Deutsche   Stimmen

Feuilletonbeilage der, Deutschen Freiheit"

Ereignisse und Geschichten

Lacht über sie ein me

wenig!

" Baldur und Sieglinde Tiepenbeink zeigen die Geburt ihres Hitlerjungen an"

In der Baseler National- Beitung"( Nr. 387), die, stets mit etwas Reserve und guter In­formation, den Ereignissen im Dritten Reich   viel Raum gewährt, finden wir diese Respektwidrig

feiten":

1. Hitlerite und Göbbelinde

Einer jener heitern und milden chinesischen Weisen vor vielen hundert Jahren meinte, große Männer seien doch nur die Landplagen ihrer eigenen Völker. Heute ist das natürlich ganz anders, heute sind große Männer ihren Völkern Manna wie vom Himmel gefallen... Volks­tümlichkeit aus übervollen schäumenden Bechern schlürfen, von den Wogen der Popularität zu den Sternen gehoben, das mag eine Zeitlang wunderbar sein. Aber immer nur geschwungen und gehoben, wie die Glocke der Martinsfirche, das halten die stärksten Magennerven nicht aus! Immer nur Schämpis, viermal im Tag Schämpis, jahraus, jahrein, Tag für Tag Schämpis, Schämpis, Schämpis und dazu noch Abstinent sein wie Adolf Hitler  ! Immer nur Hurra und Seil, geredte Arme, verzückte Ehrenjungfrauen, fliegende Fahnen, gröhlende Lautsprecher, Stechschritte, daß man Angst hat, jetzt schmeißen sich die Leute vor Begeisterung noch die eigenen Beine aus dem Bauch, Trommeln und Pauken! Was muß mit Größe alles in Kauf genommen werden! Um welchen Preis ist man groß! Rein Mensch unter allen auf der ganzen Welt muß den Einsiedler auf den Galapagosinseln  , den Dr. Ritter  , so aus tiefster Seele beneiden wie Adolf Hitler  .

Daß die Bewunderung des Volksidols geradez't gefährlich werden kann, beweist ein jüngster Erlaß, der das Werfen von Blumensträußen in den Kanzlerwagen hinein unter Strafe verbietet. Herren des Gefolges seien durch die Drähte der aufgespießten Rosen im Gesicht mehrfach empfind­lich verletzt worden. Ein zweiter Erlaß ist gerichtet gegen das Lächerlichmachen der Namen der Revolutionsgrößen an Kindstaufen. Da werden Buschis zu Hitlerinnen, Hitlerlinden, Hitlerken, Hitleriden und Herrn Propagandaminister Göbbels ehrt man mit Göbbe­linden, Göbbelisen, Göbbeliken, Göbbelien. Göbbelia, so sagte der Konzertbesucher von Dräsdn und Läzch übrigens längst, er meint damit Coppelta", die bekannte Ballettmusik von Delibes  . Hitlerinde, Hitleride, das könnte sich der Kanzler aber noch eher gefallen lassen, als eine andere Art sehr bäufiger Zeitungsannoncen. Strammer Hitlerjunge ange­tommen. Friz Schmudicke und Frau.  "" Dankerfüllt zeigen die Geburt eines prächtigen Hitlerjungen an Apotheker Suppentpof und Frau Elfriede." Unser Hitlerjunge ist da. Heil Hitler Baldur   und Sieglinde Piepenbrink."

2. Germanensput

Der gegenwärtige Zwang sei höchstens notwendiger Uebergang, trösten die maßgebenden Herrschaften sene Un­geduldigen, die die große Zeit doch etwas lang finden. Man

müsse das deutsche   Volt erst erziehen zum anständigen Ge­brauch der Freiheit. Bitte noch etwas Geduld, dann ist der Anstandskurs vorbet, dann werden alle Gipsverbände, Beinschienen und Maulkörbe abfallen, und dann beginnt das tausendfährige Reich der wahren, der deutschen Freiheit, dagegen alle anderen Freiheiten sich wie venezianische Bleikammern ausnehmen werden.

Die Scheuklappen und Maulförbe werden fallen, erlaubt wird wieder sein, was gefällt und verpönt dagegen, was

Der Kriegsblinde

Von Toni Baumgarten

An meinen Ohren hör' ich viele Schritte Vorübergehn

Auf meiner Tafel um den Hals steht: Bitte, bi Im Krieg erblindet!" Könnt ihr's noch verstehn? Die Menschen alle haben flinke Füße Und große Eilerastlos rast die Zeit­Ich habe Zeit, da ich kein Licht mehr grüße. In ihren Mantel hüllt mich Dunkelheit... Verschüttet wurde ich in den Karpathen Schon lange her...

.

War es ein Glück? Mich schonten die Granaten, Im Graben konnt' ich zum Verbandplat waten Man geht vorüber, niemand weiß es mehr. Nun muß ich an der Straßenecke geigen, Den gleichen Walzer, der stets neu beginnt. Nur selten, daß sich gebend Hände neigen... ' s ist nun vergessen bleibt die Tafel: Blind.

langweilig ist. Freiheit, nur ein bißchen der Freiheit von einst: die Perspektive macht besonders Theaterleiter und Stückeschreiber schier wirbeln. Patriotismus ist schön und rühmenswert. Patriotische Ekstasen auf der Festwiese, in der Versammlungshalle, beim Empfang am Bahnhof, a la bonne heure, in Ordnung. Aber nur nicht in Ekstase in Permanenz! Ermüdungszeichen sind schon da. Die Theater spüren fie, bie test überall gespielten patriotischen Stücke ziehen nicht. Der Angriff", der das gleichfalls feststellt,

Kerr spricht in Zürich   Das doppelte Gesicht der Fegenwaet"

zu denen, die ihre Bücher auf dem Scheiterhaufen brennen saben und jetzt erleben, daß ihre eigenen Schriften von ihren eigenen Verlegern nicht mehr ausgeliefert werden dürfen, gehört Alfred Kerr  , der bekannte Kritiker- Schriftsteller. Jetzt hielt er in Zürich   im Studio Fluntern  , dem Heim der schweizerisch   Schriftsteller, eine halbstündige Rede über

thing

» Das doppelte Gesicht der Gegenwart" Scharf geißelte er in seiner angriffslustigen Rede das charakterlose Janusgesicht unserer Zeit. Wohl ist sie an Schöpferkraft gewachsen, aber wuchs auch ihr Gewiffen? Wir, die klügsten, hochstehendsten und zugleich barbarischsten und dümmsten Menschen aller Jahrhunderte tönnen ja nicht einmal die Hungrigen sättigen; wir führen Kriege, doch zu­gleich schicken wir als fleischgewordene Beschwichtigung unferer verdorbenen Seele die Sanitäter auf das Schlacht­

Hitler

ein Sakcistan

Der Kampfbund für deutsche Kultur   ließ in Bruchsal  einen Pfarrer Senn über die deutsche Seele sprechen, der eine neue Legende in die Welt setzte: Adolf Hitler   ist der große Sakrist an, der im deutschen Dome Millionen Ker­zen, die erloschen waren, wieder angezündet, daß sie brennen vom Feuer des Jdealismus."

Die Sonne! Die Sonne!

Ueber die Vorgeschichte und die geschichtliche Bedeutung des Hakenkreuzes sprach im Verein für Natur- und Heimatkunde Herr Sanitätsrat Dr. Wir z. Er schloß: " Das Hakenkreuz hat ein hohes Alter und eine lange Entwicklung hinter sich, aber in der kurzen Zeit, wo es uns richtig bekannt ist, hat es uns schon viel Segen ge­bracht. Unser Führer Adolf Hitler   hat in dem Hafen freuz, dem uralten Sonnenzeichen, das rechte Symbol ge­wählt, mit dem nun wirklich die Sonne über Deutschland   aufgegangen ist."

feld. Bald haben wir 33 Parteien, bald eine einzige. Die Sozialisten und Kommunisten waren nach seiner Ansicht immer gute Deutsche, denn sie- spalteten sich. Vom Völker­bund forderte er Aufgabe des unmoralischen Prinzips, sich nicht in die Innenpolitik eines Landes zu mischen, sofern es den Frieden der Welt gefährdet. Wir haben den Internatio­nalismus der Post, des Schecks und auch der Pleite- warum sollen wir ihn, die nationalen Eigentümlichkeiten hochhal­tend, nicht auch für die Völker wünschen?

Der Vortrag hatte ein Vorspiel. Es waren anonyme Drohungen erfolgt, das Vortragsgebäude in die Lust zu sprengen. Polizeilicher Schutz wurde erbeten und ge= währt. Es geschah nichts, die Drohungen hatten nur zur Folge, daß der Andrang überaus start war. Man begrüßte Kerr ostentativ.

Haue nur Aciern eins ins Gesicht

Es ist jedem Mitglied der Deutschen Studentenschaft   an der Universität Würzburg   verboten, gegen nichtarische Stubenten in irgend einem sportlichen Wettkampf anzu­treten. Zuwiderhandlungen werden strengstens be­straft.

gez.: Linde

gez.: Eder Führer der Studentenschaft. Hauptamtsleiter L. osition( Mitteilung an die Bayerische Presse.)

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Der Ruhm der tausend Schlachten ist verweht. Was bleibt vom Heldentum? Ein morscher Hügel, Auf dem das Untrant rot wie Feuer steht.

Konfuzius  .

Der Bollendete in der Welt, der Heilige... Lebendiges umanbringen liegt ihm fern: ohne Stod, ohne Schwert, fühlsam, voll Teilnahme hegt er zu allen lebenden Wesen Buddha. Liebe und Mitleid.

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meint zwar, sie zögen nicht, weil sie alle der Klaue des Löwen  " ermangelten. Das Theaterpublikum lechzt aber mitnichten nach Löwengebrüll, sein leoninischer Bedarf ist, weiß Gott  , gedeckt. Das Publikum lechzt nach Lächeln. Aber was heißt Lächeln. Nach Lachen!

Nach einem Lachen, gewaltiger als alles Gelächter, an­gefangen von den homerischen Helden durch die Gene­rationen hinauf bis heute zusammengenommen für den Tag, da man im Dritten Reich   das frete, unge= hemmte Lachen wieder freigeben wird. Daß die Häuser dann nur festbleiben und die Brücken sich nicht btegen und der Zugspißegletscher nur nicht bis nach Garmisch  hinabrutscht! Die Komödien und Lustspiele, die man dann schreiben. spielen und bejubeln wird, z. B. die Germanen­schwänke und Possen. Wie mancher Autor hat sie schon in Petto!

Ein wahrer Germanenspuk scheint ins deutsche  Dasein eingebrochen. Unter Anleitung ernster Professoren werden ganze Heerbänne von Cheruskern, Chatten, Marko­mannen fostümiert, die mit Wagenburg, Kind und Kegel, mit Hifthörnern, Tuben und flammenden Fackeln auf nächtlichen Festwiesen erscheinen, als ob sie das Römische Reich   nochmals zusammenhauen wollten, so daß manche Zuschauer nicht wissen, soll man Angst haben oder soll man lachen. Alle Wagnersänger und statisten, alle Marmor statuen der Parks und Karyattden, die an den Fassaden fleben, scheinen mobili­siert. Die neuesten Entdeckungen lehren, daß die alten Germanen weit besser waren als ihr Ruf. Tacitus   hat sie verleumdet, und die Bühnenmaler und Garderobiers der Opernhäuser haben sie lächerlich gemacht. Die Germanen waren nicht nur keine Barbaren, sondern hatten schon tausend Jahre vor Christi Geburt eine au tranken, bis sie nicht mehr Baby jagen konnten, ist ein Schwindel. Ihr Lieblingsgetränk war ein selbstaubereiteter sanfter Sprudel, der etwa unserem Eptinger glich.

Das mit den Rauschebärten ist gleichfalls Schwindel. Wotan, Hagen, Siegfried gingen glattrastert.

Brünhilde   schminkte und puderte sich. Die neuesten Aus­grabungen förderten scharfe Messer, offenbar Rasiermesser, aus der älteren Bronzezeit, also von 1300 bis 1000 vor Christi zutage, sowie Pinzetten zum Auszupfen der Haare eventuell auch der Augenbrauen, und Manikürmesserchen. Auch die Seife ist eine germanische Erfindung, die dann die Römer übernahmen. Germanen waren es, die die Römer lehrten, wie man sich wäscht. Alles, was die Menschheit vorwärts brachte, ist nordisch.

Nach den soeben beendeten Forschungsergebnissen Prof. Hermann Wirths dürfte jetzt auch ziemlich sicher festgestellt sein, daß Christus nicht in Bethlehem  , sondern in der pommerschen Kreisstadt Prenzlau   geboren wurde...

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Manchmal auch

Bei

der Sondertagung des nationalsozialistischen Studentenbundes erklärte der Bundesführer, der Student habe so viele Pflichten im Hinblick auf Wehr- und Schulungsarbeit, daß er die noch freibleibende Zeit unbe­dingt auf sein Studium verwenden müsse".

Was man sich zuflüstert

Ein Arier" und ein Jude unterhalten sich. Sogar ganz freundlich. So etwas gibt es noch. Aber es ist nicht un­gefährlich.

,, m," sagt der Jude, gestern habe ich Steuern zahlen müssen. Schrecklich. Daß man mich nicht ausgezogen hat, war ein Wunder"

Was," staunt der Arier, Steuern haben Sie gezahlt? Mensch, dürfen Sie denn das-?"

Erminister Hugenberg trifft einen Bekannten, der ihn mit dem Zuruf begrüßt: Herr Minister, Sie sind noch nicht ver­haftet?" Im Augenblick Gott   sei Dank noch nicht," erwidert Hugenberg, aber bitte, es bleibt unter uns! Es darf sich nämlich nicht herumsprechen-"

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Es geht doch vorwärts im Dritten Reich  "," sagte der Bäckermeister X. zu seiner Frau, der Brotpreis hat wieder angezogen. Sag' einer, was er will; so ein vernünftiger Sozialismus ist das Jdeale für den Mittelstand!"