,, Dicke Berta" im Eisenbahnzug

Die Geheime Staatspolizei   bringt es an den Tag

Göring   vollführt einen ungeheuren Krampf, um sich und feine Staatspolizei als die Retter vor dem Bolschewismus hinzustellen. Es ist sicher, daß er aufregende: Aktionen gegen die Staatsfeinde" zur Ablenkung von allerlei dunklen Ge: schichten notwendig hat. Der Wissende tann nur lächeln, wenn Göring   einem gläubigen deutschen   Spießerpublikum erzählen läßt, die Mobilisierung einer Polizei- und Miliza armee gegen harmlose Reisende sei ein außerordentlicher Erfolg gewesen. Wir haben durchaus zuverlässige Nachrichten aus Berlin   und einigen großen Provinzstädten, die be: lustigend erzählen, wie die ganze Aktion ein riesiger Reinfall gewesen war

Berlin  , bie feinen Ausweis bei fich trugen und wegen ihres

Personen,

Aussehens diesem oder jenem SS.- Mann als verdächtig" erschienen. Es tönnen aber nur ganz harmlose Lente sein, die jetzt noch im Dritten Reich   ohne irgendwelche Papiere reisen. Einen Paß oder eine sonstige Flebbe muß man schon haben. Ob er immer echt ist, mag ununtersucht bleiben.

Die Behauptung, daß massenhaft illegale Druckschriften gefunden worden seien, ist Schwindel.

Stein Illegaler" ist so dumm, wie es ihm die Staatspolizei nachsagt. Nur komplette Jdioten könnten sich in Deutschland  mit Roffern voll Druckschriften auf die Eisenbahn segen. Wahrscheinlich hat die Geheime Staatspolizei   das Material", das sie erst in den Ratakomben des Karl- Liebknecht- Hauses entbedte und dann bei den deutschnationalen Hugenberg­Kommunisten wiederfand, nun zum dritten Male ausge: graben.

Besonders Iuftig ist die Erzählung, daß bei Essen   größere Patete Sprengstoffe aus dem 8ug in einen neben der Bahn liegenden Teich geworfen worden sind.

Diese Marristen sind doch ganz verfluchte Kerle. Zentners weis verstauten sie das Dynamit in den Gepäcknegen der D- Züge. Dann benutzten sie nur Strecken, auf denen der Zug im kritischen Augenblick einer Revision unbedingt an einem Teich vorüberfährt und mit der Uebung, die sie sich in jahrs zehntelangem Bombenschmeißen erworben haben, schlendern sie den Sprengstoff zehntiloweise mitten in die schönsten Karpfenteiche. Die SS., todesmutig wie immer, macht sofort einen Kopffprung und rettet das Beweismaterial, ehe es die Fische fressen.

Ganz fürchterlich müssen die Zuständeinder Gegend von Da Göring

uncinat masa bem Rechten lehen.

unbedingt nach

Nicht nur, daß die Marristen da mit Marktkörben voll illegalen Flugschriften herumfahren, diese Kerle sigen in den Eisenbahnzügen vor den Augen der Polizei mit Gewehren und Karabinern. Die Knarre in der einen Hand, den Koffer voller Dynamit gehen sie anstandslos durch die Bahnsteig mit der Deutschen Freiheit" in der andern und die Taschen fperre und niemand hindert sie. Niemandem fällt es auf,

Die Verschleppten 06: 21919 von Homburg  

Was die Regierungskommission von der Reichs­regierung fordert

Der zuerst von der Deutschen Freiheit" veröffentlichte deutsche Nazis hat internationale Bedeutung gewonnen. Vorfall der Verschleppung von Saareinwohnern durch reichs­

Paris, 27. Juli.

Die franzöfifchen Blätter veröffentlichen sämtlich an hers vorragender Stelle einen Bericht aus Genf  , wonach die Regierungskommission des Saargebiets beim Präsidenten des Völkerbundsrates Schritte wegen der gewaltsamen Entführung dreier Personen aus dem Saargebiet unters nommen habe. In diesen Meldungen der Pariser Blätter wird betont, daß die Regierungskommission feineswegs vom Völkerbund irgendwelche besondere Maßnahmen vers langen werde, sondern lediglich eine Feststellung der Tats sachen vorgenommen habe. In dem Schreiben wird jedoch erwähnt, daß die Reichsregierung ersucht worden sei, die betreffenden Personen umgehend freizulassen und an die saarländischen Pläge zurückzubeordern. Auch soll eine Schadenersasforderung eingereicht worden sein.

wenn fie mit Gewehren und Narabinern im Abteil hantieren. Ein Zartbesaiteter

Da endlich, glücklicherweise, wird die ganze Polizei und die SS. und der Bahnschutz mobilisiert, und man tommt hinter die Bescherung. Darum auch der Name: Geheime Staats­ polizei  .

Leider standen diesmal nur 40 Minuten zur Verfügung. In dieser kurzen Zeit fonnte man nur die Handfeuerwaffen finden, die Gewehre und Karabiner, während die Artil= finden, die Gewehre und Karabiner, während die Artil= lerie der Illegalen diesmal noch unauffindbar blieb. Zweifellos find auch 42- Zentimeter- Mörser in den Schnell zügen versteckt oder an den Handgepädstellen aufgegeben oder im letzten Augenblick in Straßengräben geworden worden. Nun, das nächstemal werden auch diese Geheimnisse offens bar werden, dank der Geheimen Staatspolizei.

Meutercien und Verhaftungen

Aufgelöst! adato

A

in Erfahrung zu bringen; bekannt ist lediglich, daß die Ins des zum weitaus größten proletarischen niemals verheimlicht haben.

Reichsstatthalter Loeper

Der Reichsstatthalter Loeper von Braunschweig   verlangt quäler in Zukunft in Konzentrationslager gebracht werden in einem Schreiben an das Staatsministerium, daß Tier­sollen. Sie sollen dort so behandelt werden, daß ihnen ein für allemal die Lust vergeht, ihre Roheit an wehrlosen Tiren auszulassen. Tiren auszulassen. Ausgerechnet Braunschweig   als Land der Humanität. Zu Dußenden sind in Brauischweig Marri­sten gemordet und zu Tausenden auf das Scheußlichste ges foltert worden. Aus den braunschweigischen A.- Kasernen und Konzentrationslagern dringen die Schreie mißhandelter

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Wir sind gewiß gegen Tierquälerei, aber es sind sonder­bare Leute, die Tierschutz protestieren und Menschen foltern bare Leute, die Tierschutz predigen und Menschen foltern lassen.

Allerdings gibt es aus der Kriminalgeschichte viele Bei­spiele, daß grausame Menschen zu Tieren sich sehr hingezogen fühlten; das galt z. B. für die Massenmörder Haarmann und

Kürten.

Samburg, 27. Juli( Eig. Draht). Das bei Schwerin   ge- Streifen entſtammen und ihre radikalsozialistische Einstellung Ruhrkohle pessimistisch!

legene Haupt- Arbeitslager der Medlenburger SA. ist durch Berordnung des Reichsstatthalters Hildebrandt ,, wegen Meus terei" aufgelöst worden. Die gesamte Belegschaft des Lagers in Stärke von etwa dreitausend Mann wurde unter Einsat mehrerer Hundertschaften der Polizei in den Wohnbaraden interniert; bei dieser Aktion, die sich während der Nacht und für die Lagerinfassen völlig überraschend vollzog, kam es zu schweren Zwischenfällen. Zwölf SA.- Leute wurden mehr oder minder erheblich verlegt; einige dreißig wurden verhaftet und abgeführt. Man rechnet damit, daß ein Teil der Beleg schaft in andere Arbeitslager verschickt werden wird; das Schweriner   Lager soll durch Bayrische SA. nenbelegt wer= den. Ueber die Art der Menterei" sind Einzelheiten nicht

Betriebszellen verhaftet

Berlin  , 27. Juli( Eig. Draht). Durch Beamte der Ges heimen Staatspolizei sind heute in den frühesten Morgen­ftunden angeblich auf Veranlassung des Führers der Ars beitsfront", Dr. Ley, die sämtlichen Funktionäre der nation naliozialistischen Betriebszellen- Organisation des Kraft: wertes Stralau- Rummelsburg   und des AEG.- Wertes in Bers lin- Schöneweide verhaftet worden. Den Berhafteten werden gegenrevolutionäre Umtriebe zur Last gelegt.

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Das gestohlene Arbeitervermögen

Der preußische Innenminister verteilt die aufgesparten Arbeitergroschen

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Der preußische Innenminister hat in einem Runderlaß an die Polizeibehörden darauf hingewiesen, daß die endgültige Verfügung über die bei staats- und volts­feindlichen Organisationen eingezogenen Vermögensgegen stände ausschließlich und allein ihm vorzubehalten ist. Der Umstand, daß es sich bei den eingezogenen Vermögensgegen ständen um Staatseigentum handelt, das nach allgemein gültigen Vorschriften als Staatsvermögen zu behandeln tft. setzt, wie der Minister betont, ihre pflegliche Behandlung und Aufbewahrung im Interesse des national­fozialistischen Staates als selbstverständlich voraus. Der Minister wird im Einvernehmen mit dem Finanz­minister nähere allgemeine Weisungen über die Verwertung eingezogener Vermögensgegenstände in Kürze erlassen, nach­dem er einen Ueberblick über das angefallene Gu gewonnen hat. Er ersucht, um die Herausgabe dieser Weisungen zu beschleunigen, um umgehende Vorlegung der

and

Londons   Juden.

Die Demonstration der 50 000

vor=

geschriebenen Nachweisungen über die beschlagnahmten Gegenstände nach Maßgabe eines früheren Runderlasses. Die allgemeinen Weisungen über die Verwertung eingezogener Vermögensgegenstände werden auch Richtlinien über die Verwendung solcher Vermögenswerte,

die zweifellos gewerkschaftlichen Organisationen beschlag­

nahmt und eingezogen worden sind, zugunsten der Deutschen Arbeitsfront   enthalten.

Deshalb können hierunter fallende Vermögensgegenstände bis zur abschließenden Reglung der Deutschen Arbeitsfront  überlassen bleiben. Hingegen fommt eine unentgeltliche Zu­teilung von Vermögensstücken, die bei sonstigen politischen Organisationen, insbesondere bei politischen Parteien, wie der SPD.   und ihren Nebenorganisationen und bei den sozialdemokratischen Zeitungsverlagen erfaßt worden sind, an die Deutsche Arbeitsfront   nicht in Frage.

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Der 11. August

drift

Zu der jüdischen Demonstration, über die wir schon vor einigen Tagen berichteten, entnehmen wir nach einem Privat­brief aus London  :

London.  ( Eig. Bericht.)

Vor wenigen Tagen veranstalteten die Londoner Inden eine gewaltige Straßendemonstration gegen das Hitler: regime, Bom jüdischen Biertel im Often zog ein gewaltiger Zug( die Polizei schäßte etwa 50 000 Menschen) durch die Stadt nach dem Hydepark im Westen, wo Tausende warteten. Der äußerst disziplinierte Zug trug Plakate gegen die Hitler= barbarei und mit Aufforderungen aum Boykott deutscher  Waren. Im Hydepark sprachen die Führer der Boykott­bewegung. Die meisten jüdischen Geschäfte waren zum Zeichen

des Protestes geschlossen. Alle Zeitungen berichteten in großer Aufmachung und viel Sympathie über die gewaltige, eindrucksvolle Rundgebung.

Die Ehrenliste

Dr. Ley gibt die Liste der Geächteten heraus

Die Deutsche Arbeitsfront   kündigt eine Liste mehrerez

Keine Beflaggung am Verfassungstage

Keine nennenswerten Neueinstellungen Wiederingangsetzung stillgelegter Zechen

-

Keine

Die Frankfurter Zeitung  " bringt in ihrer Nr. 544/45 einen informatorischen Aufsatz aus Essen, der sich stark von der Stimmungsmache Es geht aufwärts!" abhebt. Ziemlich unwirsch wird gesagt:

Der Bergbauverein warnt daher in einer Aus­laffung zu diefer Frage vor einer Ueberschätzung der Ar beitsmarktauswirkungen der geplanten Neuregelung der Feterschichten. Es sollen auf allen Zechen des Ruhrberg baues im Durchschnitt nur zwanzig volle Arbeitsschichten im Monat verfahren werden. Zweck einer durchschnittlichen Erhöhung der Feterschichten soll der sein, daß dort Neu­einstellungen vorgenommen werden, wo Schachtanlagen bisher überhaupt keine oder weniger als durch schnittlich vier Feierschichten im Monat eingelegt haben. Bei einer Gesamtbelegschaft von 206 765 im Juni mußten im Ruhrbergbau ohnedies im Juni arbeitstäglich 28 465 Feierschichten eingelegt werden, d. h. nur 175 812 der im Ruhrbergbau tätigen Bergleute waren im Juni voll bes schäftigt. In der 1. Julihälfte hat sich die arbeitstägliche Feierschichtenzahl noch auf rund 31 000 erhöht. Pro Kopf der angelegten Belegschaft wurden im Juni 3,33 Feier schichten, im Mai 3,68 Feierschichten eingelegt. Es ist klar daß eine Erhöhung dieses Pro- Kopf- Durchschnittes auf etwa vier Feierschichten im Monat keine wesentliche Ents lastung des Arbeitsmarktes bringen würde, selbst wenn sie, was von Fachleuten bezweifelt wird, überall durchge­führt werden kann. Die Zahl der im Ruhrbergbau arbeit­

suchenden Bergleute betrug Ende Mai 112 673.

Bezüglich der Wiederingangseßung stillgelegter Zechen wird darauf verwiesen, daß der größte Teil der still gelegten Magerkohlengruben nicht weiter unterhalten, 3. T. sogar abgebrochen worden ist. Wo Zechen wieder in Gang gesetzt werden könnten, sei die Voraussetzung die Zuweisung von Aufträgen durch das Kohlensyndikat, die Sann anderen Zechen fortgenommen werden müßten.

Wo man also nüchtern rechnet, ist es mit der Begeiste rung für die Arbeitsschlacht" nichts. In Ostpreußen  kann man einige tausend Erwerbslose auf die Güter der Junker kommandieren, aber im Westen, wo die Massen der Erwerbslosen sigen, liegt bleierne Hoffnungslosigkeit über Zechen und Hütten.

Ich bin cin Lump"

Daß die Lynchjustiz in Deutschland   noch immer fort gesetzt wird, beweist folgender Bericht des Westdeutschen Beobachters", des Blattes, das der Präsident der Arbeits­front Dr. Ley herausgibt:

Durch Verordnung über das öffentliche Flaggen ,, Des Volkes Rache" vom 29. Juni 1929 war angeordnet, daß die staatlichen und kommunalen Dienstgebäude sowie die Gebäude der öffent­lichen Schulen am Verfassungstage( 11. August) ohne besondere Anordnung zu beflaggen sind. Wie der preußische Minister des Innern in einem Runderlaß ausdrücklich fest­stellt, ist diese Verordnung durch die Verordnung des Preu­ßischen Staatsministeriums vom 2. März 1933 aufgehoben worden. italcollonoff is out bridesma

Es wäre auch der reine Hohn, wenn die regierenden Volks­feinde und Verfassungsbrecher das Werk von Weimar   durch die Mörderfahne des Hakenkreuzes ehren" wollten.

Moskau   verstimmt Hitlers Kirchenrede

Moskau  , 26. Juli.  ( Inpreß.) Hitlers   Rede zu den Kirchen­wahlen, die durch Rundfunk verbreitet wurde, enthielt eine Reihe unverhüllter Ausfälle gegen die Sowjetunion  , die hier registriert wurden und möglicherweise zu diplomatischen Schritten Anlaß geben werden.

Der Tiroler Landtag beschloß ein Gefeß, durch das es in Tausend( Marristen) Geächteten an, die niemals mehr Tirol künftig keine nationalsozialistischen Gemeinderäte Arbeit bekommen sollen. mehr gibt,

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Simmern( Hunsrück  ), 23. Juli. Auf dem vorderen Huns­ rück   und besonders im Kreis Simmern   sind die Ein­wohner gegen die ehemaligen Separatisten vorgegangen. Diese wurden aus ihren Wohnungen geholt und nachdem man ihnen Schilder mit Aufschriften" Ich bin ein Lump", Ich bin ein Vaterlands verräter usw. umgehängt hatte, wurden sie durch die Ortschaften und Städte geführt. Wo sich die Separatisten weigerten mit zugehen und sich die Schilder umhängen zu lassen, kam es zu Tätlichkeiten. Auf dem Marktplatz in Simmern  wurde Einwohnern, die sich in großer Anzahl angesammelt hatten, eine iste aller ehemaligen Separa tisten verlesen. Die Genannten wurden zum Schluß in Schußhaft genommen und dem Gefängnis zugeführt. Wie weiter verlautet, wurde auch der Bürgermeister des Hunsrückdorfes Rheinböllen   nach Sim­ mern   gebracht und mußte sich mit an dem Zug der Separa tisten beteiligen. Die Menge hatte ihn in der Nähe von Argental ausfindig gemacht und nach Simmern   gebracht. Ob die so behandelten Leute wirklich Separatisten waren, steht sehr dahin. Es genügt, daß jemand denun ziert und die Menge entsprechend aufgehetzt wird. Die fogenannten Behörden sehen dem Treiben zu,