Spottvögel in Paris

..Was ihn hindern wird, das ist die Kugel oder die Bombe!"

ern wird.

Paris , 27. Juli.

Die Pariser Presse kritisiert schärfstens die große Polizei- Aktion der Herren Göring und Hitler . Ueberein­stimmend gibt sie ihrer Meinung dahingehend Ausdruck, daß die neuen Machthaber Angst haben vor ihren Gegrern und die eigenen Leute abzulenken gezwungen sind. Wir zitieren aus den verschiedensten Blättern:

,, L'Intransigeant":

,, La Volonté":

gießen müssen. Und dieses neue Getränk will seinen Partei­" Herr Hitler hat schon recht viel Wasser in seinen Wein genossen nicht schmecken; es ist ihnen zu fade, nachdem der Führer" ihnen zehn Jahre lang den Raubzug versprochen hat. Gestern hatten sie Hunger zu leiden, das stimmt. Wenn sie aber morgen nicht genug zu essen bekommen, dann werden sie Herrn Hitler dafür verantwortlich machen. Der Kanzler ist außerstande, die Unzufriedenen zu meistern; und deshalb wird er wieder zur Waffe der Demagogie greifen müssen. hier aber stehen ihm die wirtschaftlichen Mächte im Wege. Er will ablenken von den kommenden inneren Schwierig­feiten. Wird ihm das auf die Dauer gelingen? Wir jeden­falls beneiden ihn nicht um den sorgenvollen Schlaf seiner Nächte!"

Die Tatsache, daß man sogar die Luxus- Automobile an­gehalten und durchsucht hat, beweist eindeutig genug, daß es sich nicht nur um Maßnahmen gegen eine Revolte von links her gehandelt hat. Wir wollen nicht vergessen, daß Hitler nach links und nach rechts sich vorzusehen hat; und heute ist ihm die Rechte vielleicht sogar der gefährlichere Gegner. Die Propaganda, die von diesen Leuten im geheimen gegen ihn getrieben wird, hat ihn in der letzten Zeit schon mehrfach ,, Le veranlaßt, bereits getroffene Entscheidungen wieder zurück­zuziehen. Seine Politik ist verdammt schwierig und unbe­quem: er muß mit den rechten Gegnern rechnen, denn sie, nicht er, haben die eigentliche Macht. Trotzdem glauben wir, daß er die Rechte besiegen wird, vorausgesetzt, daß er am Leben bleibt. Was ihn hindern könnte, das ist die Kugel oder die Bombe. Und das weiß er auch; deshalb seine ver­zweifelten Anstrengungen!"

"

Figaro":

,, An demselben Tage, an dem die inneren Schwierigkeiten ausweglos geworden sind, ist Hitler gezwungen, alle Deutschen noch einmal zusammenzureißen. Er wird das tun unter der Parole: Gegen Frankreich !" Herr Hitler schätzt den inneren Krieg" nicht; deshalb wird er aus innerem Pazifismus eines Tages den Krieg nach außen führen. Hierauf gilt es gerüstet zu sein!"

Die Gewalttat an der Saargrenze

Ein nationalsozialistisches Komplott Planmäßige nationalsozialistische Aktion

Zwei Franzosen und ein Saarländer in die Falle gelockt

Die Befizerin des Häuschens in Homburg , nahe der faarländisch- pfälzischen Grenze, aus dem kürzlich zwei französische Staatsangehörige und ein Saarländer nächt­licherweise von Reichsdeutschen gewaltsam über die Grenze ins Reich entführt wurden, Frau Kennel, hat wie wir soeben hören, ein Geständnis abgelegt!

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Frau Kennel war sofort nach Bekanntwerden der Tat und achdem die erste Untersuchung schon mehrere Belastungs­somente gegen sie ergeben hatte, in saft genommen porden. Unter dem Druck der gegen sie vorliegenden Ver­achtsmomente hat die Verhaftete schließlich zugegeben, daß sie die drei Personen in eine Falle gelockt hat, um die Entführung möglich zu machen! Damit liegen die Beweise dafür vor, daß es sich um einen Ueberfall handelt, der nicht das Werk vollkommen un autorisierter Personen gewesen sein kann. Der Mann der Frau Kennel ist, wie wir ebenfalls bereits berichten konnten, vor einiger Zeit im Reich festgenommen worden. Seine Verhaftung erfolgte nicht durch irgendwelche Privats personen, sondern durch Personen, die einer der zahlreichen,

heute im Reich aktionsberechtigten Exekutivorgane ange: hören. Wenn man Fran Kennel nunmehr unter Hinweis auf die Lage ihres Mannes dazu gebracht haben sollte, die drei Personen in ihre Wohnung zu locken, so können diese Versprechungen nur von Personen gemacht worden sein, die über das Schicksal des Ehemannes Kennel tatsächlich zu ents scheiden haben, oder von denen Frau Kennel das wenigstens annehmen konnte!

Der Hinweis auf die untergeordneten Organe" dürfte den reichsdeutschen Dienst= stellen diesmal schwer fallen.

Die Untersuchung gegen Frau Kennel wird wegen Bei hilfe zur Freiheitsberaubung geführt. Sie wird sich diesers

halb auf Grund ihres eigenen Geständnisses vor einem faar

ländischen Gericht zu verantworten haben!

Attentat in Metz

0310

Ein Taxichauffeur, der vor einiger Zeit ein Hakenkreuz von einem deutschen Wagen ent­fernte, wird durch Revolverschüsse am Kopf schwer verletzt. Der Täter entkommen!

Vor einigen Monaten ereignete sich am Bahnhof in Me ein Zwischenfall, der großes Aufsehen erregte. Ein deutscher Wagen, mit dem einige Reichsdeutsche angeblich einen Auss flug nach den Schlachtfeldern unternehmen wollten, trug die Hakenkreuzflagge demonstrativ zur Schau. Sofort sammelte sich eine erregte. Menschenmenge um den Wagen, und ein Taxichauffeur riß schließlich die Fahne herunter. Die Reichss deutschen wurden vorübergehend in Haft genommen, bis sie dann wieder mit ihrem Wagen nach Deutschland zurück­fehrten.

Am Donnerstag ereignete sich nun folgendes: Vor dem das mals beteiligten Tarichauffeur erschien ein Mann und vers handelt mit ihm wegen einer Fahrt nach Remilly. Plöglich zog der Fremde während der Fahrt einen Revolver und schoß dem vor ihm fizenden Chauffeur eine Kugel in den Kopf, die ihn schwer verlegte. Der schwer Verwundete war noch in der Lage, dem Fremden die Waffe zu entreißen, aber diesem gelang es, zu entkommen. Die polizeilichen Ermitts lungen sind im Gange. Der Fall erregt in ganz Lothringen ungeheures Aufsehen.

Das Neueste

Nach einer Meldung des Echo de Paris" wird Pro fessor Einstein demnächst die englische Staatsangehörigs feit erwerben.

Der frühere Präsident des Deutschen Städtetages, Dr. Mulert, ist fristlos entlassen worden. Das Verfahren gegen ihn ist lediglich aus formalrechtlichen Gründen eins gestellt worden.

Der Dienstknecht Schriefer in Bamberg , der im Mai ben A.- Mann Wiesheier ermordet hatte, ist zum Tode vers urteilt worden.

Der Schnellzug Pariz- Bordeaux entgleifte bet Angouleme . Zwölf Personen wurden verlegt.

Bei Turnu- Severin in Rumänien überfuhr nachts ein Schnellzug einen Bauernwagen, dessen fünf Insassen und die zwei Pferde in Stücke gerissen wurden.

Das amerikanische Luftschiff Macon " unternimmt dems nächst eine Europareise.

In einem Bergwerk in Woodlesford( Grafschaft York) ereignete sich eine Explosion. Sechs Berglente erlitten schwere, z. T. lebensgefährliche Brandwunden.

Jüdische Millionen zurückgefordert

Im übrigen wird der skandalöse Vorfall, der der Welt Die Rosenwald- Stiftung einmal bligartig den Stand des Hitlerterrors im Saargebiet gezeigt hat, noch Nachspiele haben, die durch die Berichterstattung der Saar - Regie: rung an den Bölkerbund bereits angekündigt sind.

Wie sic Kuschen Der Reichstagsbrand

Das waren ,, Führer" des Zentrums

Zwischen Reichsinnenminister Dr. Frid als dem Vor­fizenden der nationalsozialistischen Reichstagsfraktion und dem Abgeordneten Dr. Ha delsberger als dem Ver­bindungsmann der bisherigen Reichstagsfraktion des Zen­trums zur NSDAP. sind folgende Vereinbarungen getroffen worden:

Das Stadium der Fraktionslosigkeit, in dem sich jetzt die Mitglieder der ehemaligen Zentrumsfraktion befinden, kann nur ein vorübergehendes sein und höchstens einige Wochen dauern. Das fraktionslose Verhältnis wird vorläufig bis zum 1. September fortgesetzt. Eventuelle Wünsche wegen Mandatsniederlegung bzw. wegen Uebertritts als Hospitant werden zweckmäßigerweise an den Verbindungsmann ge­äußert. Unbeschadet des freiwilligen Entschlusses jedes einzelnen der bisherigen Fraktionsmitglieder sind von natio­nalsozialistischer Seite folgende Gesichtspunkte für die Klä­rung, ob Hospitant oder Rücktritt, mitgeteilt worden:

Die Geistlichen scheiden nach dem Konkordat aus. Sämtliche Frauen stellen ihr Mandat zur Verfügung. Ueber 60 Jahre alte Abgeordnete sollen nach Möglich­feit nicht übernommen werden. Hinsichtlich der Gewerk schaftsführer und-sekretäre soll eine wesentliche Herabsetzung erfolgen. Das Hospitantenverhältnis berechtigt zur Teilnahme an allen Fraktionssitungen, gibt die Mög­lichkeit zur Stellungnahme in diesen Sizungen und auch zur Beteiligung an Abstimmungen. Ein Zwang zum Tragen irgendwelcher Abzeichen oder Uniformen besteht nicht.

Ein edler Oberpräsident

Kaschemmensprache des Dritten Reiches

Die nationalsozialistische Presse verbreitet einen Aufsatz von Wilhelm Kube , Gauleiter, Oberpräsident, Fraktions­vorsitzender der Nazis im Preußischen Landtag, über ,, Das Dritte Reich und die Frauen". Darin sagt er u. a.:

Widerlich war es für jeden deutschen Mann, der in feiner

Mutter das deutsche Weib ehrt, wenn über Fragen der Geschlechtsmoral, der Mutterschaft und der Nachkommenschaft alte Jungfern, bar jedes Scham­gefühls, von der Parlamentstribüne herab gespreizt ihren Edelmist verzapften. Noch scheußlicher war es, wenn bei Verhandlungen über Fragen der Landes: verteidigung und der Wehrpflicht eine demokratische oder margiftische Megäre ihren pazifistischen Unrat gegen unser Land spie.

Die Sprache charakterisiert den schweinischen Kerl. Uebrigens pazifistischer Unrat"! Dieser Kube ist neben Frick und anderen einer der vielen praktischen Kriegs­dienstverweigerer. Obwohl jung und kräftig, drückte er fich während des ganzen Krieges reklamiert in Berlin herum.

Ein notorischer Feigling!

Internationaler Untersuchungsausschuẞ

Auf Initiative des Weltkomitees für die Opfer des Hitlers faschismus hat sich aus geachteten und unabhängigen Juristen verschiedener Länder ein Untersuchungsausschuß zur Auf­klärung des Reichstagsbrandes gebildet. Dem Ausschuß gehören an:

England: D. N. Pritt, Kings Counsellor; rant. reich: Gaston Bergery , Mitglied der Kammer; Amerika : Clarence Darrow , Rechtsanwalt und Arthur Garfield Hays , Rechtsanwalt; Spanien : Jiminez de l'Ajuad, Profeffor der Zentraluniversität, Madrid ; Schweden : Dr. Branting, Rechtsanwalt; Dänemart: Vald Huildt, Rechtsanwalt; Italien : Francesco Nitti , ehemaliger italienischer Ministerpräsident; Belgien : Vermeylen, Rechtsanwalt, Brüssel .

Der Untersuchungsausschuß wird etwa zur gleichen Zeit, wo in Leipzig der Prozeß gegen Torgler , Dimitroff , Popoff und Taneff stattfindet, in einer europäischen Hauptstadt zu­sammentreten. Die Tagung des Untersuchungsausschusses wird öffentlich sein. Sie ist angesichts der Tatsache, daß in Leipzig weder ein inländischer noch ausländischer Vera teidiger der Angeklagten zugelassen und jeder Entlastungs­zeuge mit seinem Leben bedroht ist, das einzige Verfahren zur objektiven Aufklärung des Reichstagsbrandes und der wahren Brandstifter.

Neujork, 28. Juli.

Die Erben des bekannten jüdischen Millionärs und Philans tropen, des amerikanischen Julius Nosenwald, haben heute von der deutschen Regierung die Rückgabe der Rosenwald Stiftung gefordert. Rosenwald hatte diese Stiftung, die sich auf mehrere Millionen Dollar beläuft, verschiedenen dents schen wissenschaftlichen Instituten zur Verfügung gestellt. Die Rückforderung der Stiftung wird damit begründet, daß durch die derzeitige deutsche Regierung jüdische Studierende, in deren Interesse die Stiftung erfolgt ist, von dem Genuß der Stiftung ausgeschlossen worden sind.

Export tut not!

Aber die Reichsregierung schlägt ihn tot!

In einer Versammlung der Industries und Handels. fammer zu Solingen schilderte der Vorsitzende Hartfopf am Beispiel der Solinger Industrie die Lage in der Eisen­verarbeitung und der sonstigen Exportindustrie, soweit sie kleineren und mittleren Umfang hat. Die Schwierigkeiten der Solinger Schneidwarenindustrie leitete er von folgen den Ursachen ab: mangelhafter Organisation, Fehlen eines Gemeinschaftsgeistes und Ueberwiegen des materialistischen

Denkens,

außerordentliche Einengung der Exportmöglichkeiten. Während die Schwerindustrie mit ihren einheitlichen Erzeug nissen es verhältnismäßig leicht hatte, sich durch ihre Organis sation Gehör zu verschaffen, habe es die verarbeitende In­dustrie mit ihrer Vielzahl an Waren und Qualitäten nicht verstanden, zu einer einheitlichen Zielsetzung zu gelangen. Gegenwärtig sei als eine der wichtigsten Fragen die Neu­reglung der Tariflöhne anzusehen. Bei vollwertiger Mit­arbeit hierbei solle die Arbeiterschaft an Qualitäts- und

Dem Untersuchungsausschuß sind bereits zahlreiche Preisfragen den großen Zusammenhang aller wirtschaftlichen Zeugenmeldungen zugegangen.

Protest von Gelehrten!

*

Die tschechischen Universitätsprofessoren Nejeldly, Salda und Krejci haben dem deutschen Gesandten in Prag einen Protest gegen die unsinnige Behauptung, Torgler und die mit ihm verhafteten Bulgaren seien Brandstifter, eingereicht. Amtlich wird noch mitgeteilt, daß mit der Hauptverhand­lung wegen der Reichstagsbrandstiftung in der ersten Septemberhälfte zu rechnen ist.

Bildersturm

Schutzhaft für marxistische Bilder

Der Polizeipräsident in Essen hat eine Anordnung ge­troffen, in der es heißt, daß man noch immer in den Woh= nungen ehemaliger Mitglieder der KPD . und SPD. marxistische Bilder finde. Es sei nicht zu dulden, daß der Geist der Jugend durch den dauernden Anblick solcher Andenken aus der Zeit des Systems ver­

Fragen sowohl in lohnpolitischer wie auch wirtschafts­politischer Beziehung erkennen.( Das bedeutet Lohndruck. D. Red.) Nach Erziehung der wirtschaftenden Menschen zum Gemeinschaftsgeist gelte es, die Preisschleuderei, Schwarz arbeit, unlauteren Wettbewerb und sonstiges unanständiges Geschäftsgebaren mit den schärfsten Mitteln zu bekämpfen. Im Augenblick steht die Solinger Industrie ganz unter den Folgen, die die Einengung der Ausfuhr möglich. feiten gebracht hat.

Die Lebensmöglichkeit der Solinger Industrie sei abhängig von der Möglichkeit zu exportieren.

Die Stärkung des Binnenmarktes tönne teinen genügenden Ausgleich für den verloren ge­gangenen Ereport schaffen. Die bisherigen Maßnahmen der Ausfuhrförderung hätten sich als nicht ausreichend erwiesen. Die Kammer werde deshalb die Einrichtung einer besonderen Abteilung für Außenhandelspolitik beim Reichswirtschafts­ministerium beantragen, die, eine besonders enge Fühlung mit der Wirtschaft ermöglichen soll.

giftet werde. Das Belaffen derartiger Bilder in der woh Luxemburg und der Heilige Rock

nung werde als eine herausfordernde Stellung­nahme gegen die nationale Erhebung betrachtet. Der Polizeipräsident läßt darauf hinweisen, daß das Zeigen solcher Bilder, auch in Privatwohnungen, unter Umständen als Propaganda zugunsten des Marxismus aufgefaßt werden kann. Inschußhaftnahme könne die zwangsläufiae Folge eines derartigen Verhaltens sein.

Zu der in Nr. 28 unserer Zeitung aus Luxemburg ver öffentlichten Buschrift teilt uns Pfarrer Hurt aus Wasser billig mit, daß er bis jetzt von deutscher Seite nicht im geringsten belästigt worden ist".

Das ist nun allerdings von unserem Berichterstatter auch nicht behauptet worden. Er schrieb nur, daß solche Absichten bestanden haben.