alex tal appDer stenographische Bericht über die Deutschlanddebatte 8sme A im britischen Unterhaus
Ein Freund aus England schickt uns das Stenogramm der Sitzung des Unterhauses vom 5. Juli, die fich einmütig gegen die jetzigen Machthaber in Deutschland wandte. Kurze Auszüge aus den Reden sind, in der deutschen Presse, auch in der« Deutschen Freiheit" erschienen. Wir halten es für zweckmäßig, wenn * auch mit Verspätung, nun auch noch den ausführlichen wortgetreu übersetzten Bericht zu veröffentlichen. Es handelt sich hier um ein Dokument, dessen Richtigkeit nicht angezweifelt werden kann. Alle Reden ohne Ausnahme und ohne Unterschied der politischen Gesinnung atmen die abgrundkiese Vermachtung der in Deutschland jetzt regierenden Männer und ihrer verbrecherischen Methoden. Sie zeigen zugleich, daß die britischen Parlamentarier, wie jeder vernünftige Mensch, sehr wohl einen Unterschied zu machen wissen zwischen dem gefifteten deutschen Volke und den braunen Banden, die es terrorisieren. Leider verhindert die jetzige Reichsregierung, die sich ihrer Unfähig keit und ihrer Schuld durchaus bewußt ist, daß die Wahrheit über Deutschlands außenpolitische Isolierung in alle deutschen Volksteile dringt. Die Folge wird eines Tages ein ebenso gründliches und verblüfftes Erwachen sein wie im November 1918. Das deutsche Volk wird von den Faschisten belogen, wie es lange Jahre von den Kreaturen Wilhelm des Zweiten betrogen worden ist, und eine feile und feige, nur auf Profit bedachte Presse entwürdigt sich zur Dirne des Faschismus mehr noch als sie in Jahrzehnten den renommierten Schwäßer Wilhelm den Zweifen verhimmelf hat. Die« Deutsche Freiheit" ist stolz darauf, der Wahrheit und damit der Befreiung Deutschlands aus wüffen und unwürdigen Zuständen dienen zu können.
Die Deutschlanddebakke im britischen Unterhaus nahm folgenden Verlauf:
Lansbury ( Führer der Labour Party ):
Seit der Beruhigungsrede von Herrn Hitler wurde von gut unterrichteter Seite immer wieder festgestellt, daß heute in Deutschland der Kriegsgeist wieder auflebe und sich vor allem in der Frage der Luftfahrt zeige. Große Gruppen junger Leute wurden im Fliegen ausgebildet.
Ist der Außenminister bereit zu untersuchen, welche Aufträge für den Bau von Flugzeugen oder Flugzeugteilen aus Deutschland hier vorliegen? Er habe gehört, daß hier beträchtliche Geschäfte gemacht würden.
Die Labour Party will fair play für Deutschland auch in der Luftfahrt und der Bewaffnung, aber keiner von uns würde ruhig zusehen, wenn Deutschland aufrüstet( Beifall) und eine gewaltige Macht in der Mitte Europas würde. Der beste Weg, um hiermit fertig zu werden, sei für England und seine Verbündeten, den Friedensvertrag nach Buchstaben und G..st durchzuführen und die deutsche Regierung zur gleichen Politik zu veranlassen. Aber schon jetzt sei eine Ueberwachung der Rüstungen in Deutschland nötig; er habe gehört, daß eine sehr beträchtliche Aufrüstung bereits dort stattfinde. Die Labour Party betrachte mit großer Besorgnis diese Aufrüstung unter der Leitung solcher Leute, wie sie heute in Deutschland herrschen( Beifall). Es wäre die größte Bedrohung des Friedens Europas und der Welt.
Er denke nicht daran, sich bei Deutschland oder der deuts schen Regierung zu entschuldigen, wenn er auf die bruta len, unbarmherzigen Berfolgungen aufmerksam mache und den Außenminister frage, ob es nicht möglich sei, unter Berufung auf Art. 11 der Völkerbundssagung die Handlun gen der deutschen Regierung dem Völkerbund zur Kennt nis zu bringen.
Die zivilisierte Welt könne nicht schweigend zusehen, wie Frauen und Kinder barbarisch behandelt werden, nur weil ihre Männer und Väter Juden, Kommunisten oder Sozialisten oder sonst Leute waren, die Herr Hitler und seine Freunde nicht möchten.
Sir Austen Chamberlain ( Konservativ):
Maßvoll, aber gewichtig seien die Worte Lansburys über Sie Lage in Deutschland gewesen. Es sei selbstverständlich, daß er als ein ehemaliger Außenminister mit großer Reserve und Vorsicht über die inneren Angelegenheiten eines anderen Landes spreche. Aber das eine dürfe man sicher sagen
und die Rede Lansburys zeige, daß nicht nur die eine Seite des Hauses so denke, daß es für England schwer sei ir wahrhaft freundschaftlichen Beziehungen mit einer Nation zu leben, die aus ihrer Politik all die Ideen verbanne, die für alle britischen Parteien wesentlich seien. Können wir wahre Freundschaft mit einer Nation halten, die eine Rasse nur ihrer Rasse wegen ächtet und sich weigert, die eigenen Bürger als gleichberechtigt zu betrachten?
Ist es denn möglich, daß Deutschland unsere Mitarbeit wünscht und unsere Hilfe zu erhalten erwartet, während es jedes Gefühl gröblich beleidigt, das der Lauf unsrer Geschichte in unsere Brust gepflanzt hat?
Es ist schwer, als wahrer Freund mit einer Nation umzugehen, die eine innere Politik treibt, die uns nach unserer ganzen Tradition verhaßt sein muß. Der Geist, aus dem heraus Deutsche in Deutschland verfolgt werden, ist auch eine Bedrohung jeder Nation außerhalb der deutschen Grenzen und jeder Rasse, die jemals unter deutsche Herrschaft gelangen sollte. Mich berührt diese Sache besonders, weil ich 4-5 arbeitsreiche und verantwortungsreiche Jahre meine ganze Straft einsetzte und wie ich damals dachte, nicht ganz erfolglos, um Deutschland als gleichberechtigten Staat an die Gesellschaft der Nationen zurückzubringen und die Nadelstichpolitik zu beendigen, unter der es seit dem Kriege zweifellos gelitten hat.
Ich habe mich bemüht, unsere Beziehungen freundschaftlich und vertrauensvoll zu gestalten und mit den alten und nenen Freunden zusammen eine bessere Zukunft für unser Land und die Welt aufzubauen. Ich muß jezt sehen, wie all diese Hoffnungen, wenn nicht zerstört, so doch zumindest vertagt find durch den Geist, der heute in Deutschland herrscht.
Nicht nur in der Innenpolitik findet dieser Geist seinen Ausdruck. Locarno galt eine Zeitlang als Symbol von Frieden und Versöhnung. Im neuen Deutschland gilt der Name Stresemann nichts, ist Locarno ein Schimpfwort. Wenn Deutschland Revision der Friedensverträge und Abrüstung fordert, muß es die Welt erst von zwei Dingen überzeugen. Es muß die Welt überzeugen, daß eine vernünftige Abänderung des Friedensvertrages es zufriedenstellt und die Angelegenheit endgültig erledigt. Denn ob man nun die Geschichte der 20 oder 30 Jahre vor dem Weltkrieg oder die Ge
schichte der Nachkriegszeit studiert, so wird man immer das gleiche finden, solange irgendetwas Deutschland verweigert wird, ist es lebenswichtig, wenn man dann aber sagt,„ schön, wir wollen es euch geben und dann werden wir natürlich
auf gutem Fuß miteinander stehen", verliert die Sache jeden Wert für Deutschland , sobald es sie erlangt hat und wird nur noch als Sprungbrett für neue Forderungen benutzt. Bis Deutschland zeigt, daß eine maßvolle, vernünftige und annehmbare Abänderung der Friedensverträge endgültig wäre und von Deutschland als endgültig betrachtet würde, ist der fein wahrer Friedensfreund, der Deutsch land auch nur den Glauben an die Möglichkeit einer Re: vision gestattet.
Abrüstung physische Abrüstung ist nur möglich, wenn die moralische Abrüstung soweit vorgeschritten ist, daß die Nationen fühlen, daß physische Abrüstung Sicherheit bedeutet. Solange jede Rede in Deutschland , solange jede Propaganda dort bedrohlich, aufreizend, voreingenommen und einseitig ist, wie können die Deutschen da erwarten, daß die, die sie mit ihrer Propaganda bedrohen, abrüsten, damit Deutsch land sie dann besser angreifen kann. Wenn Deutschland zu seiner früheren Einstellung zurückkehren würde, wenn es die ehrliche Absicht zur Erfüllung seiner Verpflichtungen zeigen würde, wenn es aufhören würde seine Nachbarn zu bedrohen, dann könnte es die Welt überzeugen, daß es mit der Forderung der Abrüstung der anderen nur die eigene Sicherheit erstrebt und nicht einfach versucht, wieder eine Machtstellung zu erreichen, von der aus es den Frieden der Welt brechen fann. Ich bin nicht traurig darüber, daß die Abrüstungskonferenz vertagt ist.
Der Augenblic war nicht günstig für ihren Fortschritt. Ich bitte das Unterhaus und die Regierung sich zu hüten, jetzt die Verantwortung zu übernehmen und andere Völker, die dem Gefahrenherd näher sind als wir, zur Abrüstung zu pressen.
Das Maß der Konzessionen, die man Deutschland machen kann, hängt nicht von uns ab, sondern von Deutschland . Und Deutschland muß wissen, daß es mit dieser Aufreizung seines Volkes die Erfüllung der eignen Wünsche hinausschiebt. Und durch die Drohungen, die diese aufgeregten Herrschaften gegen ihre Nachbarn ausstoßen, machen sie es für ein Volk wie das englische unmöglich, ihnen die Hilfe zu gewähren, welche wir gern gewähren würden, wenn das deutsche Volk in einer erfreulicheren Gemütsverfassung und von einer weiseren und flügeren Regierung geleitet wäre.( Beifall).
General Spears( Konservativ):
Deutschland muß wissen, daß England nie eine Vergewaltigung Desterreichs gestattet wird. Wir sollten es den Deutschen Klarmachen, daß kein Einfall in Desterreich geduldet würde, auch wenn er von den irregulärsten der irregulären Truppen begangen würde.( Beifall).
Colonel Wedgewood( Unabh.):
Er sehe nicht ein, weshalb nicht England zusammen mit den Vereinigten Staaten eine gleichlautende Note an
sehr gefragter Spezialartikel, sucht Kapital zum weiteren Ausbau. Referenzen, Antwort:
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Deutschland senden sollte unter Bezugnahme auf die Ereig nisse in diesem Lande. Das schiene ihm der einzige Weg, daß irgend etwas geschehen könne, um Deutschland zur Zivilisation zurückzuführen, für die es früher bekannt war. England ist nicht berechtigt, seine Hände zu falten und die Dinge in Deutschland gehen zu lassen nur aus der Furcht heraus, daß unsere Aktion nicht die begeisterte Zustimmung der Regierung finden würde, der wir unsere Ansichten mitteilen. Bernays( Liberal ):
gefehrt und er müsse sagen, daß die Lage der Juden dort Er sei gerade von einem Besuch aus Deutschland zurüc noch schlimmer sei als vor 6 Wochen. Könne die britische Re gierung nicht noch mehr als bisher für die jüdischen Emigranten tun? Was mit den Juden geschehe, sei ein Angriff auf die Zivilisation und es sei jetzt die Aufgabe der Zivilisation zu zeigen, daß ihr Gewissen sie zu Taten zwinge. Er sei aus Deutschland zurückgekehrt mit der festen Ueberzeugung, daß die Lage höchst beunruhigend sei, soweit die Abrüstung in Frage komme. Der Versailler Vertrag würde jede Stunde verletzt. Wenn man den gegenwärtigen Geist in Teutschland sich entwickeln lasse, wäre ein Krieg noch in dieser Generation unvermeidlich. Er sei aus Deutschland . mit dem Gefühl zurückgekehrt, daß alles, wofür sie im Krieg gekämpft hätten, ihnen wieder entglitte und daß all die großen Opfer vergebens gewesen wären, wenn die Völker der Welt nicht bald handelten.
Mac Govern( Unabh. Labour):
Man müßte Vorstellungen in Deutschland machen und er klären, daß wir mit diesem Land keinen Handel treiben kön nen, solange es sich keine vernünftige Regierung gibt. Man müßte Deutschland zeigen, daß 1933 nicht 1733 ſet.
protestierte gegen das Naziregime der Verfolgungen von Juden und Politikern in Deutschland , er sagte, daß die Unterdrückungsmaßnahmen immer ernster würden und regte an, daß der Völkerbund Deutschland mit den Mitteln behandeln solle, die ihm gegen solche Länder zur Verfügung stünden, die die Zivilisation und Menschlichkeit verletzten.
Maxton( Unabh. Labour):
forderte den Außenminister zu einem Eingreifen zugunsten Torglers auf, der seit dem Reichstagsbrand in Ketten und in Einzelhaft gehalten wird.
Außenminister Simon( Nat. Liberal):
Das Gefühl von Sorge und Bekümmernis über die all gemeine Lage, vor allem über die Lage bestimmter Minderheiten in Deutschland , ist in allen Reden zum Ausdruck ge= kommen. Er sei überzeugt, daß das, was heute gesagt wurde. nicht einem Geist engherziger Kritiksucht oder einem reinen Parteigeiste entspringe, sondern es sei der wahre Ausdruck dafür, wie das englische Volk als Ganzes, das nun einmal den Grundsatz der Toleranz vertrete, auf die Ereignisse reagiere. In England war seit Jahren eine starke Gruppe der öffentlichen Meinung vorhanden, die keineswegs blind gegenüber den Forderungen des großen deutschen Volkes war und bereit war, dessen Wünsche sympathisch zu erwägen.
Es sei nun tragisch, daß die Ereignisse der Gegenwart bei diesen Menschen die Sympathien zerstört haben, die Deutschland braucht.( Beifall).
Die Engländer seien gerechte und großzügige Menschen, aber es gäbe Dinge, die sie nicht verstehen könnten. Sie hegten den Wunsch, daß die Zeit kommen möge, wo sie mit gutem Gewissen und aus vollem Herzen an der Lösung der euro päischen Probleme mitarbeiten könnten, aber das könnten sie nur, wenn sie die volle Gewißheit einer anständigen Behandlung der Minderheiten in allen Teilen der Welt hätten.( Beifall).
Verantwortlich für die Redaktion Joh. Piz: Inserate Otto Kuhn, beide in Saarbrücken . Druck und Verlag: ..Volksstimme" G. m. b H.. Saarbrücken . Schüßenstraße 5.
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