Löhne und Gehälter sinken

Die Presse muß die Senkung verschweigen

Der ,, soziale Waffenstillstand"

Die Nationalsozialisten rühmen sich in ihren Zeitungen und in den Verlautbarungen des Rundfunks, in Deutsch  land einen sozialen Waffenstillstand" zuwege gebracht zu haben. Sie preisen es als einen riesenhaften Erfolg", die Gestaltung der Lohn- und Arbeitsbedingungen, wie sie von dem von ihnen so bekämpften System" geschaffen wurden, zu Konservieren. Selbst wenn man es aber einmal als wahr unterstellt, die Löhne und Gehälter hätten sich bisher im Dritten Reich   nicht verändert, bedeutet das noch immer nicht. daß der Reallohn nicht zu ungunsten der Arbeit­nehmer gesenkt worden ist. Denn es ist zu bedenken, daß in den letzten Monaten eine sehr ins Gewicht fallende Verteurung der Artikel des täglichen Bedarfs einge­treten ist. Milch, Butter, Margarine, Fett, Fleisch, Schuh­waren, Kleidung und in vielen Fällen auch die Miete sind teurer geworden. Der soziale Waffenstillstand" hat aber jede Angleichung der Löhne an die gesteigerten Lebens­haltungskosten verhindert. Wenn man also die Behauptung der Nationalsozialisten, die Höhe des Arbeitseinkommens habe sich nicht verändert, einmal als wahr unterstellt, be­deutet das nichts anderes als eine Sentung des Real­Lohnes um mindestens zehn Prozent. Denn in folchem Umfang wurden die Lebensbedürfnisse der Arbeiter und der Angestellten im und durch das dritte Reich" ver­

teuert.

Die Lohndiktate

In Wahrheit aber existiert der soziale Waffenstillstand" nur auf dem Papier und die Zahl der Lohnsenkungen nimmt von Tag zu Tag an Umfang und Bedeutung zu. Die Werkzeuge, derer sich die Unternehmer bei der Verschlechte­rung der proletarischen Lebenshaltung bedienen, sind in erster Linie die Streisleitungen der nationalsozialistischen Betriebszellenorganisationen.

Diese Kreisleitungen haben keine andere Aufgabe, als jede Lohnsenkung und jede Herabjegung der Akkordzu: schläge im Sinne der nationalsozialistischen Wirtschafts: ordnung gutzuheißen und heilig zu sprechen. Wenn sich dann die Belegschaft weigert, sich einem Lohndiktat au fügen, hat es der Unternehmer sehr einfach: Er wendet sich an die NSBO., und die erklärt jeden Widerspruch gegen die von ihr angeordnete Lohnsenkung als einen an dem britten Reich" begangenen Hochverrat. Ein Beispiel für viele: In Bede in Westfalen   senkte ein Textilunternehmer die Löhne um 25 Prozent. Der- gleich geschaltete und darum nationalsozialistische- Betriebsrat er­hob dagegen Beschwerde und verlangte von dem Arbeitgeber Rücknahme der Lohnsenkung, beziehungsweise ihr Aussezzen bis zur Entscheidung der Kreisleitung der NSBO. Als der Unternehmer darauf erklärte, er sei Herr in seinem Betrieb, und den Lohnabzug sofort durchführen ließ, sah sich der Be­tiebsrat unter dem Druck der Belegschaft.  

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gezwungen,

die sofortige Arbeitseinstellung zu verfügen. Was machte die Betriebsleitung? Sie wandte sich telephonisch an die Kreisleitung der nationalsozialistischen Betriebszellen­organisation.

Von dort aus wurden Polizei und SS. alarmiert und die Verhaftung der nationalsozialistischen Betriebsratsmits glieder angeordnet. Inzwischen find die Mitglieder der Be.

цепом

Die Gegenfäße find so schlimm geworden, daß in der legten Zeit mehrmals Angehörige der Angestelltenfachgruppe der NSBO. gegen Funktionäre des Deutschnationalen Sanbs Iungsgehilfenverbandes mit Gummiknäppeln und Revol vern vorgingen und die einen gegen die anderen SA.. Schlägerkolonnen engagierten.

triebsvertretung vom Schnellgericht zu je brei Monaten Treuhänder der Arbeit"

Gefängnis verurteilt worden, weil sie voreilig" eine Maß­nahme ergriffen hatten, ohne die NSBO. um ihre Ges nehmigung zu fragen.

Dem Unternehmer, der die ganze Angelegenheit provoziert hatte und ohne jede Verständigung mit der Kreisleitung der NSBO. den sozialen Waffenstillstand durch die Lohnsenkung gebrochen hatte, passierte nichts! Es wurde ihm sogar ausdrücklich bescheinigt, im Intereffe der nationalen Pro­duktion" gehandelt zu haben und darum mit seiner Lohn­senkung auf dem richtigen Wege gewesen zu sein!

Aehnliches wie in dem von uns geschilderten Fall passiert in Deutschland   unglaublich häufig. Einige Beispiele dafür: In Berliner   Großhandelsbetrieben wurden mit Genehmi­gung der NSBO." die Gehälter um 15 Prozent gesenkt. In einer Königsberger Metallwarenfabrik kürzte man die At­forde um 20 Prozent. In der westfälischen Textilindustrie sind ebenfalls Lohnsenkungen an der Tagesordnung. Immer ist es die NSBO., die eine Helfershelferrolle zugunsten der Unternehmer einnimmt!

Die gleichgeschalteten

Gewerkschaften

Die gleichgeschalteten Gewerkschaften beschäftigen sich mit drei Dingen. Erstens mit der zwangssweisen Ein­ziehung der Mitgliedsbeiträge, die in vielen Fällen mit Hilfe der Gerichte und der Gerichtsvollzieher eingetrieben werden. Zweitens wird eine geradezu scham­lose Futtertrippenwirtschaft getrieben und das Geld der Gewerkschaften alles mühevoll zusammen­für immer neue Bonzen­getragene Arbeitergroschen

posten verschleudert. Unzweifelhaft muß das in einiger Zeit zu einer Finanzkatastrophe führen, denn lange halten die Kaffen der Gewerkschaften eine derartige Sauwirtschaft nicht mehr aus, und es ist sehr fraglich, wie viele Monate es noch dauert, bis die Unterstüßungseinrichtungen der Gewerk­schaften zahlungsunfähig geworden sind. Da die Nazi jetzt viele Hunderttausende verpulvern, werden sie nachher be­haupten, sie hätten einen roten Sumpf" übernommen und ihre Vorgänger trügen die Schuld an dem Bankrott. Die dritte Beschäftigung der nationalsozialistischen Gewerkschafts­bonzen endlich find Cliquenfämpfe untereinander: jeder kämpft gegen jeden und einer denunziert den anderen. Machtgier, Sucht nach neuen Pöstchen und Revenuen sind die Ursache dieser Auseinandersetzungen.

Die Sondergerichte wüten

Sleben Schreckensurteile vor einem Gericht an einem Tage

Der Stadt- Anzeiger" in Köln   berichtet:

" Am Montag tagte das Kölner   Sondergericht unter dem Vorsitz des Landgerichtsdirektors Greeven. Sieben Fälle kamen zur Verhandlung, in denen Staatsanwaltschaftsrat Heuter die Anklage vertrat. Zunächst wurden drei An­geklagte aus der Untersuchungshaft vorgeführt, zwei Ar­beiter und ein Kellner, denen Sprengstoffbesitz zur Last gelegt wurde. Die Arbeiter gaben zu, den Sprengstoff von einem unbekannten Bergmann   zur Aufbewahrung er­halten zu haben, dann hätten sie aber gehört, daß Haus­suchungen bevorstünden und deshalb den Sprengstoff in einen fremden Keller gelegt. Später hatten beide den Kellner ge­troffen, waren in seiner Begleitung in den Keller gegangen, hatten das Paket mit Sprengstoff herausgeholt und es dem Kellner übergeben. Dann hatte sich der eine Arbeiter ver­abschiedet, der andere war mit dem Kellner in dessen Woh­nung gegangen und hatte ihm gesagt, das Paket enthalte Sprengstoff. Dem Kellner war aber die Aufbewahrung zu gefährlich, er machte deshalb bei der NSDAP  . die Mit­teilung, in seiner Wohnung befände sich Sprengstoff, der dann beschlagnahmt werden konnte. Das Sondergericht erkannte antragsgemäß gegen die Arbeiter auf

fünf und zwei Jahre Zuchthans, gegen den Kellner, gegen den ein Jahr Zuchthaus beantragt wurde, auf sechs Monate Gefängnis.

Weiter wurde ein 26jähriger Schreiner   aus Düren   wegen unerlaubten Tragens der SA.- Uniform

zu sechs Monaten Gefängnis

verurteilt und sofort im Saal verhaftet. Der Angeklagte be= hauptete, er habe sich bei der SA. angemeldet. Ein Bettler, der die Bemerkung gemacht hatte, den Juden ginge es jetzt wie den Bettlern, man gebe ihnen im Suppentopf Gift, damit sie abschwemmten, wurde wegen Verbreitung von Greuelmärchen

zu drei Monaten Gefängnis

und wegen Bettelns zu zwei Wochen Haft verurteilt. Ein 25jähriger Schreiner, der den Gesellentag in München   be­suchte, erhielt dret Monate Gefängnis, weil er bei einem Besuch an der Mosel  , den er auf der Heimfahrt machte, er­zählt hatte, Hitler   habe in München   im Braunen Haus seine Offiziere bei französischem Seft getroffen und gründlich mit ihnen abgerechnet. Selbstverständlich war an der Sache auch nicht ein Wort wahr.

Ein 23jähriger Arbeitsloser schrieb aus dem Gefängnis heraus, in dem er sich seit Januar 1932 befand, an seine Ver­wandten einen Brief, in dem er behauptete, die Regierung fümmere sich nicht um den deutschen Arbeiter, sie sei nur be­strebt, ihn zu schädigen. Vor Gericht behauptete der An­geklagte, er sei der Meinung gewesen, da er keine Zeitungen bekommen und nicht gewußt hätte, daß hinter Hitler   die Par­

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Es ist kein Wunder, daß unter solchen Umständen die Unternehmer freie Bahn bei ihren Lohnabbanaktionen haben. Sie werden dabei auf das lebhafteste von den Treu­händern der Arbeit" unterstützt. Einer dieser neuen Schlichter verkündete kürzlich stolz, die Treuhänder arbeiteten ehren­amtlich". Das ist nun nicht ganz richtig, weil sie Tausende Mark Spesenersaz" erhalten, wichtiger ist aber, daß auf diese Weise die Treuhänder der Arbeit weiterhin ihrem bis­herigen Beruf nachgehen. Die meisten von ihnen sind also Hauptberuflich Unternehmersyndizt und nebenamtlich un­parteiische Schlichter! Mit anderen Worten:

Die deutschen Unternehmerverbände und Handelskammern bezahlen die deutschen Lohndittatoren. Die Treuhänder" der Arbeit, die über die Lohn- und Arbeitszeitreglung entscheiden, find also Untergebene der Arbeitgebers vereinigungen.

Wie unter diesen Umständen ihre unparteiische und über­parteiische" Treuhänderfunktion ausgeübt wird, kann sich jeder Mensch vorstellen. Wir wissen ganz zuverlässig, daß diese Schlichter zahlreiche Schiedssprüche zu ungunsten der Arbeitnehmer abgeändert haben. Allerdings ist es durch eine Verfügung des Leiters der Deutschen Arbeitsfront  " Dr. Len und des Reichspropagandaministers Dr. Göbbels  der deutschen   Presse ausdrücklich verboten, über Gehalts­senkungen, Arbeiterentlassungen und Stillegungen zu berichten.

In Wirklichkeit ist der Reallohn der deutschen Arbeit­nehmer berücksichtigt man die Veränderungen des Real­lohnes und die heimlichen Lohnsenkungen- um mindestens fünfzehn Prozent in der Zeit vom 1. April bis 1. Juli ge­sunken. Wenn man bedenkt, daß das erst die Bilanz eines Vierteljahres ist, wenn man weiter weiß, daß der Abbaubewegung von feiner Seite Einhalt geboten wird, und die Unternehmer ihren Einfluß auf die Lohn­gestaltung von Tag zu Tag mehr ausbauen, kann man sich vorstellen, wie die weitere Gestaltung des Reallohnes und der Lebenshaltung der Arbeiterschaft aussehen wird. Das dritte Reich" ist zu einem Paradies für reaktio= näres Scharfmachertum und zu einer Hölle für die Arbeiter und Angestellten geworden! Es hat innerhalb weniger Monate einen Verelendungs­rekord sondergleichen erreicht, über den die Unternehmer befriedigt schmunzeln, die Arbeitnehmer aber in eine immer größere Verzweiflungsstimmung geraten.

teilen hegerischer Druckschriften zu den geschilderten Maßs nahmen zu greifen und in jedem Falle bekannte frühere Ans gehörige der KPD.  , die sich bis jezt noch nicht in Schußhaft befinden oder wieder entlassen sind, als Geiseln festzunehmen. Jedem früheren KPD.  - Angehörigen soll auf diese Weise zum Bewußtsein gebracht werden, daß er zweckmäßigerweise die Behörde bei der Abwehr weiterer kommunistischer Tätigkeit daß sie ihre Wühlarbeit unterlassen.

tei stand, daß der Kanzler mit den andern Parteien in Ver- unterstüßt oder wenigstens auf seine Genoffen dahin einwirkt, bindung gewesen wäre. Diese Meinung wurde

mit vier Monaten Gefängnis

bestraft mit der Begründung, aus dem ganzen Brief ginge hervor, daß der Angeklagte durchaus über die veränderten bestraft mit der Begründung, aus dem ganzen Brief ginge politischen Verhältnisse im Bilde gewesen sei.

Weiter hatte sich ein älterer kaufmännischer Angestellter zu verantworten, der in einer Wirtschaft SA.  - Leute beleidigt und Hitler beschimpft hatte.

Er kam mit sieben Monaten Gefängnis davon. Dabei betonte der Vorsitzende, die Strafe wäre viel höher ausgefallen, wenn der Verurteilte nicht Kriegsbeschädigter gewesen wäre und nicht in angetrunkenem Zustand gehandelt hätte. Zum Schluß wurde ein 19jähriger Arbeitsdienst freiwilliger, der an seine Eltern im Saargebiet einen Brief geschickt hatte, in dem er sich über die Zustände im Arbeitslager beklagte, zu

acht Monaten Gefängnis

Harte Gefängnisstrafen Flugblätter vernichtet....

Vor dem Thüringer   Sondergericht standen fest mehrere Kommunisten, die Flugblätter hochverräterischen Inhalts mit Greuelmärchen, unwahrheiten über den Reichstags­brand usw. zur Verbreitung vorrätig gehalten hatten. Bei zwei Beschuldigten nahm das Gericht als wahr an, daß die Flugblätter vernichtet worden seien. Troß­dem wurde gegen Lüttich   auf zwei Monate und Frau Rolle auf drei Wochen Gefängnis erkannt, weil verbotene Flugblätter der Polizei abgeliefert werden müssen, was hier nicht geschehen ist.

Ehestandsbeihilfen

verurteilt. Zunächst waren die Schilderungen im Brief völlig Ein großer Schwindel

aus der Luft gegriffen, was der Angeklagte auch zugab mit dem Bemerken, er habe nur Geld von seinem Vater haben wollen und deshalb alles so schlecht geschildert. Diesen Brief hatte er aber auch von Kameraden unterschreiben lassen, die einen Gruß mitschreiben sollten und von dem Inhalt keine Kenntnis hatten, um die Glaubwürdigkeit des Briefes zu er­höhen. Tatsächlich hatte der Brief in bestimmten Kreisen des Saargebiets als willkommener Anlaß gedient, sich mit seinem Inhalt in einer deutsch   feindlichen Zeitung zu befassen. Mit Rücksicht auf den großen Schaden fiel gegen den Angeklagten die Strafe besonders hart aus."

Da wir nach dem Jargon der Nationalsozialisten zu den " deutschfeindlichen Zeitungen gehören, stellen wir fest, daß uns dieser Brief nicht zugegangen ist. Wahrscheinlich ist der Inhalt des Briefes wahr, und nur die Erzählung über die deutschfeindliche Zeitung ist erfunden.

Geisel- Barbarci

Die ,, Vergeltung" wird ausgebaut

wtb. Dortmund  , 3. Aug. In der Nacht zum Mittwoch wurde der SA.- Scharführer Kurz von vier Kommunisten überfallen und durch einen Unterarm- Schuß verlegt. Die Täter konnten in der Dunkelheit unerkannt entkommen. Als Gegenmaßnahme wurden von der Staatspolizeistelle fofort vier Kommunisten, die in der Nähe des Tatortes wohnen, als Geiseln festgenommen. Da sich die Uebergriffe der Koms munisten in letzter Zeit wieder vermehrt haben, sieht sich die Staatspolizeiftelle gezwungen, in Zukunft auch beim Vers

Ehestandshilfe in Hitler  - Deutschland  . Die Dum men sind begeistert. Und lassen sich einfangen. Die Klügeren rechnen sich diesen im Zusammenhang mit dem braunen Ar­beitsbeschaffungsprogramm in Aussicht gestellten Kredit zur Anschaffung von Hausrat so aus: Man verspricht mir und meinem Bräutigam tausend Mark. Die müssen wir in acht Jahren abzahlen. Legen wir auch nur zehn Mark monatlich vom Einkommen weg, so ist das viel. Mehr, als sich sonst ein Arbeiterhaushalt hente für Anschaffungen leisten kann. Werden wir es überhaupt können? Wir kriegen ja den Kredit nur unter der Bedingung, daß ich aus meinem Be­ruf ausscheide. Das bedeutet einen Monatsverlust von 80 Mart, im Jahr von 960 Mart, in acht Jahren von 7880 Mart. Wir verlieren also fast achtmal so viel Geld, als die Regierung uns- borgt. Also pfeife ich auf das Braut­geschenk des Führers.

Hochbezahlte Spitzel

Hütet euch!

Die in den legten Tagen gemeldeten Verhaftungen zahls reicher Kommunisten wurden der Regierung von der Ges heimen Staatspolizei, die offenbar hochbezahlte Spigel in illegale Organisationen hat hineinschmuggeln können, wie auf Rommando geliefert, um in der nenen kommunistischen  Gefahr einen Vorwand für neue Blutgefeße zu schaffen, bem die Regierung jezt auch einige barbarische öffentliche Hin. richtungen folgen lassen will, um die Zersegungserscheinungen in den Reihen der eigenen Anhänger durch Abschreckung aus rückzudämmen.