Das Transfermoratorium

Mißtrauen in die deutsche   Währung

aa Peter Garwy:

Der Amsterdamer Börsenverein teilt im Einvernehmen mit dem Amsterdamer Bankverein mit, daß ein von einem Berliner   Blatt gebrachter Bericht, wonach die Vertreter der ausländischen Gläubiger von ihrem wiederholt ausge­

Die Revanche der Geschlagenen

sprochenen Wunſch abgeſehen hätten, daß, sei es der Schuld- Jllusionen um die Reichswehr  

mer, sei es das Deutsche Reich  , sei es die Reichsbant, eine Valutagarantie für die in die Konversions fasse gezahlten Beträge übernehmen, nicht zutrifft, vielmehr hätten die ausländischen Gläubigervertreter entschieden protestiert. An dem Standpunkt der Vertreter Hollands   habe sich nichts geändert, und die dieser Tage zu Berlin   geführten Be

sprechungen betrafen nur Einzelfragen, aber nicht grund­

sätzliche.

Kapital ,, aufgenordet!"

Abwanderung deutschen   Kapitals nach Skandinavien  

Die deutsche Presse meldet mit Beunruhigung, daß Deutsche   in Skandinavien   Grundbesitz erwerben. Dazu wird in Kopenhagener Bank- und Handelskreisen bemerkt, daß in der Tat in letzter Zeit viel deutsches Kapital nach Däne­ mark   und Schweden   abgewandert ist und daß hier jedes Kapital willkommen sein wird, da es zweifellos nüßlicher angelegt werden kann, als wenn es in der deutschen   Wirt­schaft brach liegt oder dort aus unbekannten Gründen der Ronfistation ánheim fällt.

Nichts lesen, nichts hören! alg

Verbotene ausländische Zeitungen

Berlin  , im Juli. Für die Verbreitung in Deutschland   sind, noch folgende Zeitungen bis auf weiteres verboten worden: Kulturprobleme der Gegenwart", Prag  ; Expreß", Prag  : Deutscher Volksfreund", Freialdau( Tschechoslo= wakei); De Voltsgazet", Antwerpen  ; Sennacieca Revuo", Paris  ; Das freie Wort", Organ des antifaschistischen Kampfbundes in Amsterdam  ; Saarlouiser Journal", Saar­louts; Nebelspalter", Rorschach  ; Presseberichte des Inter­nationalen Gewerkschaftsbundes", Paris  ; Das neue Tage­Buch", Paris   und Amsterdam  ; und" Daily Worker", London  . Hitler und Cromwell

' Amerika lacht über den ,, Führer" es Hitler   hat vor einiger Zeit einer Dame eine Unterredung gewährt, die u. a. auch in Neuyork Times" veröffentlicht wurde. Die Dame hatte Hitler   gefragt, wer seine historische Lieblingsgestalt set: Cäsar, Napoleon   oder Friedrich der Große  , worauf Hitler   geantwortet hatte, er bewundere am meisten Cromwell, der das Parlament abgeschafft und das englische Volt geeinigt habe.

Mit dieser Weisheit des Führers" setzt sich nun Neu­york Times" in amüsanter Weise auseinander. Das ameri­tanische Blatt sagt: Hitler   scheine vergessen zu haben, daß Cromwells erstes und größtes Werk die Abschaffung des Königs Karl L. gewesen sei, der zuvor das Parlament abgeschafft hatte und dafür hingerichtet wurde. Wenn Hitler wirklich glaube, daß Nazisystem für alle Ewigkeit auf die Beine gestellt zu haben, so sei Cromwells Parlamentsfeind­schaft ein übles Vorzeichen, denn gleich nach Cromwells Tod tam das Parlament wieder und dann kam die glorreiche Revolution von 1688, die die Souveränität des Parlaments stabilisierte und dabet set es jetzt seit 250 Jahren ge= blieben.

Aber noch in einer anderen Beziehung findet Neuyork Times" die Berufung Hitlers   auf Cromwell   als Vorbild recht unglücklich. Cromwell   war nämlich der Mann, der den Juden nach ihrer Vertreibung im Jahre 1290 die Rück fehr nach England gestattete. Ja, er gestattete sie nicht bloß, sondern er hieß die Juden, von denen er im wirt­schaftlichen Wettkampf mit Holland   eine starke Förderung Englands erwartete, hera Itch it willkommen.

Der König wird verbrannt

Langsam gleitet das Schiff durch das seichte Wasser des Golfes von Siem, denn die Einfahrt ich recht gefährlich. Dann tritt unsec Schiff in den uferlosen Fluß ein, wo im Waffer Arekapalmen, Tamarindenbäume und Bananen­palmen in dichten Urwäldern stehen. Die erste Stadt ist P a t- nam mit der so wunderschönen Flußpagode, deren Turmspiße spiralenartig über die   Dschungeln strahlt. Dann erscheint Baklat. An beiden Seiten des breiten Fluffes stehen Kokos. und Arekapalmen mit Früchten, Affen und Vögeln. Manche Vögel sind rot, grün, gelb, manche sogar schneeweiß wie die Paradiesvögel.

Bald taucht am Fluß eine Insel auf, auf die mein Schiff steuert, als wolle es daran zerschellen. Doch die grüne Insel gibt geräuschlos nach, denn sie besteht aus tausenden Wasserhyazinthen. Endlich treten die Palmenwälder zurück, Retsplantagen erscheinen. Ein Klong( Kanal) durchquert unser Schiff direkt nach Bangfot. Diese Stadt ist ein asiatisches   Rotterdam, ein orientalisches   Hamburg.

Schaluppen kreuzen unseren Weg. Sie tragen die National­farben: weiß- blau- rot; es sind Schiffe der stamesischen Zoll­behörde. Dann taucht das europäische Viertel auf mit der  französischen Himmelfahrtskirche, die an ihren zwei häß­lichen, abendländischen Türmen erkenntlich ist, mit einer ur­alten portugiesischen Kirche und den   europäischen Gesandt­schaften, die an ihren hohen, schneeweißen Masten ihre Natio= nalfarben wie Reklamen aushängen. Dahinter blendet die weiße Linie der Königsstadt mit ihren Palästen und goldenen Pagoden.

Die Einfahrt in   Bangkok gleicht einem Einzug in   Venedig; dennoch erinnert die Stadt weniger an   Venedig als an  Amsterdam. Das Wasser ist hier die Grundlage des fiamesischen Religionslebens: Geburtsfeiern, Bestattungen, Staatsopfer, alles wird mit Wasser gefeiert. Zu gewissen Festen springt das ganze Volk in Festkleidern ins Wasser. Treue Beamte trinken vor ihrem König dieses schmußige Flußwasser, um ihre Unterwürfigkeit und Liebe zu beweisen. Häuser ohne Fenster

Die Stadt umfaßt drei Teile. Gesandtschaftsviertel, Königs stadt und Chinesenviertel. Das Gesandtschaftsviertel liegt am Wasser und wird demnächst außerhalb der Stadt verlegt werden, wo die Puft gesünder, der Boden billiger und das Leben stiller sein wird, ein siamesisches   Potsdam. Schade um die weißen Kolonialhäuser, mit deren Gärten, wo nachts Frösche ihr köstliches Konzert halten, und wo zur Regenzeit melancholisch der Regen trommelt und Blize zucken. Das

Verzweiflung und eigene Schwäche erzeugen Jllusionen. Kreisen Hoffnungen an die   deutsche   Reichswehr. Unwissen So knüpft man immer noch in manchen antifaschistischen heit und Naivität!

herrschaft darstellt, spielt die Armee eine bedeutende, mit In jedem Staate, der eine Organisation der Klassen unter sogar eine ausschlaggebende Rolle. Um mit Lassalle zu sprechen, bildet die Armee einen nicht unbeträchtlichen Teil der tatsächlichen Verfassung. Im deutschen Kaiser­reich war die Armeeleitung mit der regierenden Schicht, ja mit der Monarchie verwachsen. Auch in der   Republik war die   Reichswehr der erstrangige Faktor. Auch zu Eberts Zeiten bildete die   Reichswehr eine Art geheime Regierung. Das Schicksal der parlamentarischen Regierungen wurde oft, wie dies in den Memoiren Stresemanns bestätigt wurde, in der Kanzlei der   Reichswehr entschieden.

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Die   Reichswehr hat sich nie mit der   Republik abge funden. Bestenfalls haben die Generale die   Republik toleriert". Aber sie haben fortwährend mit den Feinden der T: mokratie gegen die   Republik auch konspiriert. Die Geschlagenen des Weltkrieges schwärmten von einer Revanche wenn auch zuerst im Bürgerkriege. Natür lich sehnten sie sich nach einer monarchistischen Restauration zurück. Aber sie förderten gleichzeitig alle reaktionären Bewegungen, die die schwache und unerfahrene Demo kratie unterwühlten. So haben sie auch die Hitler- Be­wegung gefördert.

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Das war der Dank der Geschlagenen für die Milde der  Republik! Auch in den Kreisen der   Reichswehr abge. sehen von den unzähligen Generalen und Offizieren a. D. sprach man nur zu gerne von dem Novemberver­brechen". Ja, es gab wirklich ein Novemberverbrechen! Heeresleitung, die den Krieg verloren hat, nicht vor das Das Novemberverbrechen bestand darin, daß man die Heeresleitung, die den Krieg verloren hat, nicht vor das Kriegsgericht gestellt hat. Das Novemberverbrechen be­stand darin, daß man den geschlagenen und reaktionären die die. Armee der   Republik sein sollte, überließ. Das Generalen die Schaffung und die Leitung der   Reichswehr, Novemberverbrechen bestand darin, daß man aus mißver standenen nationalen Interessen die reaktionäre und revanchelustige Reichswehr als Staat im Staate gelten und zum entscheidenden Machtfaktor emporwachsen ließ. Die Dolchstoßlegende war durch die Geschlagenen des Weltkrieges zum Zwecke der Selbstentlastung erfunden. Dieselben, die die Mitschuld an der Kriegsentfesselung, die Verantwortung für die Verpassung aller Friedensschluß­möglichkeiten und für die katastrophale Niederlage zu tragen haben, haben gegen die schaffende und tragende Kraft der   Republik, gegen die Sozialdemokratie, die ver­giftete Waffe der Dolchstoßlegende gerichtet.

So haben die politisierenden Generale 3. D. und a. D. die Hitlerpartei gefördert, die die Dolchstoßlegende zum Grundprinzip ihrer Agitation machte. Die Hitlerbewegung hat im Bunde mit dem Feldherrn Ludendorff 1923 ge­putscht und mit Hilfe des Feldmarschalls   Hindenburg 1933 gefiegt. Dazwischen liegt ein Jahrzehnt, wo die Generale und Offiziere a. D. die braune Armee   Hitlers aufgezogen und mit Hilfe der Generale und Offiziere 3. D. bewaffnet haben. Die Stärke der Hitlerbanden lag in ihrer Wahl­verwandtschaft und in ihrer wenn auch verheimlichten Ver­bundenheit mit der   Reichswehr.

Freilich setzte die politisierende Reichswehrleitung nicht auf ein Pferd. Lange Zeit dachte sie   Hitler, den unbe­kannten Gefreiten des Weltkrieges", nur als gefügiges

weiße Haus steht nach allen Seiten den Winden und Stürmen pffen, denn in Siam sind Fensterscheiben unbekannt. Am Tage jagen die Vögel durch Zimmer und Bäume und an den weißen Decken kringeln die Widerspiegelungen der nahen Wasser im Sonnenschein. Abends lassen siamesische Diener still und ergeben die blauen Vorhänge herab und schlafen dann vor den Türen.

Vor dem Haus stehen zwei Bäume, auf dem einen ſizen Gegen Mücken verbrennt man wohlriechende Spiralen. Raben und auf dem anderen hocken rote Geter. Frauen gehen. Betel kauend, vorüber. Sie haben borstiges Haar, und ihre Brüste werden mit einem Stück Tuch, das die Schultern nackt läßt, nach oben geschnürt. Die Frauen sind klein, breit und massig, seehundartig, denn ihre Vorfahren waren Wasser­menschen.

Die Chinesen in Siam

Semping ist das Chinesenviertel von   Bangkok. Der ganze Handel Siams ist in   chinesischen Händen. Der Chinese verachtet den Siamesen, und der Siamese haßt tödlich den Chinesen.

Der erste   chinesische Laden, den ich betrete, ist ein Blumengeschäft. Vier liebliche Bernsteinmädchen bieten mir Loto an, weiße und rote, fede einzelne so groß wie ein Strauß. An Kulis verkaufen sie die schöne Tuberose und milde Jasmine, die sich in Bananenblätter( siamesisches Pack­papier) einwickeln. In den Auslagen pendeln Blumenkränze mit grellen Farbeneffekten und schweren Düften. Mit diesen Blumenkränzen behängen sich alle Ozeanier von   Hawai bis nach   Tahiti, von   Manila bis nach Neu-   Seeland. Auch die Völkerbund, immer noch zu den Polynesiern zu rechnen sind. Siamesen, die troß ihrer Orfordprinzen,   Aeroplane und Ueber meinem Kopf pendeln die wunderlichsten Fahnen mit allen möglichen Anpreisungen in   chinesischen Schrift­zeichen meist in Schwarz oder Not, manchmal in Gold. Zehn Kaufleute umringen mich, die in allen Sprachen und Hand zeichen ihre Ware als die allerbeste in ganz Siam anpreisen. In einer dunklen, engen Gasse stolpere ich über einen nackten Chinesen, der an einem Tisch fist und im matten Schein einer roten Lampe chinesische Zeilen in teuflischer Eile auf   Papier bringt; dabei ergießt sich der Papierstreifen seiner Rolle über den Tisch auf den Weg und rollt dann weiter...

In einer anderen Gaffe klingen Grammofone oder springen Mah- jongsteinchen wie Hagelförner auf ein Blechdach. Ja. ja ich bin wahrhaft'a schon in   China, der Heimat der Leih­häuser. Für das Spiel versehen die Chinesen alles: Bril­lanten, Seidenkleider, Opiumpfeifen- ie mehr sie verraucht ist, desto höher wird sie vom Schäßmeister bewertet. Mit dem

Werkzeug zur Zerrüttung der Demokratie und zur Nieder­können. Sie hat die Privatarmee   Hitlers als Milizerfaz werfung der organisierten Arbeiterschaft ausnuten zu zu schaffen mitgeholfen. Die Offiziere a. D. haben die SA  . Anhängsel der   Reichswehr vorbereitet. Aber das Militär und die SS  . auf militärische Art großegerziert und als hat sich dabei verrechnet. Die   Reichswehr hat mit Schleicher ihre Stunde verpaßt. Nur für einen kurzen Augenblick -die Schleicher- Episode- konnte sie das labile Gleich­gewicht der entgegengesetzten sozialen und politischen Kräfte ausnutzen, um es übrigens ungeschickt zu ver suchen, auf eigene Faust eine bonapartistische Rolle zu spielen. Nicht   Hitler wurde überschleichert, sondern Schleicher überhitlert.

Die braune Armee wurde als Anhängsel der Reichs wehr gedacht. In der Tat wurde die stolze   Reichswehr zum politischen Anhängsel der braunen Armee degra diert. Derselbe Prozeß hat bekanntlich in   Italien statt gefunden. Auch dort hat die königliche Armee die faschi stische Miliz ausgebildet und bewaffnet, um später selbst Die   Reichswehr wird in aller Eile gleichgeschaltet.   General zum stummen Werkzeug Mussolinis degradiert zu werden.  Blomberg wird aus einem Gewährsmann Hindenburgs zu einem Reichswehrkommissar   Hitlers. Im dritten Reich" fungiert die   Reichswehr zwar formell als Volks mehr, in der Tat aber als Parteiheer.

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Die Revanche der Geschlagenen hat sie hiermit in eine Sackgasse hineinmanövriert. 3war ist im britten Reiche" der Revanchismus der Revanchismus trotz allen Friedenspredigten Hit lers zum Staatsprinzip gehoben. Aber die außen­politische Ohnmacht verleiht dem Revanchismus nach außen einstweilen einen mehr platonischen Charakter. Um so mehr wendet sich die Revanche der Geschlagenen nach innen, gegen das eigene Volk, gegen die Arbeiterklasse, gegen die Demokratie. Denn es ist klar: gegen die Reichs wehr wäre die nationale Revolution" der braunen Ban­den aussichtslos. Jm letzten Augenblick hat die Reichs­  wehr ihren besten Mann" im Stich gelassen Schleicher mußte abtreten. Der Oberbefehlshaber der   Reichswehr von   Hindenburg mußte vor dem unbekannten Gefreiten des Weltkrieges" weichen. Es ist praktisch gleichgültig, ob   Hindenburg der Gefangene oder der Gleichgeschaltete ist. Der Befehlshaber ist der Befehlsempfangende ge­worden.

Die   Reichswehr rühmte sich einst, apolitisch zu sein und über den Parteien zu stehen. Das war lauter Heuchelei. Immerhin ist sie nunmehr auch offen gleichgeschaltet, das heißt, durchwegs politisiert und zum Werkzeug der Parteis diktatur gemacht. Die selbständige politische Rolle der  Reichswehr ist mit der Gleichschaltung erledigt. Ihre foziale Funktion im dritten Reiche" wird die Nieder­werfung der Arbeiterklasse und die Aufrechterhaltung der faschistischen Diktatur sein. Für diese ruhmlose Funk tion sind die Geschlagenen des Weltkrieges immer noch brauchbar.

Vielleicht kommt es noch hier und da zu Reibungen und Spannungen bei der endgültigen Gleichschaltung der  Reichswehr. Aber es wäre verfehlt, irgend welche anti­faschistische Hoffnungen an die Differenzen zwischen den schwarz- weiß- roten Generälen und dem braunen Ge­freiten zu knüpfen. Nicht von oben, sondern ren unten wird die Befreiung von der braunen Best kommen. Dann wird aber die deutsche Arbeiterschaft die Fehler von 1918 das richtige Novemberverbrechen!-kaum wieder­holen.

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Erlös machen die Himmelssöhne auf leichte Weise ihr Glück beim Staatslotto, bei Hahnen- oder Fischkämpfen, beim Buch­macher für das Zehntagepferderennen in   Schanghai; ja, man wettet sogar, wieviel Kerne diese oder jene Melone enthält. Geheimnisvolle Kanäle

Seltsam sehen Bangkots Straßen aus:   Laos in langen Röcken, Siths in roten Turbanen, dunkle Kambodjaner und Birmanen in rötlichen Hosen, magere Bengalen und Javanen, nichtssagende Persönlichkeiten, wie in ihrem Schattentheater, schieben sich zwischen den vielen amerikas nischen Autos der reichen Chinesen, die ihre getünchten und bemalten Weiber spazieren fahren. Die Wagen der Chinesen find sechszylindrig, während die Siamesen mit den alten Modellen von 1900 zufrieden sind.

Wer die Lieblichkeit der Stadt in vollen Zügen genießen will, muß in der Dunkelheit längs den geheimnisvollen Kanälen wandeln. In einem verankerten Boot sitzen bei einem Licht dunkle Gestalten und verspeisen weißen Reiß. Andere baden in den stillen, seichten Wassern der Ebbe. Gentlemen in schneeweißem Smoking wandeln zum Diner unter Palmen, die phantastisch im magischen Scheine der Osramsterne wedeln, und treten dabei auf manch fette Kröte oder sinken mit ihren belackschuhten Füßen tief in gigantische Wurzeln ein.

Der König wird verbrannt

Heute wird der König von Siam verbrannt

Schon acht Tage steht die goldene Urne, worin der tote König in Fötusart, mit Goldtuch und Goldmaske angetan, Holz. sigt, auf einem hohen Scheiterhaufen von köstlich duftendem

Eigentlich sollte der König schon längst verbrannt sein, da aber ein solches Fest mehrere Millionen kostet und die Staats­tasse eine so hohe Summe nicht sofort zur freien Verfügung hatte, wurde es immer wieder verschoben. Bis dahin wurde die Königsleiche künstlich mit Quecksilber und Honig ernährt, weil nach siamesischer Auffassung eine Leiche auch Hunger verspürt. Die Brühe, die die Leiche in der Zwischenzeit bis zu ihrer Verbrennung von sich gibt, wird aufgefangen. Und gestern wurden also die letzten bengalischen Feuer zu Ehren des Königs Manen abgebrannt und die letzten Schattenspiele vorgeführt. Ich vermute überhaupt, daß das Theater seinen Ursprung in der Leichenverbrennung hat...

Nun geht es los. Um den Scheiterhoufen stehen Soldaten, Brahmanen und Wahrsager. Jedermann trägt eine Flamme zum Holzstoß und hoch schwelgen Feuergarben und Rauch. So geht in Siam der König schlafen!...