Deutsche   Stimmen

Feuilletonbeilage der ,, Deutschen Freiheit"

Ereignisse und Geschichten

Der Zaubercing Von Schaggi Riefenbarth

Damit erhoben sich die Herren und traten langsam ins andere Zimmer, und ich ging allen voraus, weil ich den in aller Welt berühmten und hochgeehrten alten Herrn, der uns jezt erwartete, möglichst nah sehen wollte.

Da saß er auch, hinter einem großen Schreibtisch; rechts von ihm und links von ihm standen, als wären sie gar nicht aus Fleisch, sondern aus Stein, zwei erzstumme Offiziere. Ich hatte den alten Herrn schon auf X Bildern gesehen, aber in Wirklichkeit sieht er halt noch viel feiner aus. Alt, ernst, mit einem großen weißen Schnauz und dabei doch so gut, ja geradezu heimelig. Er schaute uns lange an. Ich wußte, daß ich unsichtbar war, und dennoch wurde ich über und über rot. Ich schämte mich geradezu, daß ich mit diesem alten ehr­würdigen Herrn Schabernack trieb. Gine gewaltige Verlegen­heit erfaßte mich. Ich wußte gar nicht, wohin ich schauen sollte. Dabei niffelte ich in meiner Verlegenheit an den Händen herum, und Herr Hindenburg   hatte sich gerade er­hoben, als ich sah, wie er auf einmal stürzte und zugleich hörte ich einen der Herren Hinter mir, es war Herr Hitler  , wie er in höchster Erregung ausrief:

Was tut der Bub auf einmal hier? Wie kommt er hier­her? Polizei!" Dabei sagte er noch etwas, was ich nicht ver­stand, etwas von Mus und Mar und dann wieder von Max und ist. Ich sah in sein erbleichendes Gesicht. Einer der Herren war schon hinausgeeilt und rief in einem zu:

Polizei, Polizei!"

Todesangst hatte mich gepackt. Schon wieder rief Herr Hitler was von Max. Ich dachte, er meine mich und voller Berzweiflung lief ich zu Herrn Hindenburg  , ergriff seine Hand und rief, indem ich heftig schluchate, in einem zu:

Ich heiße gar nicht Max, sondern Schaggi heiße ich, Schaggi Riefenbarth, Viertkläßler, aus Basel  ....

Wie kommst du denn hierher, mein Rind?" fragte gütig Herr Hindenburg  .

Aber vor lauter Schluchzen konnte ich gar nicht antworten. Dafür sagte Herr Hitler  , immer noch sehr beunruhigt: Das geht nicht mit richtigen Dingen zu, Exzellenz. Hier Das geht nicht mit richtigen Dingen zu, Exzellenz. Hier spukt es! Eben war der Junge gar nicht da, und jetzt ist er auf einmal da, wie aus dem Boden heraus. Gespenster!" Ach, Adolf  , Jespenster! Quatsch man nicht so! Jespensta jiebts übahaupt nich!" sagte einer der anderen Herren, ein kleiner, der beim Gehen hinkte.

,, Meinen Sie, lieber Göbbels  ?" antwortete Herr Hinden­ burg  . Wir erleben heute in einem zu so verrücktes Zeng. Warum sollte da so ein kleiner Bengel nicht auf einmal mir nichts aus dem Boden steigen?"

Dabei hielt mich Herr Hindenburg   in einem zu an der Hand und spürte jetzt auch das Ringlein: Einen Ring hast

du an, mein Junge..."

" Ja, Herr Hindenburg  , der Ring ist an allem schuld!" rief ich unter neuen Tränen.

" Beig mal her, mein Kind!" Dabei nahm mir Herr Hinden burg das Ringlein vom Finger, steckte es sich ans eigene Fingerbeeri, und dann geschah es, das ganz Ungeheure, daß auch Herr Hindenburg  ... aber von hier ab streicht mir der Getti die Geschichte, weil er meint, es tönnte sonst noch einen sogenannten diplomatischen Zwischenfall" zwischen Deutschs  land und der Schweiz   abseßen. Also will ich schließen.

Am Abend desselben Tages langte per Flugzeug schon mein Vater aus Basel   an, um mich abzuholen. Die Erinnerung an das Wiedersehen mit Vater trage ich an meinem Hinter­

nicht stumpf werden!

Und wenn du eine Stellung haft, Genosse, Und deine Frau kam ungefährdet nach. Dent nicht an Deutschland   wie an eine Posse, Dent an die Opfer und an all die Schmach!

Wenn du jetzt wohnen kannst und leidlich essend Und wieder atmen, fern vom brannen Joch, Du darfst nicht friedlich sein und nicht vergessen: Denn uns're Brüder, hörst du, leiden noch!

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Und wenn dich Freunde und Asylrecht schüßen, Der Druck des Granens langsam von dir weicht: Du mußt die Freiheit für die Brüder nützen. Sie leiden schwer, darum mach dirs nicht leicht. Wir dürfen nicht erlahmen, nicht ermatten,

Wed alle Kampfluft, wede alle Wut,

Denn hinterm Grenzpfahl stehn nicht schwache Schatten, Rein Fleisch von unserm Fleisch und unser Blut!

Und kannst du wieder ein paar Stunden schlafen, Dent', wie die Nacht in brauner Haft verrinnt. Du darfst nicht ausruhn, wie in einem Hafen. Rein Friede lächelt uns. Der Kampf beginnt!

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Willi Eckenroth.

geſchirr berum; ich fann mich noch heute kaum drauffeßen. Es ist ja furchtbar"

Was das Ringlein betrifft, so wurde mir erzählt, Herr Hitler   habe es an sich genommen. Man könne nie wissen, ob man nicht einmal so etwas brauchen könne.

Sachsenspieglein an der Wand

Und daneben der Franger und das peinliche Halsgericht

Im nationalsozialistischen Freiheitskampf" in Dresden  empfiehlt ein Dr. jur. Hans Paul Probst die Einfüh­rung des Sachsenspiegels an Stelle des Bürgerlichen Gesetzbuches  . Hatte schon Alfred Rosenberg   öffentlich ge= äußert, daß das deutsche   Ideal der geföpfte Sachsenherzog Widukind   und nicht sein Besieger, Karl der Große   ist, so zitiert Probst mit Begeisterung den alten primitiven Sachsenspiegel, obwohl man annehmen darf, daß die hoch notpeinliche Hals- und Gerichtsordnung" der Karolinger   mit thren barbarischen Strafen ihm eigentlich auch gefallen müßte.

Die Gebräuche, die den Nazijuristen gefallen, sehen etwa so aus: Die feierliche Hegung erfolgte durch Spannung mittels Seidenfadens und mit Bekleidung von Stoffen oder Blättern( ähnlich einer gelappten Jagd), indem gleichzeitig der Richter seinen weißen Stab aus abgeschälter Esche in die Höhe hub, seinen Schild auf seinen in die Erde ge­steckten Speer aufhängte und mit seinem Stabe, auf den Richtertisch schlagend, Stillschweigen gebot," schreibt Herr

Führerrat

Ort: Reichsfanzlet in Berlin  . Bett: Juli 1933. Hitler   sitzt auf dem Stuhle Bismarcks.

Hitler  : Ich habe Sie, meine Herren Parteigenossen, hergebeten, um eine Gleichschaltung der Reden der Regie­rungsmitglieder zu erzielen. Es muß mit dem Gerede vom Weitertreiben der Revolution radikal Schluß gemacht werden. Was um die Welt soll denn noch gleichgeschaltet werden? Wir haben doch bereits die Schachspieler gleichge­schaltet. Es wäre mir lieber gewesen, dieses jüdische Spiel würde überhaupt verboten. Was denken diese Schachspieler, wenn sie einem König, einem Führer also, Schach ansagen?

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Probst. Man stelle sich die Wiedereinführung dieser Zere­monie beim Amtsgericht Berlin- Mitte vor oder die folgen­den Veranstaltungen bei einem Oberverwaltungsgericht: 3 Tage lang blieb das Pferd des Richters gesattelt, auge= bunden stehen am Schwertpfahle vor dem Gerichtsstein." Auch die Zeugenladung ging besonders einfach vor sich: Symbolisch zog der Ankläger seine Zeugen am Ohrläppchen als Ohrenzeugen heran." Das Beweisverfahren ist ebenso simpel:" Für das peinliche Gericht galten als Beweismittel zunächst Leibeszeichen: eine Hand, ein Finger des Ermor­deten, auch die Leiche selbst, später genügte dessen Hut oder ein Spahn aus der Haustür, um den Mörder zu bestricken." Der Erguß des nach Barbarei sehnsüchtigen Nazijuristen schließt mit den Worten: Wie Bismarck   das Reichsstraf gesetzbuch als eiserne Klammer in sein junges Deutsches Reich   legte und wie am 1. Januar 1900 das neue Bürger­liche Gesetzbuch entstand, so drängen für das heutige Geschlecht die alten Grundgedanken des Sachsenspiegels wieder zum Licht."

Werfen von Blumen in mein Auto bedroht ständig mein Leben. Ich muß mich der Nation erhalten.

Rust  : Man müßte haft eine deutsche Schrift in den Schulen einführen.

Hitler  : Ob das genügen wird? Alle Deutschen   sind doch keine Kinder mehr.

Göbbels  : Für die Erwachsenen schreibe ich einen Ar­titel Die Juden und die Marristen sind schuld," das paßt immer.

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Hitler: Ein ausgezeichneter Einfall! Also meine Herren Parteigenossen, so wird es gemacht.

( Erasmus.)

Ich halte das ganze Spiel für eine marzistische Erfindung. Sie war ganz außer sich

Göbbels  : Die arischen Inder...

Hitler  : Das ist Ihre ewige Revolutioniererei, Pg. Göbbels, ich möchte sagen, Ihre Chuzpe, daß Sie mir, dem Führer, immer widersprechen müssen. Wie oft habe ich Ihnen schon gesagt, daß ich das Wort Sozialismus der Parteifirma für recht unglücklich halte. Sozusagen ein Not­behelf...

Feder: Ja, aber wir haben doch ein sozialistisches Programm...

Hitler  : Jawohl, für die Revolution. Jetzt aber haben wir die Revolution beendet, jetzt stehen wir in der Evolution. Feder: Die SA.   will die Erfüllung der 25 Punkte... Göring  : Die Kerls sind überhaupt unzufrieden. Hitler Lieber Herr Hauptmann, Sie müssen die Leute mehr beschäftigen. Soldaten haben sich doch nicht mit Theorien abzugeben. Man sollte überhaupt damit aufhören, so viel zu schreiben und zu drucken.

Feder: Aber man könnte vielleicht wieder die Waren­häuser boykottieren.

Hitler  : Aber nicht doch, jetzt, wo die Pg.3 in den Auf­sichtsräten sizzen, können wir doch deutsche   Unternehmer­Initiative nicht hemmen.

Göring  : Wir müssen eben wieder etwas anzünden. Hitler  : Und uns einen neuen Attentäter aufladen, der nachher nichts aussagen kann. Nein, wir haben am Luebbe schwer genug zu kauen.

Göring  : Dann vielleicht etwas neues: ein Attentat auf den Führer!

Hitler  : Nein, nein, das ist zu gefährlich. Schon das

Gegen Stänkerer, Wühler und Unterwühlec In der Hessischen Landeszeitung" schreibt Heinz Koch­Aspisheim unter der Ueberschrift Die Verfügung bezweckt feine Degradierung" folgendes: Ich seze voraus, daß alle Leser dieses Artikels die Verfügung des Stellvertreters unseres Führers kennen: Mitglieder der NSDAP.  , die nach dem 30. Januar 1933 ihren Beitritt erklärt haben, wer­den einer zweijährigen Bewährungsfrist unterworfen... Vor ihrer endgültigen Aufnahme steht ihnen nicht das Recht zu, das Braunhemd zu tragen". Diese Verfügung vom 26. Juni hat bei sehr vielen Parteigenossen ein leises Lächeln, bei anderen eine innerliche Befriedigung hervor gerufen, während einige( sogar betroffene neue Pg.3!) nur jagten: Es mußte ia so kommen." Bei der großen Mehrs heit der Märzgeftolperten"( Göbbels  ) aber hat es lange Gesichter gegeben, dann Wut und zuletzt noch Maulen und Schimpfen, wodurch sie aber bewiesen, wie notwendig die Verfügung war. Es ist ja furchtbar, was heute alles als Nationalsozialist herumläuft; es genügt nun mal nicht, daß man nur ein Hakenkreuzabzeichen anzustecken braucht, um Kamerad der Hitlerbewegung  " zu sein( Göbbels  ). Und gerade diese sind jetzt ungehalten und bestürmen den Orts­gruppenleiter: Wenn ich gewußt hätte, daß man noch nicht einmal die Uniform anziehen darf, dann

Man muß es doch begreifen können: den Männern, die lange Jahre in dieser Uniform stritten und litten, opferten und bluteten, steigt die Galle hoch, wenn sie die höhnisch lächelnden Fragen derer sehen, die sie bis Januar oder gar März bekämpft und für idiotisch gehalten haben. Und nun kommen diese Herrschaften und wagen noch verstehen zu geben, daß von jetzt an die Geschichte anders zu funktionieren hat, denn mit ihnen hält der Geist des Anstandes und des Verstandes seinen Einzug". Gerade der einfache Soldat hat das natürliche Gefühl, daß es sich hier nicht um ehrliche Befehrung handelt, nicht um ehrliche Absicht, sondern daß der Träger eben der berufsmäßige Stänkerer und Wühler und Unterwühler jeder Disziplin ist."

St. Hitler

bitte für ihn!"

Die Hellebarde aus Dänemark  

Ein ungenannt bleiben wollendes dänisches Ehepaar hat Adolf Hitler   eine alte fahnengeschmückte Hellebarde aus dem Zeughaus Kopenhagens   gewidmet. Die Fahne, von der Dänin in emfiger kunstvoller Handarbeit gestickt", zeigt vorn

und ging dann mit dem Kuß fremd die Gestalt des brachenbezwingenden heiligen Georg, der die

Die nationalsozialistische Leipziger Tageszeitung" be­richtet folgende wahre Begebenheit", die sich bei der An­kunft Adolf Hiters   am letzten Sonntag zugetragen haben soll:

In Halle 7 auf dem Ausstellungsgelände war Hoch­betrieb. Wir Leipziger sollten wieder mal unserem Führer in die Augen sehen dürfen. Eine iunge Partei­genoffin hatte das große Glück, ihren Platz direkt am Mittelgang zu haben. Ihre Freude und Erwartung, den geliebten Führer vielleicht sogar aus allernächster Nähe zu sehen, wurde immer größer. Die Fahnen zogen ein, die Arme streckten sich. Die Spannung und Erwartung unter den Massen stieg immer mehr. Da setzten zuerst aus der Ferne, dann immer mehr anschwellend, die Heilrufe ein, die Ankunft des Führers meldend. Unsere Parteigenoffin geriet in immer freudigere Erregung. Ganz nahe fam

Gesichtszüge Hitlers   trägt. Die Rückseite enthält einen lateinischen Text, der in deutscher   Uebersetzung lautet: Adolf Hitler  , von der Gnade Gottes Soldat des Herrn im heiligen Jahre 1900 nach Christi Auferstehung. Wie der heilige Georg Besieger des Drachens. Führer der Ger­manen, Hoffnung der christlichen nordischen Völker. Sct. Georg, bitte für ihn." Dazu bemerkt die Wochenschau" Essen  , in Nr. 28: Allein dieser eine hervorstechende Sym­pathiebeweis:- er ist fürwahr nicht der einzige, der dem Vertreter des Auswärtigen Amtes   in Skandinavien   begegnet ist- wiegt eine Menge blinden Vorurteils oder unwissender Gehässigkeit im Auslande auf."

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ber Führer an ihr vorbei. Die Gunſt, diefen Augenblid Sätze von Lessing  

erleben und ihrem Führer in die Augen gesehen zu haben, löste in ihr eine unbändige Freude aus. Sie wat ganz außer sich und zitterte am ganzen Körper vor Er­griffenheit. Ihrer großen Freude mußte sie Ausdruck geben, sie wandte sich zum Nachbar, einem älteren, be­fahrten Herrn, umarmte ihn und gab ihm einen schallen­den Kuß.

Der Zusammenhang zwischen Hitler- Bewegung und Sexualpathologie ist selten so flar geworden wie bei dieser Schilderung der Hin- zu- Hitler- Bewegung einer ergriffenen Parteigenoffin, bei der es mitten im Bahnhof und am gan­zen Körper zitternd zu einem- Ruß an die unrichtige Adresse kommt

Das Ding, das man Kezer nennt, hat eine sehr gute Seite. Es ist ein Mensch, der mit seinen eigenen Augen wenigstens hat sehen wollen. Die Frage ist nur, ob es gute Augen gewesen sind, mit welchen er hat selbst sehen wollen. Ja, in gewissen Jahrhunderten ist der Name Kezer die größte Empfehlung, die von einem Gelehrten auf die Nach welt gebracht werden konnte.

Möchte es in jedem Staate Männer geben, die über die Vorurteile der Völkerschaft hinweg sind und genau wissen, wo Patriotismus Tugend zu sein aufhört.