Preis: 60 1. cts.
Das ruhevolle Licht, welches der sterbende Goethe begrüßte, scheint in unserem aufgeregten Jahrhundert entschwunden zu
sein; aber es wird in der Ferne widergespiegelt von den hohen sozialistischen Gipfeln, und wir begrüßen es als eine Ankündigung der Morgenröte.
Gekaufter Mordspitzel verhaftet!
Das Bild eines Menschenjägers
Das ist Heinrich Müller aus Dortmund , der im Auftrage der Geheimen Staatspolizei das Saargebiet wiederholt bereift hat. Das Ziel seiner Arbeit war, fich an bekannte sozialdemokratische Emigranten herans zumachen, diese auszuhorchen und sie möglichst in die Nähe der Reichsgrenze zu loden. Seine Hintermänner hoffen, die gesuchten Sozialdemokraten dann ebenso leicht über die Grenze bringen zu können, wie ihnen das bei Homburg vor jegt zehn Tagen gelungen ist.
Dieser Spigel der Geheimen Staatspolizei versuchte ferner über die illegale Arbeit im Reiche Näheres zu ers fahren. Er überbrachte Grüße von Sozialdemokraten im Reich, die ihn nie beauftragt haben. Er bot sich als Uebermittler von Nachrichten an und glaubte wohl auf diese Art, hinter einen gar nicht bestehenden Kurierdienst zu kommen. Er wurde aber nur an der Nase herumgeführt.
Er war mit reichen Geldmitteln ausgestattet und glaubte burch Spenden das Vertrauen armer Emigranten erwerben zu können. Seine Auftraggeber lassen sich die sorgfältig vor: bereitete Attion etwas tosten. Für die Jagd auf Marxisten haben die Herren Hitler und Göring immer Geld. In einem alle wandte er, ganz nach der alten Methode Judas Jicharioth, den Trid an, einen Sozialdemokraten, den er von früher her kannte, zu umschmeicheln und ihn vor den drohenden Gefahren zu warnen, da er wohl dachte, ihn so besonders vertrauensselig zu machen. Auch diese Methode mißlang. Müller gilt in seiner Heimat, aus der wir uns sein Bild beschaffen konnten, als„ Kommunist". Er ist auch einmal zu
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eineinhalb Jahren Gefängnis wegen Hochverrat verurteilt worden, brauchte aber nur knapp ein Jahr davon abzufigen. Ob er unter eine der vielen Amnestien gefallen ist oder
Meincide im Reichstagsprozeß
Die Nationalsozialisten kaufen Zeugen
Die Hitler - Regierung ließ dieser Tage die Nachricht verbreiten, daß mit wetteren Angeklagten im Reichstagsbrandprozeß, der Anfang September in Leipzig stattfinden soll, au rechnen sei. Es ist bereits mehrfach vorgekommen, daß die Hitler - Regierung die Zahl der Angeklagten einschränkte, und dann wieder erweiterte. Sofort nach dem Reichstagsbrand behaupteten führende Leute der Hitler- Regierung, daß sie alle Beweise über die Schuld der angeblich kommunistischen Brandstifter in Händen habe. Später hörte man nur noch von der Anklage gegen van der Lubbe. Nach einiger Zeit wurde bekannt gegeben, daß nach wie vor Torgler , Popoff und Taneff in die Anklage einbezogen jeien.
Der Untersuchungsausschuß zur Aufklä zung des Reichstagsbrandes hat klare Be weise in der Hand, daß die Hitler - Regierung nicht nur van der Lubbe, das Werkzeug der wahren Brandstifter,& u
19 sifont des
der Geheimen Staatspolizei
einzeln begnadigt worden ist, konnten wir nicht feststellen. Sicher aber ist, daß er schon vor einer Reihe von Jahren als dunkler Ehrenmann galt, der gegen entsprechende Be zahlung sich jeder Organisation als Spigel zur Verfügung ftellte.
Jetzt ist er in Met verhaftet worden, und zwar im Zus sammenhang mit einer Aktion, die von Köln her zur Ver: schleppung und Ermordung führender Sozialdemokraten im Saargebiet geplant war.
Heinrich Müller wird einstweilen seine Arbeit einstellen müssen. Er hat aber viele Komplicen. Vorsicht bis zum Mißtrauen ist angebracht. Die Menschenjagd wird vom Reiche her organisiert und bezahlt. Es gibt kein Verbrechen, das man nicht zu begehen entschlossen ist, wenn es verhaẞte Marristen in die Gewalt und in die Folter der Henker des Dritten Reiches zu bringen geeignet ist.
Die neue Terrorwelle
Paris , 2. Aug.( Inpreß.)„ Le Journal" spricht von den Ausbürgerungsankündigungen der deutschen Regierung und bemerkt in den Zusammenhang, die nationalsozialistische Preffe hete besonders gegen Breitscheid , den die„ Kreuz zeitung " sogar mit dm Tode bedrohe.
„ Manchester Guardian" stellt fest, daß die ganze Kampagne wahrscheinlich nur eine Vorbereitung für eine neue Terrors welle gegen Margisten" ist.
off 15/15
falschen Aussagen bewogen hat, sondern daß auch mehrere Nationalsozialisten von ihrer Parteileitung fommandiert sind, unter Eid falsche Aussagen gegen Torg ler und gegen die verhafteten drei Bulgaren zu machen.
Ein Beispiel für die Arbeit solcher kommandierter Zeugen ist folgende zuverlässige Nachricht:" Im Gefängnis Plößensee sitzt der Schriftsteller Werner Hirsch , der seit März verhaftet und Ende April im Horst Wessel - Haus bei einer Vernehmung schwer mißhandelt wurde. Hirschs Name wurde bisher niemals im Zusammenhang mit dem Reichstagsbrand genannt. Anfang Juli wurde Hirsch wieder zur Vernehmung vorgeführt und mehreren Beugen" gegenübergestellt, die aussagten: sie hätten ihn im Februar vor dem Berliner Karl Liebknecht- Haus im Gespräch mit Marinus von der Lubbe gesehen. Es droht demnach auf Grund falscher Zeugenaussagen die Einbeziehung von Werner Hirsch in die Reihe der unschuldig Angeklagten
Blanke Waffe
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Westfälische Kunde
It
Aus Dortmund wird uns geschrieben: Immer stärker wird in den Industriegebiete aber auch im östlichen Teile der Provinz der SA. und SS. Täglich wird die Bevölkerung dura cue Hiobspost erschreckt. In den vergangenen Wochen beschäftigten sich die braunen Bataillone mit Streifzügen gegen die zahlreichen Heime sowohl der Jugendorganisationen der SPD. wie des Jungdeutschen Ordens, der in der dortigen, überwiegend protestantischen Gegend eine ziemlich große Anhängerschaft besitzt. Der Zustand dieser Gebäude läßt sich kaum beschreiben. Alles ist zertrümmert, gestohlen oder verwahrlost wie überall, wo SS. oder SA .„ besetzen". Ganz offizell wird jetzt SA. nicht bloß zum Polizeihilfsdienst herangezogen, sondern man stellt sie an die Stelle der Polizei ein, die zum Zwecke militärischer Uebungen im Senne lager eingezogen" wurde. Die Polizeibeamten erhielten zu diesem Zweck Urlaub und werden nun, jedermann sichtbar, bei Paderborn militärisch gedrillt.
Druck erzeugt Gegendruck. Trotz aller Maßnahmen, trotz der Beschlagnahmungen und Verhaftungen geht antifaschtstische Literatur von Hand zu Hand. In Dortmund erlebten wir vor einigen Tagen eine seltsame Ueberraschung, die den berüchtigten Polizeipräsidenten Schepmann und seine Helfer in furchtbare Aufregung versezte. An mehr als tausend Häusern der Stadt waren über Nacht Plakate angeklebt
Reichswehrsoldaten und SS. worben, die folgenden Text hatten:
Sannover, 1. Aug.( Eig. Bericht.) In dem Kaffeehaus Georgs- Palast" in Hannover kam es zu einem schweren Swischenfall zwischen Reichswehr - Soldaten und Angehörigen der SS. Gegen Mitternacht betraten etwa ein Dußend SS. Beute in Uniform und in offensichtlich stark betrunkenem zu stande des vollbesetzte Lokal. Als sie an dem Tische der Reichswebr- Soldaten vorübergingen, versuchten einige der ES. Leute, eine Unterhaltung mit den Soldaten zu beginnen, was diese jedoch in eindeutiger Weise ablehnten. In der Musikpause rief einer der Nationalsozialisten( seinen Abzeichen nach 8 er ein höherer Führer gewesen sein) den Reichswehr , grüßen haben Die Soldaten reagierten auch auf diese Anrempelung nicht. In seiner Wut stürzte sich in diesem Augen blid der SS. - Führer auf den Kapellmeister mit den Worten:
das gleiche tue. Ein Teil der Gäste folgte der Anweisung. andere, darunter die Reichswehr - Soldaten, blieben sizzen. Hierauf sprangen die SS. - Leute gegen den Tisch der Reichs wehr , schrien auf sie ein und forderten die Namen; einer der Unteroffiziere verbat sich dieses Benehmen und ersuchte die SS. - Leute, sich von dem Tisch zu entfernen. Als Antwort versuchte ein SA.- Mann, den Unteroffizier zu fassen, gleichzeitig drangen die SS. - Leute geschlossen auf die Soldaten ein. Es entstand ein Handgemenge; die mehr rückwärts stehenden Soldaten zogen in der Notwehr die Waffen. Auf diese Wen
buna tienen die eerteten Waffen uger ett Anblick der auf flohen sie mit Riesenschritten. soweit ihre Besoffenheit es gestattete, und mit Hilferufen aus dem Lokal.
„ Wir werden diesen Burschen schon zeigen. Ich befehle Ihnen, Jüdischer S udent ermordet! lebt sofort das Horst- Wessellied zu spielen!" Der Kapellmeister verwies mit höflichen Worten darauf. daß das Spielen dieses Riedes durch Verordnung der Regierung in öffentlichen Lokalen verboten sei. Als der SS. - Führer aber auf seinem Befehl beharrte und eine drohende Haltung einnahm, wurde das Horst Wessellied intoniert. Die S.- Leute standen auf und verlangten, daß das Publikum
Ein junger polnischer Student, namens Zauberel, ist von SA. - Leuten ermordet worden, weil er angeblich absprechende Bemerkungen über Göbbels gemacht hätte. Seine Leiche wurde der jüdischen Gemeinde übergeben.
In hellen Scharen standen die Dortmunder vor diesen Anschlägen, die schließlich von Polizeibeamten mit Hilfe von SA. mühevoll entfernt wurden. Das bezeichnende Verschen aber geht unter der Dortmunder Bevölkerung von Mund zu Mund und hat bereits überall in Westfalen Eingang ge= funden, wenn es aus begreiflichen Gründen auch nur ge= flüstert werden kann.
In Särgen!
Barbarische Mißhandlung kommunistischer Gefangener
Im Gefängnis Plößensee verübten die Nazis eine sadistische Missetat. Sie fündigten einigen kommunistischen Gefangenen an, daß diese lebendig begraben werden sollen, legten sie in Eärge, die sie vorher mit Luftlöchern versehen hatten und trugen sie lange Trepp auf und Trepp ab, damit die so Gefolterten den Eindruck hatten, daß die viehische Drohung wirklich ausgeführt würde. Später brachten sie die Gefolter ten in ihre Bellen zurück.