DAS BUNTE BLATT
Emigrant an seine Frau
Blitze fielen hernieder
Und trafen uns.
Aber was konnten sie zerstören?
Was konnte in Ungewittern untergehen? Das Wohlbehagen und das Sattsein, Der Firnis und der Schellenklang.
Nun tritt die Blöße hervor,
Der Sinn des Seins hinter dem Scheln- Für uns Verlorene und Vereinte.
Ich sehe die Falten auf deiner Stirn,
Das feine Sorgennetz
-
Ueber deinem bangen und gütigen Auge. Denn ich weiß, warum du gelitten,
Was dich gequält, hingeworfen, hochgehoben; Die Liebe und nichts als die Liebe,
in deren Mantel dein Leben gehüllt ist. Wissend geworden im Leiden, Schmerzensreich gebeugt durch die Angst, glüht heute zwischen uns
eine Brücke in leuchtenden Bohlen- Heute und in Aeonen.
Wenn auch die Wege des Daseins verwehn, Wir werden uns immer wiedersehn, Da wir die Dornen zu segnen beginnen, Die uns stachen, draußen und drinnen. Denn mit den letzten Schatten und Zeichen Werden wir beiden uns ahnen und gleichen. Robert Ranger,
Der kleinste Mann der Weft
Der kleinste Mann der Welt soll derzeit ein Bosnier sein, der nur 49 Zentimeter groß ist. Er ist etwa sechzig Jahre alt und Bauer. Er besitzt einen Hof, den er sehr gewissenhaft bewirtschaftet, und will sich nicht für Geld sehen lassen, obwohl verschiedene Impresarios ihm Millioneneinnahmen versprochen haben, wenn er mit ihnen eine Gastspielreise durch die Welt machen wollte. Er zieht es aber vor, seinen Acker zu bauen und das ruhige Leben eines Privatmannes zu führen.
TAGLICHE UNTERHALTUNGS- BEILAGE
Der reichiste Engländer ist tot..
Vor einigen Tagen ist der reiche englische Schiffsreeder Sir John Ellerman gestorben. Nun erfährt man etwas über sein Testament: Ellerman hat seinem Sohn ein Vermögen von 30 Millionen Pfund hinter lassen, das sind weit mehr als eine Milliarde Schilling. Vier Zehntel davon kassiert allerdings der englische Staat als Steuer ein...
Es war der reichste Mann Englands. Sein Jahreseintommen überschritt eine Million Pfund. Seine größten und bedeutendsten Geschäftsinteressen lagen auf dem Gebiet der Schiffahrt, daneben war er einer der zwei oder drei größten Grundstücksbesitzer Londons . Bis vor kurzem beherrschte er außerdem einen bedeutenden Teil der englischen Brauindustrie. Von besonderem Interesse dürfte die Tatsache sein, daß Sir John Ellerman deutscher Abstammung ist. Er wurde im Jahre 1862 als Sohn des damaligen deutschen General konsuls in Hull , der mit einer Engländerin verheiratet war, geboren.
Jit welundzwanzig Jahren ein Bankier
Wie so viele, die später im Leben ihren Mann gestanden haben, taugte auch der junge Ellerman in der Schule nicht viel. Nach manchen vergeblichen Versuchen gab ihn sein Vater schließlich in die kaufmännische Lehre, in ein kleines Bankgeschäft in London . Hier bewährte er sich so gut, daß man dem jungen Menschen, der inzwischen neunzehn Jahre alt geworden war, einen leitenden Posten antrug.
Sein Ehrgeiz ging jedoch weiter. Als sein Gegenvorschlag, ihn als gleichberechtigten Teilhaber aufzunehmen, nicht afzeptiert wurde, machte er sich kurzerhand selbständig. Schon nach kurzer Zeit hatte er sich durchgesetzt.
Er war noch nicht ganz zweinndzwanzig Jahre alt, als sich sein monatliches Einkommen als Chef der fleinen City- Privatbank bereits auf mehrere tausend Pfund belief.
Fünf Jahre später gründete er dann mit eigenem Geld seine erste Finanzierungsgesellschaft der bald mehrere der bald mehrere folgen sollten und tat damit den für sein Leben entscheidenden Schritt.
Der Tonnagesauberer
Mit der ihm eigenen Energie und Zähigkeit stürzte er fich alsbald auf das ihm völlig unbekannte Gebiet des Fracht
schiffahrtswesens. Als erste taufte er die Leyland- Linie auf, die vollständig banterott war. Schon nach kurzer Zeit warf das Unternehmen wieder nicht nur Gewinn ab, sondern florierte so gut, daß sich die J.- P.- Morgan- Gruppe dafür interessierte.
Der Berkauf tam im Jahre 1901 zustande und warf Sir John Ellerman einen Zwischengewinn von etwa anderthalb Millionen Pfund in den Schoß.
Kurze Zeit darauf sicherte er sich die Aktienmehrheit dreier neuer Linien, der City, der Hall- und der Bucknall- Linie. Auch diese Unternehmungen gehörten bald zu den aussichtsreichsten und gewinnbringendsten Gesellschaften in England. Seine Tätigkeit und seine Arbeiten waren von solchem Erfolg begleitet, daß man ihm allmählich den Spiznamen Der Tonnagezauberer" gab.
Schiffahrtslinien, die nicht mehr ein noch aus wußten, tamen einfach zu Ellerman. Er übernahm sie alle und machte meist schon nach Jahresfrist Unternehmungen daraus, die wieder sehr erkleckliche Gewinne abwarfen.
Kein Krieg ofme Ellerman
Wenige Jahre nach dem Verkauf der Leyland- Linie kon trollierte Ellerman bereits 300 Schiffe. Jm Burenkrieg stellte er einen großen Teil dieser Tonnage der Regierung zur Verfügung; das gleiche tat er während des Weltkrieges. Damals wurde die Tonnage seiner Flotte, die zudem fast ausschließlich sein Privatbesitz war, bereits auf ein Achtel der Gesamttonnage der englischen Handelsschiffahrt überhaupt geschätzt und im Jahre 1920 wurde sein in der Schifffahrt investiertes Rapital auf 11 Millionen angegeben.
Sir John Ellerman hatte jedoch, wie bereits gesagt, nicht nur ausgedehnte Schiffahrtsinteressen, sondern war ein richtiger All- round- Geschäftsmann". Auf das Grundstücksgeschäft hat er sich erst nach dem Kriege geworfen. 1930 wurde sein in Grundstücken angelegtes Kapital auf drei Millionen Pfund geschätzt. Er besaß Häuser überall in der City, außerdem im vornehmen Westend, und fast die ganze OxfordStreet gehört ihm. Allein eines der Grundstücke, im Earls Court, daß er vor drei Jahren kaufte und kürzlich wieder verkauft hat, war mit 1150 Häusern bebaut und enthielt au 200 Siedlungsblöcke.
Und nun ist er tot...
Aus einem Artikel von Henri Michang in " La Nouvelle Revue Francaise", Paris ."
Der Chinese ist der geborene Handwerker. Alles, was man durch Basteln finden kann, hat der Chinese erfunden, bzw. gefunden: Schubkarre und Buchdruckerkunst, Schießpulver und Spindel, Papierdrachen und Tarameter, Wassermühle und Anthropometrie, Akupunktur und Blutzirkulation, möglicherweise den Kompaß und noch viele andere Dinge. Die chinesische Schrift sieht wie die Sprache eines Unternehmers aus, wie eine Zusammenstellung von Werkstattzeichen.
Der Chinese ist Handwerker, und zwar ein äußerst geschickter. Er hat die Finger eines Pianisten.
Ohne Geschicklichkeit kann man unmöglich Chinese sein. Selbst zum Essen ist eine gewisse Geschicklichkeit nötig, wenn man sich dazu nach chinesischer Art zweier Stäbchen bedient. Und diese Geschicklichkeit ist gewollt. Der Chinese hätte, wie hundert andere Völker es taten, auch die Gabel erfinden und sich ihrer bedienen können. Aber solch ein Instrument, dessen Handhabung keinerlei Geschicklichkeit erfordert, widerstrebt ihm.
In China gibt es den unsfilled worker" nicht.
Gibt es etwas Einfacheres als die Arbeit des Zeitungsausrufers? Der europäische Straßenverkäufer ist ein groß mäuliger, aufgeregter Bengel, der unter Aufbietung aller Kraft aus vollem Halse seine Blätter ausschreit und einen dabei beinahe umrennt. Der chinesische Zeitungsverkäufer geht als Fachmann zu Werke. Er schäßt die Straße, die er vor sich hat, nüchtern ab, stellt fest, wo sich etwaige Käufer aufhalten, und schickt seinen Ausruf, indem er die Hände als Schalltrichter an den Mund legt, bedächtig und zielbewußt, je nachdem, hier zu einem Fenster hinauf, dort in eine Menschengruppe hinein. Wozu blind darauflosbrüllen und die Stimme ins Leere schleudern?
Sogar der chinesische Bandit ist ein qualifizierter Fachmann, der seine eigene Berufstechnik hat. Es ist durchaus nicht sozialer Haß, der ihn beseelt. Er tötet niemals zwecklos. Es ist nicht der Tod seiner Opfer, sondern ihr Lösegeld, um das es ihm geht. Er bemißt den Schaden, den er zufügt, mit peinlicher Genauigkeit, schneidet dem Opfer einen Finger nach dem andern ab und schickt ihn mit Lösegeldforderungen und wohl abgewogenen Drohungen der Familie zu.
In der ganzen übrigen Welt pflegen sich die Lastträger wahllos Kopf, Rücken und Schultern, so weit es eben geht, zu beladen. Man kann nicht gerade behaupten, daß sie mit viel Verstand zu Werke gehen. Die Chinese aber hat aus dem Lastentragen eine Präzisionsarbeit gemacht. Wenn er Möbel zu transportieren hat, hängt er sie auf ein über die Schulter gelegtes starkes Bambusrohr, indem er es so einrichtet, daß die Last, die er auf dem Rücken, und diejenige, die er vorne trägt, sich vollkommen die Waage halten.
Bescheiden, mit Späheraugen und den obligaten Filzpantoffeln, die Hände in den Aermeln, jesuitisch, mit dick aufgetragener Harmlosigkeit, aber zu allem bereit, so tritt dir der Chinese entgegen.
Aber plößlich fällt von diesem gallertartigen Gesicht die Maste, und dann kommt eine rattenartige Behendigkeit zum Vorschein.
NOU
Die chinesische Liebe gleicht der europäischen Liebe nicht. Die Europäerin liebt mit Leidenschaft, und dann plöglich, auf dem Bettrand, überfällt sie der Gedanke an den Ernst des Lebens, an sich selber oder an gar nichts, und sie hat dich vollständig vergessen.
Die arabische Frau gleicht einer Meereswelle. Der Bauchtanz ist nicht nur eine Schaustellung für die Augen, nein, der Wirbel wälzt sich auf dich und reißt dich mit sich fort, bis du schließlich, selig und befriedigt, ohne ganz zu wissen, was und wie dir geschah, wieder zu dir kommst. Aber dann versinkt auch sie in Träumereien, ganz Arabien drängt sich zwischen euch, und alles ist zu Ende.
Ganz anders die chinesische Frau. Hast du sie zu dir genommen, so brauchst du viele Tage, um dich wieder von ihr zu lösen. Denn sie beschäftigt sich mit dir, wie wenn sie dich zu pflegen hätte. Sie wendet sich niemals von dir ab, sondern bleibt mit dir verschlungen wie der Efeu, der nicht selb= ständig, ohne Halt, leben kann. Selbst dem unruhigsten Manne bleibt sie immer nahe und leicht wie ein Bettuch; fie
ist gefällig, ohne irgendwie unterwürfig zu sein, mit Verständnis und Takt.
dieselbe Frau gefieiratet
Der Kaufmann B. in Wien heiratete im Jahre 1902 nach römisch- katholischem Ritus. Im Jahre 1914 ging diese Ehe in Brüche. Im Jahre 1921 suchte der Mann beim Magistrat um eine Dispens an. Der Magistrat erteilte die Dispens, der Mann trat aus der katholischen Kirche aus und der altfatholischen Kirche bei, ebenso seine Braut. Diese zweite Ehe wurde durch seine geschiedene Gattin im Jahre 1926 angefochten und sowohl vom Zivillandesgericht als auch vom Oberlandesgericht für ungültig erklärt. Nun versuchte der Mann neuerlich sein Glück. Wieder suchte er um die Er teilung der Ehedispens an, die ihm nun ein zweites Mal von der Wiener Landesregierung im Februar 1929 erteilt wurde. Zwei Monate darauf heiratete der Raufmann seine ungültige Dispensfrau" ein zweites Mal.
Die geschiedene Frau erwies sich aber als eine äußerst hartnäckige Gegnerin, denn sie focht nunmehr die Gültigkeit auch dieser zweiten Dispensehe an. Schüßend stellte sich der Chebundsverteidiger vor die treu zueinanderhaltenden Dispensgatten. Umsonst: das Gericht erklärte die Ehe neuerlich für ungültig. In der Urteilsbegründung aber ließ sich das Gericht doch wenigstens zu der Feststellung herbei, daß die Dispensgatten fein Verschulden an der Ungültigkeit der Che treffe.
Lachen nicht verlernen
Die große französische Filmgesellschaft drehte einen Marnefilm. Die Hauptszene bildete der Rückzug der Deutschen .„ Die Amerikaner verfolgen den fliehenden Feind," kündete der Titel.
„ Das ist doch falsch," bemerkte der Kritiker, die Amerikaner waren doch gar nicht an der Marne ."
Der Regisseur lächelte:„ Ich weiß. Aber ich rechne bei dem Film mit dem Amerikageschäft. Die Amerikaner freuen sich doch wie Kinder darüber, wenn sie das sehen."
Bilderhandel
" Ist dieser Rubens auch echt?"
Der Händler schwor: Und ob! Ich gebe Ihnen drei Jahre Garantie."
Im Teegeschäft
„ Sie wollen etwas Tee haben, Frau Hartung, welche Sorte wünschen Sie denn indischen, chinesischen oder Ceylontee?" Nein, nein, geben Sie mir doch mal Feifoklocktee, den babe ich so rühmen hören!"
Aber, Männe, wo fommst du denn her?" Von einem Wiegenfest."
Nicht zufrieden
Frau Schönwald ist eine etwas streitbare Dame. Neulich mußte sie wegen ihrer Gallensteine operiert werden. Einige Zeit nach der Operation trifft der Arzt ihren Gatten auf der Straße.„ Nun, Herr Schönwald, ist die Operation bei Ihrer Gattin nicht gut verlaufen?"
„ Das wohl, Herr Doktor", meint er fummervoll,„ die Steine find ja nun entfernt, aber die Galle, die haben Sie fizzen gelassen!"
Erziehung
„ Ich habe dich in letzter Zeit öfter beim Lügen ertappt, mein Sohn! Versprich mir, daß du dir das abgewöhnen willst!"
Jawohl, Papa!"
„ Also, gut! Nun geh' mal ans Telefon, es hat eben ge Klingelt, und wenn jemand nach mir fragen sollte, dann sag' ich sei nicht zu Hause...!"
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