DAS BUNTE BLATT
TAGLICHE UNTERHALTUNGS- BEILAGE
Aus einem Burschien wird ein Mäddfien...
Eine Operation, die notwendig wurde
Auf der Apponyi- Poliklinik in Budapest wurde in diesen Tagen auf chirurgischem Wege ein junger Bursche in ein Mädchen verwandelt. Der Name des Patienten wurde zunächst verschwiegen, man erfuhr nur so viel, daß man ihn nach der Operation Gisela benannte. Die Operation dauerte länger als eine Stunde, sie gelang ausgezeichnet. Ueberraschungen sind bei dem heutigen Stande der medizinischen Wissenschaft bei einer solchen Operation nicht mehr zu befürchten. Das junge Mädchen liegt nun in einem Einzelzimmer, bis es vollkommen wieder hergestellt sein wird.
Gisela wurde von einem Journalisten aufgesucht, der sie als funges Mädchen mit langem, gewelltem Haar und Gesichtszügen von etwas männlichem Charakter beschreibt. Der Brustkasten macht jedoch den Eindruck eines jungen Mädchens im Pubertätsalter. Gisela war unruhig, nervös und klagte über Schmerzen. Die Klagen machten den Eindruck, als ob sie von einem schwachen weiblichen Wesen ausgingen. Gisela beruhigte sich aber bald und sprach dann mit normaler Stimme, die etwas knabenhaft anmutet, von ihrer Zukunft, vor der sie sich ängstigt, da sie nicht weiß, was aus ihr werden soll. Schließlich gab sie auch ihren früheren Namen preis. Sie hieß Aladar Kramer, ist achtzehn Jahre alt und stammt aus einer durchaus normalen Familie. Die Aerzte der Klinik erzählten, daß in der ganzen Welt nur zwölf solche Operationen durchgeführt worden seien.
Diese Nachricht darf etwa nicht so verstanden werden, als os es sich um eine wirkliche Umwandlung des Geschlechtes gehandelt hätte. Die Operation wurde an einem jener Menschen vorgenommen, die in den Bereich der sogenannten sexuellen 3 wischenstufen gehören. Darunter versteht man nicht nur die seelisch abartigen Männer mit mehr oder weniger stark ausgeprägten Merkmalen weiblichen Charakters und Empfindens und die abartigen Frauen mit männlichem Wesen; es gibt auch Zwischenstufen, deren förperlicher Typus nicht klar erkennen läßt, welchem Geschlecht sie zugehören. Diese Menschen haben sich aus einer ursprünglich zwiegeschlechtlichen Anlage nur unzureichend in der Richtung auf ein Geschlecht hin entwickelt. Es kommt nun häufig vor, daß dabei auch die äußeren Geschlechtsorgane ein ab= normes Aussehen haben, daß etwa ein mannähnliches Geschlechtsorgan entsteht, das bet näherer Untersuchung seinen weiblichen Charakter erkennen läßt. Auch die Keimdrüsen im Körperinnern verraten mitunter eine andre Geschlechtszugehörigkeit, als einem so abnormen Kinde nach der Geburt zugesprochen worden ist.
Kommt nun dazu noch beim herangereiften Menschen dieser Art der Wunsch, seinem Empfinden gemäß dem andern Geschlecht anzugehören, dann kann ein Irrtum, der von Kindheit auf bestanden hat, nicht nur durch Aenderung der Kleidung und anderen äußeren Geschlechtskennzeichen, sondern in manchen Fällen auch durch eine korrektur auf operativem Wege vollzogen werden.
Der Schwimmer durch den Niagarafall
Sensationen um den größten Wasserfall Amerikas Ein tollküfiner feiltänzer- Der Mann in der Sonne
Aus Niagarafalls im Staat Ontario fommt die Nachricht, daß es einem Mann von 18 Jahren zum erstenmal gelungen sei, den Niagarafall zu durchschwimmen. Der Schwimmer stürzte sich auf der amerikanischen Seite des Flusses in den Fall, wurde wiederholt von den Strudeln mitgerissen, konnte aber trotzdem nach zweieinhalbstündigem schwerem Kampf das kanadische Ufer erreichen. Dort wurde er dann von der Polizei unter Anschuldigung der Vagabun dage und der Uebertretung des Verbots, den Niagara zu durchschwimmen, in Haft genommen.
Dieses Verbot, den Niagarafall zu durchschwimmen, besteht auf der kanadischen Seite schon aus der Zeit vor dem Kriege. Damals forderte der Rekordfimmel fast jeden Monat eines oder mehrere Opfer, denn der Niagarafall hat jeden dieser kühnen Schimmer getötet und oft bis zur Unkenntlichkeit zermalmt. Die Leichen wurden dann stets am tanadischen Ufer angeschwemmt und umständliche diplomatische Verhandlungen hatten seinerzeit stattgefunden, um ein beiderseitiges Schwimmverbot zu erlassen. Das ist aber nicht gelungen.
Der Niagarafall stand schon oft im Zeichen tollkühner Sensationen. Seitdem er in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts für den Verkehr richtig erschlossen und als Sehenswürdigkeit weltberühmt wurde,
wurde immer wieder versucht, ihn zum Schauplatz artistischer
oder sportlicher Bravourtaten zu machen.
Eine der größten Sensationen pieser Art war die Tat eines französischen Seiltänzers, der über den schmalsten Teil des Falles, dort, wo die Gischt am höchsten sprißt, ein Seil spannte und in Gegenwart von vielen tausend Zuschauern mit einer Balancierstange überquerte. Die Nachricht von diefer tollkühnen artistischen Leistung flog damals über die
Das Angebot
Von Jo Hanns Rösfer
Und dies ereignete sich vor drei Tagen an dem Postschalter Ddes Postamtes 62 in der Lerchenfelder Straße in einer frühen Nachmittagsstunde. Bor den Postschalter tritt ein Herr.
„ Zwei Marken zu zehn," verlangt er.
Der Beamte nickt, löst umständig zwei Marken vom Bogen und schaut auf.
Irre ich mich?"
Wieso?"
Habe ich nicht das Vergnügen mit Herrn Mittelmeier?" „ Gewiß."
Der Beamte nickt freudig:
" Wie geht es, Herr Mittelmeier? Wie steht das werte Befinden? Alles gesund daheim? Frau und Kinder wohlauf? Was macht das Geschäft?"
„ Danke."
„ Hoffentlich bleibt das Wetter jetzt schön-"
Der Herr am Schalter wird ungeduldig.
" Hoffentlich," sagt er, kann ich jetzt meine zwei Marte haben?"
,, Mit Vergnügen."
Der Beamte sagt es, gibt aber die Marken nicht aus der Hand.
„ Sonst noch einen Wunsch?"
„ Danke. Nein."
Nein."
,, Vielleicht ein paar Postkarten?"
Marken zu fünf, zwanzig und dreißig?"
ganze Welt. Bei ihrer Wiederholung waren die Reporter fast aller amerikanischen Blätter vertreten, auch Zeichner Fotografen gab es damals noch nicht haben den Vorgang im Bilde festgehalten. Das Interesse erlahmte dann schnell, als der Franzose den Seilgang jeden Tag wiederholte und eine dauernde Einnahmequelle daraus zu machen versuchte.
Nicht minder groß war die Begeisterung, als es am Ende
Naditlied
Von Wafter Lindenbaum
Ich bin so allein.
2
Ueber mir sind die Sterne, der Mond und die Nacht. In mir ist die Sehnsucht nach Ruhm und nach Macht. Und die Sehnsucht wacht.
Ich bin so allein.
Die Wolken, sie wandern zum großen Meer. Sie wandern nicht einzeln, sie sind ein Heer Allein ist es schwer.
Ich bin so allein.
Der Wald ist dunkel, der Strom verrauscht. Der Wind hat heimlich mein Herz belauscht Und hat es den Wellen ausgeplauscht.
Ich bin so allein.
Die Wellen, die Sterne, der Mond und die Nacht. Sie haben mich alle so traurig gemacht. Hat jemand gelacht?...
Juberkulosebekämpfung durci
fliegende Röntgenlaboratorien Aus Luzon , der größten und wichtigsten Insel der Philippinen , kommt die Nachricht, daß die Tuberkulose so überhandgenommen hat, daß zahlreiche Todesopfer unter den Eingeborenen wie auch unter den Eingewanderten, speziell den Verwaltungsbeamten, zu verzeichnen waren. Nun hat die Sanitätsbehörde, nach echt amerikanischer Art, sofort Röntgenlaboratorien eingeführt. Kleine fahrende Krankendieser Seuche entgegengesteuert und sogenannte fliegende autos und-wagen durchfahren nun die Insel, um dem schrecklich überhandnehmenden Uebel wenigstens einigermaßen abzuhelfen. Von Manila , der Hauptstadt aus, werden die Arzneimittel auch mittels Bahn befördert. Es ist noch nicht festzustellen, was die Ursache der kolossalen Verbreitung der Tuberkulose auf Luzon ist. Die Eingeborenen, die Negritos, die durch prämalaiische Stämme ins Innere des Landes gedrängt wurden, und die jungen malaiischen Stämme, die Tagalen, sind meist auf den Hans-, Tabak- und Rübenfeldern beschäftigt. Es wird nun angenommen, daß durch die heuer übertragbar waren, wozu noch kommt, daß die Konstitution sehr heißen Monsumwinde die Tuberkelbazillen leichter
der Malaien besonders für diese Krankheit inkliniert. Die fahrenden Lazarette nehmen nun Tuberkulinreaktionen vor und die Aerzte machen die Beobachtung, daß fast alle Be wohner dieses Erdteils auf die Proben im positiven Sinne reagieren.
des vorigen Jahrhunderts einem Manne auf Grund einer Römerfunde bei Sistyan
Wette gelang, den Niagarafall in einer Eisentonne eingeschlossen lebend und ohne Verlegungen zu passieren, nachdem derselbe Versuch vorher mehreremal mit tödlichem Ausgang mißlungen war. Der Mann, dem es dann schließlich gelang, hatte umfangreiche Vorübungen mit einer leeren Tonne gemacht, deren Lauf er aufmerksam verfolgte, um sich dann von der richtigen Stelle die Wasserwand herabzulassen.
Nur das Schwimmen war nie gelungen. Ez handelte sich dabei selbstverständlich nicht um den Versuch, schwimmend den 40 Meter tiefen Fall herabzugelangen, denn das wäre nackter Selbstmord, sondern unmittelbar unter dem Fall durch die furchtbaren Strudel und Schnellen zu gelangen.
Man darf schließlich nicht übersehen, daß der Niagarafall
unmittelbar vor dem Kriege bei der Anlage eines riesigen
Kraftwerkes reguliert wurde und erheblich an Wildheit eingebüßt hat. Leute, die ihn von früher kennen, behaupten, daß der Fall nur noch ein Schatten seines früheren Selbst sei. Früher jedenfalls wäre die Fallniederung niemals schwimmend zu überqueren gewesen, denn jedes Stück Holz, das da hineingeriet, wurde zu Sägemehl und kleinen Splittern zerrieben.
„ Nein. Nein."
" Vielleicht Pafetadressen gefällig? Zahlfarten, Postan weisungen?"
" Ich brauche wirklich nichts."
„ Kennen Sie schon unsere neuen Wohltätigkeitsmarken? Soeben herausgekommen. Hier sind sie. Wunderschön, nicht wahr? Der ganze Saz nur drei Mark. Darf ich sie Ihnen dazupacken."
Ich habe keine Interesse für Marken." Der Beamte legt den Satz zurück.
„ Schade. Und wie steht es mit Telegrammformularen? Noch genügend Vorrat daheim?"
Der Herr wird krebsrot im Gesicht.
„ Geben Sie mir endlich meine Marken und lassen Sie mich ungeschoren!"
Der Beamte lächelt. Keine Kränkung steht in seinem Gesicht.
,, Bitte sehr wie der Herr Mittelmeier wünschen- vielleicht ein anderes Mal hier sind die Marken, zwanzig Pfennig bitte wenn der Herr sonst noch etwas brauchen wollen Sie sich nicht ein Postscheckkonto anlegen?" Der Herr ist wütend abgegangen.
Die Kollegen umstehen nun staunend den Beamten. ,, Was heißt das? Was soll das? Warum haben Sie das getan?"
Der Beamte atmet befriedigt auf.
,, Aus Rache", sagte er.
"
,, Aus Rache? Wieso?"
Der Beamte seufzt:
„ Der Herr ist mein Friseur. Ich lasse mon ihm rafieren. Und jedesmal läßt er mich nicht früher aufstehen, bevor er mir nicht seinen ganzen Vorrat von Seifen, Kopfwassern, Parfüms und Puder angeboten hat."
Bei den Ausgrabungen der letzten vier Wochen wurden in Vesele bei Pistyan bedeutende Römerfunde in großer Zahl gemacht, darunter goldene Schmucknadeln, verzierte Glasschalen, Vasen aus Keramik und Bronze und vieles andre. Durch diese Ausgrabungen, die zusammen mit den früher erfolgten Funden in dem kürzlich neueröffneten Pistyaner Museum der Oeffentlichkeit zugänglich gemacht wurden, wurde der Beweis erbracht, daß die römischen Legionen zeitweise bis in das obere Waagtal vorgedrungen sind, und die in der Ruine Tretschin eingemeißelte Gedenktafel, die Mommsen als echt anerkannt hat, bestätigt ja diese Tatsache. Die Ausgrabungen bei Pistyan werden weiter fortgesetzt und es ist zu erwarten, daß diese Arbeiten noch weiteres wertvolles Material zutage fördern werden.
Bleiben Sie wafinsinnig! Vernünftig werden ist zu riskant
Im Jahre 1929 zeigte der Bahnrevident Otto H. plötzlich Anzeichen einer schweren Geistesstörung. Er wurde ent mündigt und pensioniert. Wenn man aber wahnsinnig wird, dann werden einem auf Grund der§§ 37 und 39 der Pensionsvorschriften zehn Dienstjahre mehr angerechnet als man wirklich hat. Das geschah auch im Falle H. Drei Jahre blieb er geisteskrant. Die Aerzte hielten ihn für unheilbar. Aber H. tat etwas sehr unvorsichtiges: er wurde wieder gesund und vernünftig.
Das aber war eine ausgesprochene Narrheit. Denn: kaum hatten die Bundesbahnen erfahren, daß H. wieder mündig und bei voller Vernunft war, zahlten sie ihm weniger Pension. Er hatte auf die Anrechnung von zehn weiteren, tatsächlich aber nicht absolvierten Dienstjahren keinen Anspruch mehr. Und so bekam H. als Strafe dafür, daß er nicht mehr wahnsinnig war, um 115 Schilling im Monat weniger Pension als bisher. Anderseits hatte er aber auch keine Möglichkeit, seinen Dienst wieder aufzunehmen; seinen alten Arbeitsplatz hatte schon längst ein anderer inne und Neueinstellungen gibt es nicht. Der pensionierte Revident schien die Wahl zu haben, entweder auf 115 Schilling im Monat zu verzichten oder wieder wahnsinnig zu werden. Es war ja auch wirklich zum narrisch werden".
Aber H. wollte weder das eine noch das andere. Er klagte. Und das Gericht hatte ein Einsehen: es entschied, daß der gesunde H. ebensoviel Pension bekommen muß. wie der geisteskranke H. erhalten hat. Diese für ihn so angenehme Entscheidung hat H. allerdings nur einer Lücke im Pensionsgeseß zuzuschreiben; es ist dort nämlich nicht vorgesehen, daß ein wegen Geisteskrankheit Pensionierter wieder vernünftig wird. Möglich, daß diese Lücke bald ausgefüllt wird. Dann müßte ein Pensionist, der aufhört wahr sinnig zu sein, wirklich ein Narr sein...
6000 Bräute mit Diplomen Die größte Hochzeit der Welt
In Charbin , der Hauptstadt der Mandschurei , wird zuc Zeit eine der kuriosesten Feierlichkeiten, die die Welt je gesehen hat, vorbereitet. 6000 Paare werden demnächst durch einen einzigen festlichen Akt getraut.