Frau und Tochter als Geiseln Appell an das Weltgewissen

Thüringen folgt der preußischen Barbarel Saareinwohnern vor dem Völkerbund

Schande!

Die Verschleppung von Die Verletzung der Saargrenze

Weimar, 25. Juli.

Wie die Thüringische Staatliche Pressestelle mitteilt, hat der aus dem Staatsdienst ent­laffene frühere Regierungsrat und Bürgermeister Wor ch aus Langewiesen in Thüringen am 5. Juli die Grenze der Tschechoslowakei überschriften und dabei erklärt, er würde von Prag aus die Zustände, welche zur Zeit in Deutschland herrschten, öffentlich in der Presse bekanntgeben, damit man erfahre, wie es eigentlich Deutschland aussehe und zugehe.

Diese Angabe kann, so heißt es in der Verlaufbarung weiter, nur dahin verstanden werden, daß Worch beabsichtigt, von der Tschechoslowakei aus Greuelnachrichten über Deutschland zu verbreifen. Um der Verbreitung solcher unwahrer Greulnachrichten entgegenzutreten, hat das thüringische Minifterium des Innern angeordnet, die Angehörigen von Worch( Frau und Tochter) bis auf weiteres in polizeiliche Siche­rungsverwahrung zu nehmen.

Wir wiederholen: die Meldung ist amtlich! Warum widerlegt die Regierung die Greuelnachrichten" nicht, wenn fie unwahr sind? Das Einsperren von Frauen und Kindern ist doch keine Widerlegung.

Regierungskommission greift durch!

Amtlich wird uns mitgeteilt: Am Abend des 22. Juli wurden in Homburg aus dem im Saargebiet gelegenen Hause des August Kennel drei Saareinwohner, von denen zwei als französische Staatsangehörige bei der Bürgermeisterei Homburg geführt werden, durch eine Anzahl aus dem Reich gekommener Männer unter Bedrohung mit Waffen über die deutsche Grenze gewaltsam verschleppt. Eine gerichtliche Untersuchung der Angelegenheit ist im Gange. Eine Person wurde bereits wegen dringenden Verdachts der Beihilfe der Freiheitsberaubung verhaftet. Gleichzeitig hat die Regierungs­kommission bei der deutschen Regierung die nötigen Schriffe unternommen und den Bölkerbund verständigt.1enie

Plante Göring Staatsstreich?

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Die Führerbesprechung ohne Hitler- Görings Tellsleg Die Unruhe bleibt

Berlin , 27. Jult.( Inpreß.) Die von Göring überraschend einberufene große Führerbesprechung in Berlin endete in­sofern mit einem Kompromiß, als Göring nicht gewagt hat, mehr durchzusehen, als die drakonischen Androhungen von Todesstrafen und Zuchthausstrafen für alle Feinde seines Regimes.

Indessen ist der Zweck der Konferenz ein anderer ge­wesen. In den Kreisen, die dem Reichskanzler Hitler nahe stehen und ihm wirklich ergeben sind, war man durch Görings vorher nicht angemeldete Konferenz nicht so überrascht, wie es den Anschein haben konnte. Da innerhalb der rivali­fierenden Führergruppen der NSDAP . zahlreiche Quer­verbindungen bestehen, wußte man von Görings Plan, ie nach der Stimmung der versammelten Führer unter Um­ständen einen weitgehenden Staatsstretch zu wagen. In­folgebeffen traten Hitlers Vertrauensmänner rechtzeitig mit hohen Reichswehroffizieren in Verbindung und boten ihnen die Festigung ihrer Stellungen, wenn sie bereit wären, nötigenfalls einzugreifen. Andere Vertrauensmänner Sitlers, unter ihnen auch merkwürdigerweise Göbbels , be­arbeiteten Göring und legten ihm nabe, sich mit seinen vielen Diktaturvollmachten zufrieden zu geben und die Schärfe des Schwertes doch gegen die meuternden SA. Leute zu wenden, die allenthalben Göring ebenso wie Hitler gefährlich geworden seien. Göring gab nach und begnügte sich

Die ratlose Welt

mit seinen neuen Strafandrohungen sowke mit der Ron zentrierung sämtlicher Begnadigungsrechte in seiner Hand. Der Kampf der Führerkliquen in der NSDAP . geht aber selbstverständlich weiter.

Es ist allgemein aufgefallen, daß zu der von Göring plößlich einberufenen Führerbesprechung Hitler nicht ge­tommen ist. Hitler blieb demonstrativ bei den Bayreuther Wagnerfestspielen, aber keineswegs, wie etwa angenommen werden könnte, aus Kunstbegeisterung, sondern vielmehr, wie einige Unterführer Görings, insbesondere der Graf Helldorf , unter der Hand verbreiten lassen, weil er be= fürchtete, es könne ihm in Berlin etwas passieren. Auch in Bayreuth steht die ganze Zeit über ein Flugzeug start­bereit.

Basel , 25. Jult.( Inpreß.) Die Baseler Nationalzeitung kommentiert die Aufsehen erregende Göringsche Sonder­konferenz in seine geheimnisvolle Sitzung auf der Insel Sylt " mit den Worten: Das Massenaufgebot derer, die in Preußen für die Aufrechterhaltung der Ordnung verant wortlich sind, scheint anzubeuten, daß der Totalität des Staates irgendwie ernstliche Gefahren drohen und daß Ueberraschungen im Dritten Reich nicht ausgeschloffen sind."

A#

Zweifel an Roosevelts Programm: Kürzere Arbeitszeit Kürzere Arbeitszeit und höhere Löhne

Der Appell des Präsidenten der Vereinigten Staaten , Moosevelt, an das amerikanische Volk wird von der fran Bösischen Presse start beachtet. Das, was man das Experi­ment Roosevelts" nennt, wird nur in einigen sozialistischen

Beitungen mit gewiffer Sympathie aufgenommen, weil sie in

Plaffe erblicken

aleme agliden wollen, von einigen Organen als nach

ahmungswertes Beispiel von Mut und Entschlossenheit be­Beichnet, im übrigen aber mehr als steptisch beurteilt.

Wir wissen nicht, so schreibt der Quotidien", ob es Roosevelt gelingen wird, einem Volt, das unter dem Elend furchtbar zu leiden hat, eine normale Existenz wiederzugeben, aber immerhin dürfen wir in dem, was er unternimmt, ein Beispiel der Energie erblicken.

Das Journal" glaubt, daß Roosevelt aus dem circulus vitiosus nicht herauskommen werde, und auch das Echo de Paris" sieht die amerikanischen Maßnahmen als ein Behelfs­mittel an, das es Roosevelt nur gestatten werde, Zeit zu gewinnen, ohne das wesentliche Problem zu lösen. Die Ere Nouvelle" weist auf den spekulativen Charakter der Wirtschaftspolitik Roosevelts hin und fragt, ob nicht schwere Enttäuschungen folgen werden. Das Blatt vertritt die Auf­faffung, daß Amerika noch nicht genug vom Geist internatio­naler Zusammenarbeit und Opferbereitschaft durchdrungen sei, der als Voraussetzung auch für die Förderung der eigenen Interessen zu gelten habe. Natürlich müssen wir, so erklärt das Deuvre", die Ergebnisse des Experiments ab ents ab­

Letzte Meldungen

Das Reichsgesetz zur Unfruchtbarmachung wird am 1. Januar in Kraft treten.

Die Vollversammlung der Weltwirtschaftskons ferenz ist für Donnerstag, 19 Uhr, einberufen worden. Der Oberste Gerichtshof in Moskan verurteilte den Kapis tän ber am 18. Juli d. J. auf der Wolga gesunkenen Bars taffe zum Tobe. Bei dem Unglück ertranken etwa 90 Paffas giere

warten, daß, wie Roosevelt behauptet, ein ganzes, zusammen­hängendes, logisches bildet. Vorläufig aber fönnen wir weder Zusammenhang noch Logik darin erkennen.

Abzeichen und Ehrentafel Wir haben das Unserige getan"

In der von uns gestern schon zum Teil veröffentlichten

Rundfunkrede des amerikanischen Präsidenten Roose= velt führte dieser u. a. noch aus:

Wenn alle Arbeitgeber in jeder gleichartigen Branche fich auf die Festsetzung der gleichen angemessenen Löhne und der gleichen angemessenen Arbeitszeit für ihre Angestellten einigen würden, dann würden höhere Löhne und fürzere Arbeitszeit den Arbeitgeber nicht schädigen. Hiermit sei die Grundidee der Gesellschaft und der Nation selbst berührt. Wir haben unsere Richtlinien an alle größeren Industrien geschickt. Der Plan hat die einstimmige Billigung dreier Ausschüsse gefunden, nämlich von Vers Billigung breier Ausschüsse gefunden, nämlich von Vers tretern der Arbeiter, der Industrie und des Wohlfahrtss dienstes. Der Präfident teilte mit, daß alle Arbeitgeber, die fich an die Richtlinien halten würden, ein Abzeichen erhalten sollen, mit der Inschrift: Wir haben das Unserige getan". Tiefes Abzeichen solle an sichtbarer Stelle getragen werden, um die Teilnahmslosen zu beschämen. Auch werde im Posts

amt jeder Stadt eine Ehrentafel mit den Namen aller Selfer musim iu

angebracht werden.

Besonders hohe Temperaturen werden ans Spanten gemeldet. In Madrid wurden gestern 37 Grad im Schatten verzeichnet und in Gacores fogar 41 Grad. Die Temperas turen in Paris betrugen gestern 30 Grad.

Ein mit freiwilligen Feuerwehrleuten besetter Laftkrafts wagen aus Einddat- Rodrigo bei Salamanca in Spanien , der ein Feuer in einem Dorfe der Umgegend bekämpfen sollte, überschlug sich in einer Kurve, Von den Feuerwehr lenten wurde einer auf der Stelle getötet und 29 schwer verlegt.

Kurz vor Redaktionsschluß trifft ein Aufruf des Partels vorstandes der Deutschen Sozialdemokratie ein, der sich in einem eindrucksvollen Appell an das Weltgewissen gegen das nene Göringsche Galgengesetz wendet. Wir werden ihn morgen im Wortlaut veröffentlichen.

Wilhelm darbt

Ein armer Schlucker

Von der Generalverwaltung des preußischen Königshauses wird gegen unsere gestrige Veröffentlichung mitgeteilt:

Troßz früherer Berichtigungen erscheinen neuerdings in der Tagespresse wieder Nachrichten, nach denen Kaiser reichste Deutsche sei. Dieſe völlig aus der Luft gegriffene Wilhelm II , mit einem Vermögen von 700 Millionen der falsche Zahl wird unter Hinweis auf die jetzt vor liegenden Ergebnisse der Einkommensteuerstatistit genannt, und dadurch der Eindruck erweckt, daß es sich dabei um amtliches Material handelt.

Demgegenüber ist darauf hinzuweisen, daß das Ver mögen des preußischen Königshauses sich aus den in der preußischen Gesezessammlung von 1926 veröffentlichten Verträgen zwischen Staat und Krone vom 6. Oktober 1925 und 12. Oktober 1926 klar ergibt, und daß der heutige Wert dieses Vermögens nicht annähernd den zehnten Teil der obengenannten phantastischen Zahl darstellt. Dabei ist zu berücksichtigen, daß das Königshaus unter den da maligen Umständen auf fünf Sechstel seines Privatver mögens zugunsten des Staates verzichten mußte, und daß aus dem ihm verbliebenen Vermögen die Unterhaltung von 17 prinzlichen Haushaltungen mit 49 Personen und die Versorgung der zahlreichen vom Königshaus über nommenen Beamten und Angestellten zu bestreiten sind." Wilhelm II. hat auf nichts verzichtet als auf Eigentum, das zweifelsfrei dem preußischen Staat gehörte.

Die von uns genannte Zahl von 700 Millionen Mark ist zuverlässiger als die von Wilhelm- nicht genannte 3ahl feines wirklichen Vermögens.

Was soll der sentimentale Hinweis auf 17 pringliche Haushaltungen, die unterhalten werden müssen? Die Herrschaften sollen ehrlich arbeiten wie andere Sterbliche auch.

Oesterreich hilft sich

Gegen die Lahmlegung seines Fremdenverkehrs

Paris , 26. Juli. Die Anstrengungen der österreichischen Bundesregierung, den durch das Fortbleiben deutscher Reisender entstandenen Ausfall zu decken, kommt in einer Mitteilung des Desterreichischen Automobilklubs an den französischen Automobilklub zum Ausdruck. Der öfter­reichische Automobilklub fordert darin französische und bel­gische Automobilfahrer zum Besuch Desterreichs auf mit dem Hinweis, die Bundesregierung habe die Sichtvermerke für Franzosen und Belgier abgeschafft und ausländische Auto­mobilisten von der in Oesterreich üblichen Automobilsteuer für einen Aufenthalt bis zu 60 Tagen befreit.

Krise in Spanien

Rücktritt der föderativen Republikaner

Paris , 27. Juli. Nach einer Meldung des Journal aus Madrid wird die Umsturzbewegung, die die Regierung durch zahlreiche Verhaftungen im Reime erstickt zu haben glaubte, politische Nachwirkungen haben. Der Industries und Hans delsminister Franch 1, Führer der föderativen Republis kanischen Partei, habe, wie verlautet, gestern seinen Rüds tritt erkleet, da die Mitarbeit seiner Partei nicht vereinbar sei mit mwendung von polizeilichen und gerichtlichen Methoden. Die durch diese Erklärung ausgebrochene Res gierungskrise werde in einem am Donnerstag ansammens tretenden Ministerrat ihre Lösung finden.

Die französische Luftflotte Nachtübungen an der Ostgrenze

Paris , 26. Juli. Vom 1. bis 14 August werden in der Gegend von Mez Nachtübungen starker Luftflottengeschwader abgehalten werden. Bomben und Jagdstaffeln aus Nancy , Reims , Chartres und Diedenhofen werden unter Mits wirkung von Luftabwehrabteilungen aus Toul unter Leitung von General de Gone de Mezeyrac, Mitglied des Obersten Rates für die Verteidigung in der Luft, operieren, um die Wirkung besonderer für Nachtangriffe vorgesehener Jagds flugzeuge zu erproben.

Flugzeug abgestürzt!

2 Tote

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Paris, 26. Juli. Ein Verkehrsflugzeug, das an dem 10- Etappenflug Rund um Frankreich teilnimmt, stürzte in­folge Geschwindigkeitsverluft bei Biarriz ab. Die beiden Ins fassen wurden getötet.

Sieben Tote

Militärflugzeug stürzt ab

Ans unbekannter Ursache ist in Ralifornien ein Militäre bombenflugzeug abgestürzt. Die gesamte Besatzung von fieben Mann kam ums Leben.

Stalin und Trotzkl Kommt die Versöhnung?

wtb. Paris , 26. Juli. Trotz der Erklärung Trokkis, daß seinem Kuraufenthalt in Royat keine politische Bes deutung ankomme, verdichten sich die Gerüchte von einer bes vorstehenden Aussöhnung des ehemaligen Volkskommissars angebahnt werden soll. Das in Paris erscheinende weiß­mit Stalin , die durch den gleichfalls dort weilenden Litwinow russische Blatt" Renaissance" behauptet, die Begegnung Trotti- Litwinow fei von der sowjetruffischen Abordnung auf der Weltwirtschaftskonferenz vorbereitet worden. Wenn die Aussöhnung zustande komme, werde Trozki wegen seiner besonderen Kenntnis spanischer Fragen als erster Sowjets botschafter nach Madrid gehen, um später den Botschafters poften in Washington zu übernehmen.