Unser Fränzchen

Wird ihm der Berliner   Boden zu heiß?

Paris  , 3. Aug.( Jupreß.) Durch eine Indiskretion der

Deutsch  - französische Zuspitzung

Deutschen Allgemeinen Zeitung" ist bekannt geworden, daß Kammer- Debatte- Auch der Völkerbundsrat soll Sitzung planen

die von Paris   aus verbreitete Meldung, der Vizekanzler von Papen habe Ende Juli Paris   in einer belitaten" Mission aufsuchen wollen, den Tatsachen durchaus entsprochen hat. Die " DAZ." hat angedeutet, Herr von Papen habe diese seine Ab­ficht teineswegs aufgegeben.

Wie wir erfahren, hatte Papens Reiseplan das Ziel, für den jetzt offiziös angekündigten deutschen   Diplomatenschab insofern Vorkehrungen zu treffen, als Herr von Papen, deffen Vizekanzlertätigkeit demnächst ein Ende finden dürfte, ganz besondere diplomatische Fähigkeiten beweisen wollte. Der deutsche   Vizekanzler wollte den Versuch unternehmen, die französische   Diplomatie für sich einzunehmen und soll sogar vorgefühlt haben, um die maßgebenden Persönlichkeiten zu veranlassen, anläßlich der bevorstehenden Abberufung des deutschen   Botschafters aus Paris   bei der deutschen   Regierung den Wunsch zu äußern, Papen an Stelle von Köster zum deutschen   Botschafter in Paris   zu machen.

Der Plan dürfte nach jeder Richtung von vornherein als abwegig zu betrachten sein.

Prominenter Zuwachs

Im Konzentrationslager

Baron von Reibniz, früher sozialdemokratischer Mi­nisterpräsident von Medlenburg, wurde in ein Konzentra: tionslager gebracht. Der Leipziger Universitätsprofessor Dr. Gerhard Keßler, wurde in ein Konzentrationslager gebracht, weil er, übrigens lange vor der Machtergreifung Hitlers  , als Nationalökonom das Wirtschaftsprogramm des Nationalsozialismus kritisiert hatte.

Reßler, ein Schüler des berühmten Nationalökonomen Karl Bucher  , war der bedeutendste unter den jungen deutschen  Volkswirtschaftslehrern. Als aufrechter Demokrat ließ er sich nicht, wie viele andere, unter das braune Joch zwingen. Jezt wird Rache an ihm vollzogen...

,, Die Reihen fest geschlossen" Austritt aus der SA. wird mit Konzentrationslager bestraft

Berlin  , 3. August.  ( Inpreß.) Ein Befehl der obersten SA.­Leitung verpflichtet alle SA.- Führer, SA.- Leute, die auch nur den Wunsch äußern, aus der SA. auszutreten, sofort der Ge­heimen Staatspolizei zu melden. Diese Leute sollen sofort verhaftet und ins Konzentrationslager gebracht werden,

Wir haben kein Programm

Heidelberg  , 8. Aug.( Inpreß). Im Institut für Zeitungs­

Hitler- Deutschland kommt immer stärker in Bedrängnis. Die Entführung zweier französischer Staats: bürger aus dem Saargebiet hat, wie wir schon berichteten, zu einer offiziellen Note an die Reichsregierung geführt. Das gleiche ist durch den Präsidenten nog geschehen. Sollte die deutsche Regierung die verschleppten von seiten der Regierungskommission des Saargebietes Personen nicht unverzüglich freilassen und sie ins Saar­gebiet zurückbefördern lassen, wird sich, wie die Blätter meinen, die sofortige Einberufung des Völ­kerbunds rates zu einer außerordentlichen Session nicht vermeiden lassen. Es steht jedem Natsmitgliede frei, die Einberufung des Conseils zu einer außerordentlichen Sizung zu verlangen.

Die Ere nouvelle" hat zu dieser Frage folgenden Kommentar veröffentlicht:" Gestern haben wir erfahren, daß die Berliner   Regierung auf die Note der Saarregierung wegen der Entführung von zwei Franzosen und einem Saar­ länder   mit einer einfachen Empfangsbestätigung geantwortet hat. Welch ein Hochmut und welch eine Anmaßung in diesem Empfangsschreiben! Aber es kommt noch besser. Gestern hat man wieder in Trier   und in Zweibrüden zwei Saarländer  verhaftet. Das ist in Wirklichkeit die eigent liche Antwort sitlers auf die Protefte der Repräsens tanten des Völkerbundes, der Berteidiger der Menschheits­rechte und des Völkerrechts."

finden uns heute vor einer ernsten internationalen Lage, vor Der Quotidien" schrieb zur gleichen Frage: Wir be gefährlichen Problemen, die nicht durch Schweigen und offizielle Nichtbeachtung gelöst werden tönnen. Wir dürfen Hitler   und Göring   nicht ohne zu bremsen, ben Abhang hinuntergaloppieren lassen, an deffen Fuße... Durch unsere Klugheit, durch unsere Vernunft und auch durch unsere Festigkeit müssen wir uns einen Krieg er: sparen."

Hitlerpresse für Menschenraub

Man schreibt uns: Was sich die von Hitler   ausgehaltene Presse an der Saar   herausnehmen darf, beweist eine Ueber­schrift in der" Saarbrücker Zeitung  ". Ueber der Havas­meldung, daß Frankreichs   Botschafter bei der Regierung in Berlin   eine Protestnote wegen der Entführung fran= zösischer Staatsangehöriger eingereicht hat, steht dick und fett Frankreich   mischt sich in Saarangelegen­

heiten". Demnach scheint das Hitler- Blatt anzunehmen, daß Frankreich   seine Staatsbürger schutzlos irgendwelchen Hitler  - Banditen preisgeben soll. Nehmen wir einmal fol­genden Fall an: eine Schar von französischen   Kommunisten dränge in die Pfalz   ein, schleppte einige Reichsdeutsche über die Grenze und die französische   Regierung ließe sich 10 Tage Zeit, bis sie auf den Zwischenfall überhaupt nur reagierte. Auch dann nur mit dem fühlen Hinweis, daß sie Erhebungen anzustellen beabsichtige. Wie würde dann die Hitler- Presse toben!

Grenzzwischenfälle sind, solange nun einmal Grenzen bestehen- und die Hitler- Presse will doch die Grenzmauern noch höher haben als bisher

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stets eine heifle Angelegen­heit gewesen. Darum muß jeder, der hüben und drüben dem Frieden dienen will, die Grenzen achten. Die Hitler- Prense im Saargebiet reizt aber zu Grenzverlegungen, und zwar nicht erst jebt, geradezu auf, indem sie Straflosigkeit für diejenigen verlangt, die ihren polis tischen Fanatismus an Leib und Leben ihrer Gegner aus­lassen.

Eine holländische Stimme

" Het Volk", die sozialistisch- holländische Zeitung, äußert sich wenig schmeichelhaft über die Schwäche, die man an gesichts der Entführung von zwei Franzosen gegenüber Hitler- Deutschland beweist. Es schreibt:

Wenn dergleichen auf dem Balfan passiert, beteuert die Regierung, deren Untertanen die Banditen sind, ihre un­bedingte Unschuld und ihr lebhaftes Bedauern. Sie ver spricht die sofortige Befreiung der entführten Personen und gleichzeitig die Bestrafung der Banditen. Allerdings hängt die Erfüllung der Versprechungen von der Autorität der Regierung gegenüber den Banditen, aber auch von dem Ansehen und der Autorität ab, welche die herausgeforderte Partei besitzt.

Die beleidigte Regierung ist in diesem Fall nicht allein die Regierungskommission des Saargebietes, sondern auch die französische   Regierung und schließlich der Völkerbund  . Die französische   Regierung, die unter Daladier und Paul- Boncour   eine friedliche Haltung behauptet, zeigt eine vorsichtige und würdige Zurückhaltung.

Man fragt sich, welche Sprache Hitler  , Göring   und die gleichgeschaltete deutsche Presse geführt haben würden, wenn deutsche   Staatsangehörige auf deutschem Boden von Franzosen   entführt und in Frankreich   gefangen gesetzt worden wären!

od sid

Belagerungszustand in Straßburg  

wissenschaft sprach der badische Pressechef Moraller über Schwere Zusammenstöße- Barrikaden wurden gebaut

Staat, Propaganda und Presse. Aus seinen Ausführungen ist der Satz bemerkenswert: Sie erinnern sich, daß man uns Nationalsozialisten vorwarf, wir hätten kein Pro­gramm. Nun, im Sinne unserer Kritiker hatten wir auch keines, denn das Leben läßt sich nicht in Programme pressen." Es läßt sich nur in Konzentrationslager pressen.

Horst- Wessel­Nationaldenkmal" Zwangsspenden und Fronarbeit

Einer Mitteilung des Leiters des Freiwilligen Arbeits­dienstes für Niedersachsen   zufolge sind für den Bau des ge­planten Horst- Wessel- Nationaldenkmals im Süntel   60 000 Tagewerke des Freiwilligen Arbeitsdienstes bewilligt wor den. Der Auftrag zum Beginn der Bauarbeit ist bereits erteilt, mit den Vermessungen wird sofort begonnen. Der Denkmalsausschuß fordert schon jetzt alle Volfsgenossen auf, durch Spenden zu dem großen Wert beizutragen.

Die Fahnen hoch"

Nazibonze brennt mit der Kasse durch

Der frühere Fremdenlegionär Michels war der Kassierer der Ortsgruppe Geldern. Er hat jetzt die Kasse um den Be­trag von 4000 Mart bestohlen und sich selber dünne gemacht. Aus der separaten SA- kasse hat er noch 600 Mark und einem SA.- Mann den Sonntagsanzug mitgenommen. Die Behörden haben für bie Festnahme des feinen Mannes eine

Straßburg  , 4. August 1938.( Eig. Drahtb.) Während man in den Vormittagsstunden des Donnerstag noch vielfach vermutete, daß auf Grund der Intervention des Arbeitsministeriums der Straßburger Generalftreit in März beendet sein würde, hat sich die Lage im Laufe des geftrigen Nachmittags sehr erheblich verschärft. Es tam zu solch schweren Unruhen und Zusammenstößen, daß am heutigen Morgen

der Belagerungszustand verhängt

worden ist. Niemand darf stehen bleiben. Durch die Straßen patrouilliert andauernd Polizei und Militär. Die ganze Stadt ist in unbeschreiblicher Aufregung. Die Zuspigung begann damit, daß sich im Solidaritätsstreit mehr und mehr Arbeiter anderer Industriezweige anschlossen. Die Zahl der Streifenden stieg schließlich auf etwa 20 000. In den Nachmittagsstunden begannen die Unruhen. Aus ver schiedenen Lokalen heraus wurden Gendarmen mit Gläser beworfen und auch beschossen. Daraufhin ging die Polizei überall mit großer Schärfe vor. Es kam zu Straßenschlachten, die sich noch steigerten, als in den zwischen dem Gutenbergplag und dem Corbeauplatz gelegenen Stadtteil regelrechte Barrikaden gebaut wurden. Verlegungen, auch von Polizeibeamten, erfolgten in zahlreichen Fällen, ebenso wurden Dugende von Verhaf:

tungen vorgenommen. Schließlich wurde während der Nacht auch noch Militär zum Abräumen der Barrikaden eins gefest

Die Schuld an dieser Zuspigung wird, abgesehen von dem überaus schroffen Vorgehen der Polizei, hauptsächlich wilden Elementen zugeschrieben, die die Situation in Straßburg   zu besonderen Demonstrationen ausnutzen wollten. Sicherlich find auch kommunistische Einflüsse am Werke. Leider sind nur etwa 10 Prozent der am Streit Beteiligten organisiert, so daß sie Mahnungen der Gewerkschaften, Ruhe und Besonnenheit zu bewahren, nicht den gewünschten Erfolg erreichen konnten. Ein Ende des Streifs ist im Augenblick noch nicht abzus sehen. Im Einvernehmen mit dem Arbeitsministerium ers flärte der Präfekt, daß er jede Vermittlung ablehne, solange nicht wenigstens in den städtischen Betrieben die Arbeit wieder aufgenommen werde.

Stuttgarter   und Saarbrücker   verhaftet?

Paris  , 4. Aug. Einem hiesigen Blatte wird gemeldet, daß hente früh gegen 3 Uhr weitere Verhaftungen in Straßburg   vorgenommen wurden; unter den Verhafteten sollen fich viele Deutsche aus Stuttgart   und Saarbrücken   bes finden, die mit Dolchen und Totschlägern ausgerüstet gewesen seien,

Tiger und Schlange"

Belohnung von 2000 Mart ausgesetzt. A.- Leute erklären, Ein Kampf auf Leben und Tod

daß die Behörden auf die Festnahme des Mannes wert legen, weniger wegen des gestohlenen Geldes usw. und daß die Belohnung so unverhältnismäßig hoch angesetzt wurde wegen dieser Straftaten, als um der Erlangung wichtiger Pläne, u. a. auch über die Ertüchtigung" der deutschen  Jugend..

In Nijmegen  ( Holland  ) haben drei SA  .- Leute holländischen Arbeitern die Fahrräder gestohlen. Sie wurden festgenom men und in das Gefängnis eingeliefert.

Allzu öffentlich

Ein sittlicher Erneuerer

Bei der Hauer- Kirmes in Cleve amüsierte sich der Sturm­führer in sehr eindeutiger, dem sittlichen Programm der Nazis widersprechender Weise mit der Frau des kommissa= rischen Polizeiinspektors Neumeier. Nicht etwa im verbor­genen Winkel, sondern so, daß wie vorgeschrieben Anstoß genommen werden mußte. Man zog ihm, so heißt es, auf der Stelle die Uniform aus.

Segelflugweltrekord

Brandenburg( Oftpr.), 4. Aug. Seit Donnerstag 7.25 Uhr befindet sich der Königsberger   Student der Philologie Schmidt vom Korschenruher Segelfliegerlager aus mit seinem Segelflugzeug Lürzer, Typ Grunau Baby, in der Luft. Heute um 2 Uhr hatte er damit den deutschen   und gegen 7 Uhr den Weltsegelflugreford gebrochen. Man hofft, daß Schmidt bei meiterem guten Winde bis etwa gegen Mittag in der Luft bleiben wird. Der bisherige Weltrekord betrug etwa 22 Stunden. Der Flieger ist wohlauf.

Der Daily Herald" meldet, daß zwischen Göring   u

Göbbels   ein Kampf auf Leben und Tod entbrannt sei, ob=

wohl der Führer" sich um die Versöhnung der beiden

bemüht.

In Berliner   diplomatischen Kreisen spricht man von diesem Streit als von einem Kampf zwischen Tiger und Schlange.

Bis zu dem Tage, an dem Göring fich in brutaler Weise den Posten des Ministerpräsidenten in Preußen sicherte, den Posten des Ministerpräsidenten in Preußen sicherte, hatte man Göbbels   immer als den unzweifelhaften Nach­folger Hitlers   betrachtet.

Jezt ist es Göring  , von dem die nationalsozia: listischen Radikalen sprechen, wenn sie an die Zu funft denken.

Das erste Zeichen der offenen Feindseligkeiten trat in der letzten Woche in Erscheinung, als Frau Göbbels  auf ihre Rolle als Diktatorin der Mode verzichtete.

Ihre Erfolglosigkeit und ihre Unfähigkeit, auch nur das geringste Ergebnis zu erzielen, brachten Göring   in Wut, and Frau Göbbels   zog es vor, auf ihr Amt zu verzichten, als einen aussichtslosen Kampf zu führen.

Das Neueste

Das

Demonstrierende Kommunisten zertrümmerten in Prag  eine Fensterscheibe der deutschen   Gesandtschaft. Drei Personen wurden verhaftet.

Jufolge einer ungeheuren Ueberschwemmung sind brez Brücken des Cherry- Fluffes in Colorado   eingestürzt.

zwischen Göring   und Göbbels  Die Göring  - Klausel

Sicherung gegen den preußischen Autokraten Berlin  , 3. Aug.( Inpreß.) Die Aenderung der Geschäftsordnung des Reichskabinetts, die dem Reichskabinett alle Vollmachten überträgt und den Reichstag grundsäßlich ausschaltet, enthält nebenbei eine Klausel, die als direkte Klausel gegen Göring   gedeutet wird. Das ist die Bestimmung, daß alle Mitteilungen, die von einem Kabinettsmitglied dem Vertreter einer Zeitung in Form eines Interviews gemacht werden, allgemein immer über die Presseabteilung des Reiches geleitet werden .müssen". Die Presseabteilung, das ist Göbbels  , und selbst fachliche Mitteilungen müssen in Abschrift der Presseabtei­lung zugeleitet werden. Görings berühmte aus der Pistole geschossene Konferenz, die eine Reihe von Gesetzen improvi sierte, hat der Hitlerregierung den Anlaß gegeben, zwar vorsichtig, aber eindeutig zu Sicherungsmaßnahmen gegen die Uebermacht des preußischen Autokraten Göring au  greifen.

In Göteborg   wurden drei Kommunisten verhaftet, die unter der Besagung des hier liegenden deutschen   Liniens schiffes Schleswig- Holstein  " Flugblätter verteilen wollten. Der dritte Stratosphären- Ballon- Aufstieg soll nunmehr, wie aus Brüssel   gemeldet wird, bei günstiger Witterung nächste Woche stattfinden. Der riesige Ballon befindet sich unter Bewachung von Luftfahrtruppen, die auch die Ausrüstung des Ballons besorgten,