monate alt, als Professor Kellogg es in sein Haus nahm. Der fleine Do­nald zählte damals zehn Monate. Menschenkind und Affenkind wurden nun vollkommen gleichartig und ge= meinsam erzogen. Sie erhielten gleiche Kleider, gleiche Nahrung, bekamen dasselbe Spielzeug und schliefen sogar nachts in gleichfarbigen Pyjamas.

Das Ergebnis der ersten Monate war für die Eltern er­schreckend. Sie stellten zu ihrer namenlosen Verblüffung fest, daß der kleine Affe erheblich mehr Intelligenz an den Tag legte als das Menschenkind. Gua bewies eine raschere Auf­fassungsgabe als sein Spielkamerad; wenn ihm etwas ge­zeigt wurde, so lernte er schneller als Donald. Ueberhaupt zeigte er bedeutend mehr Lebhaftigkeit und Geschicklichkeit. Diese Ueberlegenheit dauerte jedoch nur bis zum 16. Le­bensmonat des Schimpansenfindes. Von diesem Zeitpunkt an vollzog sich seine psychische Entwicklung wesentlich langsamer als früher, während das Söhnchen des Professors sich in beschleunigtem Tempo zu entwickeln begann.

Die Entscheidung

In den ersten Monaten des Experiments konnte man im Benehmen der beiden ungleichen Spielgefährten kaum einen Unterschied wahrnehmen. Der Schimpanse benahm sich ebenso wie der Mensch, ja, er begriff ebenso wie der kleine Donald, was der Professor und seine Angehörigen zu ihm sprachen. Das entscheidende Erlebnis für das Affenkind waren die ersten Sprachversuche des Brüderchens". Als der kleine Do­nald zu sprechen begann, war der Schimpanse völlig verwirrt und bemühte sich vergebens, seine Sprache nachzuahmen. Nicht ohne Ergriffenheit verfolgten die menschlichen Pflege­eltern diesen Versuch. Der kleine Schimpanse wurde aber feinem Gefährten entfremdet, ja, er begann ihn sogar zu fürchten und zeigte keine Lust mehr, mit ihm zu spielen.

Es sprach eine Schwalbe zu einem Kalbe:

" Sag, fannst du fliegen, in Lüften dich wiegen?" Das Kalb sprach:" Muh! Laß mich in Ruh!

Ich habe keine Zeit dazu."

-

-

-

Korallenbeeren, wir machen uns forallene Halskettchen davon: wir Mädels.- Nir da anrühren, die roten Beeren sind Tollkirschen nicht immer ist das Schöne schön, oft ist das Schöne nur eine Lockspeise- Köder auf den Fisch. Jahaa jetzt sind wir im richtigen Hochwald wie ein Part Gras und Farnkraut, unterm Farnkraut spielen die rotnafigen Gnomen Würfel, auf der Stubbenplatte eines ab­gesägten Eichenbaumes. Vielhundertjährige Eichbäume- und alte bronzestämmige Rotbuchen- o, wie würzig sich die Luft atmet. Oben zwischen den Baumwipfeln zeigt sich des Himmels leichtes Blau- und noch leichtere Alabaster­wölfchen gucken mit einem schneeweißen Zipfel zu uns Kin dern in den Wald. Huuh, Onkel, was war das für ein Schrei? Das war der Jagdruf des Sperbers. Was ruft der Sperber, Onkel? Ich bin der Starke, fürchtet mich: ihr Schwachen! Wie aber sollen wir Schwachen uns wehren, Onkel? Schließt euch zusammen, zur Arbeit und Freiheit dort das Volk der rotbraunen Ameisen: im schwarzen Fich­tenwaldstück Nadel auf Nadel tragen die Ameisen zusam men: Tannen- und Kiefernnadeln, Balken zu Balken und stolz wächst die Ameisenburg. Obendrauf die Flagge der Gemeinschaft. Ein Volt, ein Wert, eine Freude!

-

-

so mie

-

hoch

Und jetzt sind wir am Weiher, rund herum die schönen grünhaarigen Birken: um den Weiher tanzen die Wald­nigen, ihr fliegendes grünes Haar wie frisch geht hier der Wind. Drüben steigt die Felswand: Braunwacke- Gold­wacke, im Felsspalt waltet Rübezahl seines Amtes, als Feuermeister im Fels drinnen schmieden die Kobolde das glitzernde Geschmeide. Für wen ist denn das Geschmeide, Onkel Vogelfrey? Für den, der offene Augen hat. Braun­wacke: Goldfels. Junges Buchenblatt- Smaragde. Im Wei­

-

Nähe Waldfriedhof

von Erich Häfner

Männer stolperten stumm durch den Wald. Riefernadeln fielen auf ihre Zylinder. Die Gehröcke glänzten. Sie waren alt. Männer stolperten stumm durch den Wald wie zu groß geratene Kinder.

Der schwarze Leichenwagen fuhr zwischen den Bäumen langsam nach Hans. Nun lag der Leichnam in der Natur und der leere schwarze Wagen fuhr wieder aus ihr heraus.

Ein Mann blieb an einem der Stämme stehen Schuld trug die viel zu lange Predigt. Er wippte verlegen auf seinen Zehen und konnte sich selber nicht recht verstehen. Dann war auch Das erledigt.

Er rannte hinter den Andern her, jenem Baumftamm zu entfliehn. Als ob gar nichts gewesen wär und tief bekümmert sagte er: Schade um ihn."

Die Andern nidten ftreng und alt. In ihren Ohren flang Choralgefang. Der Simmel sah aus wie feuchter Asphalt. Die Männer ftolperten stumm durch den Wald ins Restaurant.

Was es alles gibt

her glizern Türkisen. Opalen liegt die Luft überm weiber. Affen im Strandbad

Die Falter vertragen Rubine. O wie schön ist es hier. Wel­cher Reichtum: an funkelnden glitzernden Farben.

-

-

-

Und am Ufer des Weihers wächst Schilf. Die kleine luftige Rohrdommel pfeift ihr Kinderlied. Im Nest schlafen die Kleinen. Die violetten Libellen, lautlos huschen sie hierhin huschen sie dorthin wie rastlose nimmermüde Gedanken. Soo, Kinder, hier an der Felswand wird jezt das Feuer angemacht den Hordentopf mit der Erhswurst drüber und nun nimmt Onkel Vogelfrey der Lisbeth den großen hölzernen Kochlöffel ab und er selber rührt die duftende Suppe um und er spricht den Mittagsspruch Feuer: Inistere und flamme- nicht zerstörend, sondern segnend, Fel­der gaben ihre Früchte, Wasser macht das Ganze gar. Nach dem Schönen, nach dem Reichen- laßt uns speisen, laßt uns rasten. Onkel Vogelfrey: dein Kuckuck ruft. Onkel Vogelfrey, wie lange lebst du noch? Ein zwei- drei- acht Jahre. dm. Das ist für mich Alten genug.

-

Ladien nicht verlernen

Aus der Frankfurter Jllustrierten":

Am Nordpol find sechs Monate Tag und sechs Monate Nacht."

" Da möchte ich leben." Warum?"

" Wenn ich einen Wechsel einlösen soll, sage ich: Kommen Sie morgen."

,, Als Sie auf den riesigen Tiger stießen, warum haben Sie ihn denn da nicht erlegt?"

Für einen Bettvorleger hatte er doch nicht den richtigen Gesichtsausdrud."

In Hagenbecks Tierpart in Stellingen gibt es nicht weni­ger als zweihundertfünfzig Affen. Für sie wurde vor einigen Tagen ein regelrechtes Strandbad eröffnet, das fünfzig Badeluftigen" Plaz bietet. Ganz klar ist den Affen die Be­deutung dieser neuen Einrichtung offenbar noch nicht ge­worden; vorläufig betrachten sie jedenfalls die vielen Bade­häuschen als die Hauptanziehungspunkte des Strandbades, denn diese sind ständig von Einlaßsuchenden umlagert und werden gewöhnlich paarweise auf längere oder kürzere Zeit besetzt. Auch auf den Dächern dieser Häuschen hat sich schon ein reges Badeleben" entwickelt nur ins Wasser gehen die Affen recht selten.

Weiße Neger?

--

-

Wenn die Meldung wahr ist, so tritt die Negerbleich e, eitles Scherzwort der Weißen, aber Traum und Sehnsucht vieler Farbigen, in den Bereich der Wirklichkeit ein. Aus Monato wird berichtet, daß der Direktor des fürstlichen Sanitätsamtes vom monegassischen Konsulat auf Haiti­ein Konsulat des Fürstentums Monako auf Haiti : an sich schon ein Weltwunder!- eine höchst merkwürdige, ja sen sationelle Nachricht erhielt. Dort begab es sich nämlich, daß der schwarze Bürger Jêmeon Dauphin an Asthma er­krankte und nach Landesbrauch ein gegen solche Beschwerden bestens bewährtes Pulver zu sich nahm, das aus dem Samen des auf den Antillen häufigen Roisy- oder Roirybaumes ge­wonnen wird. Da Jsmeon jedoch zu den ganz Schlauen ge­hörte, die ohne Unterschied der Hautfarbe unter allen Him­melsstrichen verbreitet sind, so nahm er die auf mehrere Tage berechnete Dosis auf einmal ein, um desto rascher gesund zu werden. Die Folge war, daß er wie tot umfiel und längere Zeit unter schweren Vergiftungserscheinungen frank lag. Allmählich aber erholte er sich und nun wurde ein Vorgang beobachtet, der die Gelehrten und Laien von Haiti in Er­

Frauen find doch ehrlicher, nie Itest man, daß eine Raf, staunen versezte. Die Haut des Genesenden verlor zusehends fiererin durchgegangen ist."

Die nimmt eben immer gleich ihren Chef mit."

Es ist unglaublich, wie viele Briefe täglich ohne Adreffe vollster Bedeutung ein weißer Neger geworden. Der in den Kasten geworfen werden."

So? Ich habe noch nie einen bekommen."

*

Immer treffe ich Sie mit der Schnapsflasche." Ich versuche, meinen Kummer zu ersäufen." Und gelingt das nicht?"

" Ich glaube, das Biest kann schwimmen."

*

Aus dem Lustigen Sachsen": Die Witwe Hubinger, Besizerin eines sehr gut gehenden Hutsalons, hat sich neulich wieder verheiratet. Mit einem um zwanzig Jahre älteren Geldbriefträger.

Und von jetzt an", sagte ste nach der Hochzeit zu ihrem Gatten, wirst du die Rechnungen austragen. Denn wenn der Geldbriefträger kommt, lassen sich die Leut' niemals ver­leugnen!"

*

Ungeeignet

Der Radiohändler Möbes fuchte einen tüchtigen Radio­inkassanten.

Eines Tages sprach ein junger Mann bei Möbes vor und bot dem Kaufmann seine Dienste an.

den schwarzen Hochglanz, der ihr vordem eigen war. Sie erbleichte mehr und mehr, bis sie endlich so weiß war, wie nur irgendeine europäische Haut. Jsmeon war in des Wortes Direktor des Sanitätsamtes von Monako , Dr. Jean Mar­ san , hat alsbald die nötigen Schritte getan, um die zur wissenschaftlichen Untersuchung erforderlichen Mengen Riosy­samen in die Hand zu bekommen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß Monako, das als Reiseziel märchenhafter Träume unter der Konkurrenz immer zahlreicherer Riviera- Kasinos zu leiden beginnt, damit einem neuen Aufschwung entgegengeht. Die Neger, vor allem die in Europa ansässigen, deren Zahl seit dem Kriege bedeutend zugenommen hat, werden in Scharen nach Monako ziehen, um sich- das Wort ist bereits in Umlauf gekommen ismeonisieren" zu laffen.

-

Jaubstumme fören mit den Händen

-

Im Phonetischen Laboratorium des Leipziger Staatlichen Heinicke- Instituts, der ältesten Taubstummenanstalt der Welt, find schon seit dem Jahre 1908 Versuche im Gange, um ein Hilfsmittel zu finden, das den Taubstummen das Hören ersetzt. Professor Lindner hat jetzt das Mittel gefunden. Er hat zu seinen Versuchen die Errungenschaften der Rundfunk­technik herangezogen und übermittelt mit Hilfe eines kleinen Radiosenders die normale Sprache, die dann in elektrische Schwingungen umgewandelt wird. Die Schüler des Instituts tasten diese in Schwingungen umgewandelte Sprache einfach mit den Händen ab.

Der Chef musterte den Bewerber von oben bis unten und wieder retour: Na, ausseh'n tun Sie gar nicht übel!" Der junge Mann griff nach der Brieftasche: Und jetzt, bitte schön, verehrter Herr Möbes", sagte er, möchte ich Ihnen, wenn Sie gestatten, meine Zeugniffe vorlegen." it nicht mehr nötig!" lehnte da der Kaufmann energisch Röntgeninstitut auf Räder ab. Sie kommen als Inkassant leider nicht in Frage, mein Lieber, denn Sie sind viel zu höflich für diesen Beruf."

*

Der zahlende Gast

Aber, ich bitte dich, Otto, wie kannst du nur diesen Herrn Franke ausgerechnet heute zu Tisch mitbringen, wo du doch ganz genau weißt, daß ich Großreinemachen habe?"

Abwarten, Liebling, Franke ist der einzige von meinen Bekannten, der start genug ist, um dir den Küchenschrank wegzurüden..."

Auf Luzon , der größten Insel der Philippinengruppe, ist die Tuberkulose stark verbreitet. Zur Unterstützung des Stampfes gegen diese Krankheit haben die Gesundheitsbe­hörden auf Lastautos ein fahrbares Röntgenlabo ratorium eingerichtet, das, mit Fachleuten besetzt, regel­mäßig die Runde auf der Insel machen soll, um Röntgen­aufnahmen von tuberkulofeverdächtigen Einwohnern her zustellen. Die schlechten Wohnverhältnisse und das feuchte Klima der Insel haben dazu geführt, daß auf Luzon die Tuberkulose die meisten Opfer fordert.