Zur zwangsweisen Unfruchtbarmachung

Eine wissenschaftliche Stellungnahme zu dem Sterilisierungsgesetz im Dritten Reich

Ein Vorläufer

Die deutsche Reichsregierung hat ein Gesetz erlassen, das der Verhütung erbkranken Nachwuchses dienen soll. Das Ge­setz trägt dem Gedanken Rechnung, daß es für jedes Volk eine schwere Belastung bedeutet, wenn die Freiheit der Fort­pflanzung auch für jene Menschen gilt, die an einer Krank­

heit leiden, deren erblicher Fortbestand von Generation zu

Vergleich mit dem, was sich als nationalsozialistische Eugenik auftut, bedeutet auch schon die geringe Zahl der in dem Ge­fet angeführten Krankheiten nichts andres als einen lächer lichen Rückzug von ungeheuerlichen Behauptungen und For­derungen auf eine bescheidene und fast allgemein anerkannte Selbstverständlichkeit.

Wüste Phantasie

Inhalt der Pseudo- Eugenik, die von Lenz und den ihm unterstellten Rassenhygienikern gelehrt wird und Schritt um Schritt in die Praxis umgesetzt werden soll. Danach soll auch körperliche Schwächlichkeit und Kränklichkeit mit der Zeit ein Grund zur Sterilisierung werden, auch sie seien lilein Beichen minderwertiger Veranlagung" und so wäre es nach Lenz für Deutschland nur nüßlich, wenn rund ein Drittel des Volkes von der Fortpflanzung ausge­schieden würde. Man erkennt die Quelle der Hitlerschen Re­den über nationale Geburtenpolitik". Mit der jetzt in Deutschland gebotenen Vorsicht erwidert der Kritiker in dem medizinischen Blatt, ob man denn nicht bedenke, welch kompliziertes Busammenspiel von Erbanlagen und Eri stenzbedingungen die Schwächlichkeit und Kränklich­feit der Menschen zustande bringe. Daß die offizielle Fort pflanzungshygiene in ihrem Programm auch den Wunsch nach der Sterilisierung häßlicher Menschen führt, set nur erwähnt, um die abscheuliche sittliche Entartung dieser Volksaufarter" zu kennzeichnen.

Generation erwiesen ist. Die Bestrebungen, durch Steri- Es ist aber sehr wahrscheinlich, daß der Anwendungsbereich lisierung die Vermehrung solcher Schwerbelasteter zu verhindern, sind keine Erfindung der Nationalfaschisten. Die deutsche Reichsregierung hat vielmehr schon vor der Macht­ergreifung durch Hitler alle Schritte unternommen, um so ein Gesetz herauszubringen. Die gegenwärtige Regierung hat also vorderhand nichts andres getan, als den letzten Schritt in einer von dem vielgeschmähten Wohlfahrtsstaat" begonnenen Sache. Im Juli 1932 hat ein Ausschuß des Landesgesundheitsrates in Preußen im Auftrag der damali­gen Regierung den Entwurf eines Sterilisierungsgesetzes ausgearbeitet; der Entwurf war bereits von den verschiede nen Instanzen erledigt und von der Reichsregierung über­nommen worden.( Unter Sterilisierung ist dauernde Un­fruchtbarma chung zu verstehen, nicht Entmannung Kastration, die nach einem besonderen Gefeßentwurf nur bet schweren Sexualverbrechern angewendet werden soll. Red.)

Das Erbgesundheitsgericht

des Gesetzes, wie auch angekündigt wird, ständig auf andre Zustände ausgedehnt werden soll und daß dann der wüsten Phantasie der faschistischen Rassentheoretiker freie Bahn ge­schaffen ist. In einem vernünftigen, demokratischen kontrol­lierten Staatswesen wäre das Gesetz in seiner vorläufigen Fassung hinzunehmen, in besserer Fassung sogar erwünscht. In einem Staate aber, in dem nicht die wissenschaftliche Eig­nung, sondern die nationale Bewährung" die Fachberater und eugenischen Richter qualifiziert, in dem beispielsweise senhygienischen Fragen geworden ist, muß man befürchten, der berüchtigte Fritz Lenz der entscheidende Mann in ras­daß das Gesetz nur die er ste jener Maßnahmen ist, mit de= nen der nationale Faschismus in das intimste Leben der Menschen einzugreifen gedenkt. Lenz und die Männer um ihn, die Theoretiker jenes rassenhygienischen Phrasenschwal­les, sind ja jetzt in Amt und Würden. Was sie unter Euge­nik verstehen, geht weit über die Fortpflanzungshygiene hin­aus, die nur die Fortpflanzung jener Geistes- und Körper. schäden verhüten will, deren Erbgang wirklich bekannt und deren Schädlichkeit wirklich erwiesen ist.

Dies hervorzuheben ist deshalb von Belang, weil leicht der Irrtum entstehen könnte, als ob das Sterilisierungsgeset schon an sich ein Ausdruck jener Rassenhygiene und Eugenik wäre, die in der nationalsozialistischen Agitation eine so un­geheure Rolle spielt, in Wirklichkeit aber nichts andres als eine leere Farenmacherei ist, die von fast allen Aerzten und wirklichen Fachleuten der Erblichkeitslehre abgelehnt wird. Vergleicht man das Sterilisierungsgeseß, das auf dem eben erwähnten Entwurf aufgebaut ist, mit dem rassenhygienischen Phrasenschwall der Hitler - Leute und ihrer wissenschaftlichen Helfershelfer, dann fällt es auf, wie wenig erbliche Belastungen in dem Gesetz zitiert sind, die für eine zwangsweise Unfruchtbarmachung in Betracht kommen sol­Ien: angeborener Schwachsinn, Schizophrenie( Spaltungs­irresein), zirkuläres Irresein( Manie und Melancholie), erb­liche Epilepsie, erbliche Blindheit und Taubheit, schwere erb­liche körperliche Mißbildungen und schwerer Alkoholismus. Wenn es wahr ist, daß das von der Regierung zu schaffende Erbgesundheitsgericht, das über die Anträge zur Unfruchtbarmachung fallweise entscheiden soll, nach sicheren wissenschaftlichen Erfahrungen darüber entscheiden wird, ob in einem Falle die Uebertragung der Belastung auf die Kinder mit größter Wahrscheinlichkeit zu erwarten ist, dann wird es sich herausstellen, daß selbst diese wenigen Erbleiden in ihrem Erbgang noch nicht durchweg erforscht sind und daß in vielen Einzelfällen von Schizophrenie, zirkulärem Jrre­fein oder förperlichen Mißbildungen der Grad wissenschaft licher Sicherheit sehr von der persönlichen Ansicht und dem Ein Drittel des Volkes

Erst vor ganz kurzer Zeit schrieb ein deutscher Universi­tätsdozent in der Berliner Klinischen Wochenschrift" einen flammenden Protestartikel gegen diese Art von Rassen­hygiene und gegen den geplanten Mißbrauch des Sterili­sierungsgedankens im Dienste einer pseudowissen schaftlichen Eugenit. Der mutige Gelehrte trat offen gegen die Führer dieser Bewegung im neuen Deutschland auf und schrieb:" Darüber fann fein Zweifel sein, daß die Eugenik bisher zur Hauptsache nur von einem mehr oder weniger exklusiven Kreis von Theoretikern vorwärtsgetrie­ben worden ist, nicht aber von Praktikern... Vielfach sind es nicht einmal medizinisch vorgebildete Theoretiker, die in der eugenischen Arbeit die Hauptrolle spielen." Er betont dann weiter, daß die Erblichkeitslehre auf vielen Gebieten, auf die man heute schon die Forderungen nach Sterilisierung und andern Auslesemaßnahmen ausdehnt, noch gar nicht die Einsichten gewonnen hat, die uns von der Art der Vererbung dieser Krankheiten wirklich verläßliche Kenntnis geben, und die uns beurteilen lassen, wie oft so manche von den erblichen Minderwertigkeiten in Verbindung mit fulturell wertvollen Eigenschaften auftreten. Er wendet sich insbeson­dere gegen den führenden Rassenhygieniker Hitlers , Lenz, und zitiert aus dessen Buch nur wenige medizinische Bei­spiele, um zu beweisen, daß alle wirklichen Sachverständigen von dieser Art verständnislos abrücken müssen."

Empfinden der Richter bestimmt. werden wird. Aber im Noch schwerer aber wiegt der soziale und sittliche

Börsensteuer steigt

Im Dritten Reich

Pfennig lösen. Wenn der Weg zum Arbeitsplaß zweimal täglich hin und zurück erfolgt, erhöht sich der Preis auf 15.20 Spa- Mart. Die Verteuerung beträgt also rund 70 Prozent.

Berlin , 31, Juli. ( Inpreß.) Während der Herrschaft der

börsen und kapitalfeindlichen" Nationalsozialisten find Stille! Stille!

die Steuern aus den Umsätzen an der Börse und durch Ka­pitalverkehr gestiegen. Vom April bis Juni 1933 gingen 3,63 Millionen Mt. aus der Börsenumsatzsteuer ein, während in der gleichen Zeit des Vorjahres nur 1.97 Millionen einge­nommen wurden. Aus Kapitalverkehrssteuern gingen 8,61 Millionen Mark 1933 gegen 5.16 Millionen Mt. im Jahre 1932 während der gleichen Zeit ein.

Es geht aufwärts!"

Mit den Fahrpreisen

Die Berliner Verkehrsgesellschaft hat die Monatsfarten der Straßenbahn, die bisher 9 Mark kosteten, abgeschafft. Statt dessen wird eine sogenannte Grundkarte ein­geführt, für die 4 Mark zu bezahlen sind. Der Inhaber dieser Grundkarte muß für jede Fahrt einen Zusatzschein zu 10

gefochten Fisch mit Quallmann"( Kölner Ausdruck für Bellkartoffel). Keinen eingelegten Hering oder Rollmops mit Kartoffeln, sondern ein Stück Schellfisch ohne Sauce mit einigen Pellfartoffeln. Das Wetter war heiß und das trockene und kraftlose Essen nicht herunterzukriegen. Ein Wohlfahrtserwerbsloser geht zum wachhabenden SA. Führer hin und versucht ihm klarzumachen, daß man bei einem solchen Effen doch keine Arbeit leisten könne. Einen derartigen Fraß" habe er zu Hause im schlimmsten Hunger­winter noch nicht vorgefeßt bekommen. Der SA.- Führer sieht den Mann zynisch an und knurrt:" Da scheint es Ihnen ja noch nicht dreckig genug gegangen zu sein. Da warten Sie mal ab. Sie werden einmal froh sein, so etwas essen zu können. Marsch, gehen Sie an Ihre Arbeit."- Zur Beruhi­gung set noch erwähnt, daß der SA- Führer nicht aus der Mannschaftstüche" zu essen brauchte. Was braucht so ein Wohlfahrtsunterstüßungsempfänger besseres Essen zu haben. Der bekommt ja 31( einunddreißig) RM. Unterstützung im Monat. 12 RM. kostet das Zimmer, vom Rest muß er leben.

Neuer Kommiß

Eine Angelegenheit, über die von den Nazis strengstes Stillschweigen gewahrt wird, sind die militärischen Uebungen der SA. Es werden für die verschwiegensten Uebungen natürlich nur die SA.- Leute herangezogen, von denen die Führung glaubt, daß sie durchaus sicher und zuverlässig sind. Denjenigen, die früher fommunistisch organisiert waren oder sonst irgendeine Aeußerung der Unzufriedenheit machten, ist bie Teilnahme verboten. Die Trupps werden zu einem Platz der Stadt befohlen z. B. beim letztenmal zum Nathenau-, tezt Horst- Weffel- Plaz- Dort gibt der Ober­führer den Truppenführern den Ort der abendlichen Uebung an, ber Truppenführer sieht sich noch einmal seine Leute an, schickt die Verdächtigen nach Hause und marschiert mit dem Mest zu irgendeinem verschwiegenen Gelände oder zu einer Turnhalle. Dort werden die SA.- Leute mit dem Karabiner­ichteken vertraut aemacht. es wird ibnen das Handgranaten­

Eisenausfuhr hoffnungslos

Ueber den Eisenausfuhrmarkt wird uns aus Hamburg geschrieben:

Erfahrungsgemäß sind die Sommermonate Juli und August die stille Zeit für die Hamburger Eisenausfuhr. Um so eifriger wird aber in den Firmen die mutmaßliche Weiter­entwicklung des Markts erörtert, Immer mehr verstärkt sich in Hamburg seit dem Uebergang zu Cif- Preisen die Be­fürchtung, ausgeschaltet zu werden. Auch der bereits voll zogenen oder noch im Werden begriffenen Organisation der Verbände steht der Hamburger Handel recht mißtrauisch gegenüber. Die Gefahr liege nahe, daß durch die internatio­nalen Verbände und deren Organisationen das Schwer­gewicht der Eisenausfuhr mehr nach den westlichen Gruppen und Firmen verlegt werde. Ging bisher ein großer Teil der belgischen, luxemburgischen und französischen Eisenausfuhr

abziehen gelehrt und die Maschinengewehrbedienung bei­gebracht. Die Waffen stammen aus Heeresgut und sind aus­schließlich neue Modelle. Gewiß, die Üebungen werden ausgeführt mit der striktesten Weisung an die SA., darüber strengstes Stillschweigen zu bewahren. Das hindert den einen oder anderen doch nicht, seinen Freunden brühwarm auszuplaudern, was verschwiegen werden soll. So ein Freund hai natürlich ein Gedächtnis.

Im übrigen gibt es noch manche Tatsache, die berichtet werden könnte. Aber das wird einstweilen nicht geschehen aus Gründen, die vermutet werden können, aber der Deffentlichkeit noch nicht gesagt zu werden brauchen. Nur das eine sei erklärt und darf uns geglaubt werden: Die Kölner NSDAP . hat schon Risse, breite klaffende Risse und wir jungen Sozialisten werden ihr Mauerwerk noch weiter niederzureißen verstehen.

Trauerfeier für Freimuth ,, Der Mann des Rechts und der Menschengüte".

Paris , 31. Juli.

Im Hause der französischen Liga für Menschenrechte, in einem Saale der Rue Jean- Dolen zu Paris , versammelten sich am letzten Julisonntag die Pariser Freunde des toten Freimuth und seiner Gattin zu einer ernsten Feier, Victor Basch von der Sorbonne sprach in klassischem Französisch vor dieser Liga der Proffribierten" von den unwandelbaren Rechten und den ewigen Idealen der Griechen, der Römer und der großen französischen Revolution. Freimuth, der Mann des Rechts, der Menschenfreund hohen Mutes, habe in einer fleinen Stube des Montmartre sein Leben ausgehaucht. als er sein Ideal zusammenbrechen sah. Er glaubte an die Liebe und der Haß entstand, er predigte Verbrüderung, und die schwarze, die braune, die faschistische Peft erhob ihr Haupt. Dennoch wird es immer im Leben die erste Bedingung sein,

Gefahr des Mißbrauchs

fürchten, daß es zu Schlechtem mißbraucht werde. Wie groß Nicht das neue Gesetz ist also schlecht, aber man muß be die Gefahr ist, daß auf Grund so völlig aus der Luft ge­griffener wissenschaftlicher Behauptungen über das Fami lienschicksal von vielen tausenden Deutschen entschieden wer den soll, kann man sich vorstellen, wenn ein Gelehrter seine ganze Zukunft aufs Spiel setzt, um die Aerzteschaft gegen solches Treiben in Aufruhr zu bringen. Geht doch die In­fektion mit Hitler- Wissenschaft schon so weit, daß ein For scher vom Rang eines Verschuer, dessen Name in der gebiet abweichend, den Aerzten des Dritten Reiches ein ganzen Welt geehrt war, von seinem eigentlichen Arbeits­Lehrbuch schreibt, in dem er ihnen in ganzen Kolonnen die Krankheiten aufzählt, die von den unwissenden Rassetheore tikern fälschlich als vererbbar, als Grund zu ungewoll­ter Kinderlosigkeit bezeichnet werden. Entrüstet lesen da die Aerzte der Praxis, daß beispielsweise auch Herzklappenfeh­ler, und zwar nicht nur angeborene, sondern auch durch Ent­zündung entstandene in die Reihe der auszumerzenden erb­lichen Krankheiten gehören sollen! Es übersteigt alle Vor­stellungen, daß sich die Gelehrten Deutschlands nicht schämen, den Inhalt Hitlerscher Versammlungsreden in medizinische Lehrbücher zu preffen, aus Naziagitation mit geistiger Müh und sittlichem Ach- Wissenschaft zu machen.

All dies muß aus dem Anlaß des ersten Schrittes zur Verwirklichung der Eugenik in Deutschland gesagt werden. Da die Erfinder und Propagandisten der Pseudo- Eugenik, die jeder wirklichen, von der Wissenschaft erst noch aufzu bauenden Eugenik nur Feindschaft zuziehen, heute den Ge­neralstab der Erbpflege" und" Bevölkerungspolitik" in Deutschland bilden und nicht nur die Universitätslehrstühle, sondern auch die Amtssessel des Dritten Reiches besetzt haben, wird die Welt noch so manches sinnlose und abscheu­liche Experiment am Körper des deutschen Volkes erleben Boltes erleben müssen.

über deutsche, nicht zuletzt Hamburger Häuser, so ist heute das Bestreben unverkennbar, die Geschäfte mit belgischen, luxemburgischen und französischen Werkhandelsfirmen zu machen.

Von den Ueberseemärkten sind wesentliche Aende­rungen seit Anfang Juli nicht zu melden. Wenn Japan seit Ende Juni deutliche Anzeichen der Belebung aufweist, so darf man nach hamburgischer Auffassung nicht vergessen, daß die Juni- und Juli- Geschäfte mit Japan zum größten Teil auf Grund von Vorverbandsbeschlüssen noch zu billigen Preisen gebucht sind. Wie im Juni, so hält jetzt noch eine auch mengenmäßig beachtliche Kauftätigkeit In diens an, während das chinesische Geschäft wieder ganz stilliegt. Von ganz Südamerika bleibt nach wie vor nur Argen tinien ein leidlicher Abnehmer, doch wirkt sich gerade auf diesem Markt der ausländische Wettbewerb immer mehr aus. Besonders ungünstig gestaltet sich der Drahtmarkt in Uebersee . Die weitere ständige Entwertung des Dol­lars hat trop vorgenommener Preiserhöhungen den ameri kanischen Wettbewerb verschärft. Daher mußte der inter­nationale Drahtverband in verschiedenen Absatzgebieten seine Preise nicht unwesentlich ermäßigen, ohne daß sich bisher, jedenfalls am Hamburger Plazz, eine Belebung des Drahtgeschäfts bemerkbar macht.

fret zu sein: fret im Denken, im Glauben, im Handeln, im Regieren, und diese Fretheit wird wiederkehren!( Starker Beifall.)

Georg Bernhard sprach dann von Freimuths starkem, unerschütterlichem Rechtsgefühl und seiner unendlichen Güte. Es ist erschütternd, daß Männer vom geistigen und sittlichen Maße der Braunhemden dies Deutschland regieren, dessen geistige und technische Leistungen die Bewunderung der Welt erregen. Und Patrokles ist gestorben und Thersites kehrt zurück."

Hellmuth v. Gerlach sagte: Das Wort Il y a des juges a Berlin " leitete einst einen Rechtsbruch Friedrichs II. ein, aber dieser Republikaner Freimuth war in Wahrheit ein Richter zu Berlin ! Unrecht tun ist schlimm, Unrecht dulden ist schlimmer, in ihm war die sittliche Rechtsidee am höchsten entwickelt! Wir wollen die Hände nicht eher in den Schoß legen, bis wir in seinem Geiste aus Deutschland wieder ein helles Land der Menschlichkeit machen!

Tief aus dem Gefühl der Trauernden sprach auch ein ver triebener Sozialist und Universitätsprofeffor, der von dem ewigen Rechte von 1789 den Weg zur modernen Arbeiterbewegung wies, den auch ein Freimuth gegangen set. Die zerstörte Grabinschrift von Ferdinand Lassalle werde wieder auferstehen!

Das Cello eines geflüchteten katholischen Musikers aus dem Rheinland , der sich geweigert hatte, der NSBO. beizutreten, leitete ergreifend die Trauerfeier ein und verklang als letter Abschied an den toten Richter der Republik . B- t.

Sch'agerkomponist Friedrich Schwarz bekannt durch zahlreiche Lieder, die in Deutschland jedermann fang, hat sich unter tragischen Umständen in Paris das Leben genommen. Seine Beiseßung ist, wie uns ein Telegramm mitteilt, am Mittwoch.