Die prompte Justiz

Dieses Tempo

wunderbar!

Da geschah im Februar Eine Tat. Man griff den Täter Reine fünf Minuten später Und schwur vor dem Publikum: " Der hängt, eh acht Tage um!" Tage, Wochen gehn vorbei, März wird es, April und Mai. Doch, wie auch die Monde wandeln, Leider kann man nicht verhandeln. Bis zum Troft die Welt vernimmt: Ende Juni ganz bestimmt." Sommer wirds, es kommen Ferien, Die fann kein Gericht entbehrien; hab ichs nicht gewußt- Der Prozeß steigt im August. Da wird alle Welt erfahren, Wer die Bösewichter waren.

Aber

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Im Auguft? Ich meint' September! Nein November, nein De zember. Oder auch im neuen Jahr,

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So im Januar, Februar, Also: spät'stens anno vierzig Der Prozeß vollziehen wird sich! Doch wohin soll es denn führen, In dem alten Dreck zu rühren? Wenn erst Licht auf alles fällt, Gott - weiß- was heraus sich stellt! Ruhiges nicht zu bewegen, Sind die Aften wegzulegen! Gleichgeschaltet melde Presse: Ohne jegliches Interesse

Ist der Fall. Wer widerspricht,

Rommt als ehrvergessener Wicht

Ins Gefängnis kurzerhand

Rein Wort mehr vom Reichstagsbrand!

Mudi.

Katholiken minderen Rechts

Stimme aus Neuyork

Brief an die., Deutsche Freiheit"

Ein Leser unseres Blattes schreibt uns aus Neuyork:

Ich füge diesem Schreiben den Betrag von zwei Dollar bei, weitere Beträge folgen in kurzen Abständen. Hoffent­lich wird die Tätigkeit der Deutschen Freiheit" durch die neue Hitler - Verordnung nicht beeinträchtigt. Ich hoffe, daß niemand der gegenwärtigen Mitarbeiter der Zeitung noch Vermögen in Deutschland hat, welches man beschlagnahmen" kann oder unschuldige Verwandte, welche man in menschen­unwürdige Sammellager sperren könyte wegen der Ge­sinnung des betreffenden Mitarbeiters. Der gritte Punkt Verlust des Bürgerrechtes" erscheint mir sehr wich tig, weil es in Deutschland keine Bürger mehr, sondern nur noch Sklaven gibt.

Wenn mir das hohe Glück beschieden sein sollte, die schrift. liche Mitteilung zu bekommen, daß ich kein denticher Bürger" mehr bin, werde ich dieses als eine besondere Auszeichnung betrachten, dieses Schreiben einrahmen und ihm einen sichtbaren Platz in meinem Wohnzimmer geben. Es ist durchaus keine Ehre, Bürger eines Staates zu sein, der Menschenrechte mit Füßen tritt und in seinen Grenzen nur zwei Volksschichten duldet: Die Herrenkaste und die Sklavenklasse". Die Machthaber des Dritten Reiches " haben es verstanden, ein einiges Deutschland " zu schaffen, das ist ihnen auch in Neuyork gelungen. Die deutsche Bevölke= rung, welche bisher friedlich in dieser Riesenstadt lebte, ist in zwei feindliche Lager geteilt, eine Errungenschaft des erwachenden Deutschlands ". Eine deutsche Zeitung Neu­yorks, welche morgens als Neuvotter Staatszeitung" und abends als Neuyorker Herold" erscheint und bisher eine sehr loyale Haltung der Deutschen Republik gegenüber ein­nahm, ist zu einem faschistischen Organ geworden. Der Prä­sident der Staats- Herold- Coporation" war von der deut­schen Regierung durch eine deutsche Schiffahrtsgesellschaft, welche ihm freie Ueberfahrt zusicherte, eingeladen worden, um sich von den wahren" Zuständen in Deutschland zu überzeugen. Dort hat man dann den guten Herrn Ridder ( das ist der Name des Präsidenten) wahrscheinlich an der Nase herumgeführt und ihm stolz alle die neuesten Er­

Wie Baldur von Schirach das Konkordat auslegt rungenschaften" erklärt, den Reft wird dann der Herr Dr.

Nach dem Wortlaut des Reichskonkordats bedeutet die fes einen zweifellosen Sieg der Kirche über das Dritte Reich. Nun aber beginnt der Kampf um die tatsächliche Macht über die Seelen.

Der Jugendführer des Deutschen Reiches, Baldur vou Schirach, gibt bekannt:

Die gleichzeitige Mitgliedschaft von Gitler- Jungen und Mitgliedern des Bundes deutscher Mädel in konfessionellen Jugendorganisationen führt zu ständigen Unzuträglich­keiten, da sich die konfessionellen Ingendorganisationen nicht auf ihren eigentlichen firchlichen Aufgabenkreis beschränken.

Ich verbiete daher mit sofortiger Wirkung die gleich: zeitige Mitgliedschaft der Mitglieder der nationalsozialis ftischen Jugendorganisationen. Ich behalte mir ausdrücks lich vor, meine Maßnahmen abzuändern, wenn sich die tonfeffionellen Ingendorganisationen auf ihren eigent lichen Aufgabenkreis beschränken.

bas

Die Saarbrücker Landeszeitung", das Zentrumsblatt, wenigstens noch ab und zu demütig seine Sorgen an­melden kann, schreibt dazu:

Göbbels , der Leiter der Berliner Lügenzentrale, besorgt und ihn gehörig eingeseift haben.

Die besten Mitarbeiter der Staatszeitung " find heute entlassen oder freiwillig zurückgetreten. Anfangs gab es hier sogar eine Nazi- Vereinigung, welche ihren Sitz in der 92. Straße, Ostseite, Hatte, ein regelrechtes Werbebüro, welches Tag und Nacht geöffnet und von uni formierten Nazileuten besetzt war, welche alle behaupteten, frühere deutsche Frontoffiziere gewesen zu sein. Der Leiter dieser Vereinigung, der Name des Herrn ist mir entfallen, weil es schon Monate zurückliegt, machte durch seine Clowniaden so viel von sich reden, daß verschiedene Zei tungen aufmerksam wurden und Reporter nach der Zentrale sandten.

Der nächsten Tag standen dann humoristische Artikel in ben betreffenden Zeitungen, welche hauptsächlich seine Schwaßhaftigkeit und seinen Drang, als großer Führer betrachtet zu werden, hervorhoben.

Einen Hauptspaß machten sich zwei Reporter von dem Neu­york Journal", welche um ein Interview baten und weil sie schon von den Schwächen des betreffenden Herrn unter­richtet waren, einen fotografischen Apparat mitsichführten. Freudig und bereitwillig posierte unser Held und ließ sich interviewen. Am nächsten Tage sah man im Neuyork Jour­nal" das Bild eines Nazimannes in voller Kriegsuniform, Müze mit Hakenkreuz, heruntergeklapptem Kinnriemen, die linke Hand in die Seite gestemmt, die rechte Hand zum Faschistengruß erhoben, kampfentschlossener Gesichtsausdruck mit knirschenden Zähnen. Das Bild war begleitet von einem humoristisch- satirischen Artikel, welcher völlig durchsetzt war von beißendem Spott. Seit diesem Tage hat niemand mehr etwas gehört von einer Nazi- Vereinigung.

Die starke Hand des allmächtigen Herrn Hitler ist aber anch hier in Neuyork zu fühlen. Angestellte und Arbeiter des Norddeutschen Lloyd sind aufgefordert, einer Ber fammlung beizuwohnen, welche den Zwed hat, eine deutsche Arbeitsfront oder etwas ähnliches( ich weiß den Namen dieses Gebildes nicht) zu gründen. Sollte dieses gelingen, können die deutschen Zeitungen be­richten, wie einig und geschlossen alles hinter dem neuen Deutschland steht. Eine illustrierte Zeitschrift sendet täglich Reporter in die Restaurants, Untergrundbahnen, kurz über­all, wo Menschen zu finden sind, um Fragen an Leute zu stellen, politischer, wirtschaftlicher oder nebensächlicher Art. Die Antworten werden am nächsten Tage in der Zeitung veröffentlicht. Lange Zeit zurück wurde die Frage gestellt: " Welches war der glücklichste Tag in ihrem Leben?" Wenn ich heute gefragt würde, wüßte ich eine passende Ant­wort: Das heutige Regime in Deutschland wird einmal an der eigenen Unfähigkeit zusammenbrechen. Soweit wie dieses Mal das Pendel nach rechts geschlagen hat, schlägt es un weigerlich nach links, die erbitterte Volksmasse wird immer zuerst ihre Hoffnung im Extremen suchen. Eine fommu­nistische Welle wird Deutschland auf kurze Zeit durchziehen, Gewaltakte sind nicht zu vermeiden. Meine Antwort würde sein:

Mein glücklichster Tag ist noch nicht gekommen, ich muß ihn erst noch erleben. Wenn der großmänlige Adolf Hitler , die körperliche und geistige Mißgeburt Dr. Göbbels , der Raufbold Hauptmann Göring u. a. von der wütenden Masse gezwungen werden, barfuß durch die Hauptstraßen Berlins au marschieren, die rote Fahne zu tragen und die Internationale dazu fingen müssen, dann ist der glücklichste Tag in meinem Leben gekommen." K. M., Neuyork.

Nicht gegen Deutschland !

Ift nicht zu befürchten, daß die heranwachsende Jugend, Aber gegen seine Fronvögte und Kerkermeister

namentlich die männliche, wenn sie in konfeffionellen Vers bänden zusammengeschlossen ist, das Tor für noch wich== tigere Ausbildungen wir denken an den Aufstieg im Berufsleben verschlossen bekommt? Was nügte bei folcher Praris die feierliche Vereinbarung im Reichs: konkordat, wenn von staatlicher Seite Maßnahmen er= griffen werden, die sich sehr zum Schaden der konfeffionellen Jugendverbände und damit doch der jungen Menschen felbst auswirken müssen?

Wenn der Katholizismus nicht Widerstand zu leisten wagt, wird er bei seinen eigenen Anhängern die bescheide nen Reste von Vertrauen, die er noch in Deutschland hatte, verlieren. Man darf nicht vergessen, daß bei den letzten Wahlen nur noch 20 v. H. der Kotholiken für das Zentrum stimmten. Der großen Mehrzahl der Taufscheinkatholiken ist das Schicksal der Kirche beinahe so gleichgültig, wie das Schicksal der Zentrumspartei .

Die unreife Reichsregierung

Eine Protestantenpredigt

Der Völkische Beobachter" veröffentlicht den Inhalt einer anffehenerregenden Predigt, die der vor kurzem beurlaubte Generalsuperintendent Dr. Dibelius, einer der bekann teften evangelischen Geistlichen Preußens, in Potsdam ge= halten hat. Dibelius erklärte die Reichsregierung für unreif und machte ihr den Vorwurf, die Kirche zu unters Brücken. Die Regierung wolle Christus seiner Götts lichkeit entkleiden und ihn lediglich als zeitgebunde: nen Höhepunkt des nordischen Rassemenschen an: erkennen. Die Kirche kenne aber den Begriff der Nation nicht und sei für alle Völker da. Jetzt sei sie durch die Ge= walt unterdrückt und gehe geduldig ihren Leidensweg. Sie werde aber größer und herrlicher als je wiedererstehen, denn der Kampf gegen die Gewalthaber gehe weiter. Kampf sei die Parole. Der Bölkische Beobachter" wendet sich scharf gegen diese Predigt.

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Schluß mit

Internationalen Konferenzen! Die Meinung des ,, Echo de Paris"

Paris , 29. Juli. Echo de Paris" glaubt nicht daran, daß die Weltwirtschaftskonferenz zu neuem Leben erstehen könnte. Macdonald als Initiator habe sich natürlich optimistisch zeigen müssen und möglicherweise werde, wenn das ameri­ kanische Experiment bis zu Ende durchgeführt sei, eine ge­wisse Reaktion Platz greifen. Aber in vielen Kreisen ver­trete man die Ansicht, daß die Reihe der großen internatio­

nalen Konferenzen jetzt erschöpft sei. Die Abrüstungs­konferenz schleppe sich noch dahin, aber recht mühselig. Wir treten, schließt das Echo de Paris" seine Betrachtungen, in die Aera der vier Großmächte ein, die durch den Viermächte­pakt vom 16. Juli gebunden sind. In prari geht die Leitung

Der Vereinigte Nationalrat, der den Gewerkschafts­kongreß, die Arbeiterpartei und die Parlamentsfraktion Großbritanniens vertritt, hat folgendes Manifest erlassen, das zur Aechtung der deutschen Waren auffordert:

Trotz der Proteste in der ganzen Welt setzt die faschistische Diktatur Hitlers in Deutschland ihr System des Terrors und der Tyrannei fort. Sie hat die wirtschaftlichen und politischen Organisationen der deutschen Arbeiter völlig zer­stört, viele ihrer Führer ins Eril getrieben und andere ins Gefängnis geworfen. Mord und Mißhandlung unschuldiger Menschen kennzeichnen den Weg des Faschismus; alle Ein­richtungen der freien Bürger und alle Friedensorganisa­tionen sind unterdrückt, alle gegnerischen politischen Parteien sind gezwungen worden, ihre Tätigkeit einzustellen. Jede Spur politischer, sozialer und persönlicher Freiheit ist ver­schwunden und das deutsche Volk ist nun in den Fängen einer grausamen und rachsüchtigen Tyrannei, die von gesetz­losen Banden unterstützt wird.

Gegen die Hitlerherrschaft versagen die gewöhnlichen Methoden des Protests und des Appells. Diese aller Gefühlsregungen bare Tyrannei muß mit andern Waffen bekämpft werden.

Der gemeinsame Nationalrat, der den Gewerkschaftskongreß, die Arbeiterpartei und die Parlamentsfraktion vertritt, rust daher die Millionen organisierter britischer Arbeiter auf, ihren Abscheu vor der Diktatur Hitlers zum Ausdruck zu bringen, indem sie aufhören, irgendwelche Waren deutschen Ursprungs zu kaufen oder deutsche Dienste irgendwelcher Art in Anspruch zu nehmen.

In unserem Lande werden viele Artikel deutscher Gr. zeugung verkauft: Haushaltgegenstände verschiedener Art, so Messer und Scheren, Kurzwaren, fotografische und optische Gegenstände, Glocken und Uhren, Werkzeuge und Maschinen, Baumwoll-, Kammgarn- und andere Textilprodukte, Kleider und Anzüge, Lederwaren, so Stiefel und Schuhe, Druck- und Schreibmaterial, Gummiprodukte, Bestandteile von Auto­mobilen und Fahrrädern, elektrische Apparate, Musik­instrumente und eine Unzahl anderer Artikel, die in jedem Haushalt und bei jeder Person Verwendung finden, werden hier in großem Umfange verkauft. Auch manche Artikel des Konsums, so Gemüse, besonders Kartoffeln, Konfekt, Kon­serven, Wein und Bier werden gewöhnlich von Deutschland eingeführt. Deutsche Filme werden in den Kinos Groß­

auf Mussolini über. Ueber den Sinn und die Tragweile dieses neuen Systems werden wir bald Aufschluß haben.

Wirkliche Greuel

Reisen nach Paris werden bestraft

Bremen , 30. Juli. ( Inpreß.) Die Geheime Staatspolizei hat hier zwei jüdische Geschäftsleute verhaftet, weil sie eine

britanniens gezeigt. Ueberall werben Annoncen für deutsche Schiffe und Ferienvergnügen.

Der Vereinigte Nationalrat ruft alle auf, die wie die britis fchen Arbeiter Schrecken und Abschen vor der Zerstörung der menschlichen Freiheit und der staatsbürgerlichen Rechte in Deutschland empfinden, bis auf weiteres darauf zu vers zichten, diese Waren zu kaufen oder zu benügen oder diese Dienste in Anspruch zu nehmen, wenn ihr deutscher Ur­sprung festgestellt werden kann.

Wir fordern die Arbeiter auf, durch Anfragen bei ihren Händlern, wenn sie Waren kaufen oder Dienste in Anspruch nehmen, deutlich zu machen, daß sie nichts aus einem Land kaufen wollen, dessen Regierung das Weltgewissen herausgefordert hat!

In der Vergangenheit sind solche tiefgreifenden Aktionen wie der Wirtschaftsboykott von Regierungen aus politis schen Motiven durchgeführt worden. Das Motiv, das unserer Aufforderung zugrunde liegt, ist, der deutschen Regierung und ihren Anhängern einen von Erwägungen der Menschlichkeit diftierten Proteft gegen ihren Verrat und ihre Verlengnung der Prinzipien der Gesittung und der Zivilisation zum Bewußtsein zu bringen. Das deutsche Volk aber sehen wir nicht als verantwortlich für diese Taten seiner Regierung an, die die politische Macht an sich gerissen und die soziale Freiheit im Lande zer­stört hat.

Wir können nicht glauben, daß das deutsche Volk sich klar darüber ist, wie seine gegenwärtige Regierung ihm die internationale Sympathie und Freundschaft genommen hat. Unser Aufruf für die Aechtung deutscher Waren und Dienste soll nicht das deutsche Volk schädigen, sondern seiner Regierung klar machen, daß die Verbrechen, die sie begangen hat und noch begeht, von den Völkern der Erde nicht ver­gessen werden.

Wir fordern die Arbeiter Großbritanniens auf, die Achts erklärung so wirksam zu machen, daß das deutsche Volk fich gegen das Hitlertum auflehnt und auf den Weg der Freiheit und Demokratie zurückkehrt.

Gegen eine wachsame und empfindliche öffentliche Meinung fann sich feine Tyrannei behaupten. Auf dem Wege dieser Achterklärung können wir einen Schlag führen für die Befreiung des deutschen Volkes von der Torannei, die es bedrückt.

Reise nach Paris machen wollten und weil nach Ansicht dieser scharfsinnigen Polizei eine solche Reise nur au Zwecken der Greuelpropagoda denkbar ist. In der amtlichen Mitteilung über die Verhaftung meldet die Polizei, daß bet der Durchsuchung Privatkorrespondenz und sonstiges Schriftmaterial beschlagnahmt" wurde. Wenn das kein Grund zur Verhaftung istt