DAS BUNTE BLATT

TAGLICHE UNTERHALTUNGS- BEILAGE

Edward Bambridge:

Mensch im Meer

Der Sauchier als Gespenst Kämpfe mit Sieren und Menschien Der ,, Geist" in der übersɗfiwemmten fürchtet sich gewöhnlich zu sehr vor dem Taucher, um unan­Grube

Der Taucher arbeitet übrigens nicht immer im Meer. Oft werden seine Dienste auch auf dem Festland in Anspruch ge­nommen, so zum Beispiel in überschwemmten Tunnels und Gruben.

Bei einer Bergwerkstatastrophe, die sich vor einigen Jah­ren in Amerika ereignet hatte, sollte ich mit drei anderen Tauchern einen Versuch zur Rettung der Bergleute unter­nehmen. Glücklicherweise gelang es uns, einer kleinen Ab­teilung Lebensmittel zu bringen und sie schließlich lebendig zu bergen. Einem der Geretteten wurden die Hilfsmaßnah­men aber fast zum Verhängnis. Nicht viel hätte gefehlt, und er wäre durch sie in den Wahnsinn getrieben worden. Wir mußten einen mit Wasser gefüllten Stollen passieren, der zu einem höhergelegenen Punkte führte; man nahm an, daß sich ein Bergmann vor der Flut dorthin gerettet habe.

Der Mann, um den es sich handelte, war fünf Tage lang verschüttet gewesen. Er hatte sich schon nahezu aufgegeben und, geschwächt, wie er war, war er eine Beute der Ver­zweiflung und unheimlicher Visionen. Während er da in vollkommener Stille in der Grube hockte, sah er beim flat­fernden Lichte seiner Lampe das Heranfluten des Wassers; er mußte erwarten, daß es jeden Augenblick steigen und er wie eine Ratte ertrinken müsse. So kann man es ihm nicht verdenken, wenn er einen Nervenzusammenbruch er­litt. Plötzlich wurde das Wasser im Stollen bewegt; kleine Wellen liefen fast bis zu seinen Füßen. Er glaubte, daß die Flut steige und sprang entfest auf die Füße. Er drückt sich gegen die Wand, die am weitesten vom Wasser entfernt war; die Wellen wurden höher, und plötzlich erhob sich aus den Tiefen der Flut ein dunkles, unheimliches Etwas. Es stieg und nahm eine entsetzliche Gestalt an. Es troff von Wasser. Seine Bewegungen waren langsam und gespensterhaft. Es hatte riesige Augen und streckte drohend die Arme aus wie ein Ungeheuer aus vorgeschichtlichen Tagen. Der Bergmann schrie auf vor Schrecken. Was war dies schleimige Geschöpf der Dunkelheit? Dann sah er, daß der Dämon" etwas in den Händen hielt. Es war eine Tafel. Dieser anheimelnde Gegenstand beruhigte den Bergmann ein wenig. Zitternd nahm er die Tafel und las darauf die Botschaft, die für ihn Leben bedeutete:

Ich bin ein Taucher. Essen Sie mäßig von den Lebens­mitteln, die ich Ihnen bringe. Hilfe ist nahe, fassen Sie Mut!"

Man muß dem Manne seine Aufregung zugute halten, denn da sein Wohnort einige hundert Meilen vom Meer entfernt war, hatte er niemals einen Taucher gesehen und hatte sicher nicht daran gedacht, daß einer aus dem Wasser der Grube aufsteigen und ihn retten könnte. Der Anblick, den ich nach seinen späteren Mitteilung geschildert habe, brachte ihn fast um den Verstand. Wochenlang nach seiner Rettung lag er mit schwerem Nervenfieber und Wahnvor­stellungen im Spital.

Duell unter Wasser

genehm zu werden, und kann jedenfalls meistens leicht durch das einfache Mittel verscheucht werden, daß man einen ge= wissen Vorrat an Luft im Taucheranzug ansammelt und sie dann plößlich durch das Ventil im Helm ausströmen läßt. Das plötzliche Aufsteigen der Blasen verscheucht den Men­schenfresser".

Persönlich habe ich es lieber mit einem Hai oder einem Tintenfisch zu tun als mit einem Meeraal. Dieser ist außer­ordentlich kräftig und gar nicht furchtsam, und man findet ihn in den meisten Meeren. Ich wurde einmal von einem Meeraal angegriffen, während ich bei der Bergung von Bargeld auf einem Wrack an der britischen Ostküste beschäf­tigt war. Der Angriff war so plötzlich, daß er mich für den Augenblick ganz überrumpelte, und ehe ich mein Messer ziehen konnte, hatte mich der Meeraal am Bein, gerade oberhalb des Knöchels, gepackt. Wenn sich der Meeraal ein­mal festgebissen hat, ist er außerordentlich zähe; er läßt nicht los, nicht einmal im Tode. In einem solchen Falle gibt es nur eines- man muß dem Tiere den Kopf abschneiden. Dies gelang mir, wenn auch nicht ohne Schwierigkeit, da der Aal um mich wie eine Peitschenschnur herumsauste. Als ich ihn gerade getötet hatte, merkten oben die Kameraden, daß etwas unangenehmes vor sich gehe, und zogen mich an die Oberfläche, während der Kopf des Fisches noch in mei­nem Beine festgebissen war. Es war eine garz schwere Auf­gabe, ihn loszuwerden. Ich übertreibe nicht im geringsten, wenn ich sage, daß wir seine toten Kiefer mit Stangen auf brechen mußten, um mich von ihm zu befreien. Dieser Meer­aal war ungefähr acht Fuß lang und wog nach meiner Schätzung etwa hundertzehn Pfund.

Man sollte glauben, daß die Gefahren beim Tauchen augenscheinlich genug wären, ohne daß die Menschen sie noch aus eigenem Antrieb vergrößerten. Aber, es ist eine nachge­wiesene Tatsache, daß einmal auf dem Meeresgrunde ein Kampf zwischen Tauchern stattgefunden hat. Sie befanden sich auf dem Wrack des berühmten Schiffes Royal George" rnd sollten Messinggeschüße bergen. Da jedem Manne die von ihm gehobene Stückzahl gutgeschrieben wurde, gab es eine gewisse Rivalität. Es ist nun eine anerkannte Regel,

Häßliches aftes Entfein

Yon Martha Hofmann

Sie ist so müde und so leicht verwirrt,

Wie Staub liegts auf dem Haar und auf den Brauen, Die Augen haben solch erschrecktes Schauen,

Als wäre sie ein Kind und wär' verirrt...

Und ist doch längst nicht mehr ein Kind an Jahren. So an die Vierzig und vielleicht schon mehr. Doch- war es nicht erst gestern, da sie sehr Jung, strahlend jung, zur Probe hingefahren?

Probe als Nora" und Rautendelein" Und rauschender Applaus bei der Premiere. Sie fiebert glühend, als ob's gestern wäre. Doch ging die Bühne der Provinzstadt ein. Dann hieß es warten, in der Hauptstadt lauern, Ob einer sie entdeckt Es muß ja sein, Daß eine Rolle wartet! Heimkehr? Nein! - Doch die Agenten zucken und bedauern. Die Krise muß ja bald vorübergehn! Hunger macht schlank doch Kälte, die ist böse. Wenn sie entdeckt sein wird die Welt soll sehn, Daß fie viel mehr sein kann als nur Souffleuse.

Das ist sie nur indessen, nur einstweilen. Bald breiten Flügel sich, der Schwan entstetgt... So spät da heißt es ins Theater eilen! ( Im Stillen hofft sie, daß die Diva streift)

Ein Humorist

Mark Twain galt, wie bekannt, als der erste Bizbold der Vereinigten Staaten . Von den unzähligen Streichen, die er auf seinem Konto hatte, wollen wir einen zum besten geben, der wenigstens den Vorzug hat, authentisch zu sein. Eines Tages gedachte er einen Clergyman" anzuführen, mit dem er befreundet war. Er ging nach seiner Predigt zu ihm und sagte zu ihm: Ihre Predigt war ausgezeichnet, mein Lieber; bloß habe ich daheim ein Buch, worin sie vom ersten bis zum letzten Wort enthalten ist."

Man denke sich die Aufregung des Geistlichen, der sich des Plagiates angeklagt sieht. Mark Twain läßt ihn zwet Tage lang in seiner Verwirrung. Endlich, am dritten Tag, schickt er ihm den Beweis, wonach jener ärgerlich und un­geduldig verlangte.

Es war ganz einfach ein Wörterbuch...

daß irgendein geborgenes Stück demjenigen gehört, ber es Was Nestroy dazu sagt

zuerst bezeichnet hat, und in diesem Falle scheint ein Mann namens Girvan, sich darangemacht zu haben, ein kleines Ge­schütz zu heben, das nach dem ungeschriebenen Gesetz einem anderen, einem gewissen Lones, gehörte. Jones teilte Gir­van dies mit, aber dieser wollte nicht nachgeben, und sie wur­den handgemein. Girvan war der stärkere von beiden und bekam gerade die Oberhand in diesem schrecklichen Streit, als Jones flugerweise den Kampf abbrach und längs des Schutz­taues zu entkommen suchte. Aber Girvans Zorn war erregt. Er packte den Mann bei den Beinen und zerrte ihn zu einem erneuten Kampfe hinunter, in dessen Verlauf eines der Fenster seines Helmes zerbrochen wurde.

Oben hatten inzwischen die Kameraden gemerkt, daß sich da in der Tiefe etwas sehr Seltsames zutrug und zogen die beiden Männer hinauf. Das war ein Glück für Girvan, denn er wäre sonst zweifellos ertrunken. So aber hatten die beiden Männer feinen weiteren Schaden von ihrem ver­rückten Zusammenstoß und wurden später intime Freunde, nachdem sie den eigenartigen Rekord aufgestellt hatten, den

In Erzählungen werden die Taucher gewöhnlich von Hai­fischen und Tintenfischen angegriffen; besonders der Tinten­fisch spielt eine große Rolle in Abenteuergeschichten, in de­nen Taucher vorkommen. Im wirklichen Leben hingegen bereitet teiner von beiden viel Ungelegenheiten. Der Hai Meeresgrund ausgefochten zu haben.

Was es alles gibt

Kobragift gegen Krebs

Professor Calmette hat in der Akademie der Wissen­schaften in Paris eine Mitteilung betreffend die Krebs= behandlung gemacht. Er erklärte, daß zwei Gelehrte, Monaelsser( Neuyork) und Tarquet( Paris ), die Jdee gehabt haben, schwache Dosen von Kobra gift zu verwenden, um verschiedene Formen des Krebses zu behan­

deln. Die Entwicklung gewisser Tumore sei zum Stillstand

gekommen und die unerträglichen Schmerzen, an denen die

Batienten litten, feien gemildert worden. Calmette habe

fich dann entschlossen, Kobragift zu verwenden, um von Krebs ergriffene Mäuse zu behandeln, und die Geschwülste seien nach zehn bis zwanzig Injektionen verschwunden. Professor Calmette wolle aus diesen Tatsachen keine Folgerungen ziehen, aber er sei der Ansicht, daß hierin für die Forscher eine Ermutigung liege, die Studien über die Heilung des Krebses fortzuseßen.

Gepfiffene" Sprachie

In fast allen Ländern der Erde besteht der Brauch, daß die Straßenjungen einander mit mehr oder weniger grellen Pfiffen verständigen. Manche von ihnen haben gleich eine Menge Pfeifsignale" zur Verfügung, um sich gegenseitig von irgendeinem Geschehen Mitteilung zu machen. Leute, wie Matrosen, Polizisten, Bauarbeiter, verständigen sich oft durch Pfeifzeichen.

Eine wirklich ausgebildete Pfeiffprache gibt es auf einer der Kanarischen Inseln. Die Insel ist von tiefen Schluchten durchwühlt, in denen Wildbäche und Wasserfälle rauschen. Nur schmale kurvenreiche Pfade führen an steilen Abhängen ins Land. Auf dieser Insel wurde die Pfeifsprache geboren. Als der englische Forscher Quedenfelt mit einem einheimi­schen Führer diese Insel Gomeria durchforschte, ertönte plöh­lich auf einem schmalen Pfad hinter einem Felsvorsprung ein langgezogener Pfiff. Der Engländer wußte nicht, was das

Armut ist ohne Zweifel das Schrecklichste. Mir dürfte einer zehn Millionen herlegen und sagen, ich soll arm sein dafür, ich nehms nicht.

Zwischen Auskommen und Einkommen is' es schwer, das gehörige Verhältnis herzustellen, denn 3' Geld kommt auf schwerfällige Podagrafüß' herein und fliegt auf Zephir flügeln hinaus.

Die Dymmheit ist eine furchtbare Stärke, sie ist ein Fels, der unerschüttert dasteht, wenn auch ein Meer von Vernunft ihm seine Wogen an die Stirne schleudert.

*

Die Reaktion ist ein Gespenst, aber Gespenster gibt es nur für die Furchtsamen.

ersten- und, wie ich glaube, den letzten- Kampf auf dem Ladien nidit verlernen

bedeuten sollte. Da antwortete zu seinem Erstaunen sein Führer ebenfalls mit einem Pfiff. Der englische Forscher blieb stehen und wartete das Kommende ab. Immer wieder ertönten Pfiffe von der anderen Seite, und regelmäßig ant­wortete der Führer. Manchmal waren es kurze Pfiffe, manch­mal hörte man fast Melodien. Nach einigen Minuten hieß der Einheimische den Engländer umzukehren. Als Queden­felt seinen Führer fragte, was er da gepfiffen habe, ant­wortete dieser, daß der andere ihn gewarnt hätte, weiter­zugehen, da ein Felssturz den Weg verschüttet habe.

Ein Affe klagt gegen eine Filmgesellschaft

Vor dem Pariser Friedensrichter erschien fürzlich ein mert würdiger Kläger : ein Affe. Allerdins war es kein ge­wöhnlicher Affe, sondern ein Kinoaffe, der sich der Würde des Ortes entsprechend benahm. Der Affe sollte in einem Robinson- Film, der an der französischen Riviera gedreht wurde, auftreten. Er sollte von einer hohen Palme ein schiff­brüchiges Liebespaar mit Kokosnüssen bombardieren. Aber die Sache klappte nicht. Das Liebespaar stieg, wassertriefend, mehr als ein dußendmal aus den Fluten des Mittelmeeres, aber der Affe weigerte sich, auf die Palme zu klettern und sein Bombardement zu eröffnen. Die Filmgesellschaft verweigerte ihm darauf die Auszahlung des Honorars von 1800 Franken. Bor Gericht ließ der Affe durch den Mund des Managers er­klären, daß die Palmen an der Riviera für solche Kletter­fünfte ungeeignet seien. Sie seien brüchig und hätten Stacheln, so daß sich der Affe schwer verletzt habe. Das Gericht hat einen Sachverständigen bestellt, der die Verlegun­gen des Affen untersuchen und feststellen soll, ob dem Affen zugemutet werden kann, die Revierapalmen als richtige Ro­kospalmen anzusehen.

Ich erkläre, daß das Wort Gerechtigkeit" das schönste der menschlichen Sprache ist und man weinen muß, wenn die Menschen es nicht mehr verstehen.

Jules Renard ( Tagebuch 1892)

Recht hat er

Flamm ging zum Metzger, ein Beefsteak zu kaufen. Ist es zart?" fragte er.

Der Megger sagte:

" Bart und weich wie das Herz einer schönen Frau." Flamm legte enttäuscht das Beefsteak zurück: Dann geben Sie mir lieber ein besseres Stück."

Kindlicher Einfall

,, Mutti, könnte ich nicht statt meiner Puppe ein lebendiges Kind bekommen?"

Aber warum denn?"

" Weißt du, das geht nicht so schnell kaput, wenn man es mal hinwirft."

Fris gibt mir auliebe jetzt das Rauchen auf." Nein, das finde ich aber altmodisch."

Wieso? Er meint, wir könnten es uns nicht leisten, beide au rauchen...*

Na, Herr Nachbar, was geschoffen auf der Jagd?" Und ob; vier Enten!" " Waren sie wild?" ,, Nee, nur der Bauer!"

Zirkusdirektor: Machen Sie doch schnell. In eine Minute ist Ihr Auftritt!"

Zauberkünstler: Ja, ja. Ich komme schon! Denken Sie denn, ich kann heren?"

Sie, Friebe, das war ja aber gestern abend eine miese Ziege, mit der ich Sie gesehen habe."

" Jaja, ist schon gut aber, bitte, erzählen Sie meiner Frau nichts davon."

" Weiß Sies nicht?"

" Doch natürlich! Sie wars ja!"

-

( Pathfinder")

Hausmädchen:... der Herr läßt Ihnen sagen, daß Sie

ihn entschuldigen möchten,

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- er sei ausgegangen!"

Herr: Gutsagen Sie ihm, daß er mich entschuldigen

möchte,

ich sei gar nicht dagewesen!"( Nebelspalter ")