Für höhere Löhne und kürzere Arbeitszeit wtb. Washington, 25. Juli. Mit einer Rundfunkansprache
Was die Presse meldet...- Dic ,, wahre Mission der Reichswehr “... ein, burch den er die 3nduſtrie mobil machen will, um ein
Wie Inpreß" meldet, werden auf dem Schießplaz Meppen , der im Besiß von Krupp ist, Versuche mit 42-3entimeter Mörsern angestellt.- Ebenso werden auf dem Schießplay Jüterbog schwere Feldhaubigen, hergestellt von Rheinmetall, ausprobiert.
G. London fegt im Journal" seine Enthüllungen über die deutschen Rüstungen fort, Er meldet, daß Tanks von den Linte- Hoffmann- Werten, Breslau , und von Daimler- Benz gebaut werden. Die Waffenfabrik Mauser liefert moderne Schußwaffen, die bei Polke in Magdeburg aufgestockt werden. Rheinmetall hat sich auf die Kanonenfabrikation geworfen; es wird von einem Geheim modell gesprochen. Die Minen: werfer werden in Eisenach erzeugt. Pintsch in Fürstenwalde fabriziert Gas apparate. Munition wird bei dem getarnten Wert Polke in Magdeburg und bei den Deutschen Werfen in Spandan erzeugt. Außerdem werden Waffen und Munition aus dem Ausland eingeführt, so aus der Schweiz , Holland , Schweden und sogar aus Litanen. Die Enthüllungen sollen fortgesetzt werden.
„ Le Journal" gibt an, daß eine ganze Reihe großer Fabriten von heute auf morgen auf hochgesteigerte Gift: gasfabrikation umgestellt werden kann, beispielsweise: Chemische Fabrik von Heyden , Radebeul : Dresden ( flüchtige, unsichtbare, leichte Gase bisher uns
bekannter Zusammensetzung); Billwarder in Sam burg Billbrook( Arsenikgase); Schering= Kahlbaum( Chlorgafe); Gehe u. Co., Dresden ( Phosphorgafe), ganz abgesehen von den Groß werken der JG. Farben, die vollkommen vorbereitet sind auf die Giftgasfabrikation.
Abgesehen von diesen Großwerken find so bemerkt e Journal" viele private Möglichkeiten in der Gift: gasherstellung vorhanden, wie denn auch Privatgesell: schaften zum Studium der Giftgafe und ihrer Wirkung in Deutschland von der Regierung unterstützt werden.
Das Journal" fegt seine Veröffentlichungen über den derzeitigen Stand der geheimen Rüstungen Deutschlands fort. Hierbei schreibt es über die konkreten Aufgaben der deutschen Reichswehr folgendes: Die wahre Mission der Reichswehr besteht darin, ein Rahmen zu sein für eine große nationale Armee, die sich in aller Ruhe und Verschlagenheit bildet hinter dem durch amtliche Dementis planmäßig verbreiteten dichten Nebel. Diese Mission ist jene, die General von Seedt in seinem berüchtigten Tages= befehl vom 1. Januar 1921 ganz offen ausgesprochen hat; und es ist fymptomatisch, daß man jezt nach zwölf Jahren, diesen Seedtschen Plan zu verwirklichen beginnt. Das beweist, daß fich jenseits des Rheines nicht das geringste geändert hat: das Deutschland von gestern war und das Deutschland von heute ist das Deutschland des Revanche- Krieges!
Protestantenwahl
Deutsche Christen
Das Hakenkreuz- Pastorentum siegt unter Terror Eine Niederlage des Evangeliums und der protestantischen Gewissensfreiheit
Am Sonntag baben im Reiche die protestantischen Kirchens wahlen stattgefunden. Ihnen sind die heftigsten Auseinanderlegungen voraufgegangen, die der deutsche Protestantismus jemals erlebt hat. Durch Gewaltatte wurden die gewählten obersten Kirchenführer kommissarisch" abgefeßt. Die „ Einigung" unter dem start zersplitterten Protestantismus wurde betrieben, um der nationalsozialistischen Glaubenss gemeinschaft Deutsche Christen " die alleinige Macht über bie kirchliche Organisation in die Hände zu spielen. Auf dem Boden evangelischer Brüderschaft hallte es darum in den vergangenen Wochen von politischen Gegensägen wider, die die ohnehin gelockerten Beziehungen zwischen den Gläubigen und der Kirche gänzlich aufzulösen drohten. Immer stärker drängt sich unter Führung des Wehrkreispfarrers Müller der Hakenkreuzpastor als Gottes und Hitlers Beauftragter in die vorderste Linie des überrumpelten Kirchenvolts.
Geben die nunmehr vorliegenden Wahlrefultate ben " Deutschen Christen " das Recht, von einem überwältigenben Siege au fprechen? Richtig ist, daß sie nahezu überall bort, wo überhaupt noch Wahlen stattfanden, die Mehrheit erreichten. Wir verzeichnen einige Ergebnisse:
Berlin : Die Wahlbeteiligung betrug in Groß- Berlin durchschnittlich 70 Prozent. In Groß- Berlin haben, wenn man von einigen wenigen ländlichen Vorortsgemeinden ab= fieht, rund 80 Gemeinden gewählt. Bis 11 Uhr vormittags lagen die Ergebnisse aus 53 Gemeinden vor. Es erhielten: Deutsche Christen " 158 700 Stimmen, Lifte, Evangelium und Stirche 76 684 Stimmen. Die Deutschen Christen haben also zwei Drittel, die Lifte„ Evangelium und Kirche " ein Drittel der abgegebenen Stimmen erreicht. In einigen Gemeinden des Westens dagegen hat die jungreformatorische Liste ,, Evans gelium und Kirche" sich mit etwa 50 Prozent gegens über den Deutschen Chriften behauptet, so in Lichterfelde und Dahlem . Auch in der Innenstadt stehen in einigen Ges meinden die beiden Gruppen fich etwa in gleicher Stärke gegenüber, so in der Seilandsgemeinde, in Nicolai, der ältesten Gemeinde Berlins , und in Christus.
München : Zu den Wahlen in der evangelischen Gesamts firchengemeinde in München waren als wahlberechtigt 14 300 Personen eingetragen, davon haben 11 200 Personen, das find 78 Prozent gewählt. Es war für München nur eine Bor: fchlagstifte aufgestellt worden, eine Gegenlifte war nicht vor handen.
Thüringen : Bei den Wahlen zum Evangelischen Landeskirchentag find im Lande Thüringen nach den bis zu früher Morgenstunde vorliegenden Meldungen insgesamt 305 898 gültige Stimmen( bei der letzten Landeskirchentago wahl am 22. Januar 1988 259 588 Stimmen) abgegeben worden. Sonach ist die Wahlbeteiligung von 28 Prozent auf etwa 84 Prozent gestiegen. Fast, zwei Drittel der Wahlberechtigten haben indessen nicht ge=
wählt. Auf die Glaubensbewegung Deutsche Christen ents
der Arbeitszeit im ganzen Lande zustandezubringen.
Der Präsident sagte u. a., alle seit dem 3. April ergangenen Vorschläge und gesetzgeberischen Maßnahmen seien zusammenhängende Teile eines logischen Ganzen. Seit Jahren habe die Regierung über ihre Verhältnisse gelebt; die dringendste Aufgabe sei es daher gewesen, die regel mäßigen Ausgaben mit den Einnahmen in Einklang zu bringen. Dies sei geschehen. Der amerikanische Kredit sei in guter Verfassung. Der Unterbau des Bundeskredites stehe wie aus Granit breit und sicher da. Er sei die Grundlage des ganzen Erholungsplanes. Das Heilmittel sei, weniger zu erzeugen. In den letzten vier Jahren habe es einen Abstieg in die wirtschaftliche Hölle gegeben. Aber der Ausweg sei flar erkennbar. Wenn alle Arbeitgeber in jeder gleichartigen Branche sich auf die Festsetzung der gleichen ange messenen Löhne und der gleichen angemessenen Arbeitszett für ihre Angestellten einigen würden, dann würden höhere Löhne und kürzere Arbeitszeit den Arbeitgeber nicht schädigen. Hiermit sei die Grundidee der Gesellschaft und der Nation selbst berührt.
Trotzki
Paris , 25. Juli. Leo Troski und Gefolge haben sich nach Innerfrankreich, und zwar nach dem kleinen Badeort Royat , begeben. Hierzu bemerkt der sozialistische Populaire": Das Gerücht ist verbreitet, daß Leo Tropki seine Aufenthaltsbewilligung vom Quai d'Orsay nach langen Verhandlungen mit Moskau erhalten hat. Auch bei der Begegnung Bit winow- Paul Boncour soll davon gesprochen worden sein. In Royat finden sich auch wie zufällig Tardieu und Litwinow . Wahrscheinlich wird Tardieu die Ankunft Troskis ziemlich gleichgültig sein. Aber wenn Litwinow den früheren Chef der Roten Armee nicht hätte sehen wollen, hätte er nur die französischen Behörden zu ersuchen brauchen, ihm diese Be gegnung zu ersparen. Also?
fielen 271 278 Stimmen, alfo 88,59 Prozent der abgegebenen Schreckensurteile
Stimmen( im Januar 67 714 Stimmen).
In Baden erhielten die Deutschen Chriften 32, bie Kirchlichpositive Vereinigung 25 Sige.
In Württemberg erreichten die Deutschen Christen 32, die übrigen kirchlichen Gruppen 29 Sige. Insgesamt rechnet man mit einer Mehrheit für die Deutschen Christen " von 70 bis 75 Prozent, bei einer sehr starken Beteiligung der Eingetragenen. Eine Entscheidung, die der wirklichen Stimmung der Protestanten entspricht, ist jedoch damit nicht getroffen worden. Schon die Eigentümlichfeit des Wahlverfahrens verhindert das. Jeder, der sich an der Wahl beteiligen will, muß sich nämlich in eine bei ges wiffen Stellen aufliegende Lifte persönlich eins tragen. Wer hier nicht verzeichnet steht, hat kein Wahlrecht. Man braucht nicht näher auszuführen, daß dieses Verfahren dem Terror und bem Gesinnung= brud Tür und Tor geöffnet haben. Die Beauf tragten der Deutschen Christen " tonnten frei werben und eifrig kontrollieren die andern blieben schen und inattip
im Hintergrunde. So ist es zu erklären, daß an zahlreichen Orten überhaupt keine Listen außer der ber Deutschen Christen " eingereicht wurden. Ein Merkmal für die wirkliche Situation ist auch die Meldung and Thüringen , daß dort über zwei Drittel der Wahlberechtigten überhaupt nicht ge= wählt haben...
Das Ergebnis dieser Wahl wird die Existenzgrundlage des deutschen Protestantismus, soweit sie auf der freien Gewissensentscheidung der Gläubigen beruht, anfs tieffte erschüttern. Durch und durch politisiert, zentralisiert unter halbftaatlichen Befehlsgewalten, hat die Kirche mit dem Siege der Deutschen Christen " die Niederlage des Evangeliums und der pro= testantischen Gewissensfreiheit hinzu= nehmen. Zu ihnen steht der von der Geistlichkeit geduldete und beschönigte braune Terror in unlöslichem Widerspruch, welches Mäntelchen im Namen Chrifti er sich auch nach außen hin umhängt.
Einer, der nicht parierte
Wie der Angriff" berichtet, wurde in Bad Wilsnad der in Quigöbel vertretungsweise amtierende Pfarrer Reinh. Busch aus Punzlau am Sonntag, als er in einer Ver= sammlung sprechen wollte, in Schußhaft genommen. Busch hatte, wie das Blatt hinzufügt, am Vormittag in seiner Predigt den Reichskanzler Adolf Hitler von der Kanzel herab als Antichrift und die Deutschen Christen als deutsche Heiden bezeichnet. Der erst 25 Jahre alte Prediger aehört zu der Bewegung religiöser Sozialisten...
Die Gleichschaltung als Ziel
Berlin , den 25. Juli 1933. Der Reichskanzler versucht, sich der Reichswehr allmählich zu bemächtigen. Es ist eine Aenderung des Reichswehrgesetzes geplant, die mit der staatsrechtlichen Veränderung im Reich begründet iff. Militärische Hilfe bei örtlichen Unruhen usw. können nicht mehr die Landesregierungen, sondern nur noch die Reichsstatthalter verlangen, also Hitlers Vertrauensleute. Die Wahlen von Vertrauensleuten und die Wahl einer Heeres- und Marinekammer zu Beratungen des Reichswehrministeriums fallen weg. Damit sind auch die Reichswehrsoldaten entrechtet. Ferner wird eine neue Klausel aufgenommen zur frist losen Entlassung von Soldaten, die natürlich sofort rigorose Anwendung gegen alle nicht ganz nationalfozialistisch zuverlässigen Reichswehrsoldaten finden wird. Ferner ist eine neue Militärgerichtsbarkeit, ein neues Militärftrafgesetz geplant, das sich auch auf die bei der Wehrmacht angestellten Zivilpersonen erstrecken soll. Wenn Hitlers Pläne durchgehen, wird auch bald die Reichswehr nur noch 100prozentige GS.- Leute enthalten.
Relchswehrmanöver abgesagt Und die Gründe?
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Wie das Hitlerbüro meldet, hat der Reichspräsident ge nehmigt, daß die Reichswehrmanöver dieses Jahr ausfallen.
Das Hitlerbüro argumentiert bas mit Ersparnisgründen. Wahrheit ist, daß Hitler bei den bekannten Differenzen mit der Leitung der Reichswehr unter teinen Umständen eine Konzentration der gesamten Wehrmacht zulaffen wollte, und diesen Wunsch auch von Hindenburg erfüllt betam. Sit Ter hat erreicht, daß die Reichswehr nur zerstreut in fleinen Verbänden Manöver durchführt.
Wieder zwei Todesstrafen
Die Kommunisten Fölz und Sczodry sind zum Tode ver urteilt worden, weil sie an einem Kampf zwischen Kommu nisten und Nationalsozialisten beteiligt waren. Dreieinhalb Jahre Gefängnis
Der frühere sozialdemokratische Landrat Dr. Velthaus aus Osterode ist, wie man sagt, wegen Aftenbeseitigung usw. zu dreieinhalb Jahren Gefängnis und 5 Jahren Ehrverlust verurteilt worden. Die nationalsozialistische Schandjustiz findet für jedes Urteil eine erschwindelte Erklärung. Wieder 800 Marxisten verhaftet
Hitlers Polizei führte in der Nacht zum Sonntag in der Felsstadt am Lipschüßer Teich bei Leipzig eine Razzia durch, 5. H. eine Marristenverfolgung. Außer Mißhandlungen wurden rund 800 Marxisten verhaftet.
1 Jahr 9 Monate Gefängnis 1 Jahr
Weimar , 24. Jult. Vom Thüringischen Oberlandgericht ist der Lehrer Walter Kühnert, der beschuldigt wurde, für die Kommunisten eine Wah Istatistik angefertigt und sich außerdem in seinem Wohnorte auch nach dem Verbot der Freidenkerverbände noch für diese Bewegung betätigt zu haben, wegen Vorbereitung zum Hochverrat aut 1 Jahr und 9 Monaten Gefängnis verurteilt worden.
Berlin , 28. Juli. ( Inpreß.) Der preußische Minister präsident Göring gibt in einem Erlaß bekannt, daß von nun an er allein praktisch alle Beamten zu ernennen habe. Es handelt sich nicht etwa nur um die Beamten seiner Ministerien, sondern auch um alle wichtigen Beamten aller Zentralbehörden, der Behörden der allgemeinen und inneren Verwaltung, der Finanzverwaltung, der Justiz- und Forstverwaltung, der Universitäten und Hochschulen, sowie der Theater.
Göring ist bisher: Reichsinnenminister, preußischer Innenminister, Luftfahrtminister des Reichs, Reichstagspräsident und Hitlers stellvertretender Statthalter in Preußen. Mehr Funktionen kann nicht einmal der„ Führer" vereinigen.
Das Neueste
In der Nähe von Avignon stießen zwei vollbesetzte Personenautobusse zusammen. Hierbei sind 12 Fahrgäste schwer verlegt worden.
Die sechs sozialistischen Abgeordneten des Departements Gironde , darunter Bürgermeister Marquet ans Bordeaux , haben ihrem Bezirksverband ihre Mandate zur Verfügung gestellt. Sie protestieren gegen den Tadel, der ihnen und anderen Sozialisten vom legten Parteitag ausgesprochen wurde. Der Bezirksverband hat fie seines vollen Vertrauens versichert.
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Im Regierungsbezirk Arnsberg wurden etwa 30 margistisch eingestellte Gefangvereine aufgelöst. Bei einer Nazzia auf Mitglieder der APD. in Bochum und Herne verhaftete die Polizei insgesamt 33 Personen. Der Dampfer„ Adaro" ist infolge Rebels an der Wefts füfte Spaniens gestrandet, gilt aber als verloren. Die 30 Mann starte Besagung konnte gerettet werden.
In einer Betrachtung über die französischen Beziehungen Schreibt das rechtsstehende Blatt l'Ordre: Mussolini wird sich sicher bemühen, die Rolle des ehrlichen Maklers bei den franzöfifch deutschen Verhandlungen zu spielen. Aber er wird sich seinen Dienft tener bezahlen lassen. Man weiß uns gefähr, was er verlangt, aber man weiß zweifellos noch nicht, was man ihm zu gewähren bereit ist. Darin liegt die Gefahr.