Mittelstand- verraten und verkauft!
Bahn frel für das Warenhaus- Kapital!- Alle NSBO.- Beauftragten werden aus den Einheitsgeschäften zurückgezogen, damit keine„ Hemmungen" mehr auftreten... Geschäftsleute den Lohn für treue Nazi- Hilfe
Kapitulation!
Die NSBO.- Leitung veröffentlicht folgende Erklärung:
Besondere Umstände zwingen die NSBO.- Leitung, alle bisherigen NSBO.- Beauftragten für Konzerne, Behörden usw. wieder zurückzuziehen.
Keiner hat daher das Recht, sich künftig als« NSBO.- Beauftragter" für Betriebe usw. zu bezeichnen.
Zurückgezogen sind die Ausweise der bisherigen NSBO.- Beauftragten Draeger für die« Ep a"- Betriebe und v. Kienitz für den« Karstadt "-Konzern.
Das ist das endgültige Eingeständnis der testlosen Rapitulation Hitlers und des Nationalsozialismus vor dem Kapitalis mus aller Branchen, angefangen bei der Schwerindustrie und aufhörend beim Großhandel. Auch die immer wieder persprochene und in demagogischster Weise zur Aufstache lung kleinbürgerlicher Instinkte benutzte Parole gegen die Warenhäuser, Einheitspreisgeschäfte und Konsumvereine wird restlos preisgegeben und der ganze Nationalsozialismus mit Hitler an der Spike finkt mit andächtigem Händefalten vor dem reaktionärsten Rapitalismus der Welt in die Knie und betet ihn an!
" Besondere Umstände" haben nach dieser amt lichen Meldung den hundertprozentigen Rück aug verursacht. Welcher Art diese„ besonderen UmStände" sind, das kann der Blinde mit dem Krückstock fühlen: Adolf Hitler ist nur der Knecht des Großagrariertums, der Portier des Schwerkapitalismus und der Unteroffizier der Militärclique. Rascher und schneller ist noch niemals eine so gründliche Entlarvung eines Erzdemagogen und Phraseurs erfolgt, als der des nationalsozialistischen„ Führers" und seines soge
nannten Programms. Die Herren Kapitalisten, Großagrarier und Militaristen dürfen mit ihrem Adolf zufrieden sein- daß es die Arbeiter, Angestellten, Beamten, kleinen Gewerbe. treibenden, Kleinbauern und freien Be rufe nicht sind, steht allerdings ebenso fest!
Und das wird sich auf die Dauer als aus. schlaggebend erweisen!
Gestern noch brachte die nationalsozialistische„ Saar, Front" einen Artikel„ Moloch Warenhaus verschwindet!"- heute muß die Nazi- Regierung amtI ich mitteilen, daß sie nicht nur Kredite an die Warenhäuser gibt( an Hermann Ziet 1 Millionen, an Leonhard Tietz 14 Millionen), daß sie nicht nur die Aufsichtsräte mit ihren dicken Diäten durch Nazibonzen besetzt, sondern sie muß auch die NSBO.Beauftragten aus dem Karstadtkonzern
und
aus dem Einheitspreisgeschäfte. konzern Epa" zurückziehen! Mehr hat sich wohl noch kaum jemand von einem Tag auf den anderen blamiert als die Saar- Nazi- Front. Aber es kommt m. b. noch besser!
Stürme im„ Kampfbund"
Ihr habt uns belogen!"
Die Nachricht, daß die Reichsregierung ben in Zahlungsschwierigkeiten geratenen Warenhanskonzernen Uebers brüdungskredite in Höhe von Millionen gewährt, hat in den Kreisen des nationalsozialistischen Kampfbundes für den gewerblichen Mittelstand" wie eine Bombe eingeschlagen. In die Aufsichtsräte der ursprünglich jüdischen Kons gerne find jest überall Nationalsozialisten eingezogen, die dafür sorgen müssen, daß der Schornstein weiter raucht. Hinzu tommt die Protektion der Konsumvereine, die jetzt von Nationalsozialisten entweder geleitet oder entscheidend beeinflußt werden, siis 10
Die Enttäuschung in den Mittelstandkreisen ist furchtbar. Nur der Terror verhindert explosive Entladungen gegen Lüge und Berrat,
Hoffen und Harren.. noch heute das Hauptkontingent ſeiner Kerntruppe, der SS.,
Kein Gelöbnis, das nicht gebrochen wird!
Der stärkste Antrieb, den die nationalsozialistische Bewegung bis zu ihrer Machtergreifung erhalten hatte, kam von dem durch die Inflation enteigneten und durch die Wirtschaftskrise verelendeten Mittelstand: die Schuhmachermeister, die gegen die mechanisierten Reparaturwerkstätten nicht mehr auffamen; die Kleinhändler, deren Miete stieg, aber deren Umsatz zurückging; die Fleischer, denen die Ware unverkäuflich im Keller verdarb; die Schneider, die nur noch mit Flickarbeiten beschäftigt wurden; sie alle waren vom ersten Tage an Hitlers getreueste Anhänger, und ihre Söhne
waren es, die ihm die ersten SA.- Standarten füllten, die bilden.
Keine Gruppe des deutschen Volkes brachte dem Nationals sozialismus soviel vorbehaltloses Vertrauen und soviel blindes Hoffen entgegen wie der Mittelstand. Was die Handwerker und Kleinkaufleute von Herrn Hitler erwarteten, das waren zwei ganz reale Ziele: sofortige Schließung der Warenhäuser und sofortiges Verbot der Kons sumvereine. Denn das hatte man ihnen flammend ver: sprochen.
Das hatten die Propagandisten des Dritten Reiches dem Mittelstand eingeredet: die jüdischen" Kaufhäuser und die „ marriſtiſchen“ Konsumvereine seien ihrer aller Untergang.
Jetzt bekommen die kleinen
So lenkte man die Krämer und Handwerker von der wirklichen Ursache ihrer Schwierigkeiten, der kapitalistischen Krise, ab und führte all ihr Hassen und all ihren Kampfeswillen auf zwei Komplexe zu: Judentum und Arbeiterbewegung, die wiederum durch gerissene Jongleurkunststückchen im Bewußtsein des Mittelstandes zu einem gemacht wurden. Der Kampf gegen Kaufhaus und Konsumverein war das Ziel, das der Partei, die es verhieß, viele Millionen Stimmen der mittelständischen Unternehmer und ihrer Angehörigen brachte. Diese Parole war wirklich zum Allgemeingut geworden, sie vertrug feine kompromißlerische Ausdeutung. Wenn Hitler alle Versprechungen brach dieses
eine mußte er halten!
Seit einigen Wochen aber zeigt sich: Das Dritte Reich bricht auch dieses Gelöbnis!
Bis zu dem Tage, wo Hitler die Verfassung beschwor, dauerten die offiziellen Parteiaftionen gegen Warenhäuser und Genossenschaften an: Tränengasattentate wurden arrangiert und Bomben geworfen, das Personal bedroht und die Käufer beflegelt, Fensterscheiben eingeworfen und Boykottwachen gestellt. Als die Welle der Gleichschaltung tam, schlossen bereits die lokalen Instanzen einzelne Warenhäuser und Konsumfilialen und der antijüdische Boykott schien den Kaufhäusern und Einheitspreisgeschäften den Rest zu geben. Das Ganze war das Resultat einer jahrelangen Verhezung, die zu einer Volksbewegung geworden war.
Je länger aber dann das nationalsozialistische Regime dauerte, um so mehr wurden die Handwerker und Gewerbetreibenden, zusammengefaßt in den viele hunderttausende Mitglieder zählenden Kampfbund für den gewerblichen Mittelstand", enttäuscht. Wann kommt die Schließung der Warenhäuser und der Konsumvereine?", diese Frage wurde nationalsozialistischen Mitgliedern und Kommissaren unzählige Male gestellt. Als Antwort kamen neue Vertröstun gen und neue Versprechungen.
Dann fauften, gleich schweren Stockschlägen, die Verfügungen nieder, und jede von ihnen erregte bei den mittelständischen Geschäftsleuten Hoffnungslosigkeit und Empörung: Dr. Ley, der dem Suff ergebene Oberbonze der Deutschen Arbeitsfront , garantierte die Unvers sehrtheit der genossenschaftlichen Bewegung und bedrohte im Einverständnis mit dem bayrischen Ins nenminister Angehörige des Gewerblichen Kampfbundes mit dem Konzentrationslager; Rudolf eß, Hitlers Stellvertreter in der Parteiführung, verbot jede Ak= tion gegen die Warenhäuser; die Berliner Gans leitung fprach sich zwecks Preisregulierung gegen die Schließung der am meisten bekämpften Lebensmittelabteis lungen der Kaufhäuser aus; einzelne von Nationalsozialisten geleitete Konsumvereine vergrößerten ihr Filialennet.
Aber all diese Tatsachen, so ungeheuerlich sie auch vom Standpunkt der Betroffenen waren, wogen noch nichts gegen eine Behauptung, derentwegen Dutzende bayrische Krämer nach Dachau famen; die Reichsregierung sei gewillt, den " Kaufhausjuden" neue Kredite zu geben! Sofort folgte ein geharnischtes Dementi und es war erlogen
denn der Berliner Warenhauskonzern Hermann Zieg hatte bereits die ersten anderthalb Millionen Mart ordnungsgemäß quittieren dürfen. Was weiter fam, war noch viel erschütternder: die NSDAP . ents sandte einen offiziellen Vertreter in den Aufsichtsrat des größten deutschen Provinzwarenhauskonzerns Leonhard Tiez und in den des westdeutschen Warenhauses A18berg, das vom Kampfbund und der nationalsozialistischen Presse besonders heftig befehdet worden war. Und schließlich erhielt die Firma Hermann Tieß in Berlin neben einem nationalsozialistischen Mitdirektor vom Reich einen fetten Ueberbrückungskredit von vierzehneinhalb Milli. onen Mart, dem weitere Kredite ohne Zweifel folgen werden.
Was all diese Dinge in ihrem Zusammenhang mit dem übrigen politischen Geschehen für Millionen deutsche Nationalsozialisten beieuten, kann vielleicht nur der völlig beurteilen, derjahrelang die Art der Hitlerschen Mittelstands propaganda miterlebt hat.
Der Kampf gegen die zweite Revolution" hat Hitler sicherlich bei der Arbeiterschaft nicht geschadet, weil sie ihm sowieso nicht vertraute und auch große andere Bevölkerungsschichten verstehen zu wenig die politischen und wirtschaftlichen Zusammenhänge, als daß sie sich sehr darum kümmerten. Der Bruch der Verheißungen an die Handwerker und die kleinen Geschäftsleute aber betrifft kein ideologisches, sondern ein höchst reales wirtschaftliches Moment. Das Dritte Reich hat allen Anlaß, sich Sorgen um den enttäuschten Mittelstand zu machen!
DIC..staatsfcindliche" Mutter
,, Und ruft dereinst das Vaterland uns wieder...!" Aus Aurich in Ostfriesland wird uns folgendes
berichtet:
Ein sehr anschauliches Beispiel über den sozialen Charakter des Dritten Reiches gibt ein Vorfall, der sich vor einiger
man könne keine Familie unterſtüßen, deren Oberhaupt fich Nähmaschinen Pfaff
im staatsfeindlichen Sinne betätigt habe. Die Frau starb nach drei Tagen im Krankenhaus, ein
Stind war schon am zweiten Tage Hungers gestorben. Die Stramm national... aber Geld stinkt nicht! Grabpredigt hielt der nationalsozialistische Pfarrer Meyer, der sonst als Wanderredner in der NSDAP . tätig ist. Er schloß die„ weihevolle Rede" mit dem Gebet, in dem es heißt: „ Unser täglich Brot gib uns heute..."
Zeit hier ereignet hat. Die Frau eines arbeitslosen Sozialisten Hilfspolizist"
war hochschwanger und zu gleicher Zeit schwer trank, da die Wohn- und Schlafverhältnisse wie auch die Ernährung der Familie die miserabelsten waren, die man sich denken fonnte. Ein Arzt, der die Frau in ihrem bejammernswerten Bustande sah, hielt es für notwendig, ihr einen Kaiserschnitt zu machen, um die Geburt der Kinder- es waren Zwillinge zu ermöglichen. Der nationalsozialistische Bürgermeister lehnte jedoch ab, die Kosten dafür zu tragen. Die Frau brachte trotzdem die Kinder zur Welt. Wir besuchten sie und als wir in die Türe traten, fiel uns als erstes ein großes eingerahmtes Bild in die Augen, das eine Erinnerung des unglücklichen Familienvaters an seine Militärzeit war. Mit großen Lettern stand der schöne Spruch darauf:
-
„ Und ruft dereinst das Vaterland uns wieder, Als Reservist, als Landsturmmann,
So legen wir die Arbeit nieder,
Und folgen tren der Fahne dann." Wir konnten beim Lesen dieses wunderschönen Spruches ein bitteres Lächeln nicht ganz unterdrücken, wurden aber ganz ernst, als wir in das sogenannte Schlafzimmer eintraten, wo das armselige Weib mit seinen 2 Kindern, die vor Hunger schrien, lag. Der Arzt beantragte Kindermilch, da die Frau nicht stillen konnte, jedoch der nationalsozialistische Bürgermeister lehnte auch dies ab mit der Begründung,
Ein Dokumment
Bor uns liegt ein Original- Dokument der Geheimen Staatspolizei, das wir im Wortlaut hier wiedergeben: An den Herrn Polizeipräsident in Berlin Abteilung I
Geheimes Staatspolizeiamt
Berlin, 5. Juli 1988
Ila Haft Der polnische Staatsangehörige Dr. Artur Steigler ist am 14. 3. 1933 von SA .- Hilfspolizei in seinem Geschäftslokal Friedrichstraße 238 festgenommen worden. Er wurde in das SA- Heim Greifswalder Straße gebracht und von dort am 15. 3. 1933 dem Polizeipräsidium zugeführt. Bei der Festnahme wurden ihm außer 870 Mt. eine Börse mit 50 RM., Brieftasche und Aktentasche und dergl. abgenommen. Nach seinen Angaben heißt der Hilfspolizist, der die Gegenstände abgenommen hat, Reinschke, Zeuge soll sein ein gewisser SA.- Angehöriger Krause. Ueber den Verbleib der abgenommenen Sachen konnte hier nichts ermittelt werden. Ich ersuche daher ergebenst wegen der Nachprüfung der Angelegenheit als SA.- Uebergriffssache bzw. beim Kommando der Schußpolizei als Hilfspolizeisache die notwendigen Ermittlungen so bald wie möglich vernehmen zu lassen und mir von dem Ergebnis Kenntnis zu geben.
J. A. Dr. Mittelbach, Staatsanwaltschaftsrat."
Wir haben in Nr. 25 am Mittwoch, dem 19. Juli 1983, den folgenden Brief der Nähmaschinenfabrik G. M. Pfaff A.-G., Kaiserslautern , veröffentlicht: G. M. Pfaff A.-G. Nähmaschinenfabrik Kaiserslautern
Herrn
Raiserslautern, 30. Juni 1988
Wegen Ihrer früheren staatsfeindlichen Einstellung find Sie fristlos entlassen.
Die nationalgesinnte Belegschaft lehnt jebes Zusammens arbeiten mit Ihnen ab.
Betriebsrat der G. M. Pfaff A.-G. gez. Antoni ( Kreisbetriebszellenleiter der NSBO). Nun erhalten wir aus Brüssel folgende interessante Meldung, die den einwandfreien nationalen Charakter dieser Firma von einer anderen Seite beleuchtet.
Im Schaufenster der Filiale der Nähmaschinenfabrik G. M. Pfaff A.-G. Brüssel, Boulevard Maurice Lemmonier 94, befindet sich seit einigen Tagen ein Schild mit der Aufschrift: Große Tombola zugunsten der Kriegsopfer.... Das Los 1 Fr., Ziehung am 1. 10. 1988."
Was wollt ihr noch mehr von dieser treudeutschen Fabrik? In Deutschland gebärdet sie sich national, indem sie Arbeiter vor die Türe setzt, in Belgien fördert sie die belgischen Belange durch Unterstützung der belgischen Kriegsopfer, die vielleicht von jeßigen Braunen im Kriege perwundet worden sind. Das ist die Moral des Dritten Reiches .